Nach längerem Überlegen, versuche ich mal die Grundzüge meines Glaubens in Worte zu fassen. Das Ganze soll als Diskussionsgrundlage für einen elitären Zirkel erleuchteter Esoteriker und Raffrollos dienen. Ob und in welcher Form ich das im Forum zur Diskussion stelle, weiß ich noch nicht, auf jeden Fall werde ich den Text sicher mehrfach bearbeiten und verändern.
Trotzdem dachte ich, dass es vielleicht für den ein oder anderen von Interesse sein könnte, nicht nur das fertige Resultat sondern auch der Prozess der Entstehung, daher schreibe ich das in den Blog.

Zunächst zur Abgrenzung: Am häufigsten sind mir 3 Positionen zum religiösen Glauben begegnet, da wäre eine wissenschaftliche/materialistische Position, die die Existenz von etwas Göttlichem schlicht negiert, wobei die eigenen Grundlagen einen quasireligiösen Charakter bekommen. Eine traditionelle monotheistische Position, der Glaube an ein höchstes Wesen, allmächtig, allwissend und manchmal noch mit anderen all-Superlativen besetzt (allgütig z.B.), zu finden in diversen Büchern und mit einem festgelegten Fundus von Ritualen verehrt. Und schließlich der Glaube an eine nicht mehr personifizierte Macht (auch gerne "Energie"), manchmal auch mit "der Natur" gleichgesetzt, wobei diese Sicht zwischen einer weltfremden Transzendenz und eine Gleichsetzung der Welt mit dem Göttlichen oszilliert.
Tatsächlich habe ich in meinem Leben jede dieser Positionen schon selbst bezogen, wieder verworfen und zeitweise wieder aufgegriffen. Glücklich bin ich mit keiner geworden. Das hört sich nun an, als hätte ich mein Leben damit verbracht über diese Fragen zu grübeln und wäre im Versuch einen möglichst konsistenten oder logischen Glauben (oder auch Nichtglauben) zu entwickeln zu meiner heutigen Position gelangt. Das ist nicht der Fall, Religion und Glauben hat in meinem Leben immer eine sehr untergeordnete Rolle gespielt und wenn ich darüber nachdachte, dann meist gezwungen durch Erfahrungen, nicht Überlegungen.
Heute verstehe ich mich als Diener, Gesandter und Vertrauter von gleich drei Göttinnen, die für mich und meinen Weg prägend sind. Ich habe keine Intention irgendwen zu bekehren oder von meiner Sicht zu überzeugen, bezweifle sogar, dass das sinnvoll oder überhaupt möglich ist. Meine Glaube ist so abseitig, so anders, zu dem was man gängig unter Religiosität versteht, das er sicher nicht ohne Bedenken zur Nachahmung empfohlen werden kann. Vielleicht gibt es aber trotzdem etwas, das andere von ihm lernen können und sei es als Studie geistiger Verwirrung.

Im Folgenden werde ich mich jeder dieser drei Göttinnen nähern, sie bezeichnen und erklären wann und wie sie in mein Leben traten, womit ich sie identifiziere und wie sie mein Leben beeinflussen.

