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Youtube: DVdEN - GG Kapitel 26: Die Macht des Runenschlüssels
DVdEN - GG Kapitel 26: Die Macht des Runenschlüssels
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Das Flüstern der Runenstimmen wurde bei jedem Schritt Aphilas in die Tiefe der Höhle eindringlicher. Ihr Körper folgte der unbarmherzigen Gier nach mehr von der Geborgenheit und Liebe, die sie bei Erhalt der Runen verspürt hatte – und die Runen selbst flüsterten ihr den Aufenthaltsort dieser Macht zu. Sie war regelrecht eine Abhängige, die nach ihrer Droge Ausschau hielt. Gleichzeitig überhörte sie so gut es ging, ihre eigene innere Stimme. Diese war nämlich noch immer von den letzten Ereignissen geschockt. Sie hatte durch die Runen auch „spüren“ können, wer der befreiten Engel ihr Rufus gewesen war. Er war in Wahrheit Raphael, ein Erzengel. Zwar war sie froh, dass er nun genug eigene Kraft besaß, um sich zu schützen – andererseits versetzte dieser Gedanke ihrem Herzen auch einen Stich. Er brauchte sie nicht länger. Diese Vorstellung kam ihr so falsch vor. Von einem Moment zum Anderen war sie nun zwar die mächtigste Verbündete der alten Engelgeneration – aber zugleich musste sie ihren Schützling und frischen Liebhaber loslassen. Ein Gefühl, so tief in ihr, dass es von dem Flüstern der Runen fast übertönt wurde, wollte sie warnen. Sie sollte umkehren, Raphael zur Seite stehen. Doch das Verlangen in die Höhle einzudringen ließ sie Schritt für Schritt näher dem Ziel der Runen kommen.

Schließlich endete der Gang in dem sie war und eröffnete ihr ein weitreichendes Plateau. Sie befand sich nun auf einer flachen Ebene, der Raum so groß wie ein Fußballstadion – und komplett karg. Die Decke ragte weit nach oben, sie hätte problemlos ihre Flügel ausstrecken und eine Runde herumfliegen können. Obwohl es keinerlei Fackeln gab, erkannte Aphila alles – das lag daran, dass die Wände selbst ein gedimmtes Leuchten von sich gaben. Sie vermutete etwa eine besondere Kristallform, oder Magie im Spiel – genau vermochte sie es nicht zu sagen. Zwei Dinge konnte sie jedoch definitiv sagen. Erstens lag ihr Ziel am hinteren Ende des Raumes – von dort strahlte auch ein weit helleres Licht – und zweitens war sie nicht alleine.

Ihr Geist registrierte wenige Schritte vor der Quelle des Lichts eine monströse Aura. Bedächtigen Schrittes näherte sie sich der Stelle. Inzwischen wurden die Stimmen fordernder, drängten sich ihr auf und sie hatte Mühe ihre eigenen Gedanken wahrzunehmen. Direkt vor dem strahlenden Licht der Wand stand eine dunkle Gestalt. Sie war wenige Zentimeter größer als Aphila und hatte ebenfalls Flügel. Dennoch war die Gestalt weder einem Engel noch einem Neo-Angel zuzuordnen. Vielleicht lag es an den seltsamen Lichtverhältnissen, aber Aphila kam es vor, als sei ihr Gegenüber komplett mit tiefschwarzem Ruß überzogen.

