Judenbuche

Diese berühmte Novelle ist nicht ganz durchkomponiert, wenn auch sprachlich ein Meisterwerk.

Sie spielt im Westfälischen in der Nähe des Teutoburger Waldes in einem kleinen Dorf im 18. Jahrhundert, deren Bewohner ganz wenig Kontakt zur Außenwelt haben und sehr karg leben.

Zunächst steht die Familie Mergel (beginnend 1736) im Zentrum. Hermann Mergel ist Alkoholiker und nimmt sich eine etwas "ältere" Frau um die 40, Margreth, und gemeinsam haben sie einen Sohn namens Friedrich. Nach dem frühen Tod Hermanns zieht Margreth ihn in dem verfallenen Häuschen auf und er arbeitet als Kuhhüter, bis ihr Bruder Simon ihn für Arbeiten zu sich nimmt.

Die Dorfbewohner stehen im Verdacht, mit Holzwilderern zusammenzuarbeiten, die wegen ihrer Kleidung Blaukittel genannt werden. Wegen der Nähe zum Meer ist Holzfrevel ein sehr einträgliches Geschäft. Als der Förster Brandis der Bande sehr nah auf der Spur ist, warnt Friedrich, während der Kühe hütet, diese durch einen Pfiff, schickt Brandis in die falsche Richtung, und dieser wird ermordet. Friedrich kann nichts nachgewiesen werden.

Als Friedrich zum jungen Mann wird, fällt im Dorf auf, dass er sich modisch kleidet, und während einer Hochzeitsfeier gerät er mit Aaron, dem jüdischen Geldverleiher, wegen einer nicht bezahlten Silberuhr in Streit. Als Aaron bei einer Buche durch eine Axt erschlagen aufgefunden wird, kann Friedrich zwar nichts nachgewiesen werden, jedoch kommt er drauf, dass seinem Onkel Simon eine Axt fehlt.

Gemeinsam mit dem elternlosen Knecht von Simon, Johannes Niemand, flieht er aus dem Dorf. Seine Spur geht verloren. Johannes jedoch kommt nach über 25 Jahren abgehärmt ins Dorf zurück und erzählt von seiner Sklavenschaft bei den Osmanen. Friedrich und er seien nach ihrer Flucht von österreichischen Werbern aufgegriffen und in den Kampf gegen die Türken gezogen. Schließlich habe er auf ein holländisches Schiff fliehen können.

Am Ende wird Johannes tot aufgefunden, er hat sich bei der Buch erhängt, bei der Aaron tot aufgefunden worden ist. Die jüdische Gemeinde hat die Buche gekauft und auf hebräisch folgende Inschrift in sie einritzen lassen:
Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.
Diese kurze Novelle hat ein Manko, es ist sehr viel in ihr thematisch aufgegriffen, aber es wird nicht in die Tiefe gegangen, Aufgegriffenes verliert sich. So beginnt der Text mit einem Vergleich zwischen niedergeschriebenem Recht und dörflichem Gewohnheitsrecht, das wird nicht aufgegriffen. Die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Holzfrevel und Wilderei wird anhand des freien Wilds, das zwischen Gebieten unterschiedener Herren wechselt und daher niemandem gehören könne, thematisiert, dennoch werden die Holzfrevler als sehr brutal dargestellt.

Thematisch wechselt das Werk von der Darstellung einer verarmten Dorffamilie hin zu dem vermutlich mit den Holzfrevlern zusammenarbeitenden Simon, endet jedoch mit Schwerpunkt auf Aaron und der Rolle der Juden.

Was das Werk dennoch sehr lesbar macht, ist die Sprachkunst der Autorin.