@Nachtloewe Danke für de tollen Beitrag. Ich mag es besonders an diesem Forum, auf Menschen zu treffen, die in der Lage sind lateral zu denken und durch das Offensichtliche hindurch zu sehen.
Im Einzelnen:
Die drei Kapellen stammen ungefähr aus dem Jahr 1140. Es sind sehr bescheidene, fensterlose Bauten, die eher wie Scheunen aussehen. Im Laufe der Zeit wurden sie mehrfach umgeweiht. Ich kenne nur den früheren Patron von SAint Michel, das war Saint Pierre.
Von dem Kloster sind nur noch Reste der Grundmauern sichtbar. Über seine Geschichte weiß ich nichts. Auf dem Gelände (der Berg heißt übrigens interessanterweise Mount Ouliet oder Mount Olive) steht heute eine Wetterradarstation.
Das Bild aus der Kirche von RlC ist wirklich sehr interessant. Es heißt Tableau Fleury und nimmt die ganze Breite der Westwand der Kirche ein, also gegenüber dem Altar. Das kleine Kruzifix, das ins Bild hereinragt, stammt vom Beichtstuhl, der genau unter dem Bild steht. Die Figuren sind ein flaches Gipsrelief, der Hintergrund ist gemalt. So wirkt es wie eine Theaterkulisse.
Es wurde nach sehr genauen Angaben von Berenger Sauniere gemalt, und nach Fertigstellung hat Sauniere selber noch daran herumkorrigiert.
Es stellt die Bergpredigt dar, worauf auch der Spruch auf dem Band unter dem Bild hindeutet: "Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erfrischen."
Die Figur, die sich soweit zurücklehnt, könnte Maria Magdalena sein. Sie hat jedenfalls große Ähnlichkeit mit einer anderen Magdalenendarstellung am Altar.
Jesus predigt auf einem Hügel, der voller Blumen ist, daher auch Mont Fleury. Die Familie Fleury waren sehr reiche Grundbesitzer im 19. Jahrhundert. Manche Schatzjäger vermuten, dass der Schatz sich demnach auf dem Land der Fleurys befindet. Diese waren nebenbei auch die Arbeitgeber von Berenger Saunieres Vater.
Die Figuren des Bildes sind im Stil der Antike gekleidet, wie man es sich im 19. Jahrhundert vorstellte. Nur zwei fallen aus dem Rahmen: Die beiden Jungen links von Jesus (vom Betrachter aus gesehen) tragen die Mode der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es könnten Darstellungen von Berenger Sauniere und seinem Bruder Alfred als Kinder sein.
Bemerkenswert ist der Rucksack, der über dem Wort "souffrez" liegt. Er ist aufgeplatzt und Goldstücke - im Sinne von Nuggets, nicht von Münzen - fallen raus.
Der Hintergrund ist zweigeteilt. Die linke Seite zeigt eine Herbstlandschaft mit einer Burg auf einem Felsen. Die Landschaft entspricht dem Blick, den man von der Kirche aus über das Tal hat. Man sieht da über das Tal des Flusses Sal auf das Dorf Coustaussa mit seiner Burgruine. Sieht fast so aus wie auf dem Bild.
Die rechte Seite ist sommerlich grün. Drei Dinge fallen auf:
1. Eine schwarz-rot gekleidete Figur mit Hut und Regenschirm. Auf den ersten Blick könnte man die Figur für eine alte Frau halten, es ist aber eher ein katholischer Priester. Berenger Sauniere machte lange Wanderungen durch die Gegend und hatte dabei immer einen großen regenschirm dabei, der mal als Stütze, mal als Sonnenschutz diente. Der Busch (?) vor dem die Figur steht ist verschmiert. Das war einer der Eingriffe, mit denen B.S. das Bild später korrigierte. Es könnte sein, dass damit ein Höhleneingang übermalt wurde.
2. Die Burg - oder viel eher ein Dorf auf einem Hügel. In der Tat, ich habe beim ersten Ansehen auch an Perillos gedacht. Einige Häuser sind noch intakt, andere Ruinen. Das könnte der Zustand des Dorfes sein, wie es 1895 (im Jahr als das Bild gemalt wurde) aussah.
Andererseits könnte es auch RlC sein, das ebenfalls auf einem Hügel liegt.
Oder, wie ein Engländer, mit dem ich mich unterhielt, meinte, es wäre die Burg von Serres, etwa 10 Kilometer entfernt von RlC.
3.Über den Worten "et je vous" liegt ein sogenannter Baluster, ein Säulenkopf. In so einem Baluster hat B.S. angeblich die Pergamente gefunden, die ihn auf die Spur des Schatzes brachte.
Das sind eine Menge Hinweise, aber für eine genaue Lokalisiertung fehlt noch einiges.
Ich freue mich auf weitere Ideen.