MysteriousFire
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2008
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
DVdEN - GG Kapitel 28: Menschsein (Hörbuch)
18.12.2015 um 19:54Gastsprecherin: Zerox
Lange war es her, dass Aphila sich so gefühlt hatte. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihres schwerverletzten Zustandes, war ihr ihre körperliche wie geistige Veränderung bewusst. Wie der Phönix aus der Asche war sie zu den Wurzeln ihres Lebens zurückgekehrt. Mit dem Unterschied, dass der Phönix seine feurige Wiedergeburt eleganter und vermutlich schmerzfreier schaffte, als sie. Sie war nun wie zu ihrer Geburt ein Mensch. Zwar ein Mensch mit äußeren und inneren Verbrennungen dritten Grades und hätte ihr Körper eine eigene Stimme besessen, wäre diese wohl sehr wehklagend oder sehr schrill durch das Leid des verbrannten Fleisches ausgefallen – aber sie war ein Mensch.
Zu ihrem Glück stand sie weitestgehend unter Schock, sodass sie den genauen Umfang ihres zerstörten Körpers gar nicht einzuschätzen vermochte. Tatsache war, dass sie nur noch Kraft genug zum Offenhalten ihres rechten Auges besaß und selbst auf diesem verschwamm allmählich ihr Sichtfeld. Es war verwunderlich, dass sie noch lebte – ihr Herz gab den Kampf noch nicht auf. Das Atmen war mehr ein verzweifelter Akt ihrer Lunge sich funktionierend zu zeigen, als produktiv Sauerstoff in den Körper zu befördern. Es blieben ihr nur wenige, unabsehbar geringe Minuten – hochgeschätzt.
Diese Aussichten ließen ihr jedoch nicht das Lächeln von den Lippen nehmen. Ein Mensch war sie. Keine Dämonin, die sich weit unter der Erde vor Engeln versteckte - auch kein Neo-Angel unter der Diktatur irgendeiner größenwahnsinnigen Gestalt oder gar eine Marionette einer völlig wahnsinnigen Stimmenmagie. Nein, hier lag ein Mensch im Sterben. Eine ganz normale, menschliche Frau. Ihr Blickfeld wurde unscharf, als sich eine einzelne Träne des Glücks von ihr löste und gemach an ihrem Gesicht herunter zu Boden lief. Aphila fühlte sich in jeder Hinsicht befreit.
Das Licht um das Siegel von Gottes Gnaden wurde heller und breitete sich im Raum aus. Kurz dachte Aphila, nun sei es für sie so weit. Statt aber Aphila in die andere Welt hinüber zu nehmen, gab es Etwas oder vielmehr jemanden frei. Sie hörte eine Person auf keuchen und sah angestrengt zu der Person herüber. Ihr Auge wurde groß, als sie Vaith erkannte. Er sah überhaupt nicht mehr so aus, wie noch vor wenigen Minuten nach ihrem Kampf. Vielmehr ähnelte er nun wieder der Form, wie sie ihn zum ersten Mal bei der Gruppe von Rufus gesehen hatte. Allerdings traf auch das nicht ganz, er wirkte weit schwächer und angeschlagen. Ihm schien schwer zugesetzt worden zu sein. Schwer atmend setzte er einen Fuß vor den anderen. Er kam auf sie zu.
Vor der sterbenden Aphila angekommen, kniete er sich zu ihr herunter auf den Boden und es war ihr möglich, aus dem Augenwinkel heraus, sein Gesicht wahrzunehmen. Seine Augen strahlten jetzt eine Güte aus, dass sie Zweifel über ihre Auffassungsgabe bekam. Das sollte Vaith sein?
„Du hast nun genug gelitten, Aphila. Von jetzt an, wird dir Vaith nicht länger im Wege stehen – du hast dir den Besitz des Runenschlüssels verdient“, sprach er mit sanfter Stimme zu ihr. Aphila begriff nicht, was vor sich ging. Möglicherweise halluzinierte sie auch nur, als Reaktion ihres Körpers um ihr den Sterbeprozess zu erleichtern. Nur das schien ihr eine halbwegs vernünftige Erklärung.
