Caspian
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Lexanna und der dunkle König.
03.04.2018 um 00:55Ich blicke hinauf zum Himmel und versuche seine vielen Seiten zu verstehen.
Wie so oft verliere ich mich in...
...seiner durchdringenden Dunkelheit und deren erdrückender Einsamkeit der Nacht,
dem starken Selbstbewussten Blau des Tages und den Mutmachenden Sonnenstrahlen an einem kalten Wintertag.
Mein Name ist Lexanna,bisher lebte ich mit meiner Schwester abgeschieden und durch mächtige Zauberferse sicher und verborgen.
Wir Sangen, lachten und weinten jeden Tag.
Sie zeigte mir die Schönheit der wilden Natur, ich zeigte ihr, dass das Leben selbst dann lebenswert ist wenn man eingesperrt ist.
Eingesperrt in einem selbst gebauten Käfig, doch das war zweitrangig, denn wir brauchten nur uns und de Harmonie des Waldes!
Jetzt, durch deinen Tot bin ich die letzte unserer Art.
Ich will hier nicht mehr sein,nichts macht mehr Sinn.
Ohne dich fühlt es sich so leer an, durch die bunten und farbenprächtigen Wälder zu rennen,
über den wilden Bach zu springen oder die Hügel hinter der Großen Weide zu besteigen.
Alleine finde ich keinen Gefallen mehr daran, die verlassenen Ruinen unserer Vorfahren zu erkunden oder die Wände zu bemalen...wie wir immer unsere Gesichter mit Farbe beschmierten!
>Lexanna lächelte traurig, rückblickend in die Vergangenheit und sich an diese schönen momente erinnernd<
Gequält sieht sie hinab auf ihre Tote Schwester.
>Du lächelst. Wie konntest du in deinem letzten Moment noch lächeln? Ich habe dich schon immer beneidet und noch nie wirklich verstanden<
Deine sanften Gesichtszüge, diese geheimnisvollen Augen und dein schönes volles Silberhaar..ich habe dich schon immer dafür beneidet!
...Die Art wie du gelacht hast, deine Stimme und wie du immer alles besser konntest als ich!
Ich habe Angst...Schwester...du hättest mich töten müssen, das war unser Schicksal - so steht es geschrieben!
>Wütend ballt Lexanna ihre zarten Hände zu fäußten und zittert<
"Mein Name ist Lexanna, die letzte Mondschattenelfe und ich trage meinen Namen mit der traurigen Gewissheit, dass er das letzte ist was uns geblieben ist", presst sie leise hervor.
… "Wir waren frei und liebten das Leben, wieso habe ich dich nie gefragt was diese Visionen bedeuten, die du mir zeigtest? Jetzt habe ich dich verloren, einen Teil meiner Selbst und verstehe nicht einmal, was du mir damit zeigen wolltest!
>Lexanna erinnerte sich an die seltenen Momente, in denen ihre Schwester ihr durch eine Art Magie verschiedene Dinge zeigte, die sie immer nur für eine Magische Spielerei hielt und nicht weiter ernst nahm...doch nun...<
..."Ein kleiner Mensch und doch kein Kind, er...ist mir wichtig doch weiß ich nicht warum.
Der traurig blickende Zwerg, der immer alleine ist, selbst wenn er es nicht ist...wie kann man ihm helfen?
Ich sehe einen Wanderer, er ist in der falschen Welt gefangen...ein Wesen ohne Feuer in einer Welt des Feuers!
Er will den Herrn der Flammen töten!", erschrocken riss sie die Augen auf und kehrte zurück zur Realität.
>Lexanna zitterte< , die kleinen Schneeflocken umtanzten sie und ließen sich dann sanft hernieder.
Der Wald war still. Kein Geräusch war zu vernehmen.
Heute war viel geschehen, doch Zeit wartet nicht.
Entsetzen durchfuhr sie immer wieder wenn sie den leblosen Körper anblickte.
Regelrecht "zerrissen" wurde sie, viele lange Messer-artige Dornen steckten überall in ihr.
Entschlossen ballte sie die zarten Hände, der Blick voller Zorn.
Die hauchzarten Gesichtszüge verhärteten sich, als sie den Blick aufrichtete.
Sie würde ihre Aufgabe erfüllen.
Ihre geliebte Schwester würde nicht umsonst gestorben sein.
Sie, Lexanna die letzte ihrer Art würde das sicher stellen.
Der Aufbruch
Die Elfe, fast noch ein Kind legte zärtlich die Hände ihrer toten Schwester übereinander.
Sie musste immer wieder das lächelnde Gesicht betrachten.
Es schmerzte unwahrscheinlich und doch gab es ihr...eine Art Trost und auch Kraft.
Sie legte sie unter den Heiligen Baum, unter dem sie aufgewachsen waren, entfernte die Dornen und säuberte vorsichtig den geschundenen Körper.
Sie erinnerte sich noch, wie sie den schrecklichen Krähenkönig das erste Mal erblickt hatten...wie er einfach durch die Barriere geschritten war und alles auf seinem Weg verdorben hatte.
Schon damals hatte Leanra, ihre Schwester einen Entschluss gefasst.
Zögerlich nahm sie „Silbernacht“, den wunderschönen Dolch mit gesegneter Klinge aus dem Gürtel ihrer Schwester und sprach ein Elfisches Lebewohl.
„Wir werden wieder zusammen tanzen, geliebte Schwester.
Doch erst muss ich vollbringen, was meine Bestimmung ist“.
Sie zog den Saum ihres dunklen Umhangs umsich und verschmolz mit der Nacht.
Nur die Vögel waren zeugen, als die Letzte der Mondschattenelfen die Heilige Lichtung verlies.
Den einzigen Platz, der ihr noch Schutz geboten hatte in dieser fremden und kalten Welt.
Eine junge Lady, fast noch ein Kind machte sich auf ihr Schicksal zu erfüllen.
Der beste Auftrag
Barren starrte auf den Brief und las die Zeilen sorgfältig von Anfang bis zum Ende.
Mit einem tiefen Brummen breitete sich langsam aber stetig ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht aus.
Der Zwerg hatte wieder einen lukrativen Auftrag an Land gezogen und wusste genau, dass es wieder einmal ein Glücksgriff war.
Mit einem lauten Pfiff machte er die Kellnerin auf sich aufmerksam und bekräftigte zur Sicherheit noch mit einem fröhlichen Winken und einer Geste auf sein leeres Glas, dass er noch ein Bier wollte.
Die Kellnerin verzerrte entfernt das Gesicht und gab ihm zu verstehen, dass sie gleich bei ihm sein würde.
"Und bring mir noch ein schönes Steak Schätzchen! Heute ist mein großer Tag", lachte er.
