Narrenschiffer
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Mirjam Pressler - Ich bin's, Kitty
15.03.2022 um 22:04Mirjam Pressler hat bereits Lessings Nathan der Weise in ein Kinderbuch verwandelt, dies ist nun eine Katzengeschichte aus dem Jahr 2018, die offene und versteckte Lehren vermittelt. Die offene Lehre ist am Ende auch von Pressler formuliert: Es sollen auch erwachsene Haustiere ihr Zuhause finden.
Kitty ist eine rote Tigerkatze, die bei einer alten Frau in einem Reihenhaus mit Garten lebt und ziemlich verwöhnt wird. Ihr Frauchen ist ehemalige Lehrerin und Pressler vermenschlicht die Katze, dass ihr nicht nur das Sprechen, sondern auch das Lesen beigebracht wird. Wendepunkt ist eine Lungenentzündung der Dame, von der sie sich nicht mehr erholt, und sie endet in einem Pflegeheim. Kitty landet auf der Straße und schließt sich einer Gruppe von streunenden Katzen an, die sie durch akrobatische Leistungen begeistern kann. Sie verliebt sich in einen alten Kater namens Bruno, der hinkt, nachdem er von einem Motorrad angefahren worden ist, und am Ende wohl an Krebs stirbt. Jedoch wird sie von ihm schwanger, und durch Zufall schafft sie es schließlich, von einem jungen Paar aufgenommen zu werden, das auch nichts dagegen hat, dass sie bald Junge kriegt. Mit der Geburt von drei Kätzchen endet die Geschichte.
Eingebettet ist die Flüchtlingskrise der zweiten Hälfte der Zehnerjahre. Im kleinen Ort tauchen Katzen auf, die aus einem Bürgerkriegsland geflohen sind, weil Menschenbomben auch Tiere bedrohen. Dies gibt Probleme, da einige aus der Streunergruppe der Ansicht sind, dass die fremden Katzen ihnen die Mäuse wegfressen werden. Die beiden Neuankömmlinge Anusch und Mirko werden jedoch von der Mehrheit der Katzen freundlich aufgenommen.
Die Geschichte könnte auch als Parabel gelesen werden: Das verwöhnte Einzelkind verliert seine Geborgenheit und ist dem wilden Leben ausgesetzt, ist aber letztlich nicht überlebensfähig und muss sich ein Zuhause suchen, das Unterkunft und Essen bietet. Diese Interpretation wäre jedoch traurig, wenn Einzelkinder mit Haustieren gleichgestellt würden, die versorgt werden müssen.
Wie schon bei Nathan und seine Kinder bleiben gemischte Gefühle zurück.