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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

6 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Der Fall Christine und Léa Papin, Die Fälle Juliet Hulme und Pauline Parker ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

19.02.2022 um 14:28
Liebe Community,

in den einzelnen Threads ist das Interesse an der Psychopathologie der Täter deutlich spürbar. Wie ich finde, zurecht.

Zwar bin ich auch der Ansicht, dass die Opfer vor den Täterpersönlichkeiten oft viel zu sehr in den Hintergrund geraten und man hier ein deutlicheres Statement in der Berichterstattung setzten muss, dennoch vertrete ich die Meinung, dass echte Präventionsarbeit nur möglich ist, wenn man die Strukturen hinter den einzelnen Täterprofilen adäquat erfasst und beleuchtet.

Josef Wilfling, der ehemalige Leiter der Münchner Mordkommission, hat in seinem Buch „Unheil“ eindrücklich beschrieben, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann. Hier kann ich ihm nur zustimmen. Wenn man sich jedoch eingängig mit Mordfällen befasst wird deutlich, dass bestimmte psychische Dispositionen sowie frühkindliche Erfahrungen - allen voran Bindungsfaktoren - die Gefahr, Täter zu werden deutlich erhöhen. Diese Faktoren würde ich gerne näher beleuchten. Die Mutter-Kind-Bindung ist die wohl bisher am meisten untersuchte Komponente in diesem Zusammenhang. Deshalb würde ich gerne mit der bisher wenig rezipierten „Folie à deux“ anhand von zwei Fallbeispielen starten.

Die „Folie à deux“ (französich für: Geistesstörung zu zweit) ist unter F.24 in in der ICD-10 als „induzierte wahnhafte Störung“ aufgenommen. In der DSM –IV wird dieselbe Symptomatik übereinstimmend als „gemeinsame psychotische Störung“ klassifiziert. Im Kern bezeichnet sie „psychotische Ansteckung einer geistesgesunden, in der Regel aber seelisch labilen Person durch einen Psychose-Erkrankten“ (https://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/folie_a_deux.html; vgl. auch ICD-10 und DSM-IV). Man hat also eine aktiv psychotische Person und eine eher passive, an sich nicht psychotische Person, die die Wahnvorstellungen des anderen übernimmt.
Grundparameter sind die soziale Isolation von beiden Personen der Umwelt gegenüber. Oftmals haben beide Personen in der Vergangenheit schon schwierige Krisen erlebt, die sie nicht adäquat bewältigen konnte. In vielen Fällen erweist sich auch das soziale Umfeld außerhalb des Zweiergespanns als beeinträchtigt.
Im Folgenden möchte ich zwei Fälle vorstellen, die im Sinne dieser „Folie à deux“ rezipiert wurden.


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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

19.02.2022 um 14:30
1954 – Der Mord an Honorah Parker / Der Fall Juliet Hulme und Pauline Parker

Falls dieser Fall einigen bekannt vorkommt, liegt dies vielleicht daran, dass sie sonderbare Dynamik zwischen den Mädchen sowohl im Film „Heavenly Creatures“ von Peter Jackson und mit Kate Winslet und Melanie Lynskey rezipiert wurde, als der Simpsons-Folge „Die Chroniken von Equalia“ (Staffel 20, Folge 9) zum Vorbild diente.

Juliet Hulme (*1938 in London, zur Tatzeit 15 Jahre alt), ist die Tochter eines Nuklearphysikers, der mit seiner Familie 1948 nach Neuseeland emigrierte, um dort die Stelle als Dekan der University of Canterbury anzutreten. In ihrer neuen Schule lernte Juliet Pauline Parker (*1938, zur Tatzeit 16 Jahre), kennen, die aus einer Arbeiterfamilie stammte. Beide Mädchen waren in ihrer Kindheit schwer krank. Hulme litt an Tuberkulose, Parker an einer Knochenmarkentzündung. Über diese Krankheitserfahrungen schlossen die beiden schnell Freundschaft und wurde in der Folge unzertrennlich. Nach Aussagen Parkers romantisierten beide die Vorstellung, krank zu sein.
Parker war ein gern gesehener Gast bei der Familie Hulme und ging in dem Anwesen ein und aus. Sie verbrachte oft die ganzen Ferien bei der Familie ihrer Freundin.

Je enger die Freundschaft der beiden wurde, desto elaborierter wurden die Fantasie-Welten, in die sie flüchteten. Sie schrieben, Bücher, Geschichten und Theaterstücke über ihre selbsterfundene „Fourth World“, eine Paralleldimension die ihrer Vorstellung des Himmels gleichgesetzt war.

Beide Mädchen waren wie besessen voneinander. Wenn sie sich nicht sehen durften, reagierten sie physisch und wurden krank. Ihre Eltern befürchteten eine homosexuelle Beziehung (ein Aspekt, der von beiden Mädchen durchgehend negiert wurde).
1953 durfte Pauline die Sommerferien nicht – wie in den Jahren zuvor – bei Juliet verbringen.

1954 trennten sich die Eltern von Juliet. Juliets Mutter hatte eine außereheliche Affäre, Juliets Vater hatte Probleme mit der Dozentenschaft an seiner Universität und wurde dazu gedrängt, den Posten als Dekan zu räumen. Mutter und Vater von Juliet wollten zurück nach England gegen, Juliet hingegen sollte aufgrund ihrer Gesundheit zu Verwandten nach Südafrika gebracht werden.
Die beiden Mädchen waren angesichts dieser bevorstehenden Trennung am Boden zerstört. Beide waren sich sicher, dass Juliets Eltern ihr erlauben würden, mit nach Südafrika zu reisen (obwohl dies realistisch eher unwahrscheinlich war). Pauline war sich sicher, dass nur ihre Mutter diesem Vorhaben im Wege stehen würde.

Vier Monate lang schmiedeten die Mädchen einen Plan, um Paulines Mutter zu töten und so für immer zusammen bleiben zu können. Sie wollten zunächst zusammen nach Südafrika und dann von dort aus nach Hollywood oder New York, um ihre Geschichten zu veröffentlichen.

Am 22. Juni 1954 waren Pauline und Juliet mit Paulines Mutter Honorah im Victoria Park spazieren, sie aßen gemeinsam eine Kleinigkeit an einem Kiosk und schlugen dann einen kleinen, bewaldeten Spazierweg ein. Anschließend liefen die beiden Mädchen blutverschmiert zum Kiosk zurück und berichteten, Paulines Mutter sei gestürzt und hätte sich den Kopf verletzt.
Anhand des Verletzungsmuster, den Blutspuren an den Mädchen und der im Gebüsch gefundenen Tatwaffe konnte die Ermittlungseinheiten die Aussage der Mädchen schnell widerlegen.
Das Verfahren gegen die beiden Mädchen erregte großes mediales Aufsehen. Zum einen aufgrund des Alters der Mädchen, zum anderen, weil wild über eine lesbische Affäre der beiden und ihre Geistesstörung spekuliert wurde.

Die Mädchen wurden schuldig gesprochen, waren jedoch beide zu jung für die Todesstrafe. Sie verbrachten beide 5 Jahre im Gefängnis. Widersprüchliche Aussagen berichten von einer Auflage, dass Juliet und Pauline sich nie wieder kontaktieren dürften. Es findet sich jedoch im Internet keine valide Quelle darüber.

Juliet durfte nach Verbüßen ihrer Haftstrafe direkt zu ihrer Familie nach Italien reisen, Pauline musste weitere 6 Monate auf Bewährung in Neuseeland verbringen, bevor auch sie das Land verlies.

Beiden Mädchen wurde eine neue Identität gegeben. Beide Mädchen bereuten ihre Tat mit Abstand zueinander zutiefst. Im Sinne der „Folie à deux“ wird davon ausgegangen, dass Pauline der aktive, psychotische Part war, Juliet der passive, der die Wahnvorstellungen übernommen hat.

(Die Zusammenfassung entstammt den übereinstimmenden Inhalten aus verschiedenen englischsprachigen Artikeln. Alle aufgeführten Informationen sind auch unter Wikipedia: Parker–Hulme murder case zu finden).