Barren,
wir schreiben dir diesen Auftrag zu, da du dir in den Gassen der Unterstadt bereits einen guten Namen gemacht hast.
Wie du sicher weißt, sind wir die Einflussreichste und auch einzige „Organisation" die Zugang zu...solch speziellen Waren haben sollte.
Um folgendes Objekt handelt es sich hier: Eine kleine hölzerne Figur, welche die Gestalt eines Bären hat.
So simpel und zugleich wichtig ist die Beschaffung.
Dir sind keine Grenzen gesetzt!
Mord, Diebstahl, Erpressung – alles ist erlaubt um das Objekt zu bekommen, aber natürlich wird eine unauffällige Vorgehensweise bevorzugt.
Wir empfehlen ein simples anbieten einer hohen Summe Gold, was nach Abschluss des Auftrages natürlich mehr als aufgewogen werden wird.
Ein Versagen wird nicht geduldet.
Gez.
Die Nachtschattenfedern
Barren rollte den Brief zusammen und dachte erneut nach.
"Versagen wird nicht geduldet hm?
Das habe ich hier zum ersten Mal stehen…", murrte er.
Mit dieser Organisation war nicht zu spaßen, soviel wusste er bereits.
"Werter Herr Zwerg, ich bringe Ihnen ihr Steak und euer Bier!", zischte es von der Seite.
Sie knallte das Steak und Bier regelrecht auf den Tisch und rauschte dann davon.
"Vielen Dank für die freundliche Bedienung, so muss es sein", maulte er zur Antwort.
Glücklich trank und aß er besten Gewissens, denn ab morgen würde er - falls er es natürlich nicht vermasselte (und das würde er nicht) , nie wieder in so heruntergekommenen Tavernen einkehren müssen.
Gesättigt und zufrieden machte er sich auf in sein "Zimmer", was mehr einer Besenkammer glich, welche man hastig mit Bett und einem wackeligen Holztisch verbessert hatte.
Der Besuch
Perrio gähnte ausgiebig und besah die kleine Statue, welche ihm seine Großmutter gestern in die Hand gedrückt hatte.
Ein kleiner hölzerner Bär erstaunlich gute Handarbeit und sogar sein Name war sauber auf der Unterseite eingeritzt.
Er verzog das Gesicht und stellte sie auf den Tisch.
Für sowas hatte er jetzt keine Zeit, was sollte er damit? Sicher, sie war schön anzusehen aber das war's dann auch schon.
Sie sollte sich eher um sich kümmern als kleine Figuren zu suchen, gerade jetzt...
Seitdem sich ihr Gesundheitszustand verschlimmert hatte, musste er Tag und Nacht um sie bangen.
Zu schwach um es zur zweiten Etage zu schaffen lebte sie jetzt mit ihm zusammen auf der ersten Etage, was ihm langsam aber sicher seine Nerven aufrieb.
Es gab Tage, da dachte er daran wie sinnlos und vergebens doch alles war...
Sein Leben, seine Arbeit...einfach alles.
Heute war so ein Tag, der kleine Halbling wusste einfach nichts mit sich anzufangen.
Rausgehen würde er nicht, da er sich vor allen anderen fürchtete.
Hobbys hatte er nicht, da er sich für nichts begeisterte, außer vielleicht ab und an das Beobachten von Sonnenuntergängen - was jedoch hart als Hobby durchgehen konnte.
Und es wurde von Tag zu Tag schlimmer...es fiel ihm schwerer sich zur Arbeit zu schleppen, da auch das einen großen Kraftakt für ihn darstellte.
...Leute...überall! und jeder wollte "reden" und er hasste das Reden.
Eigentlich sogar jede Art der Interaktion.
Er schnaufte und fragte sich, wozu er eigentlich noch hier war und welchen nutzen er für die Welt hatte.
Würde man überhaupt bemerken, wenn er einfach "verschwinden" würde?
In diesem Moment hörte er seine Großmutter husten und schüttelte resigniert den Kopf.
So traurig es sich anhörte, aber eigentlich wartete er nur darauf, dass ihr Ende kam.
Zugleich fürchtete er sich davor, denn außer ihr...wen hatte er denn dann noch?
Nachdenklich sah er aus dem Fenster und dann zu der kleinen Bärenfigur.
Sie wurde vom Kerzenlicht beschienen und hatte durchaus etwas hypnotisierendes an sich.
Dann zuckte er kurz zusammen, denn er hätte schwören können, dass die kleine Figur leicht vibriert hatte.
Hatte er sie doch ganz sicher in die Mitte des Tisches gestellt und nun stand sie an der Ecke?...nein er war sicher nur übermüdet.
Der Stress, die späte Stunde sorgten dafür, dass er sich Dinge einbildete.
Eigentlich schlief er um diese Zeit schon, jedoch hatte er jetzt erstmal zwangsläufig frei, da sein Meister sich um seine Großmutter sorgte und ihm angeordnet hatte sich ein paar Tage um sie zu kümmern.
Perrio legte sich dennoch schlafen und hatte wieder einen dieser merkwürdigen Träume über diese Wunderschöne...seltsame Elfin, wie sie an seinem Bettende stand und ihn anlächelte.
Und dann langsam mit eleganten Schritten näher kam.
Sein Herz schlug schneller.
Sie beugte sich über ihn und war so nah!
Viel zu nah!
Er riss die Augen auf und blickte in das grobe Gesicht eines Bartlosen Zwerges, welcher ebenfalls die Augen aufgerissen hatte.
Beide hatten wohl nicht damit gerechnet.
Es gab eine Art Zeitstillstand, keiner wagte es einen laut von sich zu geben.
Der Zwerg machte als erster einen Schritt und hob langsam die Hände, ging dabei so vorsichtig er konnte rückwärts.
Ruhig bewegte er seine Rechte Hand in Richtung des Nachttisches, genau da wo die kleine Bärenfigur stand.
"Schön leise Kindchen, ich bin mir sicher du willst meinen Dolch nicht in deinem Bauch für dieses Figürchen", raunte Barren drohend.
Dabei ließ er den Halbling nicht aus den Augen und zog mit der linken Hand einen kleinen Dolch aus der Schneide seines Gürtels.
Perrio war wie gelähmt und hatte auch keine Absicht um diese lächerliche Figur zu kämpfen, was er davon mal abgesehen sowieso nicht konnte…
Daher entschied er, den Fremden einfach zu geben was er wollte und hoffte, dass es schnell passieren würde.
Da fiel ihm plötzlich voller Schrecken seine Großmutter ein, welche nebenan war.
Das ist ja einfacher als gedacht.
Den kleinen Bären in der Rechten war er schon halb aus der Tür, als er einen dumpfen Schlag gegen die Brust bekam und aufstöhnde.
