Hallo!

Ich hatte am 23.09.17 um 18:10 Uhr einen schweren Motorradunfall und wäre dabei fast gestorben. Mittlerweile erkenne ich im Rückblick, dass es für mich ein großer Wendepunkt in meinem Leben war. Davor war ich stets fröhlich, unbekümmert, optimistisch und freundlich. Doch ich habe mich sehr verändert... In den ersten zwei Tagen, die ich im Krankenhaus verbracht habe, habe ich mich vollkommen zu dröhnen lassen, sodass ich fast nichts mehr davon weiß. Aber ich weiß noch sehr genau, dass mein Blickfeld weiß und leuchtend umrandet war; es wurde fast von dem weißen Leuchten ausgefüllt. Die Schwester kam auch alle paar Minuten rein um nach mir zu sehen, wahrscheinlich stand es zu dem Zeitpunkt noch nicht sehr gut um mich. Ich habe zwar mit meinen Freunden und meiner Familie geschrieben, aber ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern was es war und was noch so ablief (Habe mittlerweile ein neues Handy, weil mein altes den Geist aufgegeben hat).
Jedenfalls waren die ersten drei Monate sehr schlimm für mich. Ich hatte oft Gedanken wie "Warum bin ich nicht einfach gestorben?" oder "Warum bin ich noch hier?". Die ersten zwei Monate, die ich Zuhause verbracht habe, habe ich mich jeden Abend in den Schlaf geweint und habe mich dauernd beobachtet gefühlt. Ich musste wochenlang in der Küche auf einem extra für mich dort hin gestelltem Bett schlafen, weil ich die Treppe in unserem Haus nicht hoch kam um in mein Zimmer zu gehen. Das Bett stand neben einer großen Fensterfront und ich hatte Nachts sehr große Angst. Meine Mutter musste mir sogar ein Nachtlicht anschalten, damit ich mich sicherer fühlte, auch wenn ich von vier Hunden umgeben war, die mich im Notfall beschützen würden. Jede Nacht habe ich den Garten hinter den Fenstern beobachtet, habe damit gerechnet, dass sich irgendwas in den Schatten bewegt und mich beobachtet. Habe versucht mich mit Serien und Filmen abzulenken, aber dann wurde dieses Gefühl beobachtet zu werden nur noch stärker.
Vor zwei Monaten wurde das alles schlagartig besser, bzw. anders. Ich habe damit angefangen mich in Geschichten "hineinzuleben". Also ich habe eine Serie/einen Film geschaut oder ein Buch gelesen und habe mir dann vorgestellt dabei zu sein. Doch langsam artet das alles ein bisschen aus. Ich höre die Stimmen der Charaktere und Figuren in meinem Kopf. Sie flüstern mir Dinge zu, die ich in brenzligen Situationen tun oder sagen soll. Sie bringen mich dazu mich nicht mehr so gut kontrollieren zu können wie früher.
Vor dem Schlafen gehen schaue ich mich immer um, ob auch wirklich niemand in meinem Zimmer ist. Selbst dann, kann ich nur einschlafen, wenn der Fernseher stumm läuft. Ich höre den Stimmen so lange zu bis ich eingeschlafen bin. Heute ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, wie sehr es denn schon ausgeartet ist.
Ich bin in der 10. Klasse und möchte danach auf die FOS, doch in zwei Fächern habe ich nicht die Noten dafür. Mein Vater hat mir heute knallhart etwas ins Gesicht gesagt, dass mich sehr wütend gemacht hat. Früher hätte ich die Wut zähmen können, doch heute ist mir meine Fassung fast entgleist. Ich habe mich richtig verkrampft und konzentriert um nicht auszurasten. Es fühlte sich so an, als würde etwas aus mir hervorbrechen wollen...
Ich bin also so schnell wie möglich in mein Zimmer geflüchtet und habe meine Gedanken aufgeschrieben wie ich es seit etwa zwei Monaten mache. Eine Art Tagebuch, doch ich schreibe nicht täglich rein und auch nur meine Gedanken und Gefühle, weil ich ziemliche Schwierigkeiten damit habe, sie jemandem anzuvertrauen.
Also in meinem Zimmer habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und begonnen zu schreiben. Dabei habe ich die Anwesenheit von jemandem gespürt, der wohl wahrscheinlich auf meinem Bett hinter mir lag und mich beobachtet hat. Ich habe einen Druck in meiner Wirbelsäule gespürt und war ziemlich nervös, doch nicht ängstlich. Als ich geschrieben habe: "Habe ich vielleicht einfach nur Einbildungen, gar Halluzinationen? Brauche ich dringend professionelle Hilfe?", habe ich Gänsehaut bekommen und mich hat es gefröstelt. Ich habe gemerkt, dass das unsichtbare Wesen nun näher war, als nur auf meinem Bett. Sobald die Gänsehaut weg war, war auch das Gefühl beobachtet zu werden und der Druck in meiner Wirbelsäule weg.

Kann es sein, dass die Fantasie von manchen Menschen so stark werden kann, dass man tatsächlich übernatürliche Wesen entdecken kann? Sie vielleicht sogar erschaffen kann? Wäre es möglich, dass man mit genug Fantasie und Willenskraft etwas übernatürliches erreichen kann?

Ich habe keine Angst davor. Viel mehr finde ich es aufregend. Was haltet ihr von meinen Gedankengängen?

LG