Juliet veröffentlichte unter dem Künstlernamen Anne Perry zahlreiche Kriminalromane, die vor allem in Deutschland und den USA auf den Bestseller-Listen landeten.

Ein sehr empfehlenswerter Artikel hierzu:
https://www.spiegel.de/kultur/der-tod-kommt-zweimal-a-7925a2dc-0002-0001-0000-000009160155


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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

19.02.2022 um 14:35
1933 – Der Mord an Léonie and Geneviève Lancelin / Der Fall von Christine und Léa Papin

Christine (*1905) und Léa Papin waren zwei Schwestern, die als Dienstmädchen für die wohlhabende Familie Lancelin arbeiteten und dort am 2. Februar 1933 die Hausherrin sowie deren Tochter brutal ermordeten.

Der Fall wurde damals vor allem von französischen Intellektuellen wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir rege analysiert, weil sie ihn als symbolisch für den Klassenkampf ansahen.

Beide Frauen stammten aus schwierigen Familienverhältnissen, die von außerehelichen Affären, Alkoholkrankheit, Suizidandrohungen und Inzest (die ältere Schwester Emilia, *1901, wurde im Alter von ca. 9 Jahren durch den Vater vergewaltigt) geprägt waren. Christine und Léa wurden getrennt voneinander von unterschiedlichen Verwandten erzogen.

1926 erhielte Christine eine Anstellung bei der Familie Lancelin, nach einem halben Jahr in deren Dienst, war die Familie so überzeugt von ihren Fähigkeiten, dass Christine die Familie dazu überreden konnte, auch Léa anzustellen.

In den folgenden Jahren entwickelte die Hausherrin Léonie eine Depression und ließ ihre Tiefphasen an den beiden Papin-Schwestern aus. Hierzu variieren die Berichte: manche Quellen berichten lediglich davon, dass Madame Lancelin zunehmend kritischer wurde, was die Hausarbeit der Schwestern anging. Andere Quellen erwähnen physische Angriffen´, die von Schlägen bis hin zu enorm gewalttätigen Ausbrüchen reichen, bei denen Madame Lancelin die Schwestern beispielsweise mit ihren Köpfen gegen die Wand schlug.

Am Abend des 2. Februars 1933 kehrten Léonie und Geneviève von einer Einkaufstour zurück nach Hause. Der Ehemann und Vater Réne wollte direkt zur Feier einer befreundeten Familie, zu der er später auch seine Frau und Tochter erwartete. Der Strom im Haus war ausgefallen. Nach Aussagen von Christine erklärte sie Madame Lancier, dass der Strom ausgefallen sei, weil sie (Christine) in eine Steckdose uriniert hätte. Madame Lancier wurde daraufhin wütend und attackierte die Mädchen. Christine sei daraufhin auf Geneviève losgegangen und hätte ihr die Augen aus dem Schädel gequetscht. Auf Anweisung von Christine hätte Léa dasGgleiche mit Léonie getan. Christine holte daraufhin Hammer und Messer und beide malträtierten die Opfer weiter. Ermittler gehen davon aus, dass die Tat mehr als 2 Stunden gedauert hatte. Am Ende waren die beiden Opfer bis zu Unkenntlichkeit entstellt; auch ihre Geschlechtsorgane wurden verstümmelt.

Als seine Frau und seine Tochter nicht zur Verabredung erschienen, machte sich Réne zusammen mit dem Ehemann seiner ältesten Tochter auf den Weg zum Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Alle Lichter waren aus, mit Ausnahme des Zimmers der Papin Schwestern. Die Eingangstür war von innen verriegelt. Da ihm dies seltsam vorkam, rief Monsieur Lancier umgehend die Polizei. Als die Ermittler eintrafen, fanden sie die verstümmelten Leichen von Léonie und Genviève. Zunächst ging jeder davon aus, dass die Papin-Schwestern dasselbe Schicksal ereilt hatte. In ihrem Zimmer machten die Ermittler aber eine andere Entdeckung: beide Schwestern lagen nackt miteinander im Bett. Der blutige Hammer lag neben ihnen auf einem Stuhl. Beide gaben die Morde ohne Umschweife zu und wurden verhaftet. Beide beriefen sich jedoch auf Notwehr und jede übernahm für sich die volle Verantwortung für die Tat und stellte die jeweils andere als komplett unschuldig dar.

