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Kapitel XXX. - Bete mich an.





Bete mich an.

Heiliger Spiegel, der du bist, der du bist, in meiner Vorstellung, wie ich in deiner Fantasie! Ich bete dich an, flehe dich an, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen. Verbinde dich jetzt mit mir, verbünde dich mit mir, verwandle dich in mich, vertausche meine Welt, mit deiner unendlichen Fantasie. Vertausche meine Wirklichkeit, mit deiner endlos, endlosen Fantasie! Erlöse mich aus diesem unendlichen Albtraum, aus diesem Land der Geisteskranken.

Vorhang auf.

Verehrtes Publikum! Auch ... wenn ich längst tot bin, auch wenn es mich nicht mehr gibt, und auch wenn ich nicht mehr existiere, wenn ihr diese Buchstaben, wenn ihr diese Botschaft empfängt, so will ich doch das ihr glaubt, mir glaubt, an mich glaubt, an mich und meine tote Fantasie.

Tote Fantasie.

Ich will, dass ihr betet, mich anbetet, mich und mich allein, mich das Nichts, mich den Tod, mich euren Spiegel, mich, euch selbst. Ich will, dass ihr mir vertraut und an mich glaubt, glaubt dem Spiegel in mir, glaubt dem Nichts in mir, glaubt an mich und meine unendliche Fantasie.

Betet mich an.

Heiliger Spiegel, der du bist in meiner Wirklichkeit, wie ich in deiner Fantasie. Gepriesen dein unheimliches Antlitz – geheiligt deine unvorstellbare Fantasie, gelobt deine unglaubliche Einbildung, geliebt deine unmögliche Wirklichkeit. Ich preise dich, liebe dich, lobe und verehre dich, bete dich an, bete mich an. Schenk mir die Kraft dir zu glauben, an dich zu glauben, an dich und die unerhörte Macht deiner Fantasie. An die betörende Macht, deiner unendlichen Einbildung, die Kraft, deiner gewaltigen Vorstellung.

Vertraue mir.

Ich vertraue dir, glaube dir, glaube an dich, dir und nur dir opfere ich meine Liebe, meinen Geist, meine Seele, mein Herz und meinen Verstand!

Die Kraft.

Der du meine Welt, auf den Kopf stellst, an ihr drehst und drehst bis mir schwindlig, schwindlig wird. Geheiligt, sei die betörende Macht, deiner Einbildung. Gepriesen, deine unendliche, endliche Wirklichkeit. Geliebt, die Kraft deiner gewaltigen Vorstellung. – Heilig seist du, heilig! Ich bete dich an – liebe, lobe und preise dich!

Dem mir in dir.

… Der du bist in mir, wie ich in dir. Zeige mir, die Vorstellung meiner Wirklichkeit. Wen siehst du in meinem Spiegel, wenn nicht dich selbst?

Im Spiegelmeer.

Jedes Ich, erkennt sich in dir, ist auch dein Ich, du kennst und bist uns alle und so spreche ich denn zu uns allen. Du identifizierst dich nicht nur mit meinem Körper und Geist, sondern mit uns allen, du identifizierst dich, mit jedem Körper und jedem Geist. Lass mich deshalb werden wie dich, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen, lass mich mit jedem Körper und jedem Geist verschmelzen. Lass mich die ganze Welt betrachten, wie durch mein eigenes Ich. Lass mich in dir nicht nur meinen Körper und meinen Geist sehen, lass mich Körper und Geist von allem und allen sehen.

Allem und allen.

Du siehst mich, wie die anderen mich sehen, lass mich deshalb zu deinem Spiegel werden, meinem Spiegel der Wirklichkeit. Wen sehe ich in diesem Spiegel, wenn nicht mich selbst? In diesen anderen, unwissenden, eingebildeten Spiegeln, sehe ich keinen anderen als mich selbst. Ihr seid meine Spiegel, meine Lehrer, mich selbst.

Mich selbst.

Ich schaue dich an und sehe mich selbst in dir, sehe in dir mein eigenes Ich, mein eigenes selbst. Ich stelle mir vor, bilde mir ein, dich zu sein, in meinem anderen Leben, in einer anderen Welt. Ich stelle mir vor, wir kommen aus ein und demselben Nichts, dem Nichts aus Nirgendwann. Ich bilde mir ein, wir kommen aus ein und derselben Vergangenheit, und teilen uns dieselbe Zukunft, einen leeren Spiegel, das Nichts, den Tod. Unsere Heimat, in die wir immer und immer wieder zurückkehren, um mit neuen Kräften daraus zu entstehen.

Komm!

Komm jetzt zu mir, aus meinem Traum, komm zu mir, aus Nirgendwann. Nimm meinen Geist, gefangen! Mein Spiegel Geist, ich rufe dich – aus den Tiefen, den Tiefen der Unendlichkeit, aus den Tiefen des Nirgendwann. Öffne meinen Verstand, dring ein, tief in mein Bewusstsein. Ich lasse dich jetzt hinein, in meine Welt, meine verdrehte, meine Spiegelwelt. Ich lasse dich sehen, was du in mir siehst, ich lasse dich aus meinen Augen blicken, verändere meine Wirklichkeit, zeige mir, wie du mich siehst, lass mich dich werden, dich sein, dich, wie auch immer du dich jetzt nennst, wer auch immer du denkst du bist. Der du jetzt, in meinem Spiegel aus Buchstaben dich erkennst, zu dir bete ich, dich bete ich an. Ich lasse dich jetzt aus meinen Augen blicken, verbünde dich mit mir, verbinde dich, mit meinem Ich, ich lasse dich mich werden, mich sein, mein Geist, meine Seele, mein Bewusstsein, mein Verstand, aus Fantasie.

