MysteriousFire
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DVdEN - GG Kapitel 19: Eine Nacht der Liebenden (Hörbuch)
27.11.2015 um 19:55DVdEN - GG Kapitel 19: Eine Nacht der Liebenden
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Erschrocken fragte Rufus nach: „Das…Blut eines… du meinst einen Neo-Angel. Du willst doch nicht etwa?“ Und schaute in Richtung Aphila. Der namenlose Mann lachte. „Oh, ich habe nicht vor deiner Freundin hier etwas anzutun. So dürft ihr nicht denken“, sagte er. Nun mischte sich auch Aphila ein: „Wie darf ich das dann verstehen? Was genau wollt ihr von mir?“ Der Mann zögerte, seine Miene wurde nachdenklich. Schließlich meinte er: „Lasst uns Morgen darüber reden. Es ist schon spät und ihr hattet heute schon genug Infos, die ihr verarbeiten müsst.“ So ganz gefiel diese Hinauszögerung Rufus nicht. Er war nicht davon überzeugt, dass dieser Ort wirklich gefahrlos für sie – oder eher für Aphila war.
An sie gerichtet sprach der Mann erneut: „Ihr müsst uns nicht fürchten. Die Monster sind da draußen, außerhalb unseres Lagers. Wir sind momentan einfache Menschen, wenn du jetzt beschließen würdest, uns umbringen zu wollen hätten wir sogar schlechte Karten.“ Misstrauisch beäugte sie ihn. Nach einem kurzen Augenblick antwortete sie ihm: „Wenn wir hier bleiben sollen, dann will ich wenigstens mein Schwert zurück!“
Erst jetzt bemerkte Rufus, dass Aphila ihr Schwert nicht mehr trug. „Wie ich bereits sagte, du stellst als das, was du bist bereits eine Bedrohung für mein Lager dar. Dich auch noch zu bewaffnen ist schon bald selbstmörderisch“, wehrte er ab. Aphila aber konterte: „Und in einem Lager voller Unbekannter, deren Anführer selbst seinen Namen vor uns verbirgt sollen wir weniger gefährdet sein? Lächerlich! Ich bin inzwischen oft genug gegen meinen Willen untergeordnet worden. Etwa du gibst mir mein Schwert zurück oder du kannst dir abschminken, was immer du und dein Lager mit mir vorhaben.“ So schlagfertig kannte Rufus seine Beschützerin gar nicht. Die Befreiung von Methos schien seine Wirkung auf sie gehabt zu haben. „Nennt mich von mir aus Erik. Das ist zwar nicht mein Engelsname, aber er passt wohl auf diesen Körper. Aphila, ich kann und darf dir dein Schwert nicht geben. Mal abgesehen davon, dass dieses Schwert niemals von Anfang an deines war - denn es weist eine magische Verarbeitung auf, die ich locker einem versierten Engel zuordnen kann – ist es einfach zu gefährlich“, sagte Erik. Aphila ließ sich nicht beirren und beharrte mit ihrem bohrenden Blick auf ihm. Erik biss sich leicht auf die Unterlippe und seine Gestik wurde unruhig. Dann schlug er einen Kompromiss vor: „Nun gut, ich bin bereit Rufus das Schwert zu geben. Bei ihm wäge ich es in guten und passenden Händen. Jedoch bleibt es auch bei ihm bis zur Benutzung der Schriftrolle. Sollte ich mitbekommen, dass du es vorher in die Finger bekommst werde ich dich wieder in Ketten legen – kapiert?“ Rufus und Aphila grinsten. Ihm musste klar sein, dass nach allem was sie wussten das ein Bluff war. Auch wenn es Rufus wunderte, dass ihm als Begleiter Aphilas mehr Vertrauen geschenkt wurde. Das war aber nur nebensächlich, das Schwert und damit eine steigende Chance unbeschadet zu bleiben war wichtig.
So bekam Rufus das Schwert ausgehändigt und den beiden wurde ihr Schlafplatz zugeteilt. Sie gehörten zwar nun in gewisser Weise schon mit zum Lager, doch sie mussten dennoch in einer gemeinsamen Schlafkammer - die lediglich eine große und abgenutzte Matratze sowie eine passende Bettdecke beinhaltete - unterkommen und wurden bewacht. Das machte Rufus aber herzlich wenig aus, gegenüber der allgegenwärtigen Angst der letzten Tage und Wochen war dies die bequemste und sicherste Einschränkung für ihn seit Langem.
Genau genommen war es purer Luxus für ihn. Trotz der Erkenntnis, dass sie oder vielmehr Aphila wieder einmal für die eigenen Zwecke missbraucht werden sollte, fühlte Rufus sich hier wohl. Sein Argwohn gegenüber Erik war seit er ihnen einen Namen für sich gab etwas kleiner. Rufus war bewusst, dieser Name war eine Lüge – aber es führte dennoch zu etwas wie Vertrauen ihm gegenüber. Es gefiel ihm, seinen Sorgen eine Identität verleihen zu können.
