„Beim Weggehen aber sagte ich zu mir: ‚Verglichen mit diesem Menschen bin ich doch weiser. Wahrscheinlich weiß ja keiner von uns beiden etwas Rechtes; aber dieser glaubt, etwas zu wissen, obwohl er es nicht weiß; ich dagegen weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nicht, etwas zu wissen. Um diesen kleinen Unterschied bin ich also offenbar weiser, dass ich eben das, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.‘ Von da ging ich zu einem anderen, den man für noch weiser hält als jenen. Dort bekam ich genau denselben Eindruck und machte mich auch bei diesem und dann noch bei vielen anderen unbeliebt. Daraufhin fuhr ich nun der Reihe nach fort und merkte dabei mit Betrübnis und Erschrecken, dass ich mir immer mehr Feinde machte. Dennoch schien es mir nötig, dem Götterspruch größtes Gewicht beizulegen. Darum musste ich zu all denen gehen, die etwas zu wissen schienen, um zu sehen, was das Orakel meine.“

– Platon: Apologie des Sokrates[5]
Quelle: Wikipedia: Ich weiß, dass ich nichts weiß [https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_wei%C3%9F,_dass_ich_nichts_wei%C3%9F]

"Was weiß ich?" (Die Betonung liegt hier auf "weiß")

Es kann "gesund" sein, sich diese Frage zu stellen, um nicht leichtsinnig in Übermut zu verfallen.
Ich will dich, lieben Leser, nicht mit Offensichtlichkeiten belehren, sitzen wir doch beide im selben Boot der Ahnungslosigkeit, auch wenn du dies anfangs vielleicht nicht glauben magst.
"Wieso dann diesen Eintrag verfassen?", fragst du möglicherweise und beweist damit sowohl Scharfsinn, als auch Verständnis.

Wie bereits erwähnt, will ich nicht belehren, ich will nur reden, oder treffender, schreiben; ein Ventil schaffen für mein sich ständig selbst reflektierendes Gehirn. Fühl dich frei, Halt zu machen und meinen Ausführungen zu folgen oder kommentarlos weiter deiner Wege zu ziehen.
Alles was ich sehe, versehe ich mit einem "Label", einem "mentalen Schildchen", das auf der Vorderseite einen spezifischen Ausdruck enthält, mit dessen Hilfe ich das Betrachtete genau identifizieren kann, und auf der Rückseite eine weiterführende Erklärung, die man auch als "Definition" bezeichnen kann.

Jeder Mensch, so meine Annahme, benutzt sein ganz eigenes Set an "Schildchen" , das ihm hilft sich in der Welt zu orientieren und diese (so weit es eben geht) zu verstehen.
Dieses Set ist nicht von Beginn an vorhanden, sondern wird mit der Zeit aufgebaut, sortiert, überarbeitet und erweitert.

Jedes dieser "Schildchen" steht stellvertretend für etwas, das man "weiß".
Natürlich können Schildchen Querverweise enthalten oder stehen in direkter Beziehung zu anderen Schildchen. Manche dieser Schildchen ergeben erst "in der Gruppe" einen Sinn für den Besitzer oder können wie ein "flexibles Puzzle" zu unterschiedlichen "Puzzle-Bildern" zusammengesetzt werden.

Wie auch immer.., dieses mit der Zeit umfangreicher werdende Set wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter zähle ich hauptsächlich:
a) Erleben und "das Machen" eigener Erfahrungen
b) Beobachtung und Erforschung von Prozessen
c) Abgucken und Lernen von Anderen
d) Anpassung an umweltliche und soziale Verhältnisse und Normen

Die Übergänge sind fließend, nichtsdestotrotz wird bei Betrachtung der Faktoren eines ganz offentsichtlich klar:
Sie sind unweigerlich mit der "Außenwelt" verbunden, sind Teil dessen oder werden von ihr verursacht.

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Was ist die Außenwelt?

Als "Außenwelt" betrachte ich alles, was mein Bewusstsein als "Stiller Beobachter" wahrnimmt, auch meinen Körper und dessen Prozesse!
Den "Stillen Beobeachter" kennst auch du, lieber Leser, er ist in jedem Moment deines Lebens anwesend, auch jetzt, während du den Text liest.
Das Sehen, Verarbeiten und Verstehen des Textes übernimmt dein Gehirn, genauso wie das Beurteilen, Abwägen und Entscheiden... der Stille Beobachter bleibt dabei stets im Hintergrund und beobachtet auch diese Prozesse deines Gehirns.
Somit ist auch dein Gehirn ein Teil der Außenwelt, die den Stillen Beobachter stets umgibt.

