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Schnurre hat 1958 einen Jugendroman in Kurzgeschichten veröffentlicht, und diese hier ist vermutlich die berühmteste. Der neunjährige Ich-Erzähler lernt beim Zusehen eines Fußballspiels den achtjährigen Sinto Jenö kennen, sie freunden sich an und besuchen sich gegenseitig. Auf der einen Seite erfüllt Jenö alle Klischees und stiehlt bei seinen Besuchen ein Barometer und Teile einer elektrischen Modelleisenbahn, andererseits beschenkt er seinen Freund mit einer schönen Tabakpfeife und lädt ihn zu Feiern in seinem Zigeunerlager ein, wo er köstliche Speisen wie in Lehm gegrillte Igel verkosten darf, was ihm wirklich schmeckt. Als die SS das Lager aufmischt und die Bewohner zwangsdeportiert, ist der Erzähler "nur traurig".

Immer wieder schön zu lesen und berührend unaufgeregt, was den Umgang mit kulturellen Unterschieden betrifft. Und der Teil mit dem Igelgrillen hat schon was. Ein liebenswerter Text über eine Volksgruppe, welche gänzlich zu ermorden die Nationalsozialisten auch nicht geschafft haben.

Eine digitalisierte Fotokopie des Textes ist hier zu finden:
https://people.unica.it/ilariameloni/files/2018/03/Wolfdietrich-Schnurre-Jenö-war-mein-Freund.pdf