Adolph Müllner - König Yngurd
03.11.2017 um 23:51Nach seinem Erfolgsstück Die Schuld veröffentlichte 1817 der sächsische Jurist und Literat Adolf Müllner dieses eigenartige norwegisch-dänische Königsdrama, das um 1000 v. Chr. angesiedelt ist und trotzdem in einer mittelalterlichen Idealwelt mit Burgen und Rittern spielt, welches er Friedrich August von Sachsen widmete.
Der verstorbene Übervater ist König Ottfried, dessen Gruft zu Beginn des Stückes durch ein Wintergewitter schwer beschädigt wird.
- König Yngurd von Norwegen ist ein von König Ottfried adoptierter Bauernsohn und mit dessen Tochter verheiratet. Er regiert absolutistisch und lässt dem norwegischen Adel keine Mitsprache
- König Alf von Dänemark (aus der Familie des Ahnvaters von Dänemark und Norwegen, König Ubo) greift Norwegen an
- Fürst Oskar ist in Alfs Gefolge. Er ist jung und ein "Bastardsohn" von König Ottfried (Halbbruder von Yngurds Frau).
Die Story:
Yngurds Armee ist der dänischen Armee nicht gewachsen, kann aber Oskar gefangen nehmen, der als schönes wie herzensgutes Ebenbild von Ottfried jedoch von den norwegischen Ständen als König akzeptiert wird. Der Mordanschlag Yngurds gelingt zwar nicht, aber bei der Flucht aus der Gruft seines Vaters, in die er eingesperrt wird, stürzt Oskar in den Tod. Yngurds Tochter, die ihn liebt, und seine Frau kommen auch ums Leben, als sie zu Oskars Leiche, die auf einem Meeresfelsen liegt, eilen. Ottfrieds Geschlecht ist ausgestorben.
Yngurd ist nun wieder ein Bauernsohn und übergibt unter dem Druck der aufständischen Adeligen die Königskrone an Alf, der somit Dänemark und Norwegen unter seiner Herrschaft vereinigt.
Was Müllner aussagen will, ist schwer nachzuvollziehen. Ob Yngurd als diktatorisch regierender Aufsteiger Napoleon symbolisieren soll und in dem Stück die "liebevolle" Herrschaft des alten Adels wieder hergestellt wird, wie sie beim Wiener Kongress auch wieder eingesetzt worden ist? Als Freund Kotzebues ist dies bei Müllner durchaus denkbar.
Fürs Theater war es sicher eine große Show, obwohl die langen gereimten Monologe für die Darstellerinnen und Darsteller wohl eher zäh waren. Wie erfolgreich das Stück war (Müllner war mit Die Schuld ein Kassenschlager), konnte ich nicht nachrecherchieren.
Der Text ist auch online:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Müllner,+Adolph/Dramen/König+Yngurd