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Byzanz (Fischer Weltgeschichte Bd. 13)
17.11.2023 um 22:07Dieser Band wurde vom Archäologen Franz Georg Mayer herausgegeben und von einer Vielzahl von Historikern geschrieben. Auch wenn Mayer in der Einleitung von einer großen Widerstandskraft und einem tausendjährigen Imperium schreibt, das nicht auf die Herrscherintrigen reduziert werden sollte, wird hier dennoch chronologisch eine sehr verwirrende Geschichte an Kriegen und Bürgerkriegen vorgestellt. Die unzähligen Herrschernamen, die am Ende des Bandes gelistet werden, zeugen von einer eher traditionellen Geschichtsschreibung.
Byzanz ist bereits seit dem 6. Jahrhundert von einer slawischen und bulgarischen Landnahme im Norden bedroht, vom Osten sind es zunächst arabische und später türkische Armeen. Hervorgehoben wird die Rolle von Byzanz als Abwehrriegel gegen den Islam für Westeuropa, als Uberlieferungsinstanz der griechischen Kultur wie einer geistigen Vermittlung zwischen Orient und Westeuropa.
Byzanz ist keine dynastische, sondern eine Wahlmonarchie. Für die Einsetzung eines Kaisers spielen drei Elemente die wesentliche Rolle: die Armee, der Senat und die Bewohner von Konstantinopel. Gegenspieler waren die steuerbefreite großgrundbesitzende Aristokratie, die Kirche und die Armee.
Über lange Zeit dominierte Byzanz mit seiner Flotte wie auch mit einer professionellen Landarmee den Nahen Osten. Zur Finanzierung war eine hocheffiziente Verwaltung maßgeblich. Ausgepresst wurde vor allem die Landbevölkerung, die städtischen Bewohner hatten einen Anteil von etwa 5 Prozent der Gesamtbevölkerung und um einen Stadtbewohner zu versorgen, mussten schätzungsweise 20 Bauern tätig sein. Die Landwirtschaft selbst stagnierte technologisch, auch fehlte es an agrarischem Investitionskapital. Konstantinopel selbst wurde durch immer wieder erneuerte Verteidigungssysteme gegen die unzähligen Eroberungsversuche geschützt.
Die Armee bestand aus Söldnern, war aber aus diesem Grund sehr anfällig für Meutereien. Kein Geld, kein Dienst. Auch war die Disziplin mangelhaft. Außerdem war die Verwaltung extrem korrupt und Staatsämter waren käuflich.
Das ist aber nur ein raffender Überblick. Was in diesem Band präsentiert wird, ist das Handeln einer ganz kleinen Oberschicht. Und wenn diese mit ihren Armeen über die Bewohner drüberfuhren, war es eine Katastrophe. Immer wieder wurden in diesen tausend Jahren Landstriche verwüstet. Die kriegerischen Auseinandersetzungen erscheinen minutiös, aber oft lagen Generationen zwischen diesen Ereignissen. Die durchgehende Schreibweise ohne viel Gliederungshilfen erschwert den Zugang. So lassen sich einige Epochen extrahieren, aber in die Tiefe ist es schwer zu gelangen.
Die frühbyzantinische Zeit nach dem Scheitern der Zusammenführung der alten römischen Reichsteile durch Justinian war geprägt von religiösen Streitereien bezüglich der bildlichen Darstellung von Jesus und von Heiligen. Der Bilderstreit erstreckte sich von 717 bis 842 mit ständig wechselnden Präferenzen und der oft gewalttätigen Verfolgung der jeweiligen Gegner. 843 fiel die Entscheidung für die Ikonen-Darstellung. In diese Zeit fielen die Abwehr des arabischen Ansturms, Kämpfe gegen Slawen und Bulgaren sowie die Akzeptanz eines Westkaisers mit Karl dem Großen.
Die darauf folgende Zeit der Komnenen und der Makedonenkaiser brachte den Bruch mit der Westkirche 1054 (oberflächlich wegen eines Streits um kirchliche Riten), aber auch die Niederlage gegen die Seldschuken 1070 bei Manzikert. Die darauf folgende schwere Krise konnte jedoch gemeistert werden, auch wenn die Eroberung Nordgriechenlands und des Südbalkans durch die Normannen nur durch eine Seuche in deren Lagern verhindert werden konnte. Venedig jedoch konnte in Griechenland Fuß fassen.
Die Kluft zwischen West und Ost wurde durch die ersten Kreuzzüge weiter aufgerissen und das Scheitern derselben stärkte Byzanz, auch wenn Venedig mit neuem Selbstbewusstsein hervorging und die Seldschuken das Innere Kleinasien erobern konnten. In Konstantinopel kam es 1182 zu einem Aufstand gegen die Lateiner, etwa 30.000 Menschen wurden niedergemetzelt. Die Kontrolle über die Provinzen ging immer mehr verloren. Und als 1204 der vierte Kreuzzug einen Thronprätendenten an die Macht verhalf, plünderten die Kreuzfahrer die Stadt und teilten das Byzantinische Reich auf. Jedoch bildeten sich in Kleinasien im Raum Nikaia und im Westen Griechenlands (Epiros) Widerstandsregionen, welche für die byzantinische Elite Rückzugsorte bedeuteten. Diese wurden so stark, dass schließlich Konstantinopel nicht mehr zu halten war und 1261 rückerobert werden konnte. Und gleich danach brach zwischen den beiden griechischen Refugien ein beinahe typischer Machtkampf um die Kaiserkrone aus.
Byzanz war jedoch so geschwächt, dass es Flotte und Armee aufgeben musste und die Verteidigung in die Hände ausländischer Söldner legen musste. Diese Schwäche nutzte das Herrschergeschlecht der Osmanen als mächtigstes türkisches Fürstentum zur Eroberung des Südbalkan (die Schlacht am Amselfeld 1389 gegen die Serben ist berühmt geworden) und schließlich war Konstantinopel eingekreist und belagert. Ein Entsatz-Kreuzzug 1444 unter ungarischer Führung scheiterte. Der Weg für die Osmanen war frei und 1453 eroberte Sultan Mehmed II. Konstantinopel. Das Oströmische Reich hörte auf zu existieren.