Link: www2.onkarriere.t-online.de (extern) (Archiv-Version vom 01.01.2004)Beagle, piep einmal
Jetzt wird auch die NASA nervös. Das Schweigen des europäischen Mars-Roboters "Beagle 2" lässt die Verantwortlichen der konkurrierenden US-Mission nicht kalt. Wenige Tage vor der geplanten Landung des amerikanischen Mars-Roboters "Spirit" hat die NASA den vorgesehenen Landepunkt durch einer Kurskorrektur um 55 Kilometer verschoben.
Beagle sitzt vielleicht im Krater
"Wir haben alles menschenmögliche unternommen, um einen Erfolg zu erzielen", sagte der Leiter des zuständigen NASA-Labors, Charles Elachi. Schon jetzt werden die NASA-Wissenschaftler nicht müde darauf hinzuweisen, dass der Mars zu den größten Herausforderungen der Raumfahrt gehört.
Roboter verweigert den Kontakt
Schwierigkeiten bei der Erforschung des Roten Planetens kennen auch die Verantwortlichen der europäischen Mission. Schon seit einige Tagen verweigert "Beagle 2" den Kontakt. Seit Montag vermuten Experten, dass er möglicherweise in einen Krater gestürzt ist und deshalb keine Signale senden kann. Wie der britische Projektleiter Colin Pillinger in London berichtete, ist ein Krater von etwa einem Kilometer Durchmesser erst jetzt auf Nahaufnahmen im Zielgebiet entdeckt worden. Letzte Gewissheit werde die europäische Sonde "Mars-Express" bringen, die am 4. Januar ihre endgültige Umlaufbahn um den Roten Planeten erreicht und dann systematisch nach dem Roboter suchen kann.
Verstellte Uhr kann Ursache sein
Wenn sich der Verdacht bestätigt, kann dies das Ende von "Beagle 2" bedeuten. Ein solcher Krater kann mehrere hundert Meter tief sein. Dort könnte der Roboter, der nicht größer als ein Autoreifen ist, keine Signale absetzen. Außerdem bekäme er nicht genug Sonnenlicht für seine Kollektoren. Wenn er am Kraterrand gelandet ist, könnten Gesteinsbrocken die Entfaltung seiner Sonnensegel verhindern. Allerdings gibt es für Projektleiter Pillinger auch andere Erklärungen für das Schweigen von "Beagle 2". Denkbar ist, dass sich die Zeituhr für das Senden des Signals verstellt hat und deshalb kein Kontakt zu Stande kommt.
Mondlandungen sind einfacher
Die aktuellen Schwierigkeiten der europäischen Marsmission sind für manchen Kritiker nicht überraschend. Immerhin zwei Drittel aller Marsmissionen sind bisher gescheitert und so mancher Wissenschaftler bezeichnet den Roten Planeten deshalb als Todes-Planeten. Mondlandungen seien vergleichsweise einfach, weil der Erdtrabant keine Atmosphäre besitzt, die ein Landefahrzeug behindert, erklärten Wissenschaftler der "Los Angeles Times". Die Marsatmosphäre hat dagegen zwar nur ein Prozent der Dichte der Erdatmosphäre, doch reicht dies aus, um eine Sonde zum Verglühen zu bringen oder vom Kurs abzubringen.
Luftkissen soll schützen
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hofft nun, dass sie nach zwei spektakulären Pleiten Ende 1999 diesmal alles richtig gemacht hat. Ihr Super-Landeroboter "Spirit", der am 3. Januar nach einer 483 Millionen Kilometer langen Reise landen soll, und "Opportunity", der drei Wochen später folgt, wurden mit allen möglichen Schutzmechanismen ausgestattet. So sind sie von einer äußeren Schale und Luftkissen umhüllt, haben Fallschirme und Bremsraketen, um die Landung so sanft wir möglich zu gestalten. Läuft alles nach Plan wird "Spirit" in der Nacht zum Sonntag seine Weltraum-Reisehülle aus Solarkollektoren und Antennen abstoßen und mit 5400 Meter pro Sekunde in die Marsatmosphäre hineinschießen.
Die Frage von Zeitreisen bleibt offen. Ich werde darauf jedoch keine Wette abschließen. Der andere könnte ja den unfairen Vorteil haben, die Zukunft zu kennen. (Stephen Hawking)