Burk-Shatnerquake

Jeff Burk sieht sich als Teil der Bizarro-Fiktions-Bewegung, deren Hauptelemente Absurdität, Groteske und Satire sind. Burks Texte gehören dem Genre Horror-Fiktion an und zeichnen sich durch extreme Gewalt aus.

In diesem 2009 veröffentlichten Text ist der Schauspieler William Shatner die Hauptfigur. Die Handlung spielt in einer Art SF-Gegenwart nach einem sogenannten Netzkrieg, auf den nicht näher eingegangen wird. In einem riesigen Veransaltungskomplex wird ein William-Shatner-Konvent abgehalten, zu dem er selbst auch eingeladen ist. Alleine die Ankunft ist absurd: Shatner wird in eine erste Autogramm-Sitzung geführt, die er acht Stunden lang bedienen soll. Gleichzeitig wird ihm aufgetragen, einen dreistündigen Vortrag vorzubereiten. Den Abertausenden Shatner-Fans werden rund um die Uhr in mehreren riesgen Kinosälen seine Serien gespielt, absurde Fan-Artikel werden zum Verkauf angeboten, in einem Museum sind mehr oder weniger alle Requisiten, die er benutzt hat, ausgestellt, aber auch Privates bis hin zu von Shatner gebrauchten Kondomen.

Schon bei der Zufahrt fällt Shatner auf, dass sich Fans des Schauspielers Bruce Campbell mit Armstumpfen (Hommage an Evil Dead) versammelt haben, um die Konvention zu stören. Sie platzieren eine Fiktions-Bombe (eine Erfindung aus den Netzkriegen), mit der sämtliche Aufnahmen mit Shatner als Schauspieler gelöscht werden sollen. Diese jedoch funktioniert nicht so wie geplant, sondern sämtliche von Shatner je gespielten Figuren werden lebendig und in eine für sie komplett unbekannte Welt katapultiert. Das Veranstaltungszentrum ist in einer Parallelwelt gefangen, in der Außenwelt wird nur noch ein weißes Rauschen gesehen.

Im Veranstaltungszentrum beginnt das totale Chaos, Captain Kirk beginnt Shatner-Fans mit dem funktionierenden Phaser zu jagen, Lichtschwerter funktionieren. Berge von zerschnittenen Leichen bzw. von zu Tode Getrampelten liegen herum. Shatner hat zunächst gegen den Polizisten TJ Hooker zu kämpfen, und als dessen Bauch mit einem Schwert aufgeschnitten wird, kommen eine ölige Substanz und Filmrollen zum Vorschein. Als Kirk Shatner zu jagen beginnt, gelingt dem diesem mit einem alten Rettungswagen die Flucht, nachdem er einen Shatner-Doppelgänger jenem ausgeliefert hat, und stürzt mit dem Wagen über eine Treppe in die Eingangshalle, nicht ohne mit der Motorhaube eine Organisatorin des Konvents in zwei Teile zu schneiden.

Shatner überlebt unverletzt, wird aber von den Campbell-Terroristen gefangen. Mit einer weiteren Fiktions-Bombe soll nun seine ganze Erinnerung an seine Rollen als Schauspieler ausgelöscht werden. Doch auch diese Bombe funktioniert anders. Die fiktive Welt verschwindet, die Film-Figuren desintegrieren. Polizei und Rettungsteams sind vor Ort, Shatner geht unverletzt, aber mit höllischen Kopfschmerzen in eine Bar, wo er eine Unmenge an Whiskey und Schmerztabletten zu sich nimmt. Nachdem er sie verlassen hat, umarmt ihn auf der Straße ein Campbell-Fan mit einem Sprengstoffgürtel. Dieser funktioniert.

Dieser schnell zu lesende Text hat was. Was passiert nämlich, wenn die in B-Serien und B-Filmen dargestellten Handlungen und Charaktere Wirklichkeit werden? Ein Horrortrip. Das Fernsehzeitalter kommt nicht gut weg.