Nachts, wenn die Araber kommen!
08.10.2015 um 10:42"Help!" schrillt es aus meinen fossilen Mobiltelefon. Es folgt ein aufgeregter, für mich unverständlicher Wortsalat auf Arabisch. Mein Blick fällt zunächst auf den Wecker - 3:34h. Wer wagt es, mich mitten in der Nacht zu wecken? Alisha (Namen, wie alle, geändert). Witwe mit drei Kindern, weit draussen im nordfriesischen Outback auf einem maroden Resthof einquartiert. Mein erster Gedanke: Es brennt. Wie heisst jetzt noch mal schnell Feuer auf Arabisch? Hariq? Ist das jetzt Feuer wie Brand oder Feuer wie Schiessbefehl? Wie sagt Dieter Nuhr? "Man weiss so wenig!" Nachgefragt. Ich verstehe sowas wie Maan. Das wäre Wasser. Sturmflut? Jetzt?
Ich ziehe mich rasch an, während ich telefoniere. Lustiges Bild. Jetzt weiss ich natürlich nicht, was "Ich komme gleich!" auf Arabisch heisst. Und kann das im Arabischen so doppeldeutig sein wie im Deutschen? Man weiss so wenig, nicht wahr, Herr Nuhr?
Ab ins Auto und raus in die Pampa. Ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, als das Ordnungsamt sie dort weit draussen einwies. So eine Behausung würde man keinem Einheimischen zumuten. Und der Eigentümer ist ein Arschloch erster Güte. (Nur, falls er das hier liest: Ich meine das auch so!)
An der Wohnungstür kommt mir erst ein Schwall Wasser entgegen und dann eine völlig durchgeweichte und in Tränen aufgelöste Alisha im nassen Nachthemd mit jaulenden Kindern an den Händen bzw. am Hemd. Licht geht auch nicht. Taschenlampe aus dem Auto holen und mich ins Schlafzimmer führen lassen. Von der Decke tropft es noch. Vorher aber müssen wahre Sturzbäche herunter gekommen sein. Das Wasser steht auf den Dielenbrettern, hat Betten und Kleiderstapel komplett durchweicht. Muss oben wohl ein Wasserrohrbruch sein. Das Obergeschoss ist noch nicht bewohnt. Ich tippe mal auf Heizung, denn sonst liefe es noch. Man weiss so wenig! Aber es riecht nach Heizungswasser. Ich kann nur vermuten, ich bin schliesslich nicht Meister Röhrich - obwohl es hier so aussieht, als wären die Russen schon gekommen, Eckaaat!
Hier können die Leute jedenfalls nicht bleiben. Ich packe die nassen Klamotten ein. Viel ist es nicht. Ein paar aufgeweichte Plüschtiere und dann kommt das kulturelle Dilemma: Darf ein verheirateter ungläubiger Mann eine verwitwete Muslima im nassen Nachthemd (Wet-T-Shirt-Contest, Hüstel!) in den Arm nehmen und ihr beruhigend über das sonst kopftuchbedeckte Haar streicheln und den nordfriesischen Standardspruch bei Landunter, Todesfall oder Hofabbrand sagen "Alles gut!"?
Kein Imam da, den ich fragen könnte. Immer wenn man mal theologischen Rat braucht, ist Gott so fern.
Egal, Allah soll mal die Augen zu halten.
Muss er auch beim nächsten Akt. Mutter und drei Kinder auf dem Rücksitz verstauen und mit der einzigen Wolldecke im Auto etwas zudecken. Die dient eigentlich dem Köter meiner Jüngsten als Unterlage und besteht inzwischen aus je fünfzig Prozent Kamel- und Hundehaaren. Sowas von haram aber auch. Aber dafür warm. Guck mal, Allah, 50% Kamel ist doch auch was. Vor allem warm.
Zu Hause quartiere ich die Durchweichten in unserer Gästewohnung ein. Die dient manchmal zur Aufbewahrung trunkener Partygäste, als Einsiedlerklause für Kreative oder als Rumpelkammer. Aber es gibt Betten und Heizung. Die Erstversorgung mit trockener Kleidung ist problematisch. Alisha hat das Ritter-Sport-Format: Praktisch, quadratisch, gut und sieht in Eileens Klamotten aus wie eine Wurst in zu enger, aber zu langer Pelle. Den Kids reichen die requirierten Sweatshirts meiner Tocher bis zum Knie, bis zu den Füssen oder einen halben Meter darüber hinaus. Aber immerhin haben meine syrischen Gäste erst mal ein warmes, trockenes Zuhause. Danach sehen wir weiter.
