Kreller-Schneeriese

Die deutsche Autorin Susan Kreller hat für dieses Buch 2014 den Deutschen Jugendbuchpreis erhalten und ganz ist mir dies nicht verständlich. Der Roman handelt vom 14-jährigen Adrian Theiß, der 1,94 m groß ist und dessen Mutter eine Hormontherapie bevorzugen würde, die Adrian ablehnt und die wohl nie durchgeführt wird. Er ist verliebt in das Nachbarmädchen Stella Maraun, mit der er seit seiner frühesten Kindheit spielt. Gemeinsam beobachten sie, wie ins gegenüberliegende "Dreitotenhaus", in dem in Folge drei Bewohner:innen verstorben sind und deshalb als Miet- oder Kaufobjekt gemieden wird, eine Familie einzieht und die auf einer Trage, wie die Kinder meinen, einen Toten ins Haus bringt.

Die beiden gehen unter dem Vorwand, Salz zu benötigen, zu der neuen Familie. Sie stammt aus Georgien, genauer aus der nördlichen Provinz Swanetien. Stella verliebt sich in den Sohn der Familie, Dato. Damit geht das Problem los: Adrian ist fürchterlich eifersüchtig und stellt sich als jähzorniger, klettenhafter Charakter heraus. 25x kommt Wort "Wut" oder "wütend" in diesem Text vor! Zweimal drängt er sich zum Missfallen der georgischen Familie auf, als Stella dort zu Besuch ist.

Adrians Verhalten ist absolut grenzwertig. Als Stellas Großmutter ihm die Geschichte von ihrem verstorbenen englischen Lebensgefährten erzählt, antwortet er ihr:
Wenn ich diese langweilige Engländer-Geschichte damals schon gekannt hätte, dann wär ich nie so lange vor deiner Tür geblieben. Nie im Leben. Dann hättest du da drin meinetwegen krepieren können.
Adrian erfriert im Winter fast auf der Terrasse, als die Tür in der Nacht zufiel, die Eltern denken an einen Selbstmordversuch, was Adrian zurückweist. Bei einem der nicht erwünschten Besuche bei der georgischen Familie stellt sich übrigens heraus, dass der vermeintliche Tote der schwerkranke Großvater ist, mit dem er sogar ein Trinkritual durchführt.

Auf jeden Fall wird er nach dem Beinahetod (bringt ihm eine Lungen- und Rippenfellentzündung ein) und dem Trinkritual mit dem alten Georgier ruhiger und am Ende schenkt ihm Stella ein selbstgeschriebenes Buch über die "größten Dinge der Welt", Adrian ist der "größte Trottel der Welt". Aber mit diesem Buch versöhnt er sich mit Stella, seine Eifersucht scheint beendet und der Text ist aus. Wohl ein Papier gewordenes "Wir können doch Freunde bleiben".

Der Fluchtgrund der georgischen Familie ist ja auch ziemlich klischeehaft begründet: Die ganze Familie wird verfolgt, weil bei einem Streit eines Familiemitglieds der Streitgegner unbeabsichtigt getötet wird und die Familie des Getöteten Blutrache geschworen hat. Und dies bedeute, dass die ganze Familie ausgelöscht werden müsse.

Nicht erwähnt ist, dass zwar in Swanetien nach Zerfall der Sowjetunion wieder vermehrt Blutrachefehden ausbrachen, dass es aber auch die Möglichkeit gibt, einen Blutpreis zu zahlen. Nachzulesen bei National Geographic (Deutsch)