Hel, eine ungewollte Bekanntschaft

Meine erste Begegnung mit Ihr war in einem Traum. Träume halte ich in der Regel für nicht weiter bemerkenswert, jeder hat sie und meist sind sie ziemlich unverständlich. Und wenn man sie versteht, erscheint ihre Bedeutung am Ende oft banal.
Dieser Traum war jedoch in vieler Hinsicht bemerkenswert, darum gebe ich ihn so kurz wie möglich wieder. Ich träumte also, dass ich mit meiner Schwester und einem Freund, Ben, an einem Tisch saß. Es war Nacht, bei dem Tisch handelte sich um so einen kreisrunden, weißen aus einfachem Metall oder Plastik. Als würde man vor irgendeinem Cafe oder einer Eisdiele sitzen. Eine weitere Umgebung gab es nicht oder ich kann mich nicht daran erinnern.
Meine Schwester und Ben unterhielten sich, ich hörte nur zu. Da erschien hinter Ben eine schwarze Gestalt, ein schlanker, dunkler Schemen, ohne dass ich das Gesicht erkennen konnte. Sie stand zunächst hinter Ben und kam langsam näher, doch nur mir fiel sie auf. Ich wollte Ben warnen, etwas rufen, aber ich konnte kein Wort sagen.
Der dunkle Schemen stand nun direkt hinter ihm, streckte seine Hand aus und griff nach Ben. Jetzt, endlich, erkannte Ben die Gefahr; aber zu spät der Schemen greift seine Hand und Ben schreit auf. In seiner Handfläche sehe ich noch ein Brandmal, ein Zeichen, von dem sich Schwärze über seinen Arm ausbreitet.
Dann werde ich wach.
Es ist mitten in der Nacht, ich liege in meinem Bett und das Herz rast. Ein Alptraum. Aus irgendeinem Grund habe ich das dringende Bedürfnis meine Schwester anzurufen. Ich ringe kurz mit mir, schließlich ist es mitten in der Nacht, am Ende gebe ich dem Drang nach und rufe sie an. Sie weint, ist völlig aufgelöst und durcheinander. "Ist was mit Ben?" frage ich nur, ohne meinen Traum zu erwähnen und tatsächlich hatte meine Schwester gerade von seinem Tod erfahren. Wie sich etwas später rausstellte, hatte Ben einen schweren Stromschlag erlitten, als er an eine Starkstromleitung fasste.
Weder davor noch danach habe ich jemals meine Schwester mitten in der Nacht angerufen oder auch nur ein ähnlich drängendes Bedürfnis verspürt mit ihr zu sprechen. Ich weiß nicht, wie es zu diesem merkwürdig hellsichtigem Traum kam, es spielt auch keine Rolle. Worum es mir an dieser Stelle geht, ist die schemenhafte Gestalt, die ich heute mit Hel identifiziere. Es war ihr erster Auftritt in meinem Leben und viele weitere sollten folgen.
Aus irgendeinem Grund wurde der Tod mehr und mehr zu einem Begleiter in meinem Leben. Ich war dabei, wenn Menschen starben, ich fand ihre Leichen, ich sprach die letzten Worte mit ihnen. Und schließlich wurde der Umgang mit dem Tod zu einem Teil meines Berufs, ich wurde Krankenpfleger. Je öfter ich dem Tod begegnete, desto mehr hatte ich das Gefühl, dabei nicht allein zu sein. Eine Präsenz mal mehr, mal weniger greifbar war bei mir, ein ruhiger und gelassener Beobachter.
Irgendwann, ich kann den Zeitpunkt nicht mehr genau bestimmten, begrüßte mich diese Präsenz bereits bevor der Tod tatsächlich eintraf. In der Eingangshalle zu meiner Arbeit, im Fahrstuhl, im Auto auf dem Weg. Ein kollegiales Gefühl, hier sind wir wieder und es gibt Arbeit für uns zu tun.
Manche Menschen gehen friedlich, sie schlafen ein und verlassen uns. Andere sind ängstlich oder traurig, ihnen konnte ich den Weg manchmal schon damit erleichtern, dass ich in ihrer Nähe blieb, die Hand hielt oder mit ihnen sprach. Aber manchmal, da ist der Tod grausam, voller Wut und Schmerzen. Es dauert lange jemanden dann zu begleiten und bringt mich regelmäßig an physische und psychische Grenzen. Und in diesen schlimmsten Momenten, vielleich aus der Erschöpfung geboren, sah ich sie als Spiegelung in einem Fenster oder aus den Augenwinkel.
Eine schemenhafte Gestalt, in eine Art schwarzen Rauch gehüllt und, davon bin ich mittlerweile überzeugt, weiblich. Das ich Ihr den Namen Hel gab, lag an einem Roman, Markus Heitz, Kinder des Judas. Dort wurde diese mythologische Figur erwähnt, ich forschte nach und entdeckte eine Reihe von Parallelen zwischen der mythischen Gestalt Hel und der in Rauch gehüllten Entität. So entstand die Verbindung, bisher hat Sie sich noch nicht über die Namensgebung beschwert.
Es dauerte Jahre, bis ich lernte mit Ihr eine Art Gespräch zu führen, zu wissen was Sie will oder mir rät. Und Ihre Ratschläge sind wertvoll, sie helfen mir dabei den Sterbenden den Übergang auf die andere Seite zu erleichtern, es angenehmer und einfacher zu machen. Und es gibt einen Lohn, bei dieser Arbeit, denn mir ist die Angst vor dem Tod fremd geworden, ich bin auf tiefster Ebene zufrieden mit meine Leben. Am Ende kommt es nicht darauf an, was man glaubt erreicht zu haben, zu wissen oder wie gut oder schlecht man als Mensch war. Am Ende zählt nur, ob man mit sich selbst im Frieden ist. Und dabei kann Hel sehr hilfreich sein.

