Nach dem - an den Aufrufen gemessenem - Erfolg von "Das Dienstmädchen", hier nun die abschließende Fortsetzung.

Youtube: Das Dienstmädchen Teil 2
Das Dienstmädchen Teil 2
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Aufgeregt benutzte Maria den Türklopfer. Sie hoffte, ihr erster Arbeitstag würde nicht von dem schrecklichen Vorfall in jüngster Vergangenheit überschattet werden. Sie wollte einen möglichst guten Eindruck machen, nicht schon wieder eine einzige Enttäuschung darstellen. Die Tür öffnete sich und eine adrett gekleidete, junge Frau empfang sie. „Ah, Ihr müsst das neue Dienstmädchen sein. Ich heiße Lydia, erfreut Euch kennenzulernen“, stellte sie sich herzlich vor. Maria fühlte sich geschmeichelt: „Oh, danke. Mein Name ist Maria von Ebersholz. Ich schätze aber, innerhalb des Dienstes reicht Maria. Du brauchst nicht so förmlich zu mir zu sein.“ Beide Frauen kicherten. Lydias Blick wanderte zwischen der rechten Tür und Maria hin und her. Sie sagte: „Die werte Dame sitzt nebenan. Ich denke, sie wird dich sehen wollen.“ So schleifte Lydia die noch etwas unschlüssige Maria am Arm ziehend ins Zimmer.

Die alte Frau – die Besitzerin des Anwesens – saß gedankenversunken in einem Schaukelstuhl und schaute ins lodernde Kaminfeuer. Lydia trat an sie heran: „Gnädige Dame? Ihr neues Dienstmädchen aus der Familie von Ebersholz ist gerade angekommen. Ich dachte mir, das wäre der Erwähnung wert.“ Doch es kam keine Reaktion. Die Frau sah weiterhin betrübt den tanzenden Flammen zu und würdigte Lydia nicht eines Blickes. Lydias Miene verfinsterte sich, Maria erschrak innerlich beim extremen Wechsel dem zuvor so freundlichen Lächeln zu diesen eiskalten Augen. Das Mädchen entfernte sich wieder von der Frau und sprach fröhlich zu Maria: „Was solls, dann zeige ich dir eben jetzt das Haus.“ Und bot ihren Arm zum Einhängen an. Maria zögerte, war sie von Lydias Selbstdarstellung doch etwas irritiert – aber willigte dann doch ein.

Nachdem sie das Haus ausführlich präsentiert bekam, war es Teezeit. Während Lydia sie in die Küche führte, erzählte sie: „Seit dem Vorfall mit dieser Irren hat unsere Herrin sich von jedem Raum ferngehalten, wo diese gearbeitet hat. Ich weiß nicht genau, was da für ein Aberglaube hinter steckt, aber sie besteht darauf vom Essenszimmer und den anderen Räumlichkeiten fernzubleiben bis die „unruhestiftenden Energien“ sich verflüchtigt haben. Daher servieren wir ihr alles ins Kaminzimmer.“ Beim Betreten der Küche überkam Maria ein kalter Schauer. Nichts wies auf die grausige Tat hin, die hier geschehen war. Sie sah sich um: „Hier ist es also passiert.“ Lydia nickte mit dem Kopf: „Hier hat sie versucht mich zu ermorden. Eine absolut Geisteskranke – und die arme Nancy fiel ihr zum Opfer.“ Maria sah bei diesen Worten ein Funkeln in Lydias Augen. Die Arme war wohl nah am Wasser gebaut. Sie versuchte sie aufzuheitern: „Na, aber jetzt ist hier ja alles wieder in Ordnung und diese Frau ist dort, wo sie hingehört – nicht wahr?“ Lydia lächelte sie bestätigend an.

Gemeinsam beluden sie den fahrbaren Tisch mit Kuchen, Keksen und Kaffee. „Den Tee reiche ich nach, so appetitlos wie die werte Dame in letzter Zeit ist, weiß ich nicht was sie überhaupt zu sich nimmt“, meinte Lydia. Also brachten sie ihr die aufgeladenen Sachen ins Kaminzimmer. Die Dame kümmerte sich überhaupt nicht um die Bemühungen der Mädchen. Teilnahmslos aß sie ein paar Kekse, nahm einen Schluck Kaffee und tat ansonsten, als sei sie alleine. Lydia stöhnte, als sie den Tisch zurück in die Küche schoben: „So geht das jetzt seit Tagen. Früher dachte ich mal, in ihrer Empfehlung läge meine Zukunft, aber das kann ich wohl vergessen. Die Alte stellt Niemandem mehr ein Arbeitszeugnis aus.“ Maria wusste da nicht recht drauf zu antworten. Sie spürte einen Schatten über dem Haupt der Frau, aber behielt darüber Stillschweigen. Schon zu oft, hatte sie ihre Fühligkeit bewiesen – und sie war einer der Gründe für ihre jetzige Arbeit.

