Timon

Vermutlich um 1606 schrieb Shakespeare dieses Theaterstück über den Athener Timon, der als freigebiger Reicher seine angeblichen Freunde (Senatoren, Bürger und Künstler) zu Gastmahlen einlädt und sie reichlich beschenkt. Dies überschreitet seine finanziellen Möglichkeiten, er nimmt Schulden auf, und als die Gläubiger ihr Geld eintreiben wollen, verweigern seine angeblichen Freunde mit allen möglichen Ausreden jegliche Unterstützung.

Aus Gram verlässt Timon Athen, zieht sich in einen Wald zurück und lebt als misanthropischer Einsiedler in einer Höhle. Beim Graben nach Wurzeln findet er Gold und beschenkt damit vorbeiziehnende Prostituierte, damit sie Krankheit in Athen verbreiten, wie auch den Feldherrn Alkibiades, damit dieser in Athen einziehe und es vernichte. Vom Goldfund angezogen, suchen ihn Künstler wie Senatoren auf, um wieder seine Gunst zu erwerben, doch Timon verjagt sie.

Das Stück endet während der Belagerung Athens durch Alkibiades mit der Nachricht, dass Timon verstorben sei. Kampflos wird die Stadt Alkibiades übergeben.

Dies ist kein Lehrstück, sondern es lässt einen fast atemlos zurück ob der Unverschämtheit, die hier vor Augen geführt wird, sowie des radikalen Hasses, der nicht nur vermittelt wird, sondern nachvollziehbar ist. Es gibt keinen versteckten Aufruf, seine Sitten zu bessern, sondern der Menschheit wird ein Spiegel vorgehalten, der einen erschaudern lässt. So ist es wohl auch zu verstehen, dass dieses Stück erst im 19. Jahrhundert zum ersten Mal auf die Bühne gebracht worden ist.

Gelesen habe ich die Übersetzung von Christoph Martin Wieland.