Narrenschiffer
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Arno Holz - Ein Tod
04.07.2022 um 11:27Diese 1889 entstandene kurze Erzählung ist mehr eine Studie, wie ein naturalistisches Schreibverfahren angewendet werden kann. In einer Studentenbude sind zwei Studenten (Jens und Olaf) mit dem bei einem Duell tödlich verwundeten dritten Studenten (Martin) konfrontiert. Ihre Gespräche bzw. die Aussagen der Zimmerwirtin bilden bis zum Tod Martins den Kern des Textes. Gezeigt werden die Verwirrung bzw. das Überfordertsein in Echtzeit, die Sätze sind nicht konstruiert, sondern der Realtität nachgebildet, abgehackt, oft grammatikalisch falsch. Erzählerische Überleitungen sind streng neutral. Nur das durch Sinne Wahrnehmbare wird geschildert. Es gibt keinerlei Kommentare. Kritik am Duellwesen wird nur durch den Mund der Zimmerwirtin geäußert. Vor- und Nachgeschichte gibt es keine, wir wissen nicht mal, in welcher Stadt das Ereignis spielt.
Mit dieser Schreibform greift Holz (wohl gemeinsam mit Johannes Schlaf) in die Zukunft des Schreibens, in das Genre der Kurzgeschichte, der Short Story.