Wahl-Kill

Schweden-Krimi für Jugendliche oder gar Kinder? Mats Wahl ist schwedischer Jugendbuchautor und Kill ist bereits etwas älter (2003). Wahl greift das Thema Mobbing mittels eines Schussattentats in einer Schule einer Kleinstadt auf, bei dem drei Kinder ums Leben kommen. Die meist neutral geschriebene Perspektive (viele Dialoge) wird durch manche Vorausdeutungen unterbrochen. Aus einem Whodunnit (Suche nach dem Täter) wird schließlich ein Howcatchem (Wie wird der Täter gefangen?). Spannung wird reingebracht, indem die Tat mit der Dienstwaffe des ermittelnden Kommissars Fors, die ihm bei einem Raubüberfall gestohlen worden ist, durchgeführt wird.

Der Schwerpunkt liegt eigentlich weniger beim Krimi-Schema, sondern bei Themen wie Mobbing, Jugendgewalt, Polizeigewalt, Fremdenfeindlichkeit, Vorurteilen, Boulevardjournalismus, Politiker:innenschelte, Reintegration von Straftätern (also klassisch "erzieherisch"), aber Wahl gelingt es dennoch aufgrund seiner neutralen, kommentarlosen Erzählweise den erhobenen Zeigefinger in der Hosentasche zu lassen.

Der Täter (ein Teenager, dessen Bruder die Pistole von Fors gestohlen hat) hat einen ihn über Jahre hinweg mobbenden Mitschüler nur schrecken wollen, aber die Polizeipistole ist für ihn zu schwierig zu betätigen gewesen, sodass er mit fünf Schüssen nicht die Uhr, auf die er gezielt hat, sondern vier Menschen getroffen hat. Aufgrund des fehlenden Tötungswillens geht das Buch wohl auch als Lektüre für Jugendliche ab 14 (Altersempfehlung des Verlags) durch. Die Realität dürfte brutaler sein. Die meisten Schulamokläufe lassen einen Tötungswillen erkennen.

Gut und spannend geschrieben, aber der Text kommt ein wenig in die Jahre.