Sunna, die grausame Herrlichkeit der Sonne
Zunächst, wir alle ehren die Sonne, ob uns das in dieser Form klar ist oder nicht. Unser Kalender basiert auf dem Sonnenzyklus, einer unserer Wochentage ist nach ihr benannt. Viele Feste die wir feiern, liegen in der Nähe von für den Sonnenzyklus wichtigen Daten, den Tag/Nacht Gleichen, der längste Nacht des Jahres und des längsten Tages.
Unser Leben ist immer noch von diesem Rhythmus bestimmt, trotz all der Technik die uns gern davon ablenkt. Es schien mir sehr früh sinnvoller diese astronomischen Daten zu feiern, den Zyklus der Natur und des Lebens, statt tradierter Feste einer Religion über die ich nichts wusste (dem Christentum). Da ich diese Feiern nicht nur allein in meiner Kammer verbrachte, stieß ich schnell auf unterschiedlichste Menschen, die ebenfalls diese besonderen Tage im Jahr ehrten. Dort lernte ich spirituelle Praktiken, unter anderem durch Gesang, Rhythmus und Bewegung einen anderen Bewusstseinszustand zu erreichen.
Ich erwähne dies alles, da mir Sunna dort begegnete. Eine Frau, deren Gesicht in blendendes Licht gehüllt ist, deren Haar in Flammen steht und die ein Schild aus Feuer trägt. Der werte Leser, der mich bisher noch nicht für verrückt hielt wird im folgenden leicht eines besseren belehrt. Diese Frau erschien mir dort, in dieser anderen Welt die ich nur in Trance erreichen kann. Und sie macht mir ein Angebot: Nimm mich an, ihre Worte und ich sagte ja.
In der folgenden Zeit, die sich über mehrere Monate erstreckte, veränderte sich mein Gemüt. Zuerst verschwanden Zweifel, dann Ängste und Sorgen. Eine tiefe Zufriedenheit erfüllte mich, das Wissen, dass die Welt um mich herum perfekt war, makellos und wunderschön. Das tiefe Gefühl der Sicherheit und Zuversicht.
Das mag sich nett anhören, aber es funktioniert zu unseren Zeiten erstaunlich schlecht. Auch wenn die Menschen um mich herum sehr positiv auf mich reagierten, einige beschrieben meinen damaligen Zustand als "strahlend vor Glück", machte mich diese Glückseligkeit unfähig mit der Welt klarzukommen.
Was kümmert einen Arbeit, wenn der Sonnenaufgang so wunderschön ist und betrachtet werden sollte? Was kümmert einen Geld, wenn die Menschen alles mit einem teilen werden? Wozu planen, nachdenken, urteilen wenn dort keine Zweifel mehr sind?
Das Ende vom Lied waren stark sedierende Medikamente und eine ungewöhnliche Diagnose: Glückspsychose. Die Welt verlor alle Farben, das Glück verschwand, die Zweifel kehrten zurück. Manchmal sehne ich mich nach dieser Zeit, aber im Grunde bin ich froh, das sie ein Ende fand. Unsere Welt, Gesellschaft, Zeit ist nicht für glückliche Menschen gemacht.
Als ich die Medikamente endlich ausschleichen konnte, erschien mir Sunna noch ein weiteres Mal. Nur ein Eindruck, eine unausgesprochenes Versprechen: Wenn du mich brauchst, werde ich da sein. Und so war es dann auch, wenn meine Emotionen stark genug wurden, egal ob es sich um Freude, Ekstase, Zorn oder Trauer, wann immer sie drohten mich zu überwältigen, ist sie da. Eine mildere Form des Wahnsinns der mich damals befiel, eine Art Klarheit der Emotion, keine Zweifel, keine Ängste.
Wo Hel den Tod und die Nacht verkörpert, verkörpert Sunna für mich den Tag und das Leben. Wo ich Hel durch Arbeit diene, diene ich Sunna durch Freude. Es gäbe noch viel über Sunna zu erzählen, aber für den Anfang sollte es als Einblick ausreichen.
Auf den Namen Sunna stieß ich übrigens durch einen Tattoo Künstler, dem ich die Gestalt so beschrieb wie ich sie gesehen hatte. Der zeigte mir kurzerhand einige künstlerische Darstellungen von Sunna, am Ende blieb ich aber bei einem einfachen Sonnensymbol.