Nachdem sie alles wieder zurückgepackt hatten, meinte Lydia: „Du, ich weiß es ist dein erster Tag – aber der Koch hat heute frei und darum muss ich mich um das Abendessen kümmern. Das heißt, ich sollte jetzt los und die nötigen Zutaten kaufen. Könntest du in der Zwischenzeit im Kaminzimmer ein wenig die Fotos an der Wand entstauben? Es ist eine langweilige Arbeit – aber die Dame kriegt sonst gar nicht mehr mit, dass wir für sie arbeiten.“ Maria stimmte zu und Lydia drückte ihr einen Handfeger in die Hand. Sie sagte noch: „Gut, danke. Ich beeile mich auch.“ Schon war sie zur Tür raus und weg.
Mit einem komischen Gefühl im Bauch gesellte Maria sich zur Dame ins Kaminzimmer. Erst wollte sie etwas sagen, aber da ihre Herrin unentwegt weiter ins Feuer starrte, fing sie einfach an zu putzen. Da waren Bilder aus allen Zeiten des Lebens der Dame dabei. Sie führte wohl ein angenehmes Leben, die Familie wirkte wohlhabend – das war durch die Größe ihres Hauses auch nicht zu übersehen. Doch mit dem Alter, wirkte sie von Bild zu Bild betrübter, vor allem sobald sie Dienstmädchen mit drauf hatte. Lydia war zwar fast von Anfang an dabei, aber außer ihr hielt es wohl Keine sonderlich lange in diesem Haus. „Maria“, hörte sie zu ihrem Schreck plötzlich ihren Namen. Sie sah sich erschrocken um und bemerkte, dass ihre Herrin sie ansah. Sie antwortete unsicher: „Ja, werte Dame?“ Die Frau brauchte einen Moment, dann fragte sie: „Du bist also das Mädchen vom Ebersholz? Was treibt ein junges Ding aus so angesehenem Hause in meine Dienste?“ Maria überlegte, dann antwortete sie langsam: „Man ist Zuhause nicht sehr erfreut über meine fehlende Schönheit. Der Herr Vater sieht die schiefen Zähne und die Sommersprossen als Grund, warum ich keinen Mann aus gutem Hause finden werde. Darum soll ich einen mir angemessenen Beruf verrichten. Er hätte mich auch gerne auf die Straße dafür geschickt, aber das hätte auch sein Ansehen beschmutzt – zu öffentlich.“ Die Frau schaute sie mit leeren Augen an. Allmählich wurde Maria diese Situation unangenehm. Da setzte ihre Herrin an: „Weißt du, Maria. Ich bin in diesem Haus groß geworden. Es war mir immer ein vertrautes Heim. Doch mit der Zeit – ich weiß nicht wann, ist hier das Böse mit eingezogen. Ich hatte schon viele Dienstmädchen in mein Haus aufgenommen. Ich habe mich gerne mit ihnen unterhalten, habe Späße mit ihnen getrieben und mir ihre Schwärmereien über junge Männer angehört.“ Es war nur ein kleiner Augenblick, aber Maria sah das Leben in den Augen der Frau bei diesen Worten. Sie hakte nach: „Was ist passiert?“ Die Frau verzog das Gesicht zu einer bedauernden Miene: „Das Böse, mein Kind, das Böse. Es geschahen Dinge, furchtbar. Die meisten Mädchen sind geflohen, ehe es sie kriegen konnte. Nur meine liebe Lydia hat stets tapfer neben mir ausgeharrt. Ein gutes Mädchen – sehr genau mit sich selbst und noch viel kritischer gegenüber den anderen Bediensteten. Sie hat dem, was mit mir unter dem Dach wohnt immer standgehalten. Irgendwann entschied ich, von ihr und dem Rest der immer wieder kommenden und gehenden Mädchen Abstand zu halten. Ich dachte, wenn ich sie nicht mehr an mich heranlasse, dann hätten die Wesenheiten auch keinen Spaß daran ihnen etwas anzutun.“ Eine Träne kullerte ihre Wangen entlang, als sie hinzufügte: „Ich habe mich geirrt.“