Mehr erstaunt als ernsthaft verletzt taumelte er seitwärts und hätte das Objekt fast fallen lassen.
"Verdammt" , brummte er und verfluchte sich innerlich dafür, dass er nicht eingeplant hatte, dass natürlich noch mehr Halblinge im Haus sein könnten.
Vor ihm war ein weiterer Halbling aufgetaucht und fuchtelte kampfbereit mit einer Art Stab vor sich herum.
Alles in allem war es mehr eines Kopfloses um sich schlagen als Angreifen aber dennoch wollte er auf Nummer sicher gehen.
Barren duckte sich geschickt unter den lächerlichen Attacken und hob seinen Dolch um einen Horizontalen Schlag abzuwehren.
Plötzlich vibrierte die kleine Statue und er verlor ein kleines Stückchen balance, es war nur ganz kurz aber genügte um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Zwar konnte er den Schlag immer noch abwehren, doch gelang es ihm einfach nicht mehr sich aufrechterhalten und so fiel er nach hinten auf den Rücken.
Der Angreifer nutzte seine Chance und warf sich über ihn, Hieb wie wild mit dem Stab auf ihn ein und versuchte ihm damit sogar die Augen auszustechen.
Es war bitterer ernst für den Angreifer, soviel stand fest und zu seiner Verblüffung sah es so aus, als würde dieser sogar gewinnen.
Doch der Zwerg war auf den dunklen Straßen der Diebesstadt aufgewachsen und hatte schlimmeres erlebt.
Barren wehrte so gut er konnte die Hiebe fluchend ab und versuchte sich des fremden zu entledigen doch dieser war stur.
Aber sein Gegner kämpfte als ginge es um sein leben, selbst ohne jegliche Strategie oder Stärke, war es die pure Entschlossenheit und die zufälligen abfolgen der Attacken die Barren einen Schlag nach dem anderen einstecken ließen.
Nach mehreren momenten des zankens gelang es dem Halbling, ihm einen schweren Schlag gegen die Schläfe zu verpassen.
Benommen schüttelte er den Kopf und sah, wie der Fremde seine Waffe mit voller Kraft nach unten riss!
Instinktiv riss er seinen Dolch schnell aus einer Seitwärtsbewegung und versuchte den Stab abzuwehren.
Die kräftige Attacke kam nicht mehr.
Er vernahm ein leises Wimmern, als der Fremde auf ihn fiel.
Was ihm all die Zeit wie ein kämpferischer Halbling vorgekommen war, wurde im Kerzenlicht zu einer kleinen alten Halblingsfrau.
Seine Augen weiteten sich und er konnte nicht fassen wie er es nicht hatte bemerken können.
Sie stammelte etwas und hustete Blut.
Sein Magen begann sich zu drehen und er hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen.
Blut breitete sich auf seinen feinen Kleidern aus, sie tat ihm so leid, unter keinen Umständen hatte er sie so verletzen wollen und Schuldgefühle brachen über ihn herein.
"Es...es tut mir Leid, das wollte ich nicht...", stammelte er. und versuchte noch krampfhaft ihr irgendwie aufzuhelfen ohne ihr weiter schaden zufügen zu wollen.
Doch es half nichts, die Wunde war tief und sie würde es nicht überleben, das wusste sein Verstand, doch sein herz wollte es nicht wahrhaben.
Immer mehr Blut breitete sich auf dem Boden und den Kleidern der beiden aus.
Barrens Herz wurde schwer, ihm kam es so vor, als sei er absichtlich durch Magie geblendet wurden.
Vielleicht hoffte er das sogar, es würde wenigstens etwas Schuld von seinen Schultern nehmen.
Tausend Gedanken flogen ihm durch den Kopf und er wollte einfach nur irgendwie ungeschehen machen, was gerade geschehen war.
Unfähig etwas zu sagen zog er schlicht sein gesamtes Gold hervor und warf es dem armen Perrio vor die Füße.
Mit zitternden Schultern presste er noch ein "es tut mir Leid...ich...ich", hervor und verschwand in die Nacht hinaus.
Noch nie hatte er sich so schrecklich gefühlt.
Nie hatte er mehr an sich gezweifelt obwohl er schon leben genommen hatte.
Aber niemals das einer Unschuldigen oder einer Schwächeren!
Er hatte den Dolch nicht zum Töten zur Seite gerissen!
Doch sagte er sich das nicht nur, um zu verdrängen was wirklich geschehen war?
Da war sie wieder, diese "Stimme" in seinem Kopf, die ihn gewarnt hatte.
Aber er hatte keine Wahl! Sie würden ihn finden und töten, wenn er die Figur dort lassen würde und der armen Frau konnte keiner mehr helfen...das wusste er als er die Wunden gesehen hatte.
Als Barren merkte, wie seine Augen feucht wurden, schüttelte er wild den Kopf.
Er durfte sich davon jetzt nicht ablenken lassen, er hatte, was er wollte und konnte dem Unbekannten später vielleicht irgendwie helfen…Gold zukommen lassen.
Außerdem durfte er nicht vergessen, dass er es für Aurelia tat, sie war es wert.
Es würde eine Möglichkeit geben wenigstens etwas zu tun das schwor er sich.
Dann war er verschwunden in Richtung der großen Stadt, doch die Schuld war ihm noch dicht auf den Fersen.
Perrio saß immernoch im Bett, unfähig sich zu bewegen.
Sein Herz schlug ganz schwach und langsam.
Seine Hände fühlten sich starr und kalt an.
Vor ihm in der geöffneten Tür lag seine Großmutter und das Blut lief auf den Boden.
Er konnte sie unerkennbare Worte flüstern hören und sah wie sie versuchte mit ihrer Hand nach hinten zu greifen...da ragte ein Bolzen aus ihrem Rücken!
Dann wich das Leben aus ihren Augen, ihre Hand erschlaffte und fiel zur Seite.
Es wurde still.
Das Ritual
Das dumpfe tiefe Geräusch eines Hornes ertönte durch den verschneiten Wald.
Lang gezogen klang es wie eine Art Klageruf.
Dann begann ein leiser Männerchor -immer lauter werdend, rhytmisch zu singen.
Eine Frauenstimme mischte sich hinzu, sang in einer befremdlich anmutenden Sprache.
Wild und melodisch, tief und kraftvoll hörte sich der Gesang an, die Krieger stampften mit den Füßen und verfielen in eine Art Trance.
Feuer erschienen, Fackeln wie tausend Sterne erleuchteten den Wald und das Gebirge.
Die Luft feucht und neblig.
Die Geburt eines Kriegers stand an und dies war seine Zeremonie.
Der junge Krieger erhob sich aus dem kalten Wasser, tiefe Narben waren auf seinem Rücken zu sehen.