Vaith sprach weiter zu ihr: „Möge dein Weg weniger steinig ausfallen, als der meines Bruders. Er und ich sind nun eine Einheit und werden gemeinsam die Interessen unseres Herrn nachverfolgen. Ich bin mir sicher, es gibt einen Grund dafür, dass du in der Lage bist, die Stimmen des Runenschlüssels zu vernehmen. Was immer dich erwartet, durch die Kreuzung unserer Wege steht eines für mich fest; Das Vermächtnis des Engels Nekro lebt in dir ebenso wie in meinem Bruder weiter. Bei ihm als Buße seiner Taten, bei dir vielleicht als Chance die für dich gerechte Position einzunehmen. Ich habe dich sowie viele Andere von der anderen Seite aus beobachtet und erkannte das reine – wenn auch angeschlagene - Herz in deiner Brust. Gehe deinen Weg und ich bin sicher, ein großes Schicksal erwartet dich.“
Aphila hörte seine Worte, doch war längst nicht mehr in der Verfassung sie auch zu verstehen. Ihre einzige Frage war aber mit Worten ohnehin nicht mehr zu beantworten; Wann hörte ihr Herz endlich auf zu schlagen? Sie war es Leid auf Erden zu wandeln, solange Methos lebte war der Tod die einzig reale Flucht in die Freiheit. Das war ihr Begehr. Nichts Anderes besaß noch Bedeutung. Nicht einmal auf Raphael wollte sie noch warten. Sie bedachte ihn, wie er jetzt gerade wohl eifrig auf die Massen von Neo-Angels da draußen einprügelte um ihr zu folgen. Was würde er wohl denken, wenn er den Sieg errungen und hier in der Höhle von Gottes Gnaden ihre Leiche fand? Sie hoffte, es würde ihn nicht zu sehr schmerzen.
Vaiths Hand näherte sich ihrem Kopf. Sie sah es, war sich aber über sein Vorhaben nicht im Klaren. Die Hand legte sich behutsam auf ihre Schädeldecke. Aphila schreckte im Geiste auf, als sie die Übertragung von Magie auf sie verspürte. Sie wollte widersprechen, ihn anflehen damit aufzuhören – leider war sie zu schwach dazu. Ein kaum hörbares Wimmern war alles, was sie zustande brachte und das unvermeidliche Grauen des Runenschlüssels breitete sich erneut über ihren Körper aus. Ihr körperlicher Widerstand bestand aus einem nervösen Zucken der noch beweglichen Körperteile, ihr Verstand dagegen brüllte, schrie und verfluchte ihr noch immer schlagendes Herz. Ihr Geist zerbrach endgültig, als die Stimmen einsetzten. Die Runen waren platziert, der Runenschlüssel komplett auf sie zurück übertragen. Vaiths Hand löste sich von ihrem Kopf und er erahnte nicht einmal annähernd, welchem Hass sie ihm gegenüber erlag – ehe die Stimmen ihren letzten eigenen Gedanken in ihrem Chor der Sucht nach dem Licht des Tores überrannten, auslöschten.
Sie sah noch wie Vaith aufstand, dann entfernten sich seine Schritte von ihr. Das Licht vor ihr wurde wie zuvor stärker. Diesmal aber erschien keine Person, sondern ein Faden oder bei genauerer Betrachtung eine Art Ranke wuchs aus der Wand hervor und wurde länger und länger. Während dies geschah, war noch zu hören, wie Vaith mit einer weiteren Person sprach: „Wie ich sehe, lebt von den alten Kameraden sogar noch welche. Gut, dich wieder zu sehen.“ Eine Aphila unbekannte Stimme antwortete ihm: „Ja, es ist auch schön dich zu sehen. Allem voran freut es mich, dass du Gottes Gnade wie es aussieht erfolgreich erhalten hast. Willkommen zurück in der himmlischen Familie.“
Das restliche Gespräch entwich Aphilas Aufmerksamkeit – oder vielmehr, der sie eingenommenen Runen. Denn die Ranke aus der Wand war inzwischen im Begriff ihren Körper mit sich einzumummen. Aphila dachte Todesängste durchleben zu müssen, stattdessen wurde sie angenehm ruhig. Ihr geschundener Körper verlor jede Schwere. Sie lauschte den Stimmen, die plötzlich in einen wunderschönen Chor übergingen. Ihr wurde leicht ums Herz.
Wenn so sterben war, hatte Aphila viel zu lange am Leben gehangen. Gerade, als sie sich dem Chor völlig hingab, ertönte eine einzelne – ihr mehr als vertraute, liebevolle Stimme:
„Komm, Aphila“
Und sie tat Raphael den Gefallen.