Da drehte sich dessen Kopf zu ihr und durchdringende, violette Augen bohrten ihren Blick in sie. Eine Welle der Ehrfurcht durchfuhr sie. Diese Person war ihr mindestens ebenbürtig!
„Wie ich sehe, bist du die mir angekündigte Trägerin des Runenschlüssels. Fühle dich gegrüßt“, sprach er zu ihr und drehte sich vollständig zu ihr um, die Hände locker an die Taille gestemmt. Diese Stimme kam Aphila flüchtig bekannt vor. Auch er beugte sich vor und beäugte sie sich genau: „Hmmm? Dich habe ich doch schon einmal gesehen. Wenn ich mir dich ohne diese Runen vorstelle… Aah, natürlich! Du bist doch die Schwester von diesem Methos!“ Irritiert versuchte Aphila ihre Erinnerungen durchzuforsten. Er musste jemand sein, mit dem sie unterwegs gewesen waren. Da gab es eigentlich nicht viele, aber die Stimmen in ihrem Kopf waren inzwischen nicht mehr bereit bloß zu flüstern. Sie wurden allmählich aggressiv und wären Stimmen dazu fähig, wäre sie inzwischen von diesen an den Haaren gepackt und zum Licht gezerrt worden. Dementsprechend musste sie eine immense Konzentration aufbringen, um die nötigen Erinnerungen abzurufen. Sein Gesicht war unter dem einheitlichen Schwarz seines Körpers schwer zu erkennen, dennoch spürte sie wie sich ein Name in ihrem Kopf manifestierte. „Vaith!!“, schrie sie triumphierend auf. Er war sichtlich überrascht, mit welcher Euphorie sie ihn ansprach. Sein Blick war fragend.

Bedrohlich zeigte er seine weißblitzenden Zähne während sein Mundwinkel Belustigung andeutete. „Du hast mich also tatsächlich wiedererkannt. Beachtliche Leistung, betrachtet man meine Grunderneuerung“, sagte er und gestikulierte seinen Körper präsentierend wie ein Model.
„Was ist mit dir passiert und noch wichtiger – was machst du hier?“, fragte Aphila etwas gefasster nach dem ersten Schreck. Vaith zögerte seine Antwort mit einem überheblichen Lachen heraus: „Oh, meine Liebe. Du besitzt die Runen mit der man Gottes Gnade freisetzen kann und tapst dennoch im Dunkeln.“ Er bewegte sich nun wenige Schritte in ihre Richtung. Ihre Nerven spannten sich an und sie nahm eine kampfbereite Haltung ein. Sie wollte jederzeit die Freiheit haben, ihn wenn nötig mit ihren schwarzen Flammen in Asche zu verwandeln. Vaith aber grinste nach wie vor überlegen. „Ach, wie süß. Du glaubst also dich gegen mich wehren zu können. Ich sag dir mal was; Hier riskierst du nun dein Leben und erfüllst die Gier, welche dich beherrscht. Dich aber einmal zu fragen, woher deine Sehnsucht kommt, fällt dir nicht ein“, philosophierte er und aus einem ihr unbegreiflichen Grund, entwickelte sich eine Angst vor seinen nächsten Worten. „Weißt du, nachdem ihr deinen Bruder und mich rücksichtslos mit dem Dämon alleine gelassen habt – quasi zum Sterben freigegeben – wurde ich doch tatsächlich gerettet“, er trat während seiner Erzählung wieder einige Schritte näher an sie heran.

Er befand sich nun in Reichweite ihrer Schneide, sie schluckte. Es war, als würde seine bloße Aura anfangen sich in ihren Verstand zu fressen. Sie spürte den durchdringenden Blick seiner Augen auf ihr gerichtet. „Du errätst nie, wer mich rettete“, seine Stimme verschob sich mit einem Schlag ins absurd-ernste. Er stand ihr nun gegenüber. Sie wollte ihr Schwert in seine Brust rammen, dem Spuk ein Ende setzen. Die Runen sollten ihre Befriedigung bekommen, sie wollte endlich befreit von diesen Stimmen sein. Ihr Schwert bewegte sich nicht. Tief in ihr, spürte sie die Wichtigkeit seiner Worte. Er wusste etwas, dass auch sie zu wissen hatte. Vaith beugte sich zu ihr herunter, nahe an ihr Ohr. Seine ganze Präsenz umschloss nun ihre eigene Aura und sie spürte, wie die Luft um sie herum beißend wurde. Ihr Herz pochte heftig und obwohl sie nach außen ruhig wirkte, verschlang diese ohnmächtige Angst vor seinen Worten sie regelrecht. Er aber, spitzte seine Lippen unbarmherzig und hauchte ihr zwei Worte zu: „Der Teufel.“ Ein heißkalter Schauer packte sie und plötzlich war sie von der zwanghaften Starre befreit.
Es klirrte, als ihr von Flammen umhülltes Schwert auf seine soeben gezogenen Doppelklingen stieß. Die Klingen waren wie seine Augen von einem violetten Licht durchtränkt. Aphila meinte auf ihnen Symbole zu erkennen, war aber nicht fähig ihre Funktion oder Bedeutung zu erschließen. Trotz des Angriffes, lächelte Vaith. Sein Grinsen wurde sogar noch breiter: „Wie zu erwarten. Der von Gott geschaffene Teil der Runen will meine Erzählung nicht hören, der vom Teufel beigesteuerte Teil dagegen ist bereitwillig zuzuhören. Du bist nur noch eine Marionette der Kräfte.“ Seine spöttischen Worte trafen sie schwer ins Herz. Diese Behauptung war wie ein Schlüssel, der ihr das Gefängnis der Runen öffnete.

