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Alessandro Nonno - Tödliche Quarantäne
25.05.2021 um 21:52Original anzeigen (0,2 MB)
Den Autor kenne ich überhaupt nicht, laut Internet hat er eine Krimiserie geschrieben, und dies war der erste Corona-Krimi, den ich entdeckt habe. Nun hatte ich Zeit, ihn mal zu lesen. Nonno soll abwechselnd in Italien und Österreich leben, in diesem Roman nimmt er aber ein Düsseldorfer Ehepaar, das wegen des Coronavirus auf einem Kreuzfahrtschiff vor Madagaskar in einer winzigen Innenkabine in Quaranäne gefangen ist, als Hauptfiguren.
Der Krimi ist übergestülpt, eigentlich ist es ein Kammerspiel eines Ehepaars, das für zwei Wochen auf engstem Raum zusammenleben muss. Er: Bürstenwagenfahrer bei einer Stadtverwaltung, dick, Modellflugzeugbastler. Sie: Schneiderin, dünn, 58 Jahre. Die Kreuzfahrt ist ihr Wunsch zum fünfundzwanzigsten Hochzeitstag.
Der Corona-Virus ist nur der Aufhänger der Quarantäne und Isolation, im Zentrum steht das Verhältnis der beiden zueinander, die eine sehr eigenartige Ehe durchleben. Sie haben nur zweimal miteinander geschlafen und beide Male war das Ergebnis eine Tochter. Einmal vor der Ehe, und ihr Vater hat zur Hochzeit gedrängt, ein Gericht hat die Vaterschaft ihm zugeschrieben. Einmal während der Ehe, und prompt wurde die Frau wieder schwanger. Ein drittes Mal in ihrer 25-jährigen Ehe schlafen sie auf dem Kreuzfahrtschiff miteinander.
Die Idee, wie die beiden sich während der 14 Tage immer mehr auf den Keks gehen, versuchen sich voneinander zu isolieren, was auf vier Quadratmetern jedoch schwer möglich ist, hat schon was. Aggressionen werden aufgebaut, sie versucht zu schlichten, er flüchtet in das Ein-Quadratmeter-Badezimmer und einmal in den Vollrausch mit den Minibargetränken. Die Außenwelt wird langsam ausgeknipst (Internet tot, Handyverbindungen tot, schließlich Fernseher tot). Versorgt werden sie von Bordpersonal in Schutzkleidung, das kurz die Kabinentür öffnet, das Essen reinschiebt, das in der Qualität immer abnimmt, und sofort wieder schließt. Er bekommt seine rassistischen Anfälle (das Virus wird von den Chinesen verbreitet, um die Bevölkerung Europas und der USA auszulöschen, "Neger" haben sowieso nur Böses vor), sie versucht zu beschwichtigen und ihn zu beruhigen.
Rückblenden auf 25 Jahre Eheleben sind Höhepunkte. Er hat sie wegen der Schwangerschaft auf Drängen ihres Vaters heiraten müssen, ist selbst ein Geizhals und alle Urlaube wie Familienfeiern hat immer ihr Vater bezahlt wie auch das Haus, in dem sie leben. Nur diese Kreuzfahrt hat er geweigert zu finanzieren, weswegen die billigste Innenkabine gebucht worden ist, obwohl die Frau sich eine große Außenkabine mit großem Panoramafenster gewünscht hat.
Das Ende kommt rasch: Er bekommt Fieber und nach Öffnung der Quarantäne stirbt er, während seine Frau im Schiff flaniert. Während dieses ausgiebigen Spaziergangs lernt sie einen Niederländer kennen, den sie schließlich heiratet.
Die Krimi-Kurve versucht Nonno zu kratzen, indem er - wenig plausibel - die Situation konstruiert, dass die Frau symptomlos infiziert war (sie hat mal ein komisches Halskratzen) und ihren Mann absichtlich zum Geschlechtsverkehr animiert hat, um ihn anzustecken. Warum sie als K1 auch nach seinem Tod völlig frei rumlaufen kann, bleibt offen.
Wie auch das schlechte Lektorat (viele Fehler) ist auch die Handlung letztlich nicht ausgereift. Schade eigentlich. Aber die ersten hundert Seiten sind voll von Wiederholungen, und da die Frau 58 Jahre ist, erscheint es nicht logisch, warum sie 25 Jahre zuvor ein naives blutjunges Mädchen gewesen sein soll, das aus sexueller Neugier mit ihrem zukünftigen Mann geschlafen hat. Sie war über 30!