DVdEN - GG Kapitel 28: Menschsein
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Lange war es her, dass Aphila sich so gefühlt hatte. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihres schwerverletzten Zustandes, war ihr ihre körperliche wie geistige Veränderung bewusst. Wie der Phönix aus der Asche war sie zu den Wurzeln ihres Lebens zurückgekehrt. Mit dem Unterschied, dass der Phönix seine feurige Wiedergeburt eleganter und vermutlich schmerzfreier schaffte, als sie. Sie war nun wie zu ihrer Geburt ein Mensch. Zwar ein Mensch mit äußeren und inneren Verbrennungen dritten Grades und hätte ihr Körper eine eigene Stimme besessen, wäre diese wohl sehr wehklagend oder sehr schrill durch das Leid des verbrannten Fleisches ausgefallen – aber sie war ein Mensch.
Zu ihrem Glück stand sie weitestgehend unter Schock, sodass sie den genauen Umfang ihres zerstörten Körpers gar nicht einzuschätzen vermochte. Tatsache war, dass sie nur noch Kraft genug zum Offenhalten ihres rechten Auges besaß und selbst auf diesem verschwamm allmählich ihr Sichtfeld. Es war verwunderlich, dass sie noch lebte – ihr Herz gab den Kampf noch nicht auf. Das Atmen war mehr ein verzweifelter Akt ihrer Lunge sich funktionierend zu zeigen, als produktiv Sauerstoff in den Körper zu befördern. Es blieben ihr nur wenige, unabsehbar geringe Minuten – hochgeschätzt.
Diese Aussichten ließen ihr jedoch nicht das Lächeln von den Lippen nehmen. Ein Mensch war sie. Keine Dämonin, die sich weit unter der Erde vor Engeln versteckte - auch kein Neo-Angel unter der Diktatur irgendeiner größenwahnsinnigen Gestalt oder gar eine Marionette einer völlig wahnsinnigen Stimmenmagie. Nein, hier lag ein Mensch im Sterben. Eine ganz normale, menschliche Frau. Ihr Blickfeld wurde unscharf, als sich eine einzelne Träne des Glücks von ihr löste und gemach an ihrem Gesicht herunter zu Boden lief. Aphila fühlte sich in jeder Hinsicht befreit.
Das Licht um das Siegel von Gottes Gnaden wurde heller und breitete sich im Raum aus. Kurz dachte Aphila, nun sei es für sie so weit. Statt aber Aphila in die andere Welt hinüber zu nehmen, gab es Etwas oder vielmehr jemanden frei. Sie hörte eine Person auf keuchen und sah angestrengt zu der Person herüber. Ihr Auge wurde groß, als sie Vaith erkannte. Er sah überhaupt nicht mehr so aus, wie noch vor wenigen Minuten nach ihrem Kampf. Vielmehr ähnelte er nun wieder der Form, wie sie ihn zum ersten Mal bei der Gruppe von Rufus gesehen hatte. Allerdings traf auch das nicht ganz, er wirkte weit schwächer und angeschlagen. Ihm schien schwer zugesetzt worden zu sein. Schwer atmend setzte er einen Fuß vor den anderen. Er kam auf sie zu.
Vor der sterbenden Aphila angekommen, kniete er sich zu ihr herunter auf den Boden und es war ihr möglich, aus dem Augenwinkel heraus, sein Gesicht wahrzunehmen. Seine Augen strahlten jetzt eine Güte aus, dass sie Zweifel über ihre Auffassungsgabe bekam. Das sollte Vaith sein?
„Du hast nun genug gelitten, Aphila. Von jetzt an, wird dir Vaith nicht länger im Wege stehen – du hast dir den Besitz des Runenschlüssels verdient“, sprach er mit sanfter Stimme zu ihr. Aphila begriff nicht, was vor sich ging. Möglicherweise halluzinierte sie auch nur, als Reaktion ihres Körpers um ihr den Sterbeprozess zu erleichtern. Nur das schien ihr eine halbwegs vernünftige Erklärung.
