Hier mal etwas Wissenchaftliches zum Thema, und zwar ein Auszug aus "Trauma im gesellschaftlichen Diskurs" vom Soziologen Michael Schetsche. Unter Punkt 3 behandelt er die Abduction-Thematik:
"Da die im englischsprachigen Raum geführte Fachdiskussion in Deutschland bislang kaum rezipiert worden ist, will ich zunächst einen kurzen Überblick über das Phänomen generell geben: Wenn wir den zahlreichen in Sachbüchern und Fachaufsätzen gelieferten Fallvignetten glauben, werden die USA sowie einige Staaten Lateinamerikas und Europas seit Mitte der siebziger Jahre von einer Welle seltsamer Entführungen heimgesucht. Inzwischen sind es Tausende von Menschen, die behaupten, sie seien von Außerirdischen verschleppt und in deren Raumschiffen (den sog. UFOs) zu verschiedensten medizinischen Experimenten missbraucht worden.
Bei den meisten Opfern treten nach der Entführung zunächst nur einige nicht sehr spezifische psychische und somatische Symptome auf:
· Schlaflosigkeit, Alpträume und Dunkelangst,
· wiederholtes Erwachen im Zustand der Paralyse,
· das Gefühl der Anwesenheit von Fremden im Schlafraum,
· ein Eindruck von Zeitverlusten und Erinnerungsstörungen,
· fortgesetzte Angst vor medizinischen (bei Frauen insbesondere: gynäkologischen) Untersuchungen,
· Nasenbluten und unerklärliche kleine und größere Narben an verschiedenen Stellen des Körpers.
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Erst bei der Verwendung spezifischer Befragungstechniken, insbesondere beim Einsatz von Regressionshypnose durch einen mit dem Phänomen vertrauten Psychotherapeuten, stellen sich Erinnerungen an die Entführungen selbst ein. Die betroffenen Personen berichten dann – im wesentlichen übereinstimmend – über ihre Erlebnisse:
· die Beobachtung einer ungewöhnlichen Himmelserscheinung, z.B. eines hellen Lichts, das schnell größer wird;
· eine Art Wechsel des Bewusstseinszustands, der insbesondere durch ein Gefühl des zunehmendes Verlusts von Willenskraft und Empfindungsvermögen sowie körperliche Lähmungserscheinungen gekennzeichnet ist;
· die Entführung aus einem Auto oder dem heimischen Schlafraum heraus – entweder durch ein helles Licht oder durch mehrere fremdartige Gestalten, die sich des Körpers bemächtigen und ihn zu einem in der Nähe schwebenden Raumschiff bringen;
· diverse, zum Teil außerordentlich schmerzhafte medizinische Untersuchungen (bis hin zu umfangreichen chirurgischen Eingriffen);
· der Missbrauch für reproduktionsmedizinische Experimente, wobei Frauen häufig gegen ihren Willen befruchtete Eizellen eingesetzt und die Föten bei einer späteren Entführung wieder entnommen werden;
· die Löschung der Erinnerung an die Entführung mittels fortgeschrittener Mindcontrol-Techniken und der anschließende Rücktransport an den Ort der Entführung.
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Die meisten Betroffenen berichten dabei von mehrfachen Entführungen, die regelmäßig bereits in der Kindheit einsetzen und sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder ereignen. In einigen Darstellungen erscheint die Entführungserfahrung als 'heilsamer Schock', der den betroffenen Menschen zu 'höheren Einsichten' verhilft. In der Mehrheit der Fälle werden unter Hypnose jedoch außerordentlich erschreckende Erfahrungen erinnert, die Entführungen selbst, insbesondere aber auch die in ihrem Rahmen stattfindenden schmerzhaften und entwürdigenden medizinischen Experimente erscheinen als ‚traumatisierende Erlebnisse‘.
Und in der Fachliteratur wird tatsächlich berichtet, dass die Entführungsopfer mehrheitlich Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung aufweisen. Besonders quälend für viele Entführungsopfer ist dabei das – auf unterschiedlichem Wege entstandene – Wissen über die Intergenerativität des Phänomens: Die Betroffenen rechnen nicht nur damit, dass sie selbst jederzeit erneut entführt werden könnten, sondern sie befürchten auch, dass ihre Kinder dasselbe Schicksal erleiden könnten.
Aus dem herkömmlichen Raster individuell zu erklärender Wahrnehmungs- oder Erinnerungsstörungen fallen die Entführungsberichte nicht nur heraus, weil verschiedene psychologische Untersuchungen bei den betroffenen Personen – von den Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung – einmal abgesehen, offenbar kaum auffällige Befunde erbringen.
Wichtiger ist noch, dass es sich um ein kollektives Phänomen handelt: Meist ohne vorher Kontakt zu anderen Opfern gehabt zu haben, berichten die Betroffenen unter Hypnose zwar nicht völlig identische, aber doch strukturell und symbolisch verblüffend ähnliche Erlebnisse. Die Dichte der Erinnerungen und die Konsistenz der Narrationen nimmt dabei mit jeder Therapiesitzung zu. Einmal akzeptiert, prägt die Entführungserfahrung dauerhaft das Leben der Opfer.
Unabhängig von der Frage, wie wir den Realitätsgehalt der Entführungserlebnisse aus wissenschaftlicher Sicht einschätzen, bleibt deshalb der Sachverhalt bestehen, dass Tausende von Betroffenen nach erfolgter ‚Wiedererinnerung‘ subjektiv von der Realität der Entführungen überzeugt sind, ihre Biographien und Familiengeschichten entsprechend zu re-konstruieren beginnen und sowohl ihr Alltagsleben als auch ihre Zukunftsplanung an dieser Überzeugung ausrichten. "
http://www.igpp.de/german/eks/trauma.htm (Archiv-Version vom 11.04.2012)