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Emile Zola - Die Treibjagd
06.10.2017 um 22:39Ein zwiespältiges Werk: thematisch hochinteressant, aber aufgrund der Hauptfiguren sowie der zum Teil langatmigen Beschreibungen dennoch zäh zu lesen.
Aristide Rougon zieht mit seiner Frau Anfang der 1850er Jahre vom provinziellen Plassans an der Mittelmeerküste ins Paris des Zweiten Kaiserreichs, um vom Wirtschaftsboom zu profitieren und reich zu werden, was ihm auch gelingt.
Nach dem Tod seiner Frau ergreift er die Chance sozial durch die Heirat einer jungen Frau aus etablierter Familie, die aufgrund einer Schwangerschaft (eine Vergewaltigung ist angedeutet) in Legitmationsnöten steht, aufzusteigen. Auch ändert Aristide seinen Familiennamen im Zuge dieser Heirat auf Saccard.
Der in Spekulationen auf der Börse und in Immobilien involvierte Aristide luchst seiner zweiten Frau Renée nicht nur die Mitgift, sondern auch ihre beiden Besitzungen ab. Der Schein ist: er schütze ihr Vermögen und zahle darüber hinaus Renditen. Das Vermögen jedoch verschwindet in nicht nachvollziehbaren Kanälen und die rechtmäßige Besitzerin kann nicht mehr darauf zugreifen.
Renée stürzt sich ins gesellschaftliche Leben, beginnt eine Affäre mit Maxime, dem Sohn Aristides aus erster Ehe (Zola nennt diese Beziehung mehrfach "Blutschande", obwohl kein Inzest vorliegt) und führt ein finanziell sehr aufwendiges Luxusleben.
Als Renée schließlich an Meningitis stirbt, hinterlässt sie einen Schuldenberg, den nicht ihr Mann, sondern ihr Vater begleicht.
Zola kritisiert in diesem 1871 geschriebenen Roman die luxus- und spekulationssüchtige Gesellschaft Frankreichs sehr eindringlich, seine Figuren jedoch scheinen wie aus einer anderen Welt zu sein. Vermutlich ein Mitgrund, warum diesem Roman kein Verkaufserfolg beschieden war.