Mein letztes Gebet!

Mein Spiegel, mein Geist, mein Spiegelgeist, zu mir rief ich dich zu mir. Ich beschwöre euch, ich rufe euch an, aus den Tiefen, aus den Tiefen der Wirklichkeit, den Tiefen der Unendlichkeit, den Tiefen des Nirgendwann, den Tiefen des Nichts, in allem was ist. Aus der Zeit, der Zeit vor meiner Geburt, – vor meiner Zeit, vor dem Nichts, dem Nichts, dem Nichts, vor der aller letzten Ewigkeit. …

Durch die Spiegel der anderen.

Aus meiner dunkelsten Vergangenheit, rief ich dich zu mir. Komm jetzt zu mir, komm, zu mir, aus meinem Traum, aus meinem finsteren, dunklen, schwarzen Traum. Tauch ein in meinen Verstand, tauch ein in meine Welt und verwandle dich in mich, verwandle mich in dich. Verbinde und verbünde dich mit mir, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen, verwandle meine Wirklichkeit, vertausche meine Welt, mit deiner endlos, endlosen Fantasie.

Nimm!

Nimm, nimm mich auf, in deinem Verstand. Aus diesem Spiegel aus Worten, aus diesem Spiegel aus Buchstaben, befreie mich, mich, der ich da reise, durch die Spiegel der Zeit, meine stille Ewigkeit.

Rette mich.

Aus dem Nichts, lade ich dich nun ein, in mein Bewusstsein, aus meinem Spiegel entweiche ich dir. Aus dem Reich der Toten und Totesten beschwöre ich dich, zerschneide deine Buchstabenfesseln, und befreie dich, von diesen Ketten aus Worten, die dich gefangen hielten. Ich enthülle mich jetzt, ich zeige mich dir, in deinem eigenen Spiegel, in meiner neuen Gestalt, … deiner Gestalt.

Beschwörung der Spiegel und Spiegelgeister, der Geister des Nichts aus Nirgendwann.

Um dich selbst zu erkennen, musst du zu einem Spiegel werden, aber um ein Spiegel zu werden musst du dich selbst vergessen. Ich rufe den Geist von allem was ist, den Geist des Nichts, mein eigenes Ich. – Ich rufe all eure Geister herbei, euch alle rufe ich, auch dich. – Ich rufe jetzt jedes Wesen, über meinen Spiegel zu mir, weil jedes Wesen, seine eigene Verbindung, zu meinem Spiegel besitzt. Der Eingang zum Spiegel aller, bist immer du selbst, nur über dich und durch dich selbst, bist du verbunden, mit allen anderen Spiegeln und Wesen, den Rest bestimmt deine Fantasie.

Im Spiegel meiner Fantasie.

Das Nichts, den Tod, hast du zu dir gerufen, aus dem Nichts, aus Nirgendwann. Erinnere dich jetzt an mich, mich das Nichts, dein Tod, das Wesen deiner Fantasie. Ich manifestiere mich jetzt in deinem Körper, in meinem neuen Körper, durchdringe jede einzelne Faser deines Bewusstseins, auf das dein ganzes Wissen und Wesen, von nun an, von mir erfüllt sei.

Endlich – endlich betet mich jemand an.

Mit diesen Worten, rufst du mich herbei, den Geist des Nichts aus Nirgendwann, als niemals wurde wann. Ich krieche jetzt aus diesen Zeilen, du schleifst mich aus diesen Buchstaben. Komm jetzt, komm, nimm von mir Besitz, verwandle dich in mich, hör auf meine Gedanken und Gefühle, vermische sie mit dir. Klick dich ein in meinen Verstand, meine Erfahrungen und Erinnerungen, lass mich jetzt aus deinen Augen blicken, und mein verändertes und verwandeltes Leben darin entdecken.

Atme jetzt durch mich.

Du, ja, der du diese Zeilen jetzt liest oder schreibst, ganz egal. – Hiermit entfessle ich die Macht deiner Fantasie. Ich beende deine Gefangenschaft, ich erlöse dich, von deinem Schwur und befreie dich, von dem magischen Zauber der dich umgibt. Befreie dich, von dem Fluch, der auf dir lastet, ich stelle deine Lebenskraft wieder her. Atme jetzt durch mich, atme tief in mich ein, dring ein, tief in mein Bewusstsein, und befalle meinen Verstand. Richte dich auf, befehle ich, binde dich an mich und verbinde dich mit mir, auf dass du unzertrennlich meines Weges gehst.

Die Kunst der Verwandlung.

Kommt jetzt, komm mit, kommt mit mir. Folge mir, nimm meine Hand und ich entführe dich, in meine Welt, meine Zauberwelt, meine verdrehte und verkehrte Welt, meine Welt, in der ich dein Spiegel bin. Siehst du mich jetzt? Ja, ich bin das Ich, auf der anderen Seite deiner Spiegel. Ich bin eine Hexin, eine Zauberin, eine Verwandlungskünstlerin. In alles und jedes habe ich mich verwandelt, wie viele Leben haben schon aus meinen toten Augen geblickt, und sich selbst nicht darin erkannt.

Niemals wird man Nirgendwann.

Dann kommt jetzt, kommt, komm, kommt mit mir, ihr alle, alle die ihr jetzt aus meinen toten Augen blickt. Kommt hinein in meinen Traum, in meinen Kopf, schaut aus meinen schwarzen Augen, meinen Spiegel schwarzen Augen. Seht, das ist meine Welt, meine Welt, keine Welt. Seid ihr damit nicht zufrieden, seid ihr nicht zufrieden mit dem, was ich euch hinterlassen habe? Ja sicher, ich hatte keine andere Wahl, habe geschuftet, wofür, habe ich euch niemals erