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Harper Lee - Wer die Nachtigall stört
21.05.2018 um 11:53Original anzeigen (0,2 MB)
Dieser Roman aus 1960 stand schon länger auf meiner Wunschliste, da ich vor Jahren mal die Verfilmung gesehen habe. Dieser in einer fiktiven Kleinstadt Alabamas zwischen 1933 und 1935 spielende Roman hat zum zentralen Thema Vorurteile und die Gleichwertigkeit aller Menschen unabhängig von ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft. Zumindest fast.
Die Kleinstadt ist sozial und ethnisch sehr deutlich gegliedert:
- Innenstadt: Klein- und Bildungsbürgertum
- Stadtrand: weiße Arbeiter
- In einem eigenen Stadtteil: Afroamerikaner (arbeiten als Tagelöhner bzw. Haushälterinnen)
Dazu kommen noch die am Land lebenden Bauern, welche allesamt sehr unter der Depression leiden, verarmt sind und sich gerne dem Whiskey zuwenden.
Der Rechtsanwalt Atticus Finch durchbricht diese ethnische und soziale Trennung, indem er als Pflichtverteidiger eines wegen Vergewaltigung angeklagten Schwarzen die Indizien seiner Unschuld an den Tag legt und den Vater des Mädchens in ein Licht rückt, das vermuten lässt, dass dieser selbst seiner Tochter schwere Verletzungen zugefügt hat, weil sie sich mit dem Angeklagten aus freien Stücken hat einlassen wollen.
Der Vater versucht sich wegen dieser öffentlichen Demütigung vor Gericht an Fink zu rächen, indem er nach einer Schulveranstaltung die Kinder Finks zu ermorden versucht. Der in Abgeschiedenheit lebende Nachbar Boo Radley rettet die Kinder: er ersticht den Angreifer.
Lee gelingt es in diesem sehr gefällig und spannend geschriebenen Roman, die sozial komplexe und rigide sich trennende Kleinstadtwelt der Depressionszeit einzufangen und gleichzeitig diese Welt in die Gegenwart zu öffnen. Vier Jahre nach Erscheinen des Romans wurden die seit 1913 existierenden Segregationsgesetze mit dem Civil Rights Act aufgehoben.
Seitenhiebe auf die Doppelzüngigkeit von "Yankees" sind auch zu finden, so hätten diese zwar für die Sklavenbefreiung sogar einen Krieg geführt, wollten jedoch mit keinem Schwarzen an einem Tisch sitzen, und die sich gegen die Judenverfolgung in Hitler-Deutschland aussprechende Lehrerin ist eine ausgesprochene Rassistin gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung.
Einen guten Überblick über die Figurenkonstellation bietet der Wikipedia-Eintrag:
Wikipedia: Wer die Nachtigall stört#Figuren
Dieser Roman aus 1960 stand schon länger auf meiner Wunschliste, da ich vor Jahren mal die Verfilmung gesehen habe. Dieser in einer fiktiven Kleinstadt Alabamas zwischen 1933 und 1935 spielende Roman hat zum zentralen Thema Vorurteile und die Gleichwertigkeit aller Menschen unabhängig von ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft. Zumindest fast.
Die Kleinstadt ist sozial und ethnisch sehr deutlich gegliedert:
- Innenstadt: Klein- und Bildungsbürgertum
- Stadtrand: weiße Arbeiter
- In einem eigenen Stadtteil: Afroamerikaner (arbeiten als Tagelöhner bzw. Haushälterinnen)
Dazu kommen noch die am Land lebenden Bauern, welche allesamt sehr unter der Depression leiden, verarmt sind und sich gerne dem Whiskey zuwenden.
Der Rechtsanwalt Atticus Finch durchbricht diese ethnische und soziale Trennung, indem er als Pflichtverteidiger eines wegen Vergewaltigung angeklagten Schwarzen die Indizien seiner Unschuld an den Tag legt und den Vater des Mädchens in ein Licht rückt, das vermuten lässt, dass dieser selbst seiner Tochter schwere Verletzungen zugefügt hat, weil sie sich mit dem Angeklagten aus freien Stücken hat einlassen wollen.
Der Vater versucht sich wegen dieser öffentlichen Demütigung vor Gericht an Fink zu rächen, indem er nach einer Schulveranstaltung die Kinder Finks zu ermorden versucht. Der in Abgeschiedenheit lebende Nachbar Boo Radley rettet die Kinder: er ersticht den Angreifer.
Lee gelingt es in diesem sehr gefällig und spannend geschriebenen Roman, die sozial komplexe und rigide sich trennende Kleinstadtwelt der Depressionszeit einzufangen und gleichzeitig diese Welt in die Gegenwart zu öffnen. Vier Jahre nach Erscheinen des Romans wurden die seit 1913 existierenden Segregationsgesetze mit dem Civil Rights Act aufgehoben.
Seitenhiebe auf die Doppelzüngigkeit von "Yankees" sind auch zu finden, so hätten diese zwar für die Sklavenbefreiung sogar einen Krieg geführt, wollten jedoch mit keinem Schwarzen an einem Tisch sitzen, und die sich gegen die Judenverfolgung in Hitler-Deutschland aussprechende Lehrerin ist eine ausgesprochene Rassistin gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung.
Einen guten Überblick über die Figurenkonstellation bietet der Wikipedia-Eintrag:
Wikipedia: Wer die Nachtigall stört#Figuren