Alien Sprache in Entwicklung
27.10.2008 um 22:14Außerirdisch für Anfänger
Verstehen Sie Marsianisch oder Andromedarisch? Geht es nach John Elliott, ist eine Unterhaltung mit Außerirdischen gar nicht so abwegig - denn ihre Sprache würde denselben grammatikalischen Regeln wie die menschliche Sprache folgen, glaubt der britische Linguist. Der Forscher hat nun ein Computerprogramm entwickelt, mit dessen Hilfe man künftig Signale von extraterrestrischer Intelligenz entschlüsseln können soll.
Analyse der Aliensprache
In "Mars Attacks!" - Hollywoods Glaubensbekenntnis an intelligentes Leben außerhalb unseres Sonnensystems - bereitet die Verständigung mit Aliens kein Problem - wenngleich der verbale Austausch mit den "grünen Männchen" in der Science-Fiction-Komödie eindeutig keine Friedensgespräche darstellt. Aber auch mit echten Außerirdischen könnte die Kommunikation funktionieren.
Davon ist zumindest Elliott überzeugt. Der Linguist von der Leeds Metropolitan University in England geht davon aus, dass sich auch außerirdische Intelligenzen mit Hilfe von Wörtern und Sätzen verständigen, die - wie in allen menschlichen Sprachen - bestimmte Muster haben. Anlässlich einer Konferenz zur "Suche nach Lebenszeichen" in Paris präsentierte Elliott ein Computerprogramm, mit dem man künftig in einem Wirrwarr von Signalen solche Strukturen erkennen und isolieren soll.
Frage der Grammatik
Elliott glaubt, dass die Sprache der Aliens ebenso nachvollziehbare grammatische Strukturen haben müsse wie die menschliche Sprache. "Sprache muss auf eine bestimmte Art strukturiert sein, sonst ist sie ineffektiv und schwerfällig", sagte der Forscher dem britischen Magazin "New Scientist". Schließlich ließen sich auch in den Lauten intelligenter Tiere wie Affen, Delfine und Vögel Sprachmuster erkennen.
Das Hauptproblem liege dabei weniger bei den unbekannten Wörtern, die Aliens benutzen würden, als vielmehr im unbekannten grammatikalischen Aufbau, so der Linguist. Elliotts Programm analysiert binäre Zahlencodes - also Codes, die aus Einsen und Nullen bestehen -, indem sie statistisch ausgewertet werden.
...
Schwerpunkt: "Sprechen Sie Wissenschaft?"
"Sprechen Sie Wissenschaft? Wissenschaftssprache im öffentlichen Dialog" heißt eine Initiative von BMWF und Ö1 Wissenschaft. Forscher und Forscherinnen verschiedener Disziplinen reflektieren dabei in science.ORF.at in Gastbeiträgen und Interviews über den wissenschaftlichen Sprachgebrauch und den Bedarf an Wissenschaftskommunikation.
-> Initiative
...
Identifikation von Wörtern und Sätzen
Schon frühere Computerprogramme waren in der Lage, bei gesendeten Signalen zu unterschieden, ob es sich dabei um Musik oder Sprache handelt. Der britische Forscher entwickelte nun eine Software, die zusätzlich Wörter und Sätze identifizieren kann.
Elliott machte sich dazu eine Qualität aller menschlichen Sprachen zunutze: Bestimmte Begriffe wie "wenn" und "aber" klammern zusammenhängende Wortgruppen - sogenannte Phrasen - aus. Maximal neun Begriffe kann eine solche Phrase umfassen - das dürfte zugleich die maximale Informationsmenge darstellen, die wir auf einmal aufnehmen können.
Datenbank aus 60 Sprachen
Je länger derartige Phrasen in unbekannten Signalen seien, desto intelligenter seien die außerirdischen Absender. Diesen Schluss meint Elliott aus Botschaften ziehen zu können, die die durchschnittliche Phrasenlänge überschreiten.
Um einen guten Fundus an unterschiedlichen Sprachstrukturen zu haben, stellt der Linguist eine Datenbank mit 60 menschlichen Sprachen zusammen. Eine Botschaft aus dem All könnte dann mit den Daten verglichen und daraus festgestellt werden, ob die extraterrestrische Mitteilung beispielsweise wie eine Mischung aus Zulu und Inuit aussieht. Um allerdings den Inhalt der Botschaft aus dem All zu verstehen, brauche es immer noch eine Art Wörterbuch, räumt Elliot ein.
Bisher noch keine Signale
Freilich: Um dieses Computerprogramm nutzen zu können, muss man erst einmal eindeutig von Aliens stammende Signale identifizieren. "Bislang haben wir allerdings noch keine derartige Botschaft erhalten beziehungsweise entschlüsseln können", relativiert Peter Ulmschneider.
