Wie weit darf/muss Toleranz gehen
20.02.2021 um 13:18Dieser Faden geht nicht um Corona, das möchte ich gleich sagen - es geht mir eher um eine Basis für Gespräche in einer Welt, in der anscheinend ein "Recht auf Irrtum" als "Meinungsfreiheit" gilt.
Offensichtlich ist "der Klügere gibt nach" nicht mehr zielführend, wenn es um Menschenleben geht - aber auch das hat seinen Preis.
Was kann man als rationaler und/oder herzenswarmer Mensch der Spaltung in unserer Gesellschaft entgegenhalten,
wo sind die "Grenzen der Toleranz" erreicht, bzw. wie sieht eine solche "Grenze" überhaupt aus, wenn es sie gibt?
"Die Ignoranz unserer Gesellschaft ist viel erträglicher geworden, seit wir sie Toleranz nennen" - hab ich mal als Signatur bei jemandem gelesen und fand es recht treffend.
Ich geb es zu, Toleranz um jeden Preis ist nicht mein Ding. Ich bin eine von denen, die nicht wegsehen können wenn etwas schief läuft;
ich mache meinen Mund auf - aber ich mache mir auch Gedanken darüber, was ich damit an- oder ausrichten kann.
Und ich habe eine Art "Theorie" - für mich - zu diesem Thema, die ich hier mit euch diskutieren möchte.
Zunächst einmal: ich bin Ergotherapeutin. Also nix mit "Psycho", sondern mit "Handwerk", Handlungsplanung, neurologischen Zusammenhängen.
Von daher glaube, bzw. weiß ich, dass es sich durchaus definieren lässt, was "vernünftig" ist und was nicht.
Und wenn nicht, warum nicht, also was fehlt. (Dazu gleich noch ein paar links und eine "Kurzfassung" von mir.)
Aufgrund dieser feststellbaren Tatsachen finde ich, ist es durchaus möglich, zwar nicht einer Person das Recht auf ihre Meinung abzusprechen,
aber doch, diese Meinung als kompletten Unsinn abzulehnen. Ohne die "Persönlichkeitsrechte" dieser Person einzuschränken.
Einer der Gründe, warum ich dies schreibe, bzw. diskutieren möchte, ist die Tatsache, dass ich im Jahre 2 n.C. (nach Corona) feststellen muss, dass gewisse "Zeugen Coronas" genauso durchgeknallt argumentieren wie die Coronaleugner. (Die mich im ersten Jahr "das Fürchten lehrten".)
Da hab ich kaum verwunden, dass erwachsene Menschen nix mit einer exponentiellen Funktion anfangen können,
muss ich mich plötzlich damit auseinander setzen, dass die Angst auch bei den "Vernünftigen" dazu führt,
ihre "Meinung" über die Grundrechte Andersdenkender stellen zu wollen.
Ohne Sinn oder Augenmerk dafür zu haben, wohin das führt, wie viel Lebensqualität uns das kostet, als Gesellschaft.
Ich würde gerne in einer Welt leben, in der man das Wort "Grippe" in den Mund nehmen kann, ohne gleich schief angeschaut zu werden.
Meine "Theorie" läuft darauf hinaus, dass ich nicht nur zwischen "Meinung" und "Tatsache" trenne (was natürlich wichtig ist, bzw. bleibt),
sondern auch zwischen "Person" und "Meinung", bzw. "Denken".
Wenn dieses "denken" nicht "erwachsen" ist, also formale Mängel aufweist, ist es abzulehnen. Aber nicht die Person!
In einem gewissen Sinne hat jeder ein "Recht, sich zu irren".
Aber es gibt kein Recht darauf, auf diesem Irrtum zu bestehen, ihn mit der Wahrheit, bzw. einem korrekten Erkenntnisgewinn, gleich zu stellen.
Es gibt kein Recht darauf, andere zu verdummen.
Genauso wie es kein Recht darauf gibt, andere abzuwerten, weil sie "dumm" sind. Auch wenn ihre Art zu denken diesen Tatbestand erfüllt.
Nun zur Theorie des "Denkens", ich verlinke hier Piaget und seine Theorie der kognitive Entwicklung, hier nochmal als gut gemachter Comic und meine "Zusammenfassung":
Ein Baby denkt nicht, es fühlt. Es probiert seinen Körper aus und sammelt Sinneseindrücke, mit denen es sein Bild von der Welt formt.
Es entwickelt "Objektkonstanz", den Glauben daran, dass etwas existiert, auch wenn es außer Sicht ist, z.B. einen Teddy hinter einem Kissen.
Das nennt sich "sensomotorische Intelligenz" und geht von 0-2 Jahre.
Danach kommt die "Prä-operationale Intellgz..", zwischen 2 und 7; in der ein Kind glaubt, die Sonne gehe auf, weil es morgens aufwacht, reiner "Egozentrismus".
Wenn es die Wahl zwischen 2 Gläsern mit gleich viel Flüssigkeit hat, von denen eins schmaler und eins breiter ist, wird es denken, im Schmalen wäre mehr - weil es so aussieht. (Wer jetzt an Trump denkt - ja, tu ich auch.)