Beide Schwestern wurden getrennt. Christines psychischer Zustand verschlechterte sich daraufhin rapide, weshalb ein Treffen der Schwestern unter polizeilicher Aufsicht arrangiert wurde. Beim Anblick von Léa öffnete Christine sofort ihre Bluse und bat Léa: „Bitte sag ja!“ (« Dis-moi oui, dis-moi oui. »), was von den anwesenden Polizeibeamten im Sinne einer inzestuösen Beziehung interpretiert wurde.
Bald darauf durchlebte Christine eine psychotische Episode und versuchte, sich selbst die Augen heraus zu quetschen. Sie gab an, dass sie eine solche Episode auch kurz vor den Morden hatte.

Im Zuge der Gerichtsverhandlung wurde lange darüber debattiert, ob die beiden zurechnungsfähig sind / waren. Letztlich schlussfolgerte man, dass die beiden an der, 1877 zum ersten Mal vorgestellten, „Folie à deux“ litten, wobei Christine den aktiven, psychotischen Part darstellte und Léa den passiven, der die Wahnvorstellungen übernahm. Das Gericht hielt beide Frauen für voll schuldfähig und verurteilte Léa zu 10 Jahren Haft und Christine zur Todesstrafe, die später jedoch in lebenslängliche Haft umgewandelt wurde.
Getrennt von Léa verschlimmerte sich der psychische Zustand von Christine immer weiter. Sie driftete in Wahn und Depressionen ab und verweigerte die Nahrungsaufnahme, woran sie letztlich 1937 verstarb.

Léa wurde nach 8 Jahren aufgrund guter Führung aus der Haft entlassen, erhielt eine neue Identität, zog zu ihrer Mutter und arbeitete wieder als Dienstmädchen. Sie starb 1982 (nach anderen Theorien: 2001) in einem Pflegeheim.

(Quellen:
Wikipedia: Christine and Léa Papin
https://www.cairn.info/revue-psychanalyse-2007-2-page-63.htm
https://allthatsinteresting.com/papin-sisters)


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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

19.02.2022 um 15:29
Sorry, vor lauter Text sind mir einige Tipp- und Syntaxfehler unterlaufen!

Bei diesem Absatz sind mir sogar zwei ganze Sätze verloren gegangen:
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Am 22. Juni 1954 waren Pauline und Juliet mit Paulines Mutter Honorah im Victoria Park spazieren, sie aßen gemeinsam eine Kleinigkeit an einem Kiosk und schlugen dann einen kleinen, bewaldeten Spazierweg ein. Sie überrumpelten Paulines Mutter und schlugen sie mit einem in einen Strumpf gewickelten Ziegelstein zu Tode. Das Opfer wies bei der Obduktion 45 Verletzungen auf. Anschließend liefen die beiden Mädchen blutverschmiert zum Kiosk zurück und berichteten, Paulines Mutter sei gestürzt und hätte sich den Kopf verletzt.
Im Teil zu den Papin Schwestern habe ich das Geburtsjahr für Léa vergessen: *1911


Vielleicht fallen euch noch andere Kriminalfälle ein, die in diese Symptomatik passen?

Ich persönlich finde dieses Störungsbild besonders interessant, da davon ausgegangen werden kann, dass zumindest der passive Partner - wenn nicht sogar beide Tatbeteiligten - ohne die zu Grunde liegende Beziehungsdynamik mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Mord begangen hätten.