Vaith sprach weiter zu ihr: „Möge dein Weg weniger steinig ausfallen, als der meines Bruders. Er und ich sind nun eine Einheit und werden gemeinsam die Interessen unseres Herrn nachverfolgen. Ich bin mir sicher, es gibt einen Grund dafür, dass du in der Lage bist, die Stimmen des Runenschlüssels zu vernehmen. Was immer dich erwartet, durch die Kreuzung unserer Wege steht eines für mich fest; Das Vermächtnis des Engels Nekro lebt in dir ebenso wie in meinem Bruder weiter. Bei ihm als Buße seiner Taten, bei dir vielleicht als Chance die für dich gerechte Position einzunehmen. Ich habe dich sowie viele Andere von der anderen Seite aus beobachtet und erkannte das reine – wenn auch angeschlagene - Herz in deiner Brust. Gehe deinen Weg und ich bin sicher, ein großes Schicksal erwartet dich.“
Aphila hörte seine Worte, doch war längst nicht mehr in der Verfassung sie auch zu verstehen. Ihre einzige Frage war aber mit Worten ohnehin nicht mehr zu beantworten; Wann hörte ihr Herz endlich auf zu schlagen? Sie war es Leid auf Erden zu wandeln, solange Methos lebte war der Tod die einzig reale Flucht in die Freiheit. Das war ihr Begehr. Nichts Anderes besaß noch Bedeutung. Nicht einmal auf Raphael wollte sie noch warten. Sie bedachte ihn, wie er jetzt gerade wohl eifrig auf die Massen von Neo-Angels da draußen einprügelte um ihr zu folgen. Was würde er wohl denken, wenn er den Sieg errungen und hier in der Höhle von Gottes Gnaden ihre Leiche fand? Sie hoffte, es würde ihn nicht zu sehr schmerzen.
Vaiths Hand näherte sich ihrem Kopf. Sie sah es, war sich aber über sein Vorhaben nicht im Klaren. Die Hand legte sich behutsam auf ihre Schädeldecke. Aphila schreckte im Geiste auf, als sie die Übertragung von Magie auf sie verspürte. Sie wollte widersprechen, ihn anflehen damit aufzuhören – leider war sie zu schwach dazu. Ein kaum hörbares Wimmern war alles, was sie zustande brachte und das unvermeidliche Grauen des Runenschlüssels breitete sich erneut über ihren Körper aus. Ihr körperlicher Widerstand bestand aus einem nervösen Zucken der noch beweglichen Körperteile, ihr Verstand dagegen brüllte, schrie und verfluchte ihr noch immer schlagendes Herz. Ihr Geist zerbrach endgültig, als die Stimmen einsetzten. Die Runen waren platziert, der Runenschlüssel komplett auf sie zurück übertragen. Vaiths Hand löste sich von ihrem Kopf und er erahnte nicht einmal annähernd, welchem Hass sie ihm gegenüber erlag – ehe die Stimmen ihren letzten eigenen Gedanken in ihrem Chor der Sucht nach dem Licht des Tores überrannten, auslöschten.
Sie sah noch wie Vaith aufstand, dann entfernten sich seine Schritte von ihr. Das Licht vor ihr wurde wie zuvor stärker. Diesmal aber erschien keine Person, sondern ein Faden oder bei genauerer Betrachtung eine Art Ranke wuchs aus der Wand hervor und wurde länger und länger. Während dies geschah, war noch zu hören, wie Vaith mit einer weiteren Person sprach: „Wie ich sehe, lebt von den alten Kameraden sogar noch welche. Gut, dich wieder zu sehen.“ Eine Aphila unbekannte Stimme antwortete ihm: „Ja, es ist auch schön dich zu sehen. Allem voran freut es mich, dass du Gottes Gnade wie es aussieht erfolgreich erhalten hast. Willkommen zurück in der himmlischen Familie.“
Das restliche Gespräch entwich Aphilas Aufmerksamkeit – oder vielmehr, der sie eingenommenen Runen. Denn die Ranke aus der Wand war inzwischen im Begriff ihren Körper mit sich einzumummen. Aphila dachte Todesängste durchleben zu müssen, stattdessen wurde sie angenehm ruhig. Ihr geschundener Körper verlor jede Schwere. Sie lauschte den Stimmen, die plötzlich in einen wunderschönen Chor übergingen. Ihr wurde leicht ums Herz.
Wenn so sterben war, hatte Aphila viel zu lange am Leben gehangen. Gerade, als sie sich dem Chor völlig hingab, ertönte eine einzelne – ihr mehr als vertraute, liebevolle Stimme:
„Komm, Aphila“
Und sie tat Raphael den Gefallen.