"Außenwelt" ist ein Schildchen, das in deinem Set möglicherweise anders definiert ist: das kann ich absolut verstehen! Ich möchte nicht dein Verständnis oder deine Definition des "Begriffs" infrage stellen oder dich von meiner überzeugen; nein, es geht mir darum, dir meine Ausführungen besser verständlich zu machen. Um das zu schaffen, bin ich teilweise dazu gezwungen dir "mein Set" vorzustellen, das ich mir aufgebaut habe, damit du nachvollziehen kannst, wie ich zu meiner Schlussfolgerung kam.

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Was ist demnach die Innenwelt?

Als "Innenwelt" können wir demnach nur eine einzige Partei bzw. ein "Schildchen" ausmachen, wenn wir die von mir erarbeitete Definition von "Außenwelt" für einen gewissen Zeitraum akzeptieren können (nämlich mindestens so lange, wie das Lesen dieses Blog-Eintrags dauert).
Die Innenwelt ist der Stille Beobachter.
In meinem Gehirn (und somit in einem Teil der Außenwelt) gibt es nur einzige Definition für "meine Welt" bzw "mein Leben" oder auch "alles... einfach alles was je passiert ist, gerade passiert und passieren wird":
Ich existiere sowohl als Innenwelt, also als Stiller Beobachter, dessen genaues Alter niemand kennt und immer schon die Konstante in Allem war, und als Außenwelt, die immerwährende Veränderung, mit einer unendlichen Tiefe und unendlicher Intensität, egal "in welche Richtung ich gucke", aber immer auch in einer Endlichkeit, egal "was ich betrachte"!

Du, lieber Leser, magst möglicherweise dazu tendieren die Grenze zwischen Außen- und Innenwelt woanders zu ziehen, doch wenn du den Stillen Beobachter für eine Sekunde als Kern betrachtest, und alles weitere was darüber liegt als Zwiebelschicht, angefangen mit den Knochen, dem Blut, dem Fleisch, der Organe, dem Fett, der Haut, der Luft, dem All, ... dann ist dein Körper lediglich eine gewisse Anzahl an Zwiebelschichten, über die "du" Kontrolle hast. Du bist also nicht NUR der Stille Beobachter, sondern AUCH "ein Teil" der Außenwelt (FALLS du die Definition von "Du" von dem Schildchen für "Kontrolle" abhängig machen willst wenn er nur "ein Teil" der Außenwelt ist?)

Dies, lieber Leser, ist natürlich deine Entscheidung, doch egal für welche Definition du dich entscheidest, du wirst möglicherweise mit diesem meinen Verständnis ein ganz andere Sichtweise auf das Yin-Yang-Symbol entwickeln. :man_shrugging:

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Und was ist nun Wissen? Wieso spreche ich in diesem Blog-Eintrag über Unwissenheit?

Egal für welche Definition von "Du" (du) dich entschieden hast, (die "Dich" als "Alles" beschreibt, "Innenwelt" sowie "Außenwelt") besteht dennoch die "Tatsache", das du nur über einen gewissen "Teil" der "Außenwelt" "Kontrolle" ausüben kannst und somit nur, über einen "Teil" von "Dir" bzw einem "Teil" von "Allem".

"Dein" "Wissen" ist demnach also auch nur "Teil" eines "Prozesses" der in "Deinem" ("Außenwelt" & "Innenwelt") "Körper" ("Außenwelt") stattfindet auf den "Du" ("Außenwelt" & "Innenwelt") als "Stiller Beobachter" ("Innenwelt") "Zugriff" hast.

"Zugriff" bedeutet nicht "Kontrolle". "Zugriff" bedeutet, das "Dein Körper" zwar von "Deiner Leber" am Leben erhalten wird, "Du" aber keine aktive "Kontrolle" darüber hast, wieviel Alkohol sie innerhalb 1 Stunde abbauen kann.

Alles was du erlebst wird in "deinem Körper" in "irgendeiner Form" "abgespeichert" (viele glauben im "Gehirn"), ist jedoch, wie "alles in der Außenwelt", Teil der "Vergänglichkeit". Dies ist die "Natur" der "Außenwelt", der "Kern" im "Zentrum von Yang", "Vergänglichkeit" gemeinsam mit "Veränderung".

Dazu gehört dein "Wissen", auch dieses ist Teil von "Vergänglichkeit" und "Veränderung", denn egal wie sehr du dich daran klammerst, es wird dir irgendwann entgleiten, so oder so.

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"Wissen" und "Unwissenheit" kommen demnach auf das selbe Schildchen; sie werden zu "Wissen/Unwissenheit". Wieder Yin-Yang.

