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Letzter Film + Bewertung - Angst essen Seele auf
25.02.2014 um 13:35Angst essen Seele auf
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Cast: Brigitte Mira, El Hedi ben Salem
"Warum Du weinen" "Weil ich so glücklich bin und weil ich solche Angst habe" "Angst nix gut, Angst essen Seele auf". Ali sagt das der einsamen alten Emmi, als er erfährt welche Reaktionen sein Ankommen in Emmis deutscher Welt hervorgerufen hat. Nachbarn, der Lebensmittelhändler auf der Straßenecke, die Arbeitskollegen und sogar die drei erwachsenen Söhne Emmis zeigen mehr oder weniger subtil ihre tiefe Verachtung als sie erfahren dass Emmi ihre Zeit mit dem arabisch aussehenden Ali verbringt. Als sie dann verkündet zu heiraten wird sie aus der Gesellschaft ausgestoßen. Dieses Kunstwerk zeigt eindrucksvoll wie differenziert und analytisch man mit dem Thema umgehen kann.
Fassbinder zeigt Angst und Misstrauen in der Bevölkerung der Nachkriegszeit, die mit den ankommenden Gastarbeitern auf fruchtbaren Boden fällt. Dabei offenbart sich nicht der "Deutsche als ewiger Nazi" sondern Menschen in einem zerrütteten Land, einem erkaltetem Land, einem einsamen Land, die eine Nähe und Liebe suchen die gesellschaftlich geächtet ist. Auch an Emmi stellt man bald, nach dem sie sich ihre Liebe sicher weiss fest, dass sie sich nun auch Anerkennung der Gesellschaft wünscht, und sagt Ali ganz klar, dass sie keinen CousCous mag, das man so etwas in Deutschland nicht isst, und es deswegen nicht zubereiten wird. Als sich die Wogen geglättet haben, fängt sie an den starken Ali das ein oder andere Mal vorzuführen, seine Dienste anzubieten. Ali fühlt sich unwohl, geht wieder häufiger zur Wirtin Barbara um dort seinen Wunsch nach Intimität und Anerkennung zu erfüllen.
Hin und wieder fühlt man sich als Zuschauer in der Rolle der Gesellschaft, die mit dem Zeigefinger auf den Fremdgeher zeigt nach dem Motto "Wir wussten es doch", aber Emmi versteht mehr. Auch wenn Emmi nicht fehlerfrei ist, denn sie hat Ängste und Sorgen wie jeder Mensch, sie lässt sich blenden liebt und will geliebt werden wie alle, trotzdessen ist sie sehr reflektiert und hat einen großen Gerechtigkeitssinn. Ali gesteht, und Emmi verzeiht. Sie lassen sich nicht zu Projektionen einer kaputten Gesellschaft machen, sondern tanzen, wie schon beim ersten Mal ihren eigenen Tanz, und nicht den - den die Gesellschaft gerne sehen würde.
Beeindruckend tiefgehend, kraftvoll und ruhig ist dieses Stück Filmgeschichte in Szene gesetzt.
gesehen am 22.02.14
9/10
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Cast: Brigitte Mira, El Hedi ben Salem
"Warum Du weinen" "Weil ich so glücklich bin und weil ich solche Angst habe" "Angst nix gut, Angst essen Seele auf". Ali sagt das der einsamen alten Emmi, als er erfährt welche Reaktionen sein Ankommen in Emmis deutscher Welt hervorgerufen hat. Nachbarn, der Lebensmittelhändler auf der Straßenecke, die Arbeitskollegen und sogar die drei erwachsenen Söhne Emmis zeigen mehr oder weniger subtil ihre tiefe Verachtung als sie erfahren dass Emmi ihre Zeit mit dem arabisch aussehenden Ali verbringt. Als sie dann verkündet zu heiraten wird sie aus der Gesellschaft ausgestoßen. Dieses Kunstwerk zeigt eindrucksvoll wie differenziert und analytisch man mit dem Thema umgehen kann.
Fassbinder zeigt Angst und Misstrauen in der Bevölkerung der Nachkriegszeit, die mit den ankommenden Gastarbeitern auf fruchtbaren Boden fällt. Dabei offenbart sich nicht der "Deutsche als ewiger Nazi" sondern Menschen in einem zerrütteten Land, einem erkaltetem Land, einem einsamen Land, die eine Nähe und Liebe suchen die gesellschaftlich geächtet ist. Auch an Emmi stellt man bald, nach dem sie sich ihre Liebe sicher weiss fest, dass sie sich nun auch Anerkennung der Gesellschaft wünscht, und sagt Ali ganz klar, dass sie keinen CousCous mag, das man so etwas in Deutschland nicht isst, und es deswegen nicht zubereiten wird. Als sich die Wogen geglättet haben, fängt sie an den starken Ali das ein oder andere Mal vorzuführen, seine Dienste anzubieten. Ali fühlt sich unwohl, geht wieder häufiger zur Wirtin Barbara um dort seinen Wunsch nach Intimität und Anerkennung zu erfüllen.
Hin und wieder fühlt man sich als Zuschauer in der Rolle der Gesellschaft, die mit dem Zeigefinger auf den Fremdgeher zeigt nach dem Motto "Wir wussten es doch", aber Emmi versteht mehr. Auch wenn Emmi nicht fehlerfrei ist, denn sie hat Ängste und Sorgen wie jeder Mensch, sie lässt sich blenden liebt und will geliebt werden wie alle, trotzdessen ist sie sehr reflektiert und hat einen großen Gerechtigkeitssinn. Ali gesteht, und Emmi verzeiht. Sie lassen sich nicht zu Projektionen einer kaputten Gesellschaft machen, sondern tanzen, wie schon beim ersten Mal ihren eigenen Tanz, und nicht den - den die Gesellschaft gerne sehen würde.
Beeindruckend tiefgehend, kraftvoll und ruhig ist dieses Stück Filmgeschichte in Szene gesetzt.
gesehen am 22.02.14
9/10