@lightsoutDer Mikrobiologe Johann Haider von der Universität Marburg hält den "großen Hype", der schon jetzt entstanden sei, durch die Daten im Detail nicht gedeckt, wie er "MDR Info" sagte. Auch nach Ansicht des Biochemikers Karl-Heinz van Pee von der Universität Dresden lässt die Studie keine eindeutigen Schlüsse zu. "Man hat es nicht geschafft, das Ganze Phosphor-frei zu machen", sagte er dem Sender. Man müsse die Biochemie nicht neu schreiben, höchstens eine Fußnote machen.
Dass die im Labor gezüchteten Bakterien nicht ganz ohne Phosphor auskamen, darauf weist auch die Biochemikerin Andrea Rentmeister von der Universität Hamburg hin. "Ein vollständiger Austausch fand nicht statt." Eine Tatsache, auf die auch Studien-Mitautor Paul Davies von der Arizona State University aufmerksam machte. Er räumte daher bereits ein: "Der heilige Gral wäre eine Mikrobe, die komplett ohne Phosphor auskommt."
Bis jetzt nur im Labor gezeigt
Die Entdeckung sei "zwar wissenschaftlich auf jeden Fall eine tolle und auch durchaus sensationelle Erkenntnis", sagt Rentmeister. "Ob wir allerdings deswegen Leben auf anderen Planeten entdecken, ist fragwürdig." Chemisch betrachtet sei es auch nicht so überraschend, dass Phosphor und Arsen gegeneinander getauscht werden können. "Dass es theoretisch geht, war bekannt, nur in Organismen gezeigt, hat es bis jetzt niemand."
Phosphat, das Salz des Phosphors, spielt in den Zellen eine wichtige Rolle. Es ist Bestandteil der DNA und RNA, der Trägersubstanz der Erbinformation. "Auch für den Energiestoffwechsel und Proteine ist es bedeutend", sagt Rentmeister. Arsen- und Phosphorsalze ähneln sich wiederum chemisch; eine Eigenschaft, die Arsen für den Menschen so giftig macht. Arsen-Verbindungen, sogenannte Arsenate, können daher problemlos von unseren Zellen aufgenommen werden - stören dort allerdings den Stoffwechsel.
Bei den Bakterien des Stamms GFAJ-1 aus der Familie der Halomonadaceae war dies nicht der Fall. Zwar wuchsen die Bakterien schneller, wenn sie Phosphor-Verbindungen bekamen. "In Engpässen kann dieser Organismus auch Arsen in die DNA mit einbauen", sagt Rentmeister. "Bis jetzt wurde dies aber nur im Labor gezeigt." Dort sei die Arsen-Konzentration viel höher gewesen als im Schlamm des Mono Lake, aus dem die Bodenproben stammen. "Ob etwas derartiges auch unter natürlichen Umständen passieren kann, ist bis jetzt nicht klar", kritisiert auch der Physiker Gerhard Schwehm von der europäischen Weltraumbehörde Esa.