Maria fand keine Worte für das Mitgefühl, dass sie der alten Dame aussprechen wollte. Da hörte sie auch schon, wie weiter hinten im Haus eine Tür zu knallte. „Lydia ist zurück, ich werde mal nach ihr sehen“, sagte sie und lies die Frau alleine. In der Küche fragte Lydia sie beim Auspacken der Sachen: „Und? Alles gut gegangen?“ Eifrig, aber nachdenklich nickte Maria ihr zu. „Dann mal sehen. Das Abendessen hat noch eine Weile Zeit, gehen wir nach oben und beziehen ihr Bett neu.“ Gesagt, getan. Maria folgte ihr nach oben. Das Schlafzimmer der Dame des Hauses befand sich am anderen Ende des Flures ihrer eigenen Bedienstetenkammer. Lydia zeigte ihr, wo sie die Bettlaken und Bezüge fand. Sie sollte sie fürs Erste bloß anreichen und zu sehen. Diesmal wollte Maria mal etwas fragen: „Sag mal, wie bist du hierhin gekommen? Sie hat mir eben erzählt, du seist bisher am längsten von allen hier geblieben?“ Verdutzt sah Lydia von ihrer Arbeit auf: „Die werte Dame hat gesprochen?“

Maria meinte: „Ja. Sie hat mich während ich geputzt habe plötzlich über mich ausgefragt und mir dann ein bisschen von sich erzählt.“ Lydia machte ein erstauntes: „Hm“ und beantwortete jetzt Marias Frage: „Nun, sie hat mich aus einem Waisenhaus geholt. Zwar sind meine Eltern nicht tot oder so, aber sie gehörten wohl einer Sekte an und führten komische Rituale durch. Bei einer besonders brutalen Anrufung wollten sie mich und meine Seele wohl opfern. Zu meinem Glück wurden sie gestoppt und festgenommen. Da es keine weiteren Verwandten mehr gab, wurde ich ins Waisenhaus gesteckt und wuchs dort auf. Bis Madame Thessua mich zu ihr holte. Von da an habe ich alles getan, um in ihrer Gunst zu steigen und vielleicht so auch mal mehr zu werden – wie sie.“

Kopfschüttelnd äußerte sich Maria beim Geben des Bettlakens: „Ich denke nicht, dass das erstrebenswert ist. Sie mag ein finanziell gesichertes Leben geführt haben, aber glücklich wirkte sie mir nicht.“ Lydia zuckte nur mit den Schultern, als sie das Laken ausschlug. Prompt in diesem Moment blitzte hinter ihr eine Gestalt auf; ein Mädchen mit blonden Locken sah mit zusammengekniffenen Augen zu Lydia. Maria zog scharf die Luft ein. Lydia bemerkte das: „Was hast du?“ und mit dem nächsten Lakenschlag war dort nichts mehr zu sehen. Maria beruhigte sich: „Nichts, nichts. Ich sehe manchmal diese Dinge. Eigentlich sollte ich mich daran gewöhnt haben, aber es erwischt mich immer im falschen Moment.“ Neugierig, aber ohne darauf einzugehen verrichtete Lydia weiter ihre Arbeit.

Der restliche Tag verlief ruhig. Maria half Lydia beim Abendessen und wie zuvor sprach die werte Dame kein Wort.

