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Letzter Film & Bewertung - Dancer in the Dark
17.03.2016 um 20:29Dancer in the Dark
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Dancer in the Dark
Selten sowas intensives gesehen, nur ein einziges Werk von Michael Haneke, und zwar Funny Games reicht da ran. Man kann Selma als Märtyrerin sehen, sie ist aber auch Opfer der Umstände. Sie ist gefangen und befangen, in einer Welt der sie sich nicht ganz erwehren kann. Die einfache Selma, gespielt von Björk, hat ihre Prinzipien und ein einziges Ziel.
Lars von 'Trier hat es drauf, dem Zuschauer die Ausweglosigkeit einer Lage aufzuzeigen, die beklemmende Situation in der man steckt, wenn die Welt ihre "Zähne zeigt" wie Stephen King das mal genannt hat. Die Welt um Selma ist nicht böse, sie ist aber auch nicht gerecht. Trier und Björk schaffen es den Zuschauer an die Hand zu nehmen, und durch eine grausame Szenerie zu führen - die klaustrophobischer nicht sein könnte. Es ist die sprachliche Enge der Protagonistin, ihre Gehemmtheit auf der einen Seite - im Kontrast zu ihrer unendlichen mütterlichen Güte, die sich gezielt nur in einer einzigen Sache zeigt. Es ist eine Größe, die man Selma nehmen will, man will sie klein machen und vernichten, wegen ein paar lumpiger Scheine beiseite schaffen und ihr die Existenzgrundlage entziehen. Ihre Musik ist innerlicher unendlicher Sieg, es ist Freiheit, nach aussen dringt höchstens ein erstickter Schrei, nichts zeugt von der engelshaften Größe und Erhabenheit, die Selma eigentlich verkörpert - sie ist, eine Mutter, eine Löwin und eine Märtyrerin, und die Welt um sie herum bestenfalls eine Hyäne, die Witterung aufnimmt und erkennt was da am Boden liegt. Auch die Hyäne folgt der Natur, wie alles Streben in Triers Dancer in the Dark einem Automatismus folgt. Es sind Fallen die zuschnappen, Aktionen und Reaktionen, bittere Realitäten. Er erwartet nichts von der Welt, und sie würde auch gar keine Erwartungen erfüllen. Selma erwartet nur eine Kleinigkeit, dieser kleine Funken Hoffnung, dass die Welt etwas mehr ist als ein Algorithmus, Menschen mehr sind als die Summe ihre Erfahrungen und die Produkte der Umstände.
Ein durchaus ergreifender Film, der teilweise als "Musical" angelegt ist, was aber nicht abschrecken sollte doch mal reinzusehen. Björk hat den Soundtrack geschaffen - also gehe man davon aus dass er ungewöhnlich ist und einem wahrhaft ans Herz fasst.
10/10
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Dancer in the Dark
Selten sowas intensives gesehen, nur ein einziges Werk von Michael Haneke, und zwar Funny Games reicht da ran. Man kann Selma als Märtyrerin sehen, sie ist aber auch Opfer der Umstände. Sie ist gefangen und befangen, in einer Welt der sie sich nicht ganz erwehren kann. Die einfache Selma, gespielt von Björk, hat ihre Prinzipien und ein einziges Ziel.
Lars von 'Trier hat es drauf, dem Zuschauer die Ausweglosigkeit einer Lage aufzuzeigen, die beklemmende Situation in der man steckt, wenn die Welt ihre "Zähne zeigt" wie Stephen King das mal genannt hat. Die Welt um Selma ist nicht böse, sie ist aber auch nicht gerecht. Trier und Björk schaffen es den Zuschauer an die Hand zu nehmen, und durch eine grausame Szenerie zu führen - die klaustrophobischer nicht sein könnte. Es ist die sprachliche Enge der Protagonistin, ihre Gehemmtheit auf der einen Seite - im Kontrast zu ihrer unendlichen mütterlichen Güte, die sich gezielt nur in einer einzigen Sache zeigt. Es ist eine Größe, die man Selma nehmen will, man will sie klein machen und vernichten, wegen ein paar lumpiger Scheine beiseite schaffen und ihr die Existenzgrundlage entziehen. Ihre Musik ist innerlicher unendlicher Sieg, es ist Freiheit, nach aussen dringt höchstens ein erstickter Schrei, nichts zeugt von der engelshaften Größe und Erhabenheit, die Selma eigentlich verkörpert - sie ist, eine Mutter, eine Löwin und eine Märtyrerin, und die Welt um sie herum bestenfalls eine Hyäne, die Witterung aufnimmt und erkennt was da am Boden liegt. Auch die Hyäne folgt der Natur, wie alles Streben in Triers Dancer in the Dark einem Automatismus folgt. Es sind Fallen die zuschnappen, Aktionen und Reaktionen, bittere Realitäten. Er erwartet nichts von der Welt, und sie würde auch gar keine Erwartungen erfüllen. Selma erwartet nur eine Kleinigkeit, dieser kleine Funken Hoffnung, dass die Welt etwas mehr ist als ein Algorithmus, Menschen mehr sind als die Summe ihre Erfahrungen und die Produkte der Umstände.
Ein durchaus ergreifender Film, der teilweise als "Musical" angelegt ist, was aber nicht abschrecken sollte doch mal reinzusehen. Björk hat den Soundtrack geschaffen - also gehe man davon aus dass er ungewöhnlich ist und einem wahrhaft ans Herz fasst.
10/10