Der deutsche Astrophysiker beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage nach Existenz von außerirdischem Leben. "Bereits seit den 60er Jahren versuchen SETI-Forscher - Search für Extraterrestrial Intelligence -, systematisch herauszufinden, ob außer uns noch andere Zivilisationen in den unendlichen Weiten des Weltraums existieren", so der emeritierte Professor am Institut für Theoretische Astrophysik der Uni Heidelberg.
-> Sind wir allein im Kosmos?
Relativ geringe Chancen
Die Ambitionen gehen unter anderem auf eine Hypothese der beiden Astronomen G. Cocconi und P. Morrison zurück, die 1959 in einem "Nature"-Artikel vermuteten, dass Mikrowellensignale als interstellares Kommunikationsmittel eingesetzt werden könnten. "Seitdem senden wir einfach gestrickte Signale ins Weltall - in der Hoffnung, irgendwann Antwort zu erhalten", so Ulmschneider.
Die Chancen dafür, dass SETI-Forscher tatsächlich ein extraterrestrisches Signal finden werden, schätzt der Autor von "Intelligent Life in the Universe" (Springer Verlag) als relativ gering ein. "Ich erwarte nicht, dass wir in der nahen Zukunft so eine Botschaft erhalten beziehungsweise entschlüsseln werden - auch wenn die Technik immer besser wird", so der Astrophysiker.
Bewusst einfache Botschaften
Aber der Forscher räumt ein: "Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es belebte Planeten in unseren Galaxien gibt. Im Falle, dass wir also tatsächlich irgendwann Signale von intelligentem Leben erhalten und identifizieren, können wir eigentlich davon ausgehen, dass die Kontakt suchenden Aliens bewusst einfache Botschaften wählen, um die Verständlichkeit zu optimieren."
Und Ulmschneider ergänzt: "Schließlich tun wir dasselbe und beschränken uns bei unseren Versuchen der Kontaktaufnahme auf die grundlegende Information, die wir in unseren Signalen versenden." Einer Entschlüsselung mittels eines Computerprogramms wie jenem von Elliott stünde dann nach seiner Meinung nichts im Wege.
Marsianisch oder Andromedarisch?
Den Optimismus manches SETI-Forschers muss man dennoch bremsen: Bisher haben wir es ja nicht einmal geschafft, die Sprache unserer nächsten Verwandten auf unserem eigenen Planeten, der Menschenaffen, zu entschlüsseln. Wie schwierig wird dann erst Marsianisch? Oder Andromedarisch?
quelle ORF.at
Verstehen Sie Marsianisch oder Andromedarisch? Geht es nach John Elliott, ist eine Unterhaltung mit Außerirdischen gar nicht so abwegig - denn ihre Sprache würde denselben grammatikalischen Regeln wie die menschliche Sprache folgen, glaubt der britische Linguist. Der Forscher hat nun ein Computerprogramm entwickelt, mit dessen Hilfe man künftig Signale von extraterrestrischer Intelligenz entschlüsseln können soll.
Analyse der Aliensprache
In "Mars Attacks!" - Hollywoods Glaubensbekenntnis an intelligentes Leben außerhalb unseres Sonnensystems - bereitet die Verständigung mit Aliens kein Problem - wenngleich der verbale Austausch mit den "grünen Männchen" in der Science-Fiction-Komödie eindeutig keine Friedensgespräche darstellt. Aber auch mit echten Außerirdischen könnte die Kommunikation funktionieren.
Davon ist zumindest Elliott überzeugt. Der Linguist von der Leeds Metropolitan University in England geht davon aus, dass sich auch außerirdische Intelligenzen mit Hilfe von Wörtern und Sätzen verständigen, die - wie in allen menschlichen Sprachen - bestimmte Muster haben. Anlässlich einer Konferenz zur "Suche nach Lebenszeichen" in Paris präsentierte Elliott ein Computerprogramm, mit dem man künftig in einem Wirrwarr von Signalen solche Strukturen erkennen und isolieren soll.
Frage der Grammatik
Elliott glaubt, dass die Sprache der Aliens ebenso nachvollziehbare grammatische Strukturen haben müsse wie die menschliche Sprache. "Sprache muss auf eine bestimmte Art strukturiert sein, sonst ist sie ineffektiv und schwerfällig", sagte der Forscher dem britischen Magazin "New Scientist". Schließlich ließen sich auch in den Lauten intelligenter Tiere wie Affen, Delfine und Vögel Sprachmuster erkennen.
Das Hauptproblem liege dabei weniger bei den unbekannten Wörtern, die Aliens benutzen würden, als vielmehr im unbekannten grammatikalischen Aufbau, so der Linguist. Elliotts Programm analysiert binäre Zahlencodes - also Codes, die aus Einsen und Nullen bestehen -, indem sie statistisch ausgewertet werden.
...
Schwerpunkt: "Sprechen Sie Wissenschaft?"