Hinter ihm standen viele andere Menschen, mit Fackeln und Waffen, die Blicke erwartungsvoll auf ihn gerichtet.
Sie hatten wilde Gesichtsbemalungen in Blau und Rotfarben, lange Haare zusammengebunden zu beeindruckenden Pferdeschwänzen.
Die Verzierungen reichten von Totenschädelartigen Tatoos bis hin zu Bestialisch anmutenden Zeichnungen.
Seine blauen Augen blitzten in der Dunkelheit und er konzentrierte sich auf das Geschöpf vor ihm.
Es war ein weißer Hirsch, sein spirituelles Opfertier.
Es repräsentierte Stärke, Intelligenz und es war ein Anführer.
Das majestätische Tier starrte ihm ebenso in die Augen und er fühlte eine innere Ruhe als sie sich betrachteten.
Fast hätte er aufgegeben und seine Waffe weggelegt, solch eine Majesttische Aura ging von dem Wesen aus.
Je länger er es betrachtete, desto mehr schwanden die Ekstase, der Wille zu töten.
Fest entschlossen schloss er die Augen und rief sich immer wieder die qualvollen Momente jener Nächte ins Gedächtnis.
Wie er in sein Zimmer kam und ihn schindete, entehrte und lachte...dieses Lachen was sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte.
Ein widerliches, ekelhaftes Grinsen eines Monsters, das er töten würde!
Und dafür war er soweit gekommen und dem Ziel so nahe, das würde er sich nicht von diesen..."Schwingungen" nehmen lassen.
Jetzt durfte er nicht zögern.
Alles in ihm schrie nach Rache und die würde er bekommen, wenn er dieses Tier tötete.
Manchmal musste es Opfer geben um an ein Ziel zu kommen, es ging hier um größeres.
Der große Weiße Hirsch würde in seinen Erinnerungen weiterleben als teil von ihm.
Ruhig sog er die eiskalte Nachtluft ein – sie brannte in seinen Lungen.
Jede Faser in seinem Körper wurde angespannt.
Mit einem einzigen gezielten Angriff wollte er der Beute das Leben nehmen, den Perfekten Todesstoß ausführen und somit einen sogenannten "Blutjäger" Titel beanspruchen.
Er würde die Achtung der Älteren gewiss haben und die Möglichkeit bekommen seinem Verhassten Feind ein qualvolles Ende zu bereiten!
Wie eine Einheit bewegte sich sein Arm mit dem Speer in perfekter Symbiose.
Die langen Dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz geflochten lagen ihm über der Schulter und das einzige Geräusch war das der Wassertropfen, welche hinab in den Tintenschwarzen Eissee fielen.
Wie Trommelschläge nahm er sie wahr aber ließ den Edlen Hirsch nicht aus den Augen.
Es herrschte eine Art Spannung in der Luft, es war totenstill.
Dann schnellte sein Arm nach hinten, so wie er es schon viele male geübt hatte.
Die Richtung stimmte, das Ziel würde sterben!
Der Speer flog direkt in die Seite des Tieres und es schrie voller Schmerzen auf.
Nein! das warüberhaupt nicht gut!
Der junge Krieger sprang vor und fluchte leise, ein wahrer Krieger hätte es mit einem Wurf geschafft...das war das letzte, was er gewollt hatte.
Enttäuscht sprang er nach vorne und stach in die Kehle des Verwundeten Hirsches, doch dieser wehrte sich und versuchte seinerseits den Menschen mit seinem gewaltigem Geweih aufzuspießen oder zumindest abzuwehren.
Fast wäre es sogar gelungen, doch der junge Krieger war schneller und seine Reflexe überstiegen die eines gewöhnlichen Menschen bei weitem.
Die Menschen seines Stammes waren keine normalen Menschen, einst ausgestoßen begannen seine Urahnen mit verbotenen Ritualen.
Doch der Preis hatte sich ausgezahlt, jetzt war dieser Stamm weitaus stärker und schneller als normale Menschen.
"Warum stirbst du nicht endlich!", schrie er.
Mittlerweile lag das arme Tier keuchend am Boden, aber es war zäh.
Einige Krieger lachten leise, andere hatten sich einfach umgedreht und waren gegangen.
Wollten sich das Trauerspiel nicht weiter anschauen.
In ihm loderte eine immer Stärker werdende Mischung aus Zorn und Verzweiflung auf, warum starb das Vieh nicht verdammt!?
Dann flog ein Pfeil aus dem Wald heran, traf den Hirsch und beendete sein Leiden.
Ein einziger Pfeil vollbrachte, was er nicht mit geschätzten zehn schweren Hieben geschafft hatte.
Wie in Zeitlupe sah er das Geschoss und wusste was das zu bedeuten hatte.
Geschockt öffnete er den Mund vor entsetzen.
Er wollte nicht wahrhaben was gerade geschehen war!
Das war seine einzige Chance gewesen und jetzt war sie verstrichen!
Irgendjemand hatte "seinen" Todesstoß gestohlen und ihm damit die letzte Chance genommen sein Ritual halbwegs erfolgreich zu beenden!
Hinter ihm ertönte wie eine Welle erst stilles, dann immer lauter werdendes Gelächter.
Seine Schultern bebten und er fühlte schlagartig die grausame Kälte des Wassers und der Nacht über sich hereinbrechen.
Jetzt war er wirklich nichts weiter als ein verschwendetes Leben in seinem Stamm.
Die trübe Jagd
Lexanna war froh, dass sie das schöne Tier erlösen konnte, es hatte ihr das Herz gebrochen es so leiden zu sehen.
Wussten diese Monster denn überhaupt, dass es ein heiliges Wesen war?
Auch wenn sie nicht ganz verstand, was da jetzt geschah und warum diese Menschen so laut lachten musste sie ihre Wut zügeln und sich auf das wesentliche konzentrieren.
Die Belange der Menschen waren dem gleichzusetzen mit denen niederer Kreaturen wie Orks oder anderen Abscheulichkeiten.
Sie wurden von "niederen" Trieben bestimmt...lebten nicht lange und töteten sich gegenseitig ohne überhaupt Grund dafür zu haben, anstatt etwas aus ihrer kurzen Zeit zu machen.
Es war eine Schande und nur zu gerne wäre sie gerade durch die Reihen dieser Absonderlichkeiten gefegt und hätte soviele wie sie nur konnte ausgelöscht.
Einen Mondhirsch zu töten war für eine Mondschattenelfe unverzeihlich und sie würde nicht vergessen.
Doch ihre Aufmerksamkeit galt dem Grauenvollen Krähenkönig.
Für ihn würde sie jede Kraft brauchen.
Ein Ungeheuer wie er verdiente es von der Welt zu verschwinden, im Namen ihrer geliebten Schwester.
