Schneewi77chen
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Die Psychopathologie des Täters – „Folie à deux“
19.02.2022 um 14:28Liebe Community,
in den einzelnen Threads ist das Interesse an der Psychopathologie der Täter deutlich spürbar. Wie ich finde, zurecht.
Zwar bin ich auch der Ansicht, dass die Opfer vor den Täterpersönlichkeiten oft viel zu sehr in den Hintergrund geraten und man hier ein deutlicheres Statement in der Berichterstattung setzten muss, dennoch vertrete ich die Meinung, dass echte Präventionsarbeit nur möglich ist, wenn man die Strukturen hinter den einzelnen Täterprofilen adäquat erfasst und beleuchtet.
Josef Wilfling, der ehemalige Leiter der Münchner Mordkommission, hat in seinem Buch „Unheil“ eindrücklich beschrieben, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann. Hier kann ich ihm nur zustimmen. Wenn man sich jedoch eingängig mit Mordfällen befasst wird deutlich, dass bestimmte psychische Dispositionen sowie frühkindliche Erfahrungen - allen voran Bindungsfaktoren - die Gefahr, Täter zu werden deutlich erhöhen. Diese Faktoren würde ich gerne näher beleuchten. Die Mutter-Kind-Bindung ist die wohl bisher am meisten untersuchte Komponente in diesem Zusammenhang. Deshalb würde ich gerne mit der bisher wenig rezipierten „Folie à deux“ anhand von zwei Fallbeispielen starten.
Die „Folie à deux“ (französich für: Geistesstörung zu zweit) ist unter F.24 in in der ICD-10 als „induzierte wahnhafte Störung“ aufgenommen. In der DSM –IV wird dieselbe Symptomatik übereinstimmend als „gemeinsame psychotische Störung“ klassifiziert. Im Kern bezeichnet sie „psychotische Ansteckung einer geistesgesunden, in der Regel aber seelisch labilen Person durch einen Psychose-Erkrankten“ (https://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/folie_a_deux.html; vgl. auch ICD-10 und DSM-IV). Man hat also eine aktiv psychotische Person und eine eher passive, an sich nicht psychotische Person, die die Wahnvorstellungen des anderen übernimmt.
Grundparameter sind die soziale Isolation von beiden Personen der Umwelt gegenüber. Oftmals haben beide Personen in der Vergangenheit schon schwierige Krisen erlebt, die sie nicht adäquat bewältigen konnte. In vielen Fällen erweist sich auch das soziale Umfeld außerhalb des Zweiergespanns als beeinträchtigt.
Im Folgenden möchte ich zwei Fälle vorstellen, die im Sinne dieser „Folie à deux“ rezipiert wurden.
in den einzelnen Threads ist das Interesse an der Psychopathologie der Täter deutlich spürbar. Wie ich finde, zurecht.
Zwar bin ich auch der Ansicht, dass die Opfer vor den Täterpersönlichkeiten oft viel zu sehr in den Hintergrund geraten und man hier ein deutlicheres Statement in der Berichterstattung setzten muss, dennoch vertrete ich die Meinung, dass echte Präventionsarbeit nur möglich ist, wenn man die Strukturen hinter den einzelnen Täterprofilen adäquat erfasst und beleuchtet.
Josef Wilfling, der ehemalige Leiter der Münchner Mordkommission, hat in seinem Buch „Unheil“ eindrücklich beschrieben, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann. Hier kann ich ihm nur zustimmen. Wenn man sich jedoch eingängig mit Mordfällen befasst wird deutlich, dass bestimmte psychische Dispositionen sowie frühkindliche Erfahrungen - allen voran Bindungsfaktoren - die Gefahr, Täter zu werden deutlich erhöhen. Diese Faktoren würde ich gerne näher beleuchten. Die Mutter-Kind-Bindung ist die wohl bisher am meisten untersuchte Komponente in diesem Zusammenhang. Deshalb würde ich gerne mit der bisher wenig rezipierten „Folie à deux“ anhand von zwei Fallbeispielen starten.
Die „Folie à deux“ (französich für: Geistesstörung zu zweit) ist unter F.24 in in der ICD-10 als „induzierte wahnhafte Störung“ aufgenommen. In der DSM –IV wird dieselbe Symptomatik übereinstimmend als „gemeinsame psychotische Störung“ klassifiziert. Im Kern bezeichnet sie „psychotische Ansteckung einer geistesgesunden, in der Regel aber seelisch labilen Person durch einen Psychose-Erkrankten“ (https://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/folie_a_deux.html; vgl. auch ICD-10 und DSM-IV). Man hat also eine aktiv psychotische Person und eine eher passive, an sich nicht psychotische Person, die die Wahnvorstellungen des anderen übernimmt.
Grundparameter sind die soziale Isolation von beiden Personen der Umwelt gegenüber. Oftmals haben beide Personen in der Vergangenheit schon schwierige Krisen erlebt, die sie nicht adäquat bewältigen konnte. In vielen Fällen erweist sich auch das soziale Umfeld außerhalb des Zweiergespanns als beeinträchtigt.
Im Folgenden möchte ich zwei Fälle vorstellen, die im Sinne dieser „Folie à deux“ rezipiert wurden.