Auf einmal hörte er Aphilas Stimme neben sich: „Rufus? Bist du noch wach?“ Er flüsterte zurück: „Ja, bin ich. Ist etwas?“ Sie antwortete: „Nein, nicht so wirklich. Ich muss ganze Zeit bloß daran denken, in was ich dich da hineingezogen habe. Ohne mich wärst du jetzt noch bei deinen Freunden und hättest wohl einige Alpträume weniger. Zumindest wenn es dir wie mir geht.“ Rufus drehte sich zu Aphilas Seite. „Wenn du nicht gewesen wärst, dann würde meine Leiche sehr wahrscheinlich längst vor sich hin modern oder meine Gedärme füllten den Magen eines Neo-Angels oder normalen Dämons“, entgegnete er ihr. Sie schaute ihm überrascht in die Augen. Erst jetzt bemerkte er, wie schön ihre Augen eigentlich waren. In all dem Trubel und den Kämpfen um Leben und Tod war ihm völlig entgangen, mit was für einer attraktiven Frau er unterwegs war. „Ach, Rufus. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Die Welt besteht nur noch aus blutigen Schlachten, Vorherrschaft und Tod. Wo ist die Vernunft, Freundschaft, Liebe hin?“, beim letzten Wort streichelte sie Rufus zart über die Wange. Ein Schauder durchlief Rufus. Das war seit sehr langer Zeit die erste zwischenmenschliche Geste, die er erfahren durfte. Sein Herz schlug schneller, als er merkte wie Aphila näher rückte. Mit großen Augen fragte er kurzatmig: „Aphila, was tust du?“ Doch sie lächelte nur verführerisch und flüsterte ihm unmissverständlich: „Gönne uns nur diese eine Nacht, wir wissen nicht was noch passiert und wenigstens hier und jetzt befinden wir uns in Sicherheit. Lass uns diesen kurzen Moment der Ruhe voll auskosten.“ Rufus wollte seinen Ohren nicht trauen, doch leistete kaum Widerstand als ihre Lippen sich mit seinen trafen und als er ihren süßlichen Geruch in seiner Nase wahrnahm, gab es auch für ihn kein Halten mehr. Keinen von beiden störte es mehr, wer oder was sie waren. Mensch, Dämon, Engel – was und wie auch immer, in ihrer entfachten Leidenschaft war alles dasselbe. Auch die Wachen vor ihrer Schlafkammer kümmerte die beiden herzlich wenig, sie lebten und waren nach Allem fähig zu lieben und das ließen sie sich von nichts und Niemanden nehmen.
Am nächsten Morgen wachte Rufus alleine auf. Er war sich nicht mehr sicher, ob er die Geschehnisse von letzter Nacht vielleicht nur geträumt hatte. Ernüchtert stand er auf und zog sich an. Als er aus der Schlafkammer trat, war das Lager schon munter und arbeitete in den ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Plötzlich legten sich warme Arme von hinten an seinen Hals und ein Kuss wurde ihm auf die Wange gedrückt. „Guten Morgen, Langschläfer“, begrüßte ihn Aphila kichernd. Nun war sich Rufus sicher, die Nacht war real gewesen. Aphila löste sich von ihm und reichte ihm ein Stück Brot. „Für Schlafmützen gibt es nur Reste zum Frühstück“, sagte sie zwinkernd. Ihre ganze Gestik strahlte Freude und Unbekümmertheit aus. Es war schön sie so lebendig zu sehen, zugleich erschrak er wie sehr sie unter Methos gelitten haben musste. Zwar war auch er unter dessen Herrschaft gewesen, doch von dem eigenen Bruder so behandelt zu werden musste umso härter gewesen sein.
„Na, ihr beiden. Ich hoffe, ihr seid ausgeschlafen. Es wird Zeit, dass ich euch den weiteren Verlauf des Planes erkläre“, die Stimme Eriks war für Rufus auf einmal wie ein Schlag in die Magengrube. Die Illusion, alles sei in Ordnung hatte viel zu kurz gehalten und alleine Eriks Anwesenheit holte nicht nur Rufus sondern wohl auch Aphila zurück in die Wirklichkeit. Sie wurden von ihm in seine Wohnhöhle geführt. Er ging mit ihnen in einen Raum mit mehreren Fackeln an der Wand und einem großen Tisch mit mehreren Stühlen. „Diesen Raum nutzen wir hier, wenn vertrauliche Gespräche stattfinden, setzt euch“, bat er sie. Rufus belächelte innerlich das „vertraulich“, aber beließ es stillschweigend dabei. „Uns bleibt nicht viel Zeit, heute Nacht ist die optimale Gelegenheit die Schriftrolle zu benutzen. Ich werde euch nun erklären, wie sie funktioniert und uns wieder zu Engel werden lässt“, während er das sagte, zeigte er mit dem Finger abwechselnd auf sich und Rufus. Verwirrt harkte er nach: „Wieso zeigst du auf mich, wenn du „uns“ sagst? Du meinst doch wohl deine Leute.“ Dieses Mal sah Erik ihn verständnislos an. „Moment. Heißt das… Aphila, hast du es ihm nichts gesagt?“, gab er die Frage weiter. Sie aber schaute ebenso ratlos, wie Rufus. „Hast du ihn dir nie richtig angesehen? Oder hast du vergessen, was eine in Ketten gelegte Seele zu bedeuten hat?“, fragte er sie aus. Sie gab keine Antwort, fokussierte ihren Blick auf Rufus und plötzlich schien sie sich an etwas völlig verdrängtes zu erinnern. Allmählich wurde es Rufus komisch und er kam selbst ins Grübeln. Eine in Ketten gelegte Seele, was hatte er damit zu tun? Hieß das etwa? Ehe er den für ihn über alle Maße erschreckenden und unglaublichen Gedanken zu Ende führen konnte, platzte es aus der schockierten Aphila heraus: „Rufus ist ein Engel!“