Er hatte Recht. Von dem Moment der Aufnahme bis zur Sicht des Lichtes in der Höhle war ihr Bestreben nicht mehr auf sie selbst nachzuvollziehen gewesen. Ihr fragiles Selbst war von den Runen umschmeichelt und zur freiwilligen Sklavin gemacht worden. „Warum?“, brachte sie zunächst nur heraus. Vaith schaute fragend zu ihr herunter. „Warum hast du mir das erzählt?“, presste sie heraus und Tränen liefen an ihren Wangen entlang. Seltsam freundlich antwortete er: „Ist das nicht offensichtlich? Du quälst dich mit diesen Runen nur. Ich dagegen brauche sie. Du musstest dir lediglich bewusst werden, wie abhängig du dich mit ihnen gemacht hast. Sieh es als Geschenk an, dass ich sie dir bereitwillig abnehme.“ Sie keuchte erschrocken auf. Er wollte ihre Runen. Damit würden die Stimmen aufhören, sie wäre frei. Was aber würde er mit ihnen anstellen? Spielte es aber eine Rolle für sie? Sie wusste weder, was sie genau am Licht erwartete – noch glaubte sie, mit noch mehr Macht umgehen zu können. Die Runen prügelten mit ihren Stimmen noch immer auf sie ein, doch mit der Erkenntnis ihrer Knechtschaft war ihr Einfluss auf seltsame Weise beschränkt worden.

Inzwischen war Vaith wieder wenige Schritte von ihr abgewichen. „Es sind ja nicht nur die Runen, von denen du dich hast in die Irre führen lassen“, erwähnte er trocken und wie selbstverständlich. Sie horchte auf, während ihr Körper sich zum weiteren Kampf aufbäumte. Selbstgefällig blickte er auf sie herab, als sie wieder eine Frage in ihren Augen bildete. Diesmal bemerkte sie die gemischten Gefühle. Zum Einen wollte sie unbedingt mehr hören, zum Anderen wollte sie ihm sein Maul mit ihrem Schwert stopfen. Doch statt sich hinreißen zu lassen, versuchte sie nun Kontrolle zu erlangen. „Erzähl schon“, war ihre Antwort und stürmte zugleich auf ihn los. Ein Kompromiss mit sich selbst, war in dieser Situation der erste Schritt. Ihr Körper gab sich der Feindseligkeit hin, während ihr Geist sich auf seine Informationen einließ. Er schien ihr Vorgehen zu begreifen, denn er wehrte ihre halbherzigen Attacken mit einem Lächeln ab und setzte fort: „Ich habe vom Teufel die wahren Ereignisse der Apokalypse erfahren. Der Grund für die Erschaffung der Neo-Angels und all den ungewöhnlichen Abweichungen des ursprünglichen, göttlichen Planes liegt in einem geheimen Detail.“

Sein Gesprächsfluss wurde kurz unterbrochen, als sie plötzlich das Tempo anzog und eine Stelle in seiner Verteidigung dazu führte, dass er sich unter ihrem Schwert wegducken musste um nicht geköpft zu werden. Aphila kämpfte dagegen an, aber offenbar gefiel den Runen diese Unterhaltung gar nicht. Der Mordgedanke gegenüber ihm wurde zunehmend aggressiver. Unbeirrt setzte er mit etwas flinkeren Ausweichmanövern fort: „Der Dreh- und Angelpunkt des Schicksals um die Apokalypse ist der Kampf Michael gegen Lucifer. Jetzt ist es aber hinter den Kulissen anders gekommen, als gewollt. Die beiden Kontrahenten sind nämlich vor ihrem Zusammentreffen verschwunden! Entgegen allen Darstellungen, war es Michael nämlich Leid den himmlischen Irrsinn mitzumachen. Selbst der größte Befürworter Gottes und Aushängeschild der Engel hatte seine Skrupel mit seinem gefallenen Bruder zu kämpfen. Da kam der Teufel ins Spiel.“

