@xboxHier ein Bericht :
Der Ostsee-Meteorit ist gefunden
von Jan Hattenbach, 16. März 2009, 21:03
Die Sensation ist perfekt: Ein Meteoritenjäger aus Berlin hat auf der dänischen Insel Lolland Bruchstücke des Meteoriten gefunden, der Mitte Januar dort niedergegangen ist und dessen helle Feuerkugel von unzähligen Menschen gesichtet worden war. Ersten Analysen zufolge handelt es sich um einen seltenen und sehr interessanten Fund: einen kohligen Chondriten.
UPDATE, 24.03.2009: Der glückliche Finder beschreibt hier selbst, wie er den Meteoritenfund erlebt hat. Erstaunlich vor allem seine Erkenntnis: Der Meteorit stinkt! (Herunter scrollen!)
Am Abend des 17. Januar 2009 beobachteten tausende Menschen in Mittel- und Nordeuropa eine extrem helle Leuchterscheinung am Himmel. Schnell war klar, dass es sich um eine Feuerkugel handelte - einen sehr hellen Meteor also. Während in den Wochen danach viele Experten mutmaßten, dass womöglich ein Meteorit in die Ostsee niedergegangen war, verfolgte Thomas Grau aus Bernau bei Berlin eine andere Spur: Er glaubte, dass zumindest ein Teil des außerirdischen Besuchers festes Land erreicht hatte.
Trotz Knieverletzung machte sich Grau, der als Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde gilt, auf nach Dänemark. Was wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen aussieht, war in Wirklichkeit ein systematisches Eingrenzen des möglichen Fallgebiets anhand von Videodaten, vor allem aber mit Hilfe von unzähligen Augen- und Ohrenzeugen. Auch wenn sich so das Suchgebiet einengen ließ, dürfte es am Ende immer noch einige Quadratkilometer groß gewesen sein - eine wahre Sisyphusarbeit für einen einzelnen Mann.
Mehrere Wochen dauerte so auch die Suche. Schließlich wurde das fast nicht zu Glaubende Realität: Auf einer öffentlich zugängigen Wiese auf der Insel Lolland fand Grau die ersehnten Meteoritensplitter, eingebohrt in den feuchten Boden, zusammen kaum mehr als eine tischtennisballgroße Masse, etwa 30 Gramm schwer. Das Gefühl, so einen Fund zu machen, kann wohl nur nachvollziehen, wer selbst schon einmal nach den extraterrestrischen Gesteinsbrocken gesucht hat.
Das Material, dunkel und bröselig, entpuppte sich schnell als ein besonders seltener Meteoritentyp: einen kohligen Chondriten. Bei dieser besonderen Form der Steinmeteorite handelt es sich um Material aus dem solaren Urnebel - mithin also um das älteste Material, das wir in unserem Sonnensystem auffinden können. Die Meteoritenreste von der dänischen Wiese können uns also Aufschlüsse über den Urzustand unseres Sonnensystems liefern.
Es ist wahrscheinlich, dass noch weitere Überreste des ursprünglich etwa eine Tonne schweren Meteoriten irgendwo auf Lolland herumliegen. Grau schätzt, dass es noch zwei Dutzend kleinerer Stücke sein könnten. Aus diesem Grund wird der genaue Fundort geheim gehalten. Für die Forscher ist Eile geboten: Kohlige Chondriten verwittern recht schnell, vor allem in feuchtem Klima. Und spätestens im Frühjahr dürfte so mancher auf Äckern schlummernder Meteorit dem Pflug zum Opfer fallen.
Behalten durfte Grau "seinen" Meteoriten übrigens nicht. In Dänemark gibt es seit 1989 ein Gesetz, das es verbietet, solch extraterrestrische Funde zu behalten oder gar außer Landes zu bringen. Nun ist also das Gesetz zum ersten Mal zur Anwendung gekommen: Die Meteoriten wurden in das naturhistorische Museum des Landes nach Kopenhagen gebracht. Das Gesetz schreibt allerdings auch vor, dass der Finder entsprechend entlohnt werden soll. Bleibt also zu hoffen, das Thomas Grau seinen gerechten Lohn für seine mühevolle Arbeit bekommt. Die mediale Aufmerksamkeit jedenfalls ist ihm derzeit sicher.
Mein herzlicher Glückwunsch geht an Thomas für seinen sensationellen Erfolg.
Quelle:
http://www.kosmologs.de/kosmo/blog/himmelslichter/atmosphare/2009-03-16/deutscher-meteoritenj-ger-findet-den-ostsee-meteoriten