Ich freue mich sehr, über jeden weiterführenden Gedanken zu dieser Thematik von euch. ;)


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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

19.02.2022 um 16:35
Spontan würden mir nur die Zwillinge Sabina und Ursula Eriksson einfallen, die bei einer Festnahme auf einer Autobahn sich losrissen und auf die Fahrbahn stürmten.

https://youtu.be/PxvX9m55aaY


Oder auch die beiden Zwillinge, Jasmiyah Kaneesha Whitehead & Tasmiyah Janeesha Whitehead, die ihre Mutter ermordeten

https://en.wikipedia.org/wiki/Death_of_Nikki_Whitehead


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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“

19.02.2022 um 18:04
@CaiaLia
Vielen Dank für Deinen Beitrag!

Bei Sabina und Ursula Eriksson heißt es tatsächlich explizit:
Unter dem Einfluss einer seltenen psychischen Störung, der sogenannten Folie à deux, überquerten sie mehrfach zu Fuß die vielbefahrene Autobahn M6 in England, wobei sie von Fahrzeugen erfasst wurden. Trotz ihrer Verletzungen leisteten sie Widerstand gegen die zu Hilfe eilenden Polizei- und Rettungskräfte. Wenige Tage nach dem Vorfall erstach eine der Schwestern, Sabina Eriksson, einen Bewohner im nahegelegenen Stoke-on-Trent mit einem Messer, nachdem sie aus dem Behördengewahrsam entlassen worden war.
Quelle: Wikipedia: Ursula und Sabina Eriksson

Die beiden Zwillingsschwestern wurden 1967 in Schweden geboren. Sie haben zwei ältere Geschwister und waren vorher noch nie polizeilich in Erscheinung getreten. Auch von psychischen Störungen war nichts bekannt. Im Jahr 2000 lebte Ursula in New York und ihre Schwester Sabina mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern in Irland.

Am 16.Mai 2008 machten sich beide Schwestern heimlich von Sabinas Wohnort auf nach Liverpool, wo sie am nächsten Tag eintrafen. Auf der örtlichen Polizeiwache berichteten die beiden, dass sie sich um das Wohlergehen von Sabinas Kindern sorgten. Die Polizisten setzten sich daraufhin mit den Behörden in Dublin in Verbindung, die in Erfahrung brachten, dass Sabina und ihr Mann am Tag zuvor einen Streit gehabt hatten.

Die beiden Frauen machten sich daraufhin mit einem Reisebus auf nach London. Der Busfahrer erklärte, er hätte sie gegen 1:10pm am außerplanmäßigen Halt "Keele Raststation" zurück gelassen, da ihr Verhalten zunehmend seltsamer wurde. Sie hielten ihre Taschen fest an sich gepresst und verweigerten sich einer Taschenkontrolle. Auch die Managerin der Raststation wurde informiert und erachtete das verhalten ebenfalls als verdächtig. Sie informierte die Polizei, welche die beiden Frauen jedoch als harmos einstufte.

Die beiden Frauen verließen die Raststation dann zu Fuß und überquerten die M6. Ein Kamerateam filmte zufällig eine Folge "Motorway Cops" und hielt fest, wie Ursula sich zuerst in den Verkehr stürzte und Sabina ihr folgte. Sie wurden dabei von mehreren Fahrzeugen erfasst. Ursula war bewegungsunfähig, nachdem ein Lastwagen ihre Beine zertrümmert hatte. Sabina war nach mehreren Zusammenstößen für 15 Minuten bewusstlos.

Ursula verweigerte die Behandlung durch beigerufene Sanitäter indem sie spuckte, schrie und kratzte. Sie sagte zu einem der Polizisten: "Ich erkenne Dich wieder - Du bist nicht real!", Sabina rief "Sie werden Dir Deine Organe stehlen!" und sprang trotz ihrer Verletzungen auf die Beine. Sie schrie nach der Polizei, obwohl diese bereits vor Ort war, schlug einen der Beamten ins Gesicht und lief erneut über die Autobahn. Sie musste von den anwesenden Sanitätern sediert und von den Polizisten in Handschellen gelegt werden.