Wieder verschärfte sich der Kampf; Es brodelte in Aphila und während ihr Verstand seine Erzählung unter Staunen verarbeitete, glühte der Zorn wie ein eigenständiges Bewusstsein in ihr. Sie wollte ihn zerstückeln, seine Haut zerreißen und die Knochen feinsäuberlich zu Staub zermahlen. Nun schien es auch für ihn ernster zu werden.

„Also gut, du lässt mir keine Wahl“, rief er und konterte mit brachialer Wucht ihren ebenfalls sehr kraftvollen Hieb. Die Luft um sie herum war stark geladen und wären noch andere Lebewesen dort gewesen, hätten diese keine Überlebenschance mehr gehabt. Die Höhle aber, war äußerst stabil. Der sich nun androhende, gewaltige, magische Kampf war genau wofür diese Wände gemacht worden waren. Der wahre Kampf hatte nun begonnen.

Beide strömten enorme Macht aus und mit jedem Schlag der Schwerter ging eine große Energiefreisetzung einher. „Du enttäuscht mich, ich dachte die Schwester des ach so großen Methos sei fähig, die Runen zu leiten. Stattdessen sehe ich nun einen Neo-Angel als Wirt für die Runen. Erbärmlich“, sagte er verächtlich. Mit Mühe forderte sie ihn auf: „Erzähl…weiter!“ Ihre große Hoffnung war, dass seine Geschichte noch irgendwas für sie hergab. Die Runen waren nun Besitzer ihres Körpers, aber ihr Wille war noch nicht vollständig gebrochen. Er nickte, wenn auch sichtlich mehr mit dem Kampf beschäftigt und bei seinem nächsten harten Schlag, zitterte ihre Hand bereits. Zwar besaß er zwei Schwerter, aber aus seinem Kampfstil heraus ergab es sich, dass er jeweils nur mit einem zuschlug. Das Andere diente als Verteidigung. Sie dagegen schien zwar mit einem Schwert im Nachteil zu sein, doch das magische Feuer an ihrem Schwert ließ ihren Gegner nicht allzu nah an sie heran.

„Die Engel der alten Generation wurden verbannt, das stimmt. Jedoch war Gott nie bewusst, dass Michael sich unter sie schlich. Sein Widersacher hat es äußerst geschickt geschafft, ihn zu blenden. Erik, wie er sich wohl kurzzeitig nannte – gehörte nie zu den Verbannten. Er war vom Teufel selbst unter die Verbannten gemischt worden und hat so die Saat für seine eigene Armee aus Engeln gesät. Allerdings war das nur ein Teil seines Vorhabens, den Rest weiß ich selbst nicht“, beendete er seine Erklärung schwer atmend. Aphila bekam es mit der Angst, ihr Wille wurde nun vollends ignoriert und die magische Kraft ihres Körpers erhöhte sich durch die Runen immer heftiger.

Vaiths Gesichts verzog sich und nun war es klar, dieser Kampf würde kein friedliches Ende finden. Aphila hatte ihre innerliche Schlacht verloren, obwohl sie sich extrem wehrte. Jetzt waren die Runen an der Macht. Das Feuer an ihrer Klinge gewann an Stärke und ein fetter Flammenstoß wurde von ihr auf Vaith geschleudert. Dieser bewegte sich schneller, als Aphilas Augen ihn erfassen konnten und schon kreuzten sie erneut die Schwerter. Durch den Windstoß Vaiths schneller Bewegung flackerte das Klingenfeuer wild hin und her. Es war ein äußerst seltsamer Eindruck, Aphila als solche wäre Vaith ziemlich sicher unterlegen gewesen, Ihr Körper unter Runenkontrolle dagegen war mindestens ebenbürtig.

