Lorenz Eyck
Kontrollfahrt zum Berliner Ring


(Berlin)
Zu diesem Zeitpunkt war ich als junger Leutnant in der Abteilung Ausbildung der Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei in Berlin-Niederschönhausen tätig.

Am Vormittag des 17. Juni wurden wir dadurch überrascht, daß die Heinrich-Mann-Allee plötzlich voller Menschen war. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich, daß es sich um Arbeiter vom VEB Bergmann-Borsig handele, die in Richtung Stadtzentrum zögen, um dort zu demonstrieren. Wir gingen neugierig zum Tor, um die vorbeiziehende Kolonne zu sehen. Sie bewegte sich ruhig und friedlich durch die Straße. Kurze Zeit danach wurden wir von unseren Vorgesetzten vom Tor zurückgeholt und in den Versammlungssaal befohlen. Dort erklärte man uns, daß sich Provokateure und Konterrevolutionäre in der Stadt zusammenrotten, um die Regierung zu stürzen. Es sei schon zu Handgreiflichkeiten mit Schutz- und Sicherheitsorganen sowie zu mutwilligen Zerstörungen an öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen gekommen. Wir wurden aufgefordert, ruhig zu bleiben und uns für mögliche Einsätze zur Verteidigung des Objektes bereitzuhalten. Meines Wissens wurde die Wache verstärkt.

Gegen Mittag erhielt ich den Befehl, eine MPi und Munition zu empfangen und als persönlicher Schutz mit dem Leiter der Abteilung Kontrollpassierpunkte zu Dienststellen im „Ring um Berlin" zu fahren. Dort war dafür zu sorgen, daß keine LKW-Kolonnen aus der DDR nach Berlin gelangen.
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