Von 7-bis etwa 11 folgt die Phase der "konkret operationalen I.", wo man dann "entdeckt", was z.B. "Volumina" sind und warum das mit den Gläsern nur so aussieht, aber nicht wahr ist. Man lernt, sich zu vergewissern.
Ab dem 11ten Lebensjahr folgt dann die "formal operationale Intelligenz", man lernt, sich seiner Logik zu bedienen, selber Konzepte, auch über abstraktere Dinge, zu entwickeln.
Es geht nicht mehr nur ums Trinken, oder darum, ein Glas halten zu können, oder selber einzuschenken, man macht sich auch Gedanken um eine "gerechte Verteilung", kann, wenn alles bis dahin gut gelaufen ist, anfangen, sich "in die Schuhe anderer" zu stellen.
Wenn, ja wenn alles gut gelaufen ist.
Und damit zurück zum Thema:
offensichtlich ist nicht alles gut gelaufen in unserer Gesellschaft.
Es gibt immer mehr Menschen die, wenn sie Angst haben - und sei es nur um ihre kostbare "Meinung" - in ziemlich frühe Phasen dieser Entwicklung zurückfallen.
Wie gehen wir damit um?
Wir werden uns in naher Zukunft nicht nur weiter mit den Leugnern und Zeugen Coronas, sondern auch mit dem Klimawandel und einer gerechteren (oder zumindest anderen) Verteilung der Ressourcen auseinander setzen müssen.
Und ich fände es gut, wenn wir mehr Möglichkeiten hätten dies zu tun, ohne uns die Köpfe einzuschlagen.
Das, was von der "Meinungsfreiheit" übrig ist, dieser "das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Terror, geht mir auf den Senkel.
Ich nehme mir das Recht, nach diesen Kriterien der "kognitiven Entwicklung" die "Meinungsbildung" meiner Mitmenschen zu beurteilen und sie Notfalls zu disqualifizieren.
Die Meinung, die unfertige, nicht die Menschen.
Diese Menschen haben genauso viel Recht auf ihre Würde wie ich - aber wenn sie mitreden wollen, muss da mehr Substanz vorhanden sein.
Was haltet ihr davon?
Ist das "Intolerant" - oder geht "zu weit"; findet ihr es praktisch oder ist es euch zu theoretisch - und wenn ja, warum?
Ich hab vielleicht ein entspannteres Verhältnis zum "Nein" als andere und muss dabei nicht unbedingt aus dem Kontakt gehen, darum interessiert es mich, was andere über diesen Ansatz denken.
Offensichtlich ist "der Klügere gibt nach" nicht mehr zielführend, wenn es um Menschenleben geht - aber auch das hat seinen Preis.
Was kann man als rationaler und/oder herzenswarmer Mensch der Spaltung in unserer Gesellschaft entgegenhalten,
wo sind die "Grenzen der Toleranz" erreicht, bzw. wie sieht eine solche "Grenze" überhaupt aus, wenn es sie gibt?
"Die Ignoranz unserer Gesellschaft ist viel erträglicher geworden, seit wir sie Toleranz nennen" - hab ich mal als Signatur bei jemandem gelesen und fand es recht treffend.
Ich geb es zu, Toleranz um jeden Preis ist nicht mein Ding. Ich bin eine von denen, die nicht wegsehen können wenn etwas schief läuft;
ich mache meinen Mund auf - aber ich mache mir auch Gedanken darüber, was ich damit an- oder ausrichten kann.
Und ich habe eine Art "Theorie" - für mich - zu diesem Thema, die ich hier mit euch diskutieren möchte.
Zunächst einmal: ich bin Ergotherapeutin. Also nix mit "Psycho", sondern mit "Handwerk", Handlungsplanung, neurologischen Zusammenhängen.
Von daher glaube, bzw. weiß ich, dass es sich durchaus definieren lässt, was "vernünftig" ist und was nicht.
Und wenn nicht, warum nicht, also was fehlt. (Dazu gleich noch ein paar links und eine "Kurzfassung" von mir.)
Aufgrund dieser feststellbaren Tatsachen finde ich, ist es durchaus möglich, zwar nicht einer Person das Recht auf ihre Meinung abzusprechen,
aber doch, diese Meinung als kompletten Unsinn abzulehnen. Ohne die "Persönlichkeitsrechte" dieser Person einzuschränken.
Einer der Gründe, warum ich dies schreibe, bzw. diskutieren möchte, ist die Tatsache, dass ich im Jahre 2 n.C. (nach Corona) feststellen muss, dass gewisse "Zeugen Coronas" genauso durchgeknallt argumentieren wie die Coronaleugner. (Die mich im ersten Jahr "das Fürchten lehrten".)
Da hab ich kaum verwunden, dass erwachsene Menschen nix mit einer exponentiellen Funktion anfangen können,
muss ich mich plötzlich damit auseinander setzen, dass die Angst auch bei den "Vernünftigen" dazu führt,
ihre "Meinung" über die Grundrechte Andersdenkender stellen zu wollen.
