Nur ein kurzer Eintrag, der auf zwei Punkte eingehen soll.

Müsste ich eine Kurve zeichnen, die darstellt, wann meine Depression sich am stärksten meldet, dann wohl in der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann. Es beginnt mit leisen Worten, die ich höre, völlig unzusammenhängende Worte - Eher sogar nur Wortfragmente. Sie sind leise und ich darf mich nicht auf sie konzentrieren. Momentan schaffe ich es nicht gut ihnen auszuweichen, ich mache dann leise Geräusche mit dem Kissen, der Decke oder ich tippe an die Wand um meine Konzentration auf etwas anderes zu lenken. Vor ein paar Tagen hat das nicht mehr geholfen. Ich habe versucht hinzuhören und urplötzlich flüsterte eine sehr drängende Stimme, dass die, die ich liebe, sterben werden. Das ist mir bewusst, wie wohl jedem Menschen, aber in dieser Situation griff es eine Angst in mir auf, die mich schon seit Monaten nicht mehr schlafen lässt, vorallem, wenn mein Kind bei mir ist. Die Angst davor zu schlafen, wenn die Menschen in meiner Nähe sterben könnten.
Als mein Kind geboren war, waren die Nächte angenehm. Wir fanden beide guten Schlaf, egal wie wir uns arrangierten. Aber mit der Zeit fühlte ich mich schuldig, wenn ich schlief. Aus Schuld wurde Angst. Aus Angst blanke Panik. Ich schlief nicht. Ich konnte nicht schlafen. Immer, wenn ich es versuchte, wachte ich nach kaum 10 Minuten auf und musste zwanghaft sehen, ob das Baby noch atmet.

Die Tage zuvor flüsterte die Stimme davon, dass meine Mutter sterben würde. Jetzt. Morgen. Irgendwann. Sie sei überarbeitet und nicht gesund. Sie würde sterben und ich würde einfach schlafen und ihr nicht helfen. Ich weinte, sehr lange, bis ich nur mit den Worten "Wenn es passieren soll, wird es passieren" einschlafen konnte. Lethargie.
Wenn ich daran denke, schlägt mein Herz in schneller, unangenehmer Geschwindigkeit.


Punkt zwei sind Freunde. Ich isoliere mich momentan sehr, gehe kaum raus, schon allein aus Angst. Ich liege hier und schreibe. Schreibe. Schreibe. Bis mir die Augen brennen. Die Hände. Ich schreibe so lange, bis ich leer bin. Nun werde ich aber doch hin und wieder von Bekannten und Freunden gefragt, ob ich nicht Lust habe, etwas zu tun. Ein Teil von mir hat es, sicherlich. Aber auch hier muss erst ein langer Prozess ins Rollen gebracht werden, bis ich das aussprechen kann, was mein Innerstes entschieden hat. Ich wünschte, es wäre einfacher. Ich könnte einfach rausgehen. Einfach wieder alte Gesichter sehen, die ich fast vergessen hätte. Es täte mir gut. Aber ich kann nicht.
Ich kann nicht.