Wo Eris ist, ist das Chaos, aber sie kann leider nicht überall sein
Wo beginnen? Wohl am besten mit dem Pentabarf:

  1. Es gibt keine Göttin außer der Göttin, und sie ist deine Göttin. Es gibt keine Erisische Bewegung außer der Erisischen Bewegung, und sie ist die Erisische Bewegung. Und jeder goldene Apfel ist das geliebte Heim eines Goldenen Wurmes.
  2. Ein Diskordier soll immer das offizielle diskordische Dokumentennummerierungssystem benutzen.
  3. Ein Diskordier ist zu Beginn seiner Illumination dazu verpflichtet, an einem Freitag allein nach draußen zu gehen, um fröhlich einen Hot Dog zu genießen; diese Zeremonie ist dazu da, um gegen die beliebten Heidentümer dieser Tage zu demonstrieren: gegen die katholische Christenheit (freitags kein Fleisch), das Judentum und den Islam (kein Fleisch vom Schwein), den Hinduismus (kein Fleisch von der Kuh), den Buddhismus (kein Fleisch von Tieren) und den Diskordianismus (keine Hot-Dog-Brötchen).
  4. Ein Diskordier soll keine Hot-Dog-Brötchen essen, denn diese waren der Trost der Göttin, als sie mit der ursprünglichen Zurückweisung konfrontiert war.
  5. Einem Diskordier ist es verboten, zu glauben, was er liest.


Wir Menschen sind in unserem Kern paradoxe Wesen, widersprüchliche Kinder des Chaos. Das gleiche gilt für die Welt in der wir leben. Wir haben nur die Möglichkeit uns diesem Chaos zu öffnen oder es abzulehnen. Wir können versuchen die Welt mit Regeln und Konformität zu beherrschen, das nennen wir dann Wissenschaft oder Religion. Hauptsache wir können die Augen verschließen und uns sicher sein, dass alles so ist, wie es irgendwo steht.
Alternativ essen wir Freitags einen Hotdog. Und freuen uns über die eigene Unvernunft.
Nach all dem Ernsten, Bitteren und Schweren mag es seltsam erscheinen, das ich ausgerechnet Diskordia (Eris) als dritte Göttin angenommen habe. Aber eigentlich sollte es nicht verwundern, wenn man immer wieder bemerken muss, dass die Welt sich einfach nichts aus meinen Plänen machte, aus meinen Gewissheiten oder dem was ich für richtig hielt. Mit einem Lächeln zwingt Sie uns neu über die Welt zu denken. Immer wieder.