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Schubladisiert unter "bürgerliches Trauerspiel" ist auch dieses Werk Lessings viel radikaler, als ich es in Erinnerung habe.

Um eine Frau aus einem bürgerlichen Haus, die er liebt, zu bekommen, setzt ein Duodez-Fürst alle seine Macht-Register ein:

- Stalking
- Ermordung ihres Bräutigams am Tag der Hochzeit
- Entführung
- Einkerkerung, da sie ja ihren Bräutigam hätte ermorden lassen können

Ausweg? Keiner. Sie will mit der Perspektive, als Sexsklavin eines durchgeknallten Adeligen ihr Leben zu fristen, nicht mehr weiterleben. Ihr Vater ersticht Emilia.

Lessing weist viel stärker in Richtung Büchner als in Richtung Goethe. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass er in der Rezeption sehr verwässert ist, sein radikales Denken viel zu wenig gewürdigt ist.