Bravelands1

Erin Hunter ist das Pseudonym eines aus vier britischen Autorinnen bestehenden Teams, das Tierfantasy-Serien für Kinder schreibt. Auch dieses Buch - das scheint Mode geworden zu sein - strotzt vor Brutalität wie andere zeitgenössische Kinderbücher aus dem Fantasy-Bereich.

Lebenswelt der Tiere ist die afrikanische Savanne. Alle Tiere können miteinander kommunizieren und sie sind - mit Ausnahme der Löwen - organisiert. Die Große Mutter, eine Elefantin, ist sowas wie die Hohepriesterin des Großen Geists, und sie versammelt einmal im Jahr die Tiere der Savanne an einer Wasserstelle zu einer Beratung. Mit Hilfe von Geiern werden auch Skelette herbeigebracht, die von Mordopfern stammen könnten. Oberste Regel in Bravelands ist: Es darf nur zum Überleben (sprich: Essen) getötet werden. Die Große Mutter und ihre Enkelin haben die Fähigkeit, visionär in die Vergangenheit zu schauen.

Hauptfigur ist der kleine Löwe Heldenmut, der aus dem Löwenrudel seines Vaters fliehen kann, als dieses im Kampf durch den Rivalen Titan übernommen wird. Er wird von Adlern entführt und von Pavianen aufgezogen, die ihn zur Bewachung ihres Rudels nutzen. Ziel ist es immer, den Tod seines Vaters zu rächen. Als er älter wird, verstößt ihn das Rudel der Paviane mit einem Mehrheitsbeschluss, er kann sich einem zweiten einsamen Löwen anschließen und findet schließlich seine geblendete Mutter und seine Schwester im Titanrudel wieder (nach einer Serie von Abenteuern). Titan zwingt ihn, im Rudel zu bleiben.

Die Paviane spiegeln eine streng hierarchische Gesellschaft mit mörderischen Intrigen. Anführer:innen werden bei populistischen Versammlungen demokratisch gewählt, aber im Hintergrund werkelt ein zunächst sympathisch wirkender älterer Pavian, der in kürzester Zeit zwei Clan-Chefs (eine Frau und einen Mann) ermordet, um selbst per Votum ohne Gegenkandidaten an die Macht zu kommen und eine hoffnungsfrohe Zukunft unter einem weisen Führer prophezeien zu können.

Am Ende des Romans wird auch die Große Mutter ermordet in einem Wassertümpel aufgefunden. Hier bleibt die Täterschaft offen.

Letztlich ist es sehr eigenartig, einen Tierfantasy-Thriller für Kinder zu lesen, der noch dazu im Kleid eines putzigen ausgestoßenen Löwenkindes die Rechtmäßigkeit von Blutrache zu vermitteln scheint.

Die Anthropomorphisierung dieser Tierwelt geht bis in die Übersetzung, als Nashörner dem kleinen Löwen androhen, ihn zu "Katzenragout" zu zerstampfen. Das grenzt schon an Blödsinnigkeit.