...Für das was er ihr antat.
Wie so oft verliere ich mich in...
...seiner durchdringenden Dunkelheit und deren erdrückender Einsamkeit der Nacht,
dem starken Selbstbewussten Blau des Tages und den Mutmachenden Sonnenstrahlen an einem kalten Wintertag.
Mein Name ist Lexanna,bisher lebte ich mit meiner Schwester abgeschieden und durch mächtige Zauberferse sicher und verborgen.
Wir Sangen, lachten und weinten jeden Tag.
Sie zeigte mir die Schönheit der wilden Natur, ich zeigte ihr, dass das Leben selbst dann lebenswert ist wenn man eingesperrt ist.
Eingesperrt in einem selbst gebauten Käfig, doch das war zweitrangig, denn wir brauchten nur uns und de Harmonie des Waldes!
Jetzt, durch deinen Tot bin ich die letzte unserer Art.
Ich will hier nicht mehr sein,nichts macht mehr Sinn.
Ohne dich fühlt es sich so leer an, durch die bunten und farbenprächtigen Wälder zu rennen,
über den wilden Bach zu springen oder die Hügel hinter der Großen Weide zu besteigen.
Alleine finde ich keinen Gefallen mehr daran, die verlassenen Ruinen unserer Vorfahren zu erkunden oder die Wände zu bemalen...wie wir immer unsere Gesichter mit Farbe beschmierten!
>Lexanna lächelte traurig, rückblickend in die Vergangenheit und sich an diese schönen momente erinnernd<
Gequält sieht sie hinab auf ihre Tote Schwester.
>Du lächelst. Wie konntest du in deinem letzten Moment noch lächeln? Ich habe dich schon immer beneidet und noch nie wirklich verstanden<
Deine sanften Gesichtszüge, diese geheimnisvollen Augen und dein schönes volles Silberhaar..ich habe dich schon immer dafür beneidet!
...Die Art wie du gelacht hast, deine Stimme und wie du immer alles besser konntest als ich!
Ich habe Angst...Schwester...du hättest mich töten müssen, das war unser Schicksal - so steht es geschrieben!
>Wütend ballt Lexanna ihre zarten Hände zu fäußten und zittert<
"Mein Name ist Lexanna, die letzte Mondschattenelfe und ich trage meinen Namen mit der traurigen Gewissheit, dass er das letzte ist was uns geblieben ist", presst sie leise hervor.
… "Wir waren frei und liebten das Leben, wieso habe ich dich nie gefragt was diese Visionen bedeuten, die du mir zeigtest? Jetzt habe ich dich verloren, einen Teil meiner Selbst und verstehe nicht einmal, was du mir damit zeigen wolltest!
>Lexanna erinnerte sich an die seltenen Momente, in denen ihre Schwester ihr durch eine Art Magie verschiedene Dinge zeigte, die sie immer nur für eine Magische Spielerei hielt und nicht weiter ernst nahm...doch nun...<
..."Ein kleiner Mensch und doch kein Kind, er...ist mir wichtig doch weiß ich nicht warum.
Der traurig blickende Zwerg, der immer alleine ist, selbst wenn er es nicht ist...wie kann man ihm helfen?
Ich sehe einen Wanderer, er ist in der falschen Welt gefangen...ein Wesen ohne Feuer in einer Welt des Feuers!
Er will den Herrn der Flammen töten!", erschrocken riss sie die Augen auf und kehrte zurück zur Realität.
>Lexanna zitterte< , die kleinen Schneeflocken umtanzten sie und ließen sich dann sanft hernieder.
Der Wald war still. Kein Geräusch war zu vernehmen.
Heute war viel geschehen, doch Zeit wartet nicht.
Entsetzen durchfuhr sie immer wieder wenn sie den leblosen Körper anblickte.
Regelrecht "zerrissen" wurde sie, viele lange Messer-artige Dornen steckten überall in ihr.
Entschlossen ballte sie die zarten Hände, der Blick voller Zorn.
Die hauchzarten Gesichtszüge verhärteten sich, als sie den Blick aufrichtete.
Sie würde ihre Aufgabe erfüllen.
Ihre geliebte Schwester würde nicht umsonst gestorben sein.
Sie, Lexanna die letzte ihrer Art würde das sicher stellen.
Der Aufbruch
Die Elfe, fast noch ein Kind legte zärtlich die Hände ihrer toten Schwester übereinander.
Sie musste immer wieder das lächelnde Gesicht betrachten.
Es schmerzte unwahrscheinlich und doch gab es ihr...eine Art Trost und auch Kraft.
Sie legte sie unter den Heiligen Baum, unter dem sie aufgewachsen waren, entfernte die Dornen und säuberte vorsichtig den geschundenen Körper.
Sie erinnerte sich noch, wie sie den schrecklichen Krähenkönig das erste Mal erblickt hatten...wie er einfach durch die Barriere geschritten war und alles auf seinem Weg verdorben hatte.
Schon damals hatte Leanra, ihre Schwester einen Entschluss gefasst.
Zögerlich nahm sie „Silbernacht“, den wunderschönen Dolch mit gesegneter Klinge aus dem Gürtel ihrer Schwester und sprach ein Elfisches Lebewohl.
„Wir werden wieder zusammen tanzen, geliebte Schwester.
Doch erst muss ich vollbringen, was meine Bestimmung ist“.
Sie zog den Saum ihres dunklen Umhangs umsich und verschmolz mit der Nacht.
Nur die Vögel waren zeugen, als die Letzte der Mondschattenelfen die Heilige Lichtung verlies.
Den einzigen Platz, der ihr noch Schutz geboten hatte in dieser fremden und kalten Welt.
Eine junge Lady, fast noch ein Kind machte sich auf ihr Schicksal zu erfüllen.
Der beste Auftrag
Barren starrte auf den Brief und las die Zeilen sorgfältig von Anfang bis zum Ende.
Mit einem tiefen Brummen breitete sich langsam aber stetig ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht aus.
Der Zwerg hatte wieder einen lukrativen Auftrag an Land gezogen und wusste genau, dass es wieder einmal ein Glücksgriff war.
Mit einem lauten Pfiff machte er die Kellnerin auf sich aufmerksam und bekräftigte zur Sicherheit noch mit einem fröhlichen Winken und einer Geste auf sein leeres Glas, dass er noch ein Bier wollte.
Die Kellnerin verzerrte entfernt das Gesicht und gab ihm zu verstehen, dass sie gleich bei ihm sein würde.
"Und bring mir noch ein schönes Steak Schätzchen! Heute ist mein großer Tag", lachte er.
Barren,
wir schreiben dir diesen Auftrag zu, da du dir in den Gassen der Unterstadt bereits einen guten Namen gemacht hast.