Letztlich ein schnell rausgeworfener Text zu Beginn der Corona-Krise, der Potenzial gehabt hätte.
Den Autor kenne ich überhaupt nicht, laut Internet hat er eine Krimiserie geschrieben, und dies war der erste Corona-Krimi, den ich entdeckt habe. Nun hatte ich Zeit, ihn mal zu lesen. Nonno soll abwechselnd in Italien und Österreich leben, in diesem Roman nimmt er aber ein Düsseldorfer Ehepaar, das wegen des Coronavirus auf einem Kreuzfahrtschiff vor Madagaskar in einer winzigen Innenkabine in Quaranäne gefangen ist, als Hauptfiguren.
Der Krimi ist übergestülpt, eigentlich ist es ein Kammerspiel eines Ehepaars, das für zwei Wochen auf engstem Raum zusammenleben muss. Er: Bürstenwagenfahrer bei einer Stadtverwaltung, dick, Modellflugzeugbastler. Sie: Schneiderin, dünn, 58 Jahre. Die Kreuzfahrt ist ihr Wunsch zum fünfundzwanzigsten Hochzeitstag.
Der Corona-Virus ist nur der Aufhänger der Quarantäne und Isolation, im Zentrum steht das Verhältnis der beiden zueinander, die eine sehr eigenartige Ehe durchleben. Sie haben nur zweimal miteinander geschlafen und beide Male war das Ergebnis eine Tochter. Einmal vor der Ehe, und ihr Vater hat zur Hochzeit gedrängt, ein Gericht hat die Vaterschaft ihm zugeschrieben. Einmal während der Ehe, und prompt wurde die Frau wieder schwanger. Ein drittes Mal in ihrer 25-jährigen Ehe schlafen sie auf dem Kreuzfahrtschiff miteinander.
Die Idee, wie die beiden sich während der 14 Tage immer mehr auf den Keks gehen, versuchen sich voneinander zu isolieren, was auf vier Quadratmetern jedoch schwer möglich ist, hat schon was. Aggressionen werden aufgebaut, sie versucht zu schlichten, er flüchtet in das Ein-Quadratmeter-Badezimmer und einmal in den Vollrausch mit den Minibargetränken. Die Außenwelt wird langsam ausgeknipst (Internet tot, Handyverbindungen tot, schließlich Fernseher tot). Versorgt werden sie von Bordpersonal in Schutzkleidung, das kurz die Kabinentür öffnet, das Essen reinschiebt, das in der Qualität immer abnimmt, und sofort wieder schließt. Er bekommt seine rassistischen Anfälle (das Virus wird von den Chinesen verbreitet, um die Bevölkerung Europas und der USA auszulöschen, "Neger" haben sowieso nur Böses vor), sie versucht zu beschwichtigen und ihn zu beruhigen.
Rückblenden auf 25 Jahre Eheleben sind Höhepunkte. Er hat sie wegen der Schwangerschaft auf Drängen ihres Vaters heiraten müssen, ist selbst ein Geizhals und alle Urlaube wie Familienfeiern hat immer ihr Vater bezahlt wie auch das Haus, in dem sie leben. Nur diese Kreuzfahrt hat er geweigert zu finanzieren, weswegen die billigste Innenkabine gebucht worden ist, obwohl die Frau sich eine große Außenkabine mit großem Panoramafenster gewünscht hat.
Das Ende kommt rasch: Er bekommt Fieber und nach Öffnung der Quarantäne stirbt er, während seine Frau im Schiff flaniert. Während dieses ausgiebigen Spaziergangs lernt sie einen Niederländer kennen, den sie schließlich heiratet.
Die Krimi-Kurve versucht Nonno zu kratzen, indem er - wenig plausibel - die Situation konstruiert, dass die Frau symptomlos infiziert war (sie hat mal ein komisches Halskratzen) und ihren Mann absichtlich zum Geschlechtsverkehr animiert hat, um ihn anzustecken. Warum sie als K1 auch nach seinem Tod völlig frei rumlaufen kann, bleibt offen.
Wie auch das schlechte Lektorat (viele Fehler) ist auch die Handlung letztlich nicht ausgereift. Schade eigentlich. Aber die ersten hundert Seiten sind voll von Wiederholungen, und da die Frau 58 Jahre ist, erscheint es nicht logisch, warum sie 25 Jahre zuvor ein naives blutjunges Mädchen gewesen sein soll, das aus sexueller Neugier mit ihrem zukünftigen Mann geschlafen hat. Sie war über 30!
Letztlich ein schnell rausgeworfener Text zu Beginn der Corona-Krise, der Potenzial gehabt hätte.