Nachdem Lydia sie bettfertig gemacht hatte, kam sie zu Maria in die Kammer, in der sie selbst schon im Bett lag. Grinsend meinte Lydia: „Der Abend gehört uns. Lust auf eine schön-schaurige Gute Nacht Geschichte?“ Maria war nicht ganz so begeistert, aber ehe sie protestieren konnte, hatte Lydia sich eine Kerze geschnappt und sie angezündet. Sie fing an: „Es war einmal ein junges Mädchen. Das sollte von ihrem Heimatdorf in die Stadt zu ihrer kranken Tante, um ihr notwendige Medizin zu bringen.“ Maria hatte kein gutes Gefühl dabei. Sie versuchte die Erzählung zu unterbrechen: „Ach komm Lydia, solche Geschichten sind doch für kleine Kinder.“ Diese aber konterte: „Haben dir deine Eltern keine Geschichten erzählt? Die bei uns im Waisenhaus waren selten für Kinder gedacht.“ Maria druckste rum: „Nein, meine Mutter ist als ich zwei war gestorben und mein Vater… er hält nicht viel von mir.“ Doch Lydia erzählte weiter: „Um zur Stadt zu gelangen musste das Mädchen durch einen düsteren Wald. Mit nichts als der Tüte mit der Medizin drin bewaffnet, durchquerte sie das dichte Dickicht. Da hörte sie ein unheilvolles Heulen.“ Nochmals versuchte Maria sie zu überzeugen: „Ich meine es ernst, ich möchte das nicht hören.“ Lydia fragte stattdessen: „Dein Vater hält nichts von dir? Wie kommt das? Bist du nicht wohlerzogen worden?“ Maria sträubte sich, aber überwand sich zu einer Antwort: „Er fand mich nie hübsch – nicht genug jedenfalls um mich an einen Edelmann mit Vorteilen für sich zu verheiraten und außerdem…“ Erwartungsvoll schaute Lydia sie an: „Außerdem?“ Sie aber wollte nichts mehr dazu sagen. „Das Mädchen lief schneller und schneller, bald rannte sie während das Heulen hinter ihr immer lauter wurde“, jetzt spielte Lydia mit ihren Fingern und dem Schein der Kerze, sodass sie das Mädchen mit Zeige – und Mittelfinger darstellte, wie sie lief. Dann ging es weiter: „Schließlich hörte sie das Hecheln eines Tieres und Geräusche von Pfoten, die immer näher kamen. Sie selbst rannte inzwischen wie vom Teufel besessen. Es waren nur noch wenige Schritte bis zur Lichtung. Sie warf hastig einen Blick hinter sich; da war er – ein Wolf.“ Sie gestikulierte mit ihrer Hand und der Schatten zeigte einen Wolfskopf, der sein Maul nach einer nur für ihn sichtbaren Beute aufriss.

Flehend bat Maria: „Hör doch bitte damit auf!“ Sie bekam als Antwort: „Und außerdem?“ Erst war sie davon überrascht, aber sie begriff: „Ich, ich besitze da eine Gabe. Es klingt verrückt aber,… nein, ich will wirklich nicht davon reden.“ Lydias Hände bildeten jeweils das rennende Mädchen und den Wolfskopf: „Das Mädchen rannte und rannte. Sie verspürte Todesangst. Langsam ging ihr die Puste aus, wogegen der Wolf von Hunger getrieben immer näher kam. Sie stolperte, fiel hin. Die Tüte mit der lebensnotwendigen Medizin rutschte ihr aus der Hand. Sie kroch verzweifelt weiter, der Wolf war jetzt genau hinter ihr und – “ Ein Ruf unterbrach sie: „Ich habe das zweite Gesicht! Ich kann Energien und Geister fühlen!“ Sie beendete ihre Erzählung: „Zack – mit einem Biss bricht er ihr das Genick. Sie ist sofort tot, die Tante stirbt, nur der Wolf hat triumphiert und überlebt.“ Die Szene des Fressens verbildlichte sie extra noch mit dem Schattenspiel ihrer Hände.

Tränen standen in Marias Augen. Lydia stellte die Kerze weg: „Du hast also das zweite Gesicht. Sowas hat in diesem Haushalt noch gefehlt.“ Maria schaute sie verständnislos an, nachdem sie sich das Gesicht trocken wischte. „Na, vielleicht findest du heraus, was dieses Haus heimsucht“, scherzte Lydia. Maria fand das gar nicht zum Lachen, blieb aber stumm. Lydia dagegen wünschte ihr eine gute Nacht und pustete die Kerze aus.