Ohne Sinn oder Augenmerk dafür zu haben, wohin das führt, wie viel Lebensqualität uns das kostet, als Gesellschaft.
Ich würde gerne in einer Welt leben, in der man das Wort "Grippe" in den Mund nehmen kann, ohne gleich schief angeschaut zu werden.
Meine "Theorie" läuft darauf hinaus, dass ich nicht nur zwischen "Meinung" und "Tatsache" trenne (was natürlich wichtig ist, bzw. bleibt),
sondern auch zwischen "Person" und "Meinung", bzw. "Denken".
Wenn dieses "denken" nicht "erwachsen" ist, also formale Mängel aufweist, ist es abzulehnen. Aber nicht die Person!
In einem gewissen Sinne hat jeder ein "Recht, sich zu irren".
Aber es gibt kein Recht darauf, auf diesem Irrtum zu bestehen, ihn mit der Wahrheit, bzw. einem korrekten Erkenntnisgewinn, gleich zu stellen.
Es gibt kein Recht darauf, andere zu verdummen.
Genauso wie es kein Recht darauf gibt, andere abzuwerten, weil sie "dumm" sind. Auch wenn ihre Art zu denken diesen Tatbestand erfüllt.
Nun zur Theorie des "Denkens", ich verlinke hier Piaget und seine Theorie der kognitive Entwicklung, hier nochmal als gut gemachter Comic und meine "Zusammenfassung":
Ein Baby denkt nicht, es fühlt. Es probiert seinen Körper aus und sammelt Sinneseindrücke, mit denen es sein Bild von der Welt formt.
Es entwickelt "Objektkonstanz", den Glauben daran, dass etwas existiert, auch wenn es außer Sicht ist, z.B. einen Teddy hinter einem Kissen.
Das nennt sich "sensomotorische Intelligenz" und geht von 0-2 Jahre.
Danach kommt die "Prä-operationale Intellgz..", zwischen 2 und 7; in der ein Kind glaubt, die Sonne gehe auf, weil es morgens aufwacht, reiner "Egozentrismus".
Wenn es die Wahl zwischen 2 Gläsern mit gleich viel Flüssigkeit hat, von denen eins schmaler und eins breiter ist, wird es denken, im Schmalen wäre mehr - weil es so aussieht. (Wer jetzt an Trump denkt - ja, tu ich auch.)
Von 7-bis etwa 11 folgt die Phase der "konkret operationalen I.", wo man dann "entdeckt", was z.B. "Volumina" sind und warum das mit den Gläsern nur so aussieht, aber nicht wahr ist. Man lernt, sich zu vergewissern.
Ab dem 11ten Lebensjahr folgt dann die "formal operationale Intelligenz", man lernt, sich seiner Logik zu bedienen, selber Konzepte, auch über abstraktere Dinge, zu entwickeln.
Es geht nicht mehr nur ums Trinken, oder darum, ein Glas halten zu können, oder selber einzuschenken, man macht sich auch Gedanken um eine "gerechte Verteilung", kann, wenn alles bis dahin gut gelaufen ist, anfangen, sich "in die Schuhe anderer" zu stellen.
Wenn, ja wenn alles gut gelaufen ist.
Und damit zurück zum Thema:
offensichtlich ist nicht alles gut gelaufen in unserer Gesellschaft.
Es gibt immer mehr Menschen die, wenn sie Angst haben - und sei es nur um ihre kostbare "Meinung" - in ziemlich frühe Phasen dieser Entwicklung zurückfallen.
Wie gehen wir damit um?
Wir werden uns in naher Zukunft nicht nur weiter mit den Leugnern und Zeugen Coronas, sondern auch mit dem Klimawandel und einer gerechteren (oder zumindest anderen) Verteilung der Ressourcen auseinander setzen müssen.
Und ich fände es gut, wenn wir mehr Möglichkeiten hätten dies zu tun, ohne uns die Köpfe einzuschlagen.
Das, was von der "Meinungsfreiheit" übrig ist, dieser "das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Terror, geht mir auf den Senkel.
Ich nehme mir das Recht, nach diesen Kriterien der "kognitiven Entwicklung" die "Meinungsbildung" meiner Mitmenschen zu beurteilen und sie Notfalls zu disqualifizieren.
Die Meinung, die unfertige, nicht die Menschen.
Diese Menschen haben genauso viel Recht auf ihre Würde wie ich - aber wenn sie mitreden wollen, muss da mehr Substanz vorhanden sein.
Was haltet ihr davon?
Ist das "Intolerant" - oder geht "zu weit"; findet ihr es praktisch oder ist es euch zu theoretisch - und wenn ja, warum?
Ich hab vielleicht ein entspannteres Verhältnis zum "Nein" als andere und muss dabei nicht unbedingt aus dem Kontakt gehen, darum interessiert es mich, was andere über diesen Ansatz denken.