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Eigentlich kein Buch, sondern ein sprachwissenschaftlicher Vortrag mit dem Untertitel "Counter-Performative Speech Acts". Es geht also um die von Searl eingeführte Sprechakttheorie und Porter möchte dessen Definitionen (direkte bzw. indirekte Sprechakte) um die Kategorie "gegenperformativ" erweitern.

Für Porter gibt es drei Arten gegenperformativer Sprechakte:


1. Inkonsistente illokutionäre Sprechakte

Das sind Sprechakte, in denen Sprecher und Rezipient Begriffe gegensätzlich auffassen. Sein Beispiel ist "I'm from the government and I'm here to help you." Ein Sozialarbeiter kann es durchaus als Hilfe sehen, die er anbietet, derjenige jedoch, dem er helfen soll, muss diesen Zwang nicht als Hilfe sehen bzw. kann er diese "Hilfe" nicht ausschlagen, er hat keine Verhandlungsposition.


2. Inkonsistente propositionale Inhalte

Dies bedeutet widersprüchliche Aussagen wie "Ich befehle Ihnen A und ich verbiete Ihnen A". Porters Beispiel ist ein Redner, der sich aus moralischen Gründen dagegen ausspricht, eigene Ansichten anderen aufzudrängen, aber gleichzeitig den Zuhörern empfiehlt, wie sie bei einer Abstimmung stimmen sollen.

A) Ich sage, niemand soll anderen seine Ansicht aufdrängen.
B) Ich sage, Sie sollen bei der Abstimmung sich auf diese Weise verhalten.

Porter selbst bringt noch weitere, komplexere Beispiele mit drei Aussagen, die einander widersprechen.


3. Komplexe Dialoge

Beispiel ist hier das Verhandlungsgespräch zwischen einem Telefonverkäufer (mit immer neuen Ermäßigungsangeboten) und einem potenziellen Telefonkunden (er will nichts kaufen, seine Gesprächsbereitschaft ist reine Höflichkeit). Wenn der Kunde jedoch nicht kaufen will, muss er bei einem Punkt seine gegenperformative Gesprächsbereitschaft überwinden, den Höflichkeitssprechakt beenden und das Angebot ablehnen.

Der Telefonverkäufer ist sich seiner Strategie bewusst, er setzt dieses Mittel bewusst ein, damit die Höflichkeit des Kunden ein sich selbst besiegender (self-defeating) Sprechakt wird: der Kunde handelt, wie er nicht wollte (er kauft).


Laut Porter werden diese drei Formen gegenperformativer Illokutionen ständig eingesetzt, um manipulativ Ziele in der Realität (perlokutionäre Sprechaktziele) durchzusetzen.


Dieser kurze Text ist hochinteressant und gibt tiefen Einblick in die Struktur manipulativer Sprache.

Aufgrund der Textdichte und der Verwendung der Terminologie linguistischer Sprechakttheorie sollte man sich jedoch mit dieser vor der oder parallel zur Lektüre etwas auseinandersetzen und zumindest ihre Begriffe kennen.


Text: http://koapp.narod.ru/english/teacher/book15.htm
Autor: http://culturesmith.com/Andrew_Porter