Es war längst nicht klar, wer hier als Sieger hervorging. Doch jetzt, wo Vaith es wohl klar war, dass er von Aphila kein Entgegenkommen zu erwarten hatte – nahm er auch keinerlei Rücksicht mehr und zeigte sein Können. Er löste sich leicht nach hinten gebeugt von der Klinge Aphilas, um dann mit voller Gewalt mit beiden Schwertern zugleich wieder auf sie einzudreschen. Sie selbst dachte, dass ihr Körper dem nicht standhielt, die Runen belehrten sie des Besseren. Es war, als schlug er auf eine massive Statue ein. Sie blieb unbeeindruckt einfach stehen, der Boden um sie herum wurde wie bei einem Erdbeben durchgeschüttelt, doch sie nicht.

Plötzlich holte er zwar aus, begab sich aber wie ein lebendig gewordener Blitz hinter ihren Rücken und holte mit selbstgefällig-teuflischen Lachen aus. Statt sie aber zu erwischen, wurde er von ihrer ebenso schnellen Abwehr kalt beziehungsweise heiß erwischt; Sie drehte sich enorm flink um die eigene Achse und eine große, konzentrierte Feuersbrunst flog ihm entgegen. Es war auch für ihn nicht mehr möglich auszuweichen und wurde von dem Feuer rücklings in die Luft katapultiert. Mit erschrockenem Gesicht, aber belustigten Gekicher streckte er seine tiefschwarzen Flügel aus. Ein paar Flämmchen hingen ihm noch am Körper, doch sie schienen ihn nicht zu schaden. Mit dem gewohnten Grinsen auf der Backe forderte er sie still zum Kampf in luftiger Höhe auf. Die Runen reagierten und sie hob ebenfalls ab. Sie flog mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf ihn zu. Die Klingen fanden sich und es entbrannte buchstäblich ein feuriges Gefecht. Das Feuer schien Vaith nebensächlich zu sein, obwohl er sichtbar nicht dagegen geschützt war. Aphila vermutete, das war der Wahnsinn, der ihn inzwischen trieb. Ein Bündnis mit dem Teufel war sicher keine gesunde Sache, überlegte sie. Genauso wenig wie dem Nachgeben einiger Stimmen im Kopf, fügte sie trocken hinzu.

„Wir haben langsam genug gespielt, findest du nicht?“, kam es von Vaith. Sie horchte auf und auch die Runen – so konnte sie es spüren – spitzten erwartungsvoll die Ohren. „Ich werde dir jetzt zeigen, was es heißt mit dem Teufel im Bunde zu stehen“, seine Stimme nahm einen furchteinflößenden Unterton an und auch sein Lächeln verschwand.

Sein ganzes Wesen, seine gesamte Ausstrahlung wechselte von einer zur nächsten Sekunde. Durch das vollständige Schwarz seines Körpers, durchzog sich auf einmal ein dunkelroter Farbton. Die absonderliche Aura um ihn herum komprimierte sich und die Luft begann um ihn herum zu flirren. Es war beängstigender als je zuvor. Hätte Aphila die Möglichkeit gehabt, sie hätte tief Luft geholt. Die Runen dagegen waren ruhig. Aphila fragte sich, ob die Runen gegen diese neue Machtstufe etwas ausrichten könnten. Ob sie das wollte oder nicht, das war ihr nicht ganz klar.

Bevor sie darüber Gedanken verlor, setzte Runen-Aphila zum Angriff an. Wie ein lebendiger Pfeil schoss sie zu ihm herüber und er raste auf sie zu. Sein Blick war klar, von Entschlossenheit geprägt und beinahe glaubte Aphila, hinter diesen Augen des Teufels Antlitz selbst zu erkennen. Die Luft wurde unerträglich, als diese beiden Mächte aufeinander stießen.