Wie du sicher weißt, sind wir die Einflussreichste und auch einzige „Organisation" die Zugang zu...solch speziellen Waren haben sollte.
Um folgendes Objekt handelt es sich hier: Eine kleine hölzerne Figur, welche die Gestalt eines Bären hat.
So simpel und zugleich wichtig ist die Beschaffung.
Dir sind keine Grenzen gesetzt!
Mord, Diebstahl, Erpressung – alles ist erlaubt um das Objekt zu bekommen, aber natürlich wird eine unauffällige Vorgehensweise bevorzugt.
Wir empfehlen ein simples anbieten einer hohen Summe Gold, was nach Abschluss des Auftrages natürlich mehr als aufgewogen werden wird.
Ein Versagen wird nicht geduldet.
Gez.
Die Nachtschattenfedern
Barren rollte den Brief zusammen und dachte erneut nach.
"Versagen wird nicht geduldet hm?
Das habe ich hier zum ersten Mal stehen…", murrte er.
Mit dieser Organisation war nicht zu spaßen, soviel wusste er bereits.
"Werter Herr Zwerg, ich bringe Ihnen ihr Steak und euer Bier!", zischte es von der Seite.
Sie knallte das Steak und Bier regelrecht auf den Tisch und rauschte dann davon.
"Vielen Dank für die freundliche Bedienung, so muss es sein", maulte er zur Antwort.
Glücklich trank und aß er besten Gewissens, denn ab morgen würde er - falls er es natürlich nicht vermasselte (und das würde er nicht) , nie wieder in so heruntergekommenen Tavernen einkehren müssen.
Gesättigt und zufrieden machte er sich auf in sein "Zimmer", was mehr einer Besenkammer glich, welche man hastig mit Bett und einem wackeligen Holztisch verbessert hatte.
Der Besuch
Perrio gähnte ausgiebig und besah die kleine Statue, welche ihm seine Großmutter gestern in die Hand gedrückt hatte.
Ein kleiner hölzerner Bär erstaunlich gute Handarbeit und sogar sein Name war sauber auf der Unterseite eingeritzt.
Er verzog das Gesicht und stellte sie auf den Tisch.
Für sowas hatte er jetzt keine Zeit, was sollte er damit? Sicher, sie war schön anzusehen aber das war's dann auch schon.
Sie sollte sich eher um sich kümmern als kleine Figuren zu suchen, gerade jetzt...
Seitdem sich ihr Gesundheitszustand verschlimmert hatte, musste er Tag und Nacht um sie bangen.
Zu schwach um es zur zweiten Etage zu schaffen lebte sie jetzt mit ihm zusammen auf der ersten Etage, was ihm langsam aber sicher seine Nerven aufrieb.
Es gab Tage, da dachte er daran wie sinnlos und vergebens doch alles war...
Sein Leben, seine Arbeit...einfach alles.
Heute war so ein Tag, der kleine Halbling wusste einfach nichts mit sich anzufangen.
Rausgehen würde er nicht, da er sich vor allen anderen fürchtete.
Hobbys hatte er nicht, da er sich für nichts begeisterte, außer vielleicht ab und an das Beobachten von Sonnenuntergängen - was jedoch hart als Hobby durchgehen konnte.
Und es wurde von Tag zu Tag schlimmer...es fiel ihm schwerer sich zur Arbeit zu schleppen, da auch das einen großen Kraftakt für ihn darstellte.
...Leute...überall! und jeder wollte "reden" und er hasste das Reden.
Eigentlich sogar jede Art der Interaktion.
Er schnaufte und fragte sich, wozu er eigentlich noch hier war und welchen nutzen er für die Welt hatte.
Würde man überhaupt bemerken, wenn er einfach "verschwinden" würde?
In diesem Moment hörte er seine Großmutter husten und schüttelte resigniert den Kopf.
So traurig es sich anhörte, aber eigentlich wartete er nur darauf, dass ihr Ende kam.
Zugleich fürchtete er sich davor, denn außer ihr...wen hatte er denn dann noch?
Nachdenklich sah er aus dem Fenster und dann zu der kleinen Bärenfigur.
Sie wurde vom Kerzenlicht beschienen und hatte durchaus etwas hypnotisierendes an sich.
Dann zuckte er kurz zusammen, denn er hätte schwören können, dass die kleine Figur leicht vibriert hatte.
Hatte er sie doch ganz sicher in die Mitte des Tisches gestellt und nun stand sie an der Ecke?...nein er war sicher nur übermüdet.
Der Stress, die späte Stunde sorgten dafür, dass er sich Dinge einbildete.
Eigentlich schlief er um diese Zeit schon, jedoch hatte er jetzt erstmal zwangsläufig frei, da sein Meister sich um seine Großmutter sorgte und ihm angeordnet hatte sich ein paar Tage um sie zu kümmern.
Perrio legte sich dennoch schlafen und hatte wieder einen dieser merkwürdigen Träume über diese Wunderschöne...seltsame Elfin, wie sie an seinem Bettende stand und ihn anlächelte.
Und dann langsam mit eleganten Schritten näher kam.
Sein Herz schlug schneller.
Sie beugte sich über ihn und war so nah!
Viel zu nah!
Er riss die Augen auf und blickte in das grobe Gesicht eines Bartlosen Zwerges, welcher ebenfalls die Augen aufgerissen hatte.
Beide hatten wohl nicht damit gerechnet.
Es gab eine Art Zeitstillstand, keiner wagte es einen laut von sich zu geben.
Der Zwerg machte als erster einen Schritt und hob langsam die Hände, ging dabei so vorsichtig er konnte rückwärts.
Ruhig bewegte er seine Rechte Hand in Richtung des Nachttisches, genau da wo die kleine Bärenfigur stand.
"Schön leise Kindchen, ich bin mir sicher du willst meinen Dolch nicht in deinem Bauch für dieses Figürchen", raunte Barren drohend.
Dabei ließ er den Halbling nicht aus den Augen und zog mit der linken Hand einen kleinen Dolch aus der Schneide seines Gürtels.
Perrio war wie gelähmt und hatte auch keine Absicht um diese lächerliche Figur zu kämpfen, was er davon mal abgesehen sowieso nicht konnte…
Daher entschied er, den Fremden einfach zu geben was er wollte und hoffte, dass es schnell passieren würde.
Da fiel ihm plötzlich voller Schrecken seine Großmutter ein, welche nebenan war.
Das ist ja einfacher als gedacht.
Den kleinen Bären in der Rechten war er schon halb aus der Tür, als er einen dumpfen Schlag gegen die Brust bekam und aufstöhnde.
Mehr erstaunt als ernsthaft verletzt taumelte er seitwärts und hätte das Objekt fast fallen lassen.
