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Vermutlich das erste Theaterstück des 18-jährigen Goethe, er nennt es ein Schäferspiel, aber in diesem Kammerstück mit neun Aufzügen geht es um besitzergreifende Liebe.

Amine und Egle sind Freundinnen, und beide sind verliebt. Amine ist ihrem Eridon hörig (er demütigt sie und lässt ihr keine Spielraum, sie kriecht ihm zu Füßen), während Egle und Lamon eine sehr gleichberechtigte Beziehung führen.

Eridon als Nichttänzer will nicht zulassen, dass Amine mit anderen tanzt, und so greift Egle zu einer List: sie küsst ihn leidenschaftlich. Damit ist Eridon von seiner Eifersucht geheilt und die Beziehung mit Amine wird auch zu einer, in der sich beide eifersuchtslos Freiheiten zugestehen.

Der Kernsatz des Stückes ist, als Egle zu dem eifersüchtig klammernden Eridon sagt:
Sag' mir, glaubst du denn, dass dieses Liebe sei, wenn du sie bei dir hältst? Nein, das ist Sklaverei.
Vor kurzem würde ich das Stück dieses jungen Mannes als nett, nicht berauschend, aber sehr sympathisch eingestuft haben. Nur ... jetzt sind wir bei Zwangskopftüchern und meine Ansicht ist, dass wir in Europa bei dem achtzehnjährigen Goethe ganz von vorne wieder anfangen müssen: Liebe ist etwas zwischen freien Menschen. Das hat er vor 260 Jahren in nicht ganz reinen sechshebigen Jamben zu Papier gebracht.

Die Karussellfahrt beginnt von Neuem. Ich bin auf Seite Goethes.