"Aber 'Innenwelt' und 'Außenwelt' sind doch bereits Yin-Yang."
Nun, die beiden Punkte, die je einmal in Yin und einmal in Yang zu sehen sind, bilden selbst ein eigenes Yin-Yang-Symbol, das der Einfachheit halber nur in der jeweiligen Komplementärfarbe dargestellt wird (ansonsten wäre das Symbol nämlich nie fertig gemalt..., falls du, lieber Leser, verstehst, was ich meine oder möglicherweise bereits mit der Natur von "Fraktalen" vertraut bist).

Demnach sind viele meiner Schildchen ein Doppelschildchen.

"Was ist mit Schildchen 'Du'?", fragst Du möglicherweise.

"Du/Ich" stehen bei mir gemeinsam.

...
"Dann stimmt aber der Titel des Blog-Eintrags nicht, denn dort benutzt du nur das Wort 'Unwissenheit', obwohl es nach deiner Logik 'Wissen/Unwissenheit' heißen müsste."
Das ist richtig, meine Überlegung war dir, lieber Leser, weitestgehend entgegen zu kommen und dich möglichst nah von "dort" abzuholen, wo du dein Set an Schildchen aufbewahrst. Dies ist wertend/nichtwertend gemeint.

Schichten der Wissen/Unwissenheit sind überall und sie sind unendlich/endlich tief/flach. Diese Schichten reichen bis zum Stillen Beobachter und erstrecken sich bis ins kleinste Teilchen und hinaus bis ins Weiteste und Umschließenste System im All und darüber hinaus.

Manche Schichten kennst du, andere nicht. Diesen Umstand teile ich mit dir, lieber Leser. Das Schildchen "Du/ich" kann hier also bedenkenlos genutzt werden. :slight_smile:

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"Wieso Zwiebelmatrix?"

Weil ich die Matrix-Filme sehr mag und ich die Außenwelt ebenfalls als "Matrix" betrachte: Ein System, das durch Prozesse gesteuert und erhalten wird, die mir in Gänze und Vollständigkeit unbekannt sind, aber nach gewissen Regeln funktionieren.

Die "Zwiebelmatrix" steht letztlich für die "Schichten der Wissen/Unwissenheit". Sie ist ein "Sammelbegriff" dafür.

Während manche über die "Matrix der Gesellschaft" sprechen oder andere über die "Matrix der Politik" oder die "Matrix der Natur" oder die "Matrix des Weltalls" oder die "Matrix der Quanten" oder die "Matrix des Bewusstseins", so ist die "Zwiebelmatrix" all diese Schichten, bis hin zum Stillen Beobachter... doch dieser bleibt für sich stehen, zumindest solange wir nicht über "Dich/Mich" sprechen (ein "Zusammenschluss" der Beiden).

"Was bedeutet das nun in Bezug auf Wissen und Nicht-Wissen? Ist derjenige schlauer der Zugriff auf mehr Schichten hat?"
Nun, wenn du verstehst, das der Stille Beobachter die einzige Konstante ist, die wir alle gemeinsam haben (Du/Ich), und wir alle im Vergleich zur Anzahl an Zwiebelschichten absolut abstinken, egal wer wieviel mehr weiß als der Andere, und das die Außenwelt stets in Bewegung ist, sich verändert, vergeht, sich wieder verändert... das es dann absolut egal wirkt, wer wieviel Zugriff hat..


Was weiß Sokrates also? Hier noch einmal das Zitat, laut Wikipedia, aber diesmal, bist du mit "meinem/deinem" Puzzle-Bild bewaffnet:
„Beim Weggehen aber sagte ich zu mir: ‚Verglichen mit diesem Menschen bin ich doch weiser. Wahrscheinlich weiß ja keiner von uns beiden etwas Rechtes; aber dieser glaubt, etwas zu wissen, obwohl er es nicht weiß; ich dagegen weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nicht, etwas zu wissen. Um diesen kleinen Unterschied bin ich also offenbar weiser, dass ich eben das, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.‘ Von da ging ich zu einem anderen, den man für noch weiser hält als jenen. Dort bekam ich genau denselben Eindruck und machte mich auch bei diesem und dann noch bei vielen anderen unbeliebt. Daraufhin fuhr ich nun der Reihe nach fort und merkte dabei mit Betrübnis und Erschrecken, dass ich mir immer mehr Feinde machte. Dennoch schien es mir nötig, dem Götterspruch größtes Gewicht beizulegen. Darum musste ich zu all denen gehen, die etwas zu wissen schienen, um zu sehen, was das Orakel meine.“

– Platon: Apologie des Sokrates[5]
Quelle: Wikipedia: Ich weiß, dass ich nichts weiß [https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_wei%C3%9F,_dass_ich_nichts_wei%C3%9F]