"Verdammt" , brummte er und verfluchte sich innerlich dafür, dass er nicht eingeplant hatte, dass natürlich noch mehr Halblinge im Haus sein könnten.
Vor ihm war ein weiterer Halbling aufgetaucht und fuchtelte kampfbereit mit einer Art Stab vor sich herum.
Alles in allem war es mehr eines Kopfloses um sich schlagen als Angreifen aber dennoch wollte er auf Nummer sicher gehen.
Barren duckte sich geschickt unter den lächerlichen Attacken und hob seinen Dolch um einen Horizontalen Schlag abzuwehren.
Plötzlich vibrierte die kleine Statue und er verlor ein kleines Stückchen balance, es war nur ganz kurz aber genügte um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Zwar konnte er den Schlag immer noch abwehren, doch gelang es ihm einfach nicht mehr sich aufrechterhalten und so fiel er nach hinten auf den Rücken.
Der Angreifer nutzte seine Chance und warf sich über ihn, Hieb wie wild mit dem Stab auf ihn ein und versuchte ihm damit sogar die Augen auszustechen.
Es war bitterer ernst für den Angreifer, soviel stand fest und zu seiner Verblüffung sah es so aus, als würde dieser sogar gewinnen.
Doch der Zwerg war auf den dunklen Straßen der Diebesstadt aufgewachsen und hatte schlimmeres erlebt.
Barren wehrte so gut er konnte die Hiebe fluchend ab und versuchte sich des fremden zu entledigen doch dieser war stur.
Aber sein Gegner kämpfte als ginge es um sein leben, selbst ohne jegliche Strategie oder Stärke, war es die pure Entschlossenheit und die zufälligen abfolgen der Attacken die Barren einen Schlag nach dem anderen einstecken ließen.
Nach mehreren momenten des zankens gelang es dem Halbling, ihm einen schweren Schlag gegen die Schläfe zu verpassen.
Benommen schüttelte er den Kopf und sah, wie der Fremde seine Waffe mit voller Kraft nach unten riss!
Instinktiv riss er seinen Dolch schnell aus einer Seitwärtsbewegung und versuchte den Stab abzuwehren.
Die kräftige Attacke kam nicht mehr.
Er vernahm ein leises Wimmern, als der Fremde auf ihn fiel.
Was ihm all die Zeit wie ein kämpferischer Halbling vorgekommen war, wurde im Kerzenlicht zu einer kleinen alten Halblingsfrau.
Seine Augen weiteten sich und er konnte nicht fassen wie er es nicht hatte bemerken können.
Sie stammelte etwas und hustete Blut.
Sein Magen begann sich zu drehen und er hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen.
Blut breitete sich auf seinen feinen Kleidern aus, sie tat ihm so leid, unter keinen Umständen hatte er sie so verletzen wollen und Schuldgefühle brachen über ihn herein.
"Es...es tut mir Leid, das wollte ich nicht...", stammelte er. und versuchte noch krampfhaft ihr irgendwie aufzuhelfen ohne ihr weiter schaden zufügen zu wollen.
Doch es half nichts, die Wunde war tief und sie würde es nicht überleben, das wusste sein Verstand, doch sein herz wollte es nicht wahrhaben.
Immer mehr Blut breitete sich auf dem Boden und den Kleidern der beiden aus.
Barrens Herz wurde schwer, ihm kam es so vor, als sei er absichtlich durch Magie geblendet wurden.
Vielleicht hoffte er das sogar, es würde wenigstens etwas Schuld von seinen Schultern nehmen.
Tausend Gedanken flogen ihm durch den Kopf und er wollte einfach nur irgendwie ungeschehen machen, was gerade geschehen war.
Unfähig etwas zu sagen zog er schlicht sein gesamtes Gold hervor und warf es dem armen Perrio vor die Füße.
Mit zitternden Schultern presste er noch ein "es tut mir Leid...ich...ich", hervor und verschwand in die Nacht hinaus.
Noch nie hatte er sich so schrecklich gefühlt.
Nie hatte er mehr an sich gezweifelt obwohl er schon leben genommen hatte.
Aber niemals das einer Unschuldigen oder einer Schwächeren!
Er hatte den Dolch nicht zum Töten zur Seite gerissen!
Doch sagte er sich das nicht nur, um zu verdrängen was wirklich geschehen war?
Da war sie wieder, diese "Stimme" in seinem Kopf, die ihn gewarnt hatte.
Aber er hatte keine Wahl! Sie würden ihn finden und töten, wenn er die Figur dort lassen würde und der armen Frau konnte keiner mehr helfen...das wusste er als er die Wunden gesehen hatte.
Als Barren merkte, wie seine Augen feucht wurden, schüttelte er wild den Kopf.
Er durfte sich davon jetzt nicht ablenken lassen, er hatte, was er wollte und konnte dem Unbekannten später vielleicht irgendwie helfen…Gold zukommen lassen.
Außerdem durfte er nicht vergessen, dass er es für Aurelia tat, sie war es wert.
Es würde eine Möglichkeit geben wenigstens etwas zu tun das schwor er sich.
Dann war er verschwunden in Richtung der großen Stadt, doch die Schuld war ihm noch dicht auf den Fersen.
Perrio saß immernoch im Bett, unfähig sich zu bewegen.
Sein Herz schlug ganz schwach und langsam.
Seine Hände fühlten sich starr und kalt an.
Vor ihm in der geöffneten Tür lag seine Großmutter und das Blut lief auf den Boden.
Er konnte sie unerkennbare Worte flüstern hören und sah wie sie versuchte mit ihrer Hand nach hinten zu greifen...da ragte ein Bolzen aus ihrem Rücken!
Dann wich das Leben aus ihren Augen, ihre Hand erschlaffte und fiel zur Seite.
Es wurde still.
Das Ritual
Das dumpfe tiefe Geräusch eines Hornes ertönte durch den verschneiten Wald.
Lang gezogen klang es wie eine Art Klageruf.
Dann begann ein leiser Männerchor -immer lauter werdend, rhytmisch zu singen.
Eine Frauenstimme mischte sich hinzu, sang in einer befremdlich anmutenden Sprache.
Wild und melodisch, tief und kraftvoll hörte sich der Gesang an, die Krieger stampften mit den Füßen und verfielen in eine Art Trance.
Feuer erschienen, Fackeln wie tausend Sterne erleuchteten den Wald und das Gebirge.
Die Luft feucht und neblig.
Die Geburt eines Kriegers stand an und dies war seine Zeremonie.
Der junge Krieger erhob sich aus dem kalten Wasser, tiefe Narben waren auf seinem Rücken zu sehen.