"Sprechen Sie Wissenschaft? Wissenschaftssprache im öffentlichen Dialog" heißt eine Initiative von BMWF und Ö1 Wissenschaft. Forscher und Forscherinnen verschiedener Disziplinen reflektieren dabei in science.ORF.at in Gastbeiträgen und Interviews über den wissenschaftlichen Sprachgebrauch und den Bedarf an Wissenschaftskommunikation.
-> Initiative
...
Identifikation von Wörtern und Sätzen
Schon frühere Computerprogramme waren in der Lage, bei gesendeten Signalen zu unterschieden, ob es sich dabei um Musik oder Sprache handelt. Der britische Forscher entwickelte nun eine Software, die zusätzlich Wörter und Sätze identifizieren kann.
Elliott machte sich dazu eine Qualität aller menschlichen Sprachen zunutze: Bestimmte Begriffe wie "wenn" und "aber" klammern zusammenhängende Wortgruppen - sogenannte Phrasen - aus. Maximal neun Begriffe kann eine solche Phrase umfassen - das dürfte zugleich die maximale Informationsmenge darstellen, die wir auf einmal aufnehmen können.
Datenbank aus 60 Sprachen
Je länger derartige Phrasen in unbekannten Signalen seien, desto intelligenter seien die außerirdischen Absender. Diesen Schluss meint Elliott aus Botschaften ziehen zu können, die die durchschnittliche Phrasenlänge überschreiten.
Um einen guten Fundus an unterschiedlichen Sprachstrukturen zu haben, stellt der Linguist eine Datenbank mit 60 menschlichen Sprachen zusammen. Eine Botschaft aus dem All könnte dann mit den Daten verglichen und daraus festgestellt werden, ob die extraterrestrische Mitteilung beispielsweise wie eine Mischung aus Zulu und Inuit aussieht. Um allerdings den Inhalt der Botschaft aus dem All zu verstehen, brauche es immer noch eine Art Wörterbuch, räumt Elliot ein.
Bisher noch keine Signale
Freilich: Um dieses Computerprogramm nutzen zu können, muss man erst einmal eindeutig von Aliens stammende Signale identifizieren. "Bislang haben wir allerdings noch keine derartige Botschaft erhalten beziehungsweise entschlüsseln können", relativiert Peter Ulmschneider.
Der deutsche Astrophysiker beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage nach Existenz von außerirdischem Leben. "Bereits seit den 60er Jahren versuchen SETI-Forscher - Search für Extraterrestrial Intelligence -, systematisch herauszufinden, ob außer uns noch andere Zivilisationen in den unendlichen Weiten des Weltraums existieren", so der emeritierte Professor am Institut für Theoretische Astrophysik der Uni Heidelberg.
-> Sind wir allein im Kosmos?
Relativ geringe Chancen
Die Ambitionen gehen unter anderem auf eine Hypothese der beiden Astronomen G. Cocconi und P. Morrison zurück, die 1959 in einem "Nature"-Artikel vermuteten, dass Mikrowellensignale als interstellares Kommunikationsmittel eingesetzt werden könnten. "Seitdem senden wir einfach gestrickte Signale ins Weltall - in der Hoffnung, irgendwann Antwort zu erhalten", so Ulmschneider.
Die Chancen dafür, dass SETI-Forscher tatsächlich ein extraterrestrisches Signal finden werden, schätzt der Autor von "Intelligent Life in the Universe" (Springer Verlag) als relativ gering ein. "Ich erwarte nicht, dass wir in der nahen Zukunft so eine Botschaft erhalten beziehungsweise entschlüsseln werden - auch wenn die Technik immer besser wird", so der Astrophysiker.
Bewusst einfache Botschaften
Aber der Forscher räumt ein: "Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es belebte Planeten in unseren Galaxien gibt. Im Falle, dass wir also tatsächlich irgendwann Signale von intelligentem Leben erhalten und identifizieren, können wir eigentlich davon ausgehen, dass die Kontakt suchenden Aliens bewusst einfache Botschaften wählen, um die Verständlichkeit zu optimieren."
Und Ulmschneider ergänzt: "Schließlich tun wir dasselbe und beschränken uns bei unseren Versuchen der Kontaktaufnahme auf die grundlegende Information, die wir in unseren Signalen versenden." Einer Entschlüsselung mittels eines Computerprogramms wie jenem von Elliott stünde dann nach seiner Meinung nichts im Wege.
Marsianisch oder Andromedarisch?
Den Optimismus manches SETI-Forschers muss man dennoch bremsen: Bisher haben wir es ja nicht einmal geschafft, die Sprache unserer nächsten Verwandten auf unserem eigenen Planeten, der Menschenaffen, zu entschlüsseln. Wie schwierig wird dann erst Marsianisch? Oder Andromedarisch?
quelle ORF.at