Doch zu Aphilas und sicherlich auch Vaiths Überraschung, zersprang ein Schwert in viele kleine Splitter unter dem Angriff; Vaiths rechtes Schwert. Die Zeit schien still zu stehen, als die violetten Bruchstücke an ihnen beiden in der Luft auseinanderstoben und in sekundenbruchteilen die Magie aus ihnen wich, sodass die violette Energie verblasste während sie zu Boden prasselten. Vaiths Geschichtsausdruck, als er an Aphila vorbeisegelte war ein Bild der Unfassbarkeit des Geschehens. Aphila vernahm die Stimmen der Runen, welche bereits triumphierend jubelten. Doch dann änderte sich das Bild, als Vaith sich in der Luft zurück zu ihr drehte und mit seiner übrigen Klinge kurzerhand Aphilas linken Flügel mit einem gekonnten Schnitt absäbelte. Es geschah alles so schnell, dass weder Aphila noch die Runen es sofort begriffen. Der Flügel löste sich von ihrem Körper und dieser stürzte unbeholfen von dem rechten Flügel abgebremst auf den Boden. Als sie den Boden erreichte, riss es ihr das Schwert aus der Hand und es schlitterte zu dem in ihrer Nähe landenden Vaith herüber. Er trat bedachten Schrittes näher. Ein Pochen in Aphilas Kopf gab ihr zu verstehen, dass die Runen völlig überrumpelt waren und urplötzlich war sie in der Lage ihre Körperteile selbstständig zu bewegen.

Völlig aufgelöst, wenn auch freudig über die zurückgewonnene Kontrolle, versuchte sie aufzustehen. Die Magie der Runen war durch ihre verlorene Ordnung geschwächt und das musste sie durch heftige Schmerzen selbst erkennen. Zähne knirschend schaffte sie es, sich zumindest hinzuknien. Auf keinen Fall wollte sie ihre Konzentration verlieren, es war ihr nicht klar was die Runen dann taten. Sie hörte Vaiths Stimme: „Was haben wir denn da?“ Sie wusste schon, was das hieß; Er sah auf den Splitterstümmel seines eigenen Schwertes und warf es verächtlich weit weg von sich. Nun bückte er sich und nahm Aphilas Schwert, deren Flammen nur noch nachglühten. Als er es aber in die Hand nahm, entbrannten erneut die schwarzen Flammen. Nicht so groß wie bei ihr – aber intensiver.

Es wurde ihr flau im Magen, er schritt zu ihr herüber. „Das Schwert interessiert sich also nicht für den Besitzer, sondern passt sich der Magie des Trägers an – ob das wohl mit dem Runenschlüssel auch so ist?“, spekulierte er das Schwert beäugend. Er trat nun direkt vor der noch knieenden Aphila. Weder sie noch die Runen waren fähig, ihren Körper zu bewegen.

Die Angst in ihr erreichte einen neuen Maßstab und für einen kurzen Augenblick, verstand sie schließlich Rufus Entschluss der Tod sei ein angenehmer Preis zur Erlösung von dieser entsetzlichen Furcht.
„Was denkst du, Trägerin des Runenschlüssels?“, fragte er mit Blick in ihre Augen. Sie antwortete nicht. Stattdessen öffnete sie ihren Mund einen Spalt breit und mit einer mitleiderregenden Ehrfurcht, bat sie ihn in aller Entschlossenheit: „ Erlöse mich!“

Ihre Blicke verharrten aufeinander und für diesen Moment, waren sie im Herzen eins. Ihr Schwert in seiner Hand fuhr hinunter, drang tief in ihre Brust ein. Die Runen lösten sich von ihrem Körper, durchliefen das Schwert und platzierten sich auf Vaiths Körper. In ihrem Kopf wurde es still, nicht einmal das Schwert in ihrer Brust vermochte dies zu überwiegen.

Unerwartet für sie drückte er das Schwert plötzlich weiter in sie. Ehe sie begriff, drehte er das Schwert wie einen Schlüssel im Schloss und das Magie verzerrende Feuer schoss ungehalten durch Aphilas Körper. Aphila ging in ihren eigenen, schwarzen Flammen auf. Sie selbst fand keine Kraft mehr ihren Schmerz über einen Schrei zu äußern. Endlich zog er das Schwert aus der teils verkohlten, teils noch brennenden Frau heraus. Das war es nämlich, zu was er sie soeben gemacht hatte; Vaith nahm ihr die Magie als Neo-Angel und machte sie so, zu einem Menschen.

„Danke, geht doch“, waren seine letzten Worte an sie. Dann wandte er sich um und begab sich gen Licht.