Hinter ihm standen viele andere Menschen, mit Fackeln und Waffen, die Blicke erwartungsvoll auf ihn gerichtet.
Sie hatten wilde Gesichtsbemalungen in Blau und Rotfarben, lange Haare zusammengebunden zu beeindruckenden Pferdeschwänzen.
Die Verzierungen reichten von Totenschädelartigen Tatoos bis hin zu Bestialisch anmutenden Zeichnungen.
Seine blauen Augen blitzten in der Dunkelheit und er konzentrierte sich auf das Geschöpf vor ihm.
Es war ein weißer Hirsch, sein spirituelles Opfertier.
Es repräsentierte Stärke, Intelligenz und es war ein Anführer.
Das majestätische Tier starrte ihm ebenso in die Augen und er fühlte eine innere Ruhe als sie sich betrachteten.
Fast hätte er aufgegeben und seine Waffe weggelegt, solch eine Majesttische Aura ging von dem Wesen aus.
Je länger er es betrachtete, desto mehr schwanden die Ekstase, der Wille zu töten.
Fest entschlossen schloss er die Augen und rief sich immer wieder die qualvollen Momente jener Nächte ins Gedächtnis.
Wie er in sein Zimmer kam und ihn schindete, entehrte und lachte...dieses Lachen was sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte.
Ein widerliches, ekelhaftes Grinsen eines Monsters, das er töten würde!
Und dafür war er soweit gekommen und dem Ziel so nahe, das würde er sich nicht von diesen..."Schwingungen" nehmen lassen.
Jetzt durfte er nicht zögern.
Alles in ihm schrie nach Rache und die würde er bekommen, wenn er dieses Tier tötete.
Manchmal musste es Opfer geben um an ein Ziel zu kommen, es ging hier um größeres.
Der große Weiße Hirsch würde in seinen Erinnerungen weiterleben als teil von ihm.
Ruhig sog er die eiskalte Nachtluft ein – sie brannte in seinen Lungen.
Jede Faser in seinem Körper wurde angespannt.
Mit einem einzigen gezielten Angriff wollte er der Beute das Leben nehmen, den Perfekten Todesstoß ausführen und somit einen sogenannten "Blutjäger" Titel beanspruchen.
Er würde die Achtung der Älteren gewiss haben und die Möglichkeit bekommen seinem Verhassten Feind ein qualvolles Ende zu bereiten!
Wie eine Einheit bewegte sich sein Arm mit dem Speer in perfekter Symbiose.
Die langen Dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz geflochten lagen ihm über der Schulter und das einzige Geräusch war das der Wassertropfen, welche hinab in den Tintenschwarzen Eissee fielen.
Wie Trommelschläge nahm er sie wahr aber ließ den Edlen Hirsch nicht aus den Augen.
Es herrschte eine Art Spannung in der Luft, es war totenstill.
Dann schnellte sein Arm nach hinten, so wie er es schon viele male geübt hatte.
Die Richtung stimmte, das Ziel würde sterben!
Der Speer flog direkt in die Seite des Tieres und es schrie voller Schmerzen auf.
Nein! das warüberhaupt nicht gut!
Der junge Krieger sprang vor und fluchte leise, ein wahrer Krieger hätte es mit einem Wurf geschafft...das war das letzte, was er gewollt hatte.
Enttäuscht sprang er nach vorne und stach in die Kehle des Verwundeten Hirsches, doch dieser wehrte sich und versuchte seinerseits den Menschen mit seinem gewaltigem Geweih aufzuspießen oder zumindest abzuwehren.
Fast wäre es sogar gelungen, doch der junge Krieger war schneller und seine Reflexe überstiegen die eines gewöhnlichen Menschen bei weitem.
Die Menschen seines Stammes waren keine normalen Menschen, einst ausgestoßen begannen seine Urahnen mit verbotenen Ritualen.
Doch der Preis hatte sich ausgezahlt, jetzt war dieser Stamm weitaus stärker und schneller als normale Menschen.
"Warum stirbst du nicht endlich!", schrie er.
Mittlerweile lag das arme Tier keuchend am Boden, aber es war zäh.
Einige Krieger lachten leise, andere hatten sich einfach umgedreht und waren gegangen.
Wollten sich das Trauerspiel nicht weiter anschauen.
In ihm loderte eine immer Stärker werdende Mischung aus Zorn und Verzweiflung auf, warum starb das Vieh nicht verdammt!?
Dann flog ein Pfeil aus dem Wald heran, traf den Hirsch und beendete sein Leiden.
Ein einziger Pfeil vollbrachte, was er nicht mit geschätzten zehn schweren Hieben geschafft hatte.
Wie in Zeitlupe sah er das Geschoss und wusste was das zu bedeuten hatte.
Geschockt öffnete er den Mund vor entsetzen.
Er wollte nicht wahrhaben was gerade geschehen war!
Das war seine einzige Chance gewesen und jetzt war sie verstrichen!
Irgendjemand hatte "seinen" Todesstoß gestohlen und ihm damit die letzte Chance genommen sein Ritual halbwegs erfolgreich zu beenden!
Hinter ihm ertönte wie eine Welle erst stilles, dann immer lauter werdendes Gelächter.
Seine Schultern bebten und er fühlte schlagartig die grausame Kälte des Wassers und der Nacht über sich hereinbrechen.
Jetzt war er wirklich nichts weiter als ein verschwendetes Leben in seinem Stamm.
Die trübe Jagd
Lexanna war froh, dass sie das schöne Tier erlösen konnte, es hatte ihr das Herz gebrochen es so leiden zu sehen.
Wussten diese Monster denn überhaupt, dass es ein heiliges Wesen war?
Auch wenn sie nicht ganz verstand, was da jetzt geschah und warum diese Menschen so laut lachten musste sie ihre Wut zügeln und sich auf das wesentliche konzentrieren.
Die Belange der Menschen waren dem gleichzusetzen mit denen niederer Kreaturen wie Orks oder anderen Abscheulichkeiten.
Sie wurden von "niederen" Trieben bestimmt...lebten nicht lange und töteten sich gegenseitig ohne überhaupt Grund dafür zu haben, anstatt etwas aus ihrer kurzen Zeit zu machen.
Es war eine Schande und nur zu gerne wäre sie gerade durch die Reihen dieser Absonderlichkeiten gefegt und hätte soviele wie sie nur konnte ausgelöscht.
Einen Mondhirsch zu töten war für eine Mondschattenelfe unverzeihlich und sie würde nicht vergessen.
Doch ihre Aufmerksamkeit galt dem Grauenvollen Krähenkönig.
Für ihn würde sie jede Kraft brauchen.
Ein Ungeheuer wie er verdiente es von der Welt zu verschwinden, im Namen ihrer geliebten Schwester.
...Für das was er ihr antat.