Kleist-Olympia

Der in Berlin lebende Grafiker Reinhard Kleist ist unter anderem Verfasser von Graphic Novels. 2015 erschien dieser Grafikroman über Samia Yusuf Omar, eine somalische Läuferin und Teilnehmerin an den olympischen Spielen 2008 in Peking, wie sie 2012 aufgrund von Anfeindungen durch Islamisten (ihr Vater wurde ermordet, sie mit dem Tod bedroht) mit ihrer Tante über Libyen nach Italien fliehen will, um sich auf die olympischen Spiele in London vorbereiten zu können. Ein legaler Weg war nicht möglich, für Äthiopien hatte sie keine gültigen Papiere. So bezahlte sie Schlepperbanden für eine Überfahrt durch den Sudan an die libysche Küste, wo ihr erster Versuch, nach Malta zu kommen, durch die Küstenwache verhindert wurde. Der zweite Versuch auf einem Schlauchboot endete tödlich. Sie ertrank.

Die in schwarz-weiß erzählte Lebensgeschichte ist durchaus angemessen umgesetzt und beschönigt weder die Islamisten noch die Schlepperbanden, die sich für ihre sehr zweifelhaften "Dienstleistungen" gut bezahlen lassen. Der Traum der jungen Läuferin, mittels adäquaten Trainingsmöglichkeiten an die Weltspitze zu kommen, mag zwar hochgegriffen erscheinen, eine Flucht nach Europa wurde erst nach Ausweisung aus Äthiopien ins Auge gefasst. Nicht thematisiert, aber mitschwingend: außer bei den olympischen Spielen in Peking hatte Omar keinerlei Unterstützung durch Sponsoren.