Die Nacht über zog ein Gewitter auf und Maria wurde von einem Donnerschlag geweckt. Sie schaute sich um; Lydias Bett war leer. Neugierig stand sie auf und ging auf den Flur. Am Ende des Flures war ein Fenster, dort stand Lydia. Es blitzte und donnerte kräftig, der Flur war alle paar Sekunden von gleißendem Licht erhellt. Nach ein paar Schritten auf das Fenster zu, drehte Lydia sich um – eine dämonische Fratze zeigte sich Maria und ihr Herz begann zu rasen. Sie nahm entsetzt eine Hand vor den Mund. Da kicherte Lydia dumpf und nahm die Maske ab: „Gruselig, oder? Die wurde bei meinen Eltern gefunden, bei dem Ritual. Aus irgendeinem Grund gab man sie sie mir mit. Sie ist alles, was ich noch von ihnen habe.“ Sie betrachtete die Maske liebevoll. Maria dagegen spürte etwas, eine weitere Anwesenheit. Sie flüsterte zu Lydia: „Lass uns bitte wieder ins Bett gehen. Hier stimmt was nicht.“ Diese aber lächelte schadenfroh: „Angst vor einem Gewitter? Also ich liebe es, wenn die Natur ihre bedrohlichen Züge zeigt.“ Ihr Gegenüber schüttelte vehement den Kopf: „Das ist es nicht. Hier ist noch etwas – jemand.“ Stirnrunzelnd fragte Lydia nach: „Wer? Wen spürst du?“ Maria wehrte ab: „Das willst du nicht wissen und ich noch weniger. Es ist nicht gut, wenn ich hier bleibe, meine Gabe, sie wendet sich manchmal gegen mich und dann…“ Sie stoppte.

„Und dann, was?“, fragte Lydia – bekam aber keine Antwort, zumindest keine von Maria. „Du hast mich getötet Lydia, das war nicht nett. Ich habe dir nichts getan, du hattest kein Recht das zu tun“, kam es aus Marias Mund. Giftig zischte Lydia: „Wer bist du? Wer von diesen Schlampen legt sich mit mir an?“ Maria neigte ihren Kopf: „Du erkennst mich nicht? Du hast mich erstochen, mit deinen eigenen Händen und schobst es einem unschuldigen Mädchen in die Schuhe!“ Lydia grinste: „Ah, Nancy. Die schwerhörige Missgeburt. Nicht einmal vernünftig sterben kannst du.“ Plötzlich ging die Tür neben Lydia auf: „Was ist denn das für ein Lärm hier draußen, als sei das Gewitter nicht schlimm genug.“ Madame Thessua war dazu gekommen. Doch Maria richtete sich zu ihr: „Nein! Ihr ward immer gut zu mir, ihr sollt nicht darunter leiden.“ Sie hob ihre Hand und der Dame flog die Tür vor der Nase zu. Auch als man hörte, wie sie an der Tür rappelte, tat sich nichts. Lydia bleckte ihre Zähne: „Was willst du jetzt tun? Mich töten? Womit? Mit deinen Geisterhänden? Oder lässt du diese mediale Marionette das tun und stößt damit genau wie ich ein unschuldiges Wesen ins Verderben?“ Maria aber schüttelte von Nancy gelenkt den Kopf: „Nein. Auch du bist nicht mehr, als ein Opfer. Viel zu lange schon bist du dem Bösen in diesem Haus ausgesetzt gewesen, obwohl du ähnlich wie dieses Mädchen von außerweltlichen Mächten besessen bist. Nur deine haben eine böse Gesinnung.“ Lydia machte eine spöttische Geste: „Also was? Teufelsaustreibung? Ich bitte dich.“ Auf einmal aber, kam Maria auf sie zugelaufen und packte sie am Hals. Lydia lies die Maske in ihrer Hand fallen und versuchte vergeblich sich aus dem Griff Marias zu befreien. Diese dagegen flüsterte Worte einer fremden Sprache, die kein Lebender je zu verstehen vermochte. Der eiserne Griff um ihren Hals war durch nichts zu lockern, während die Worte immer eindringlicher wurden.
Ein Blitz fuhr direkt in den Garten des Hauses und der Donner erschütterte das Haus. Der Griff Marias lockerte sich schlagartig und auch Lydia erschlaffte. Beide lagen bewusstlos am Boden.

Am nächsten Tag wurden sie vom Koch, der sich über den Verbleib der drei wunderte, gefunden. Lydia und Maria konnten sich nur noch erinnern ins Bett gegangen zu sein. Madame Thessua wurde tot in ihrem Zimmer aufgefunden; Sie hatte bei dem Blitzeinschlag wohl einen Herzinfarkt erlitten. Lydia wurde an einen anderen Haushalt vermittelt, während Maria zu ihrer Familie zurück ging. Sie beide führten den Rest ihres Lebens ein normales Leben und keine von beiden erlebte je wieder einen Anfall von Besessenheit oder Ähnlichem.

Einige Jahre nach dem Tod der Madame Thessua übernahm eine gewisse Elia das Haus mit dem Versprechen, zukünftige Generationen vor weiterem Unheil zu bewahren. Wenig später brannte das Haus auf seine Grundmauern nieder, von Elia fehlt bis heute jede Spur.