9783150000151

Wegen dieses Stücks floh der 23-jährige Schiller aus Stuttgart, um einer Inhaftierung zu entgehen, da sich der Schweizer Kanton Graubünden ("Athen der Räuber") beleidigt fühlte.

Dass es als Lesestück und nicht für die Bühne konzipiert war, wie viele Theaterstücke von Schiller, ist auch heute noch nachvollziehbar. Eigentlich ist es eine Aneinanderreihung von Monologen, aus denen die Handlung bzw. das Handeln extrapoliert werden muss, noch dazu mit vielen sprachlichen Mitteln wie Ausrufen, Fragen und unfertigen Sätzen (Ellipsen).

Im Zentrum steht eigentlich nicht Karl Moor, der ein libertiner Anführer einer Räuberbande im Böhmischen Wald wird und sich am Schluss den Behörden stellt, sondern sein jüngerer Zwillingsbruder Franz Moor, der alles daran setzt, um Familienoberhaupt zu werden und das Schloss seines Vaters zu erben:

- Mit gefälschten Briefen intrigiert er gegen seinen Bruder, damit sein Vater Karl enterbt
- Mit gefälschten Briefen und gekauften "Zeugen" will er Karls Geliebte Amalia für sich gewinnen
- Seinen Vater lässt er bei lebendigem Leib in der Familiengruft beerdigen
- Bei der Inkognito-Rückkehr Karls will er einen 71-jährigen Bediensteten zu dessen Mord anstiften

Auch wenn Karl bei seiner Rückkehr zum Schloss seines Vaters diesen aus der Gruft befreit sieht und sich mit Amalia wieder trifft, ist die Verwicklung bereits so weit vorangeschritten, dass keine gütliche Lösung mehr möglich ist. Die Räuberbande brennt das Schloss nieder, in dem Franz sich aus Verzweiflung erdrosselt. Sein Vater stirbt, als er von Karls Räuberdasein erfährt. Ein Leben mit Amalia ist wegen des Räuberschwurs nicht möglich, und als sie deswegen um ihren Tod bittet, ermordet Karl sie. Die Tragödie überblickend, entscheidet Karl, sich von der Bande loszusagen und sich den Behörden zu stellen.

Sprachlich ist der Text heutzutage keine leichte Lektüre mehr. Auch das Ende ist schwer nachvollziehbar: Warum tötet Karl wegen des Räuberschwurs seine Verlobte und löst sich nach dem Mord von eben diesem Schwur? Die Charakterisierung des intriganten und egoistischen Franz jedoch ist großartig gelungen.

Der Text ist selbstverständlich online:

https://de.wikisource.org/wiki/Die_Räuber
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3339/1
http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Dramen/Die+Räuber
http://www.gutenberg.org/ebooks/47804 (Archiv-Version vom 20.09.2019)