Koeniginnen

WTF did I just read? Dieser Erstlingsroman über zwei in Berlin lebende Freundinnen Anfang 30, Gloria (verheiratet, ein Kind, schwanger) und Maria (ledig, Trinkerin, einen Mann suchend), der aus München nach Berlin gezogenen Autorin Elke Naters wurde bei Erscheinen 1998 als bösartiges, aber authentisches Werk der "Popliteratur" (was immer das sein mag) abgefeiert (siehe Rezension im Deutschlandfunk).

Was bekommt man zu lesen? Abwechselnde Kurzmonologe der beiden abgetakelten "Königinnen" über Luxusmarkenhandtaschen, Luxusmarkenschuhe, Luxusmarkenkleidung (die beide sich nicht leisten können), über Bar- und Café-Besuche, Saufereien, Männerbekanntschaften und ihren Hass auf das Hässliche (was hier über "hässliche" Menschen hergezogen wird, ist schlichtweg jenseits des Akzeptablen). Nur ein Beispiel (Maria):
Kleine Frauen sollten gar nicht erst aus dem Haus gehen. Kleine Frauen sollten zu Hause bleiben. Nur zum Einkaufen soll man sie herauslassen. Und um mit ihren Kindern auf den Spielplatz zu gehen. Schließlich sollen die Kinder nicht auch noch darunter leiden müssen, dass ihre Mütter klein sind.
Das Idealbild ist eine Frau mit kurzen Haaren in einem schnittigen BMW (Gloria). Und Gloria (Sozialhilfeempfängerin) träumt von Geld:
Ich möchte so richtig viel Geld haben. So viel Geld, dass man es nie ausgeben kann.
Glorias Realität:
Ich könnte mich von Lorenz trennen, aber dann wäre ich nur unglücklich und hätte zwei Kinder am Hals und müsste den ganzen Scheiß machen, den ich sonst auch mache, nur dass ich damit alleine wäre und mir keiner helfen würde. Alleinstehend zu sein macht nur Sinn, wenn man keine Kinder hat. Mein Leben ist verpfuscht.
Der Roman endet mit einem Satz von Maria, die schließlich ihren Traummann gefunden hat (duftet wie ein Mädchen, ist jedoch unglaublich männlich):
Von Weitem hören wir das wahnsinnige Lachen von der Irren, und ich denke mir noch, dass man in dieser verrotteten Stadt wirklich nichts nötiger hat als eine Freundin wie Gloria.
Sie zieht über eine Frau in der U-Bahn her, hasst Berlin und feiert die Freundin ab, über die sie nicht nur einmal in ihren Monologen herzieht.

Falls dies ein Sittenbild von Frauen Anfang 30 in den 90er-Jahren sein soll, dann hat Naters sich mit sehr eigenartigen und - sorry - intellektuell hohlen Menschen abgegeben, die hier ihr (positives?) Vorbild darstellen. Oder hat sie einen Hass auf Berlin ausschütten wollen?

Mühsamer, oberflächlicher Text, zum Glück ziemlich kurz.