Und schreiben weiter. Wenn die Kleinsyrer mir die nötige Ruhe dazu lassen.
Ich ziehe mich rasch an, während ich telefoniere. Lustiges Bild. Jetzt weiss ich natürlich nicht, was "Ich komme gleich!" auf Arabisch heisst. Und kann das im Arabischen so doppeldeutig sein wie im Deutschen? Man weiss so wenig, nicht wahr, Herr Nuhr?
Ab ins Auto und raus in die Pampa. Ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, als das Ordnungsamt sie dort weit draussen einwies. So eine Behausung würde man keinem Einheimischen zumuten. Und der Eigentümer ist ein Arschloch erster Güte. (Nur, falls er das hier liest: Ich meine das auch so!)
An der Wohnungstür kommt mir erst ein Schwall Wasser entgegen und dann eine völlig durchgeweichte und in Tränen aufgelöste Alisha im nassen Nachthemd mit jaulenden Kindern an den Händen bzw. am Hemd. Licht geht auch nicht. Taschenlampe aus dem Auto holen und mich ins Schlafzimmer führen lassen. Von der Decke tropft es noch. Vorher aber müssen wahre Sturzbäche herunter gekommen sein. Das Wasser steht auf den Dielenbrettern, hat Betten und Kleiderstapel komplett durchweicht. Muss oben wohl ein Wasserrohrbruch sein. Das Obergeschoss ist noch nicht bewohnt. Ich tippe mal auf Heizung, denn sonst liefe es noch. Man weiss so wenig! Aber es riecht nach Heizungswasser. Ich kann nur vermuten, ich bin schliesslich nicht Meister Röhrich - obwohl es hier so aussieht, als wären die Russen schon gekommen, Eckaaat!
Hier können die Leute jedenfalls nicht bleiben. Ich packe die nassen Klamotten ein. Viel ist es nicht. Ein paar aufgeweichte Plüschtiere und dann kommt das kulturelle Dilemma: Darf ein verheirateter ungläubiger Mann eine verwitwete Muslima im nassen Nachthemd (Wet-T-Shirt-Contest, Hüstel!) in den Arm nehmen und ihr beruhigend über das sonst kopftuchbedeckte Haar streicheln und den nordfriesischen Standardspruch bei Landunter, Todesfall oder Hofabbrand sagen "Alles gut!"?
Kein Imam da, den ich fragen könnte. Immer wenn man mal theologischen Rat braucht, ist Gott so fern.
Egal, Allah soll mal die Augen zu halten.
Muss er auch beim nächsten Akt. Mutter und drei Kinder auf dem Rücksitz verstauen und mit der einzigen Wolldecke im Auto etwas zudecken. Die dient eigentlich dem Köter meiner Jüngsten als Unterlage und besteht inzwischen aus je fünfzig Prozent Kamel- und Hundehaaren. Sowas von haram aber auch. Aber dafür warm. Guck mal, Allah, 50% Kamel ist doch auch was. Vor allem warm.
Zu Hause quartiere ich die Durchweichten in unserer Gästewohnung ein. Die dient manchmal zur Aufbewahrung trunkener Partygäste, als Einsiedlerklause für Kreative oder als Rumpelkammer. Aber es gibt Betten und Heizung. Die Erstversorgung mit trockener Kleidung ist problematisch. Alisha hat das Ritter-Sport-Format: Praktisch, quadratisch, gut und sieht in Eileens Klamotten aus wie eine Wurst in zu enger, aber zu langer Pelle. Den Kids reichen die requirierten Sweatshirts meiner Tocher bis zum Knie, bis zu den Füssen oder einen halben Meter darüber hinaus. Aber immerhin haben meine syrischen Gäste erst mal ein warmes, trockenes Zuhause. Danach sehen wir weiter.
Und schreiben weiter. Wenn die Kleinsyrer mir die nötige Ruhe dazu lassen.