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Berühmt wohl wegen des Privatlehrers Läuffer, der die Tochter seines Auftraggebers schwängert, verlässt und sich selbst kastriert.

Trotz dieser sehr klaren Ansage, mäandert das Stück, da zu viele Personen zur Hauptrolle erkoren werden, und der fünfte Akt zerfasert und ist viel zu lange, da Lenz praktisch allen Beteiligten irgendein positives Ende geben möchte.

Da ist Läuffer, der bei einem Dorfschulmeister Zuflucht findet (die Diskussion, ob mittels Privatlehrern oder an öffentlichen Schulen Bildung stattzufinden hat, bildet auch einen Kernpunkt des Stückes) und nach seiner Selbstkastration, bei der er keine ärztliche Hilfe erhält, sich in ein plötzlich auftauchendes Mädchen verliebt, die sich nach Zuneigung sehnt. Beide heiraten.

Auguste, die er geschwängert hat, übergibt ihr Kind einer blinden Bediensteten, und heiratet schließlich ihre erste Liebe, einen Cousin.

Dazu gibt es noch allerlei Studentengewirks der aus der adelig-militärischen Schicht stammenden männlichen Jugend (Vögeleien mit Mädchen, Schuldenanhäufung bis hin zu Gefängnisstrafen) sowie die Diskussion darüber, wie Pädagogen remuneriert werden sollen: Läuffers Gehalt als Privatlehrer wird andauernd heruntergesetzt und der Schulmeister der Dorfschule erhält praktisch überhaupt nichts als Lohn.

Wie gesagt: das Stück ist berühmt wegen der Selbstkastration (Referenzen an Abaelard bzw. Rousseaus Nouvelle Heloise sind gesetzt), aber es fehlt letztlich die Fokusierung. Beim fünften Akt dachte ich mir schon: "WTF! Bring das Ding doch auf den Punkt!"

Der Text online:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-hofmeister-5196/1