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Ritualmord in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493

3 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Verschwörungstheorie, Ritualmord, Adrenochrom ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Ritualmord in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493

13.07.2020 um 12:23
Ritualmord-LegendeOriginal anzeigen (0,4 MB)

1493 gab der Nürnberger Arzt Hartmann Schedel eine Weltchronik heraus, versehen mit Holzschnitten von Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff. So findet sich auch obige Abbildung im Werk, welche das Martyrium des Simon von Trient darstellt. Simon - so geht die Legende - fiel 1475 einem jüdischen Ritualmord zum Opfer. Erst 1965 wurde diese Überlieferung von Alessandro Maria Gottardi, dem damaligen Bischof von Trient, ins Reich der antijudaischen, antisemitischen Legenden verwiesen.

Und 55 Jahre später? Da taucht in den USA ein anonymes ultrarechtes Netzwerk names Q auf und verbreitet die Adrenochromlegende, dass eine geheime Loge Kinder ermordet und aus ihnen Säfte gewinnt. Im deutschsprachigen Raum greift diese neue Ritualmordlegende ein deutscher Schnulzensänger auf und posaunt sie unaufhörlich hinaus. Aber natürlich distanziert er sich von jeglichem Antisemitismus. Vielleicht sollte er mal etwas in sich gehen und die ideengeschichtlichen Zusammenhänge erkennen, dass im Vergleich zu diesen Ritualmordlegenden die Protokolle der Weisen von Zion als Werk der Kategorie Antisemitismus light erscheinen.


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Ritualmord in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493

13.12.2020 um 20:47
Interessantes Motiv. Ich wäre nicht erstaunt, wenn Du den 1493er Schedel im Original besitzt.

Man ist erstaunt, dass so kurz nach der Erfindung der Buchdruckerkunst der propagandistische Wert der Medien bereits so klar erkannt war.

Ich selbst besitze Schedels Weltchronik, die ja auch als unzensiertes Faksimile frei erhältlich ist, leider noch nicht. Aber vor ein paar Jahren erwarb ich im Antiquariat in München ein Kupfer von Sadeler aus Matthias Raders "Bavaria Sancta", die in drei Bänden zwischen 1615 und 1627 erschien. Normalerweise kaufe ich keine Einzelblätter aus alten Büchern, weil ich nicht die Unart mancher Antiquare fördern will, kulturhistorisch bedeutsame Werke aus Kommerzgründen in Einzelteile zu zerlegen. Aber hier musste ich eine Ausnahme machen, weil die Darstellung so selten und interessant war, dass ich sie besitzen wollte. Die gräßliche Szene ist übertitelt: "Puer anonymus ab Iudaeis caesus Monachii." Ich fragte den Antiquar: "Sie wissen schon, was Sie mir da verkaufen? Dass das eine Darstellung einer antijudaistischen Ritualmordlegende ist?" "Tatsächlich?", antwortete er, "Ich dachte es sei die Darstellung einer medizinischen Behandlung..." Offenbar kann er kein Latein....Keine Ahnung, was er sich vorgestellt hat. Vielleicht dachte er an Akupunktur? Die Darstellung zeigt nämlich eine Gruppe von düsteren, mit Kapuzen verhüllten Männern, die Nadeln in ein Kind stechen und das Blut in Schalen auffangen...

Ich finde es unfassbar, dass es möglich ist, derartige Greuelpropaganda im modernen Gewand (Q-Anon) heute wieder aufleben zu lassen...


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Ritualmord in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493

13.12.2020 um 22:54
Zitat von KimByongsuKimByongsu schrieb:Ich wäre nicht erstaunt, wenn Du den 1493er Schedel im Original besitzt
Nein. Das Buch wäre nicht glücklich mit mir und eine solche Verantwortung möchte ich auch nicht auf mich laden. Ich bin glücklich, dass Universitätsbibliotheken nun digitalisierte Faksimile frei zugänglich machen.
Zitat von KimByongsuKimByongsu schrieb:Matthias Raders "Bavaria Sancta" [...] Normalerweise kaufe ich keine Einzelblätter aus alten Büchern
Die werden echt zerschnitten? Auch Originale? Und noch dazu von einem sehr unbeflissenen Antiquar:
Zitat von KimByongsuKimByongsu schrieb:"Ich dachte es sei die Darstellung einer medizinischen Behandlung"
:(

Die Bavaria Sancta hat übrigens die Heidelberger UB als Faksimile online:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/rader1615ga


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