Die Schwestern kamen in unterschiedliche Krankenhäuser, Sabina wurde bereits nach 5 Stunden wieder entlassen. Sie kam anschließend in Polizeigewahrsam und wurde befragte, dabei verhielt sie sich auffallend ruhig und entspannt. Sie berichtet von einem schwedischen Sprichwort, dass davon handelt, dass ein Unfall selten alleine kommt und das meist gleich der nächste folgt - vielleicht sogar die nächsten beiden.
Sabina bekannte sich schuldig, unerlaubt die M6 überquert und einen Polizeibeamten geschlagen zu haben. Es erfolgte keine weitere psychiatrische Evaluation. Sie wurde zu einem Tag in Polizeigewahrsam verurteilt, welcher als abgeleistet galt, da sie bereits die ganze Nacht auf der Polizeiwache in Gewahrsam verbracht hatte.

Nach ihrer Entlassung lief Sabina ziellos durch die Straßen von Stoke-on-Trent auf der Suche nach ihrer Schwester. Sie trug dabei deren Oberteil und führte all ihre Wertgegenstände in einem durchsichtigen Beutel mit sich. Sie begegnete Glenn Hollinshead und dessen Freund Peter Molloy, als diese mit Glenns Hund unterwegs waren. Molloy berichtet, dass Sabina zwar freundlich war und den Hund streichelte, aber auch nervös wirkte. Sie fragte nach einem nahegelegenen Bed&Breakfast.

Hollinshead hatte Mitleid mit ihr und bot ihr an, bei sich zu übernachten. Bei Hollinshead zu Hause wurde ihr Verhalten immer paranoider. Sie stand ständig auf um aus dem Fesnter zu sehen, sie bot den Männern Zigaretten an, nur um sie ihnen wieder abzunehmen, da sie vergiftet sein könnten. Kurz vor Mitternacht ging Molloy und lies die beiden alleine.

Am nächsten Tag erkundigte sich Hollinshead in den Krankenhäusern über den Verbleib von Sabinas Schwester Ursula. Gegen 7.40p.m., als im Haus gerade in Abendessen zubereitet wurde, ging Hollinshead zu seinen Nachbarn um sich ein paar Teebeutel zu leihen und ging wieder zurück nach Hause. Eine Minute später stolplerte er blutüberströmt wieder nach draußen und rief "Sie hat auf mich eingestochen" bevor er zu Boden fiel. Er erlag schnell seinen schweren Verletzungen und bat in seinen letzten Worten darum, man möge sich um seinen Hund kümmern.

Die Nachbarn riefen den Notarzt und Sabina floh. Sie trug einen Hammer bei sich mit dem sie sich immer wieder auf den Kopf schlug. Ein Motorradfahren wollte sie tackeln und ihr den Hammer abnehmen. Sabina zog jedoch einen Dachziegel aus ihrer Tasche und schlug ihm damit auf den Hinterkopf. Auf ihrer Flucht sprang sie von einer 12m hohen Autobahnbrücke auf die A50. Bei dem Sprung brach sie sich beide Knöchel und den Schädel und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Sie hatte fünf Mal mit einem Küchenmesser auf Hollinshead eingestochen, da Gericht erklärte sie für voll schuldfähig und verurteilte sie zu fünf Jahren Haft.

Ihr Verteidiger verwies auf die "folie à deux" und erklärte Sabina dabei zum passiven Part, der die Tat begangen habe, weil sie die Präsenz des aktiven Parts, dem er Ursula zuschrieb, gespürt hätte. Gleichzeitig verweist er sowohl auf auditive Wahrnehmungsstörungen als auch auf wahnhafte Störungen bei Sabina.

Ursula wurde aus dem Krankenhaus entlassen und kehrte wieder zurück in die USA.

Wikipedia: Ursula and Sabina Eriksson

Anhand der Symptome wäre hier Sabina durch ihre psychotischen Episoden (Stimmen hören) und die nicht näher bezeichnete wahnhafte Störung wohl eher als der aktive Part anzusehen.



In Deinem zweiten Fall
Zitat von CaiaLiaCaiaLia schrieb:Jasmiyah Kaneesha Whitehead & Tasmiyah Janeesha Whitehead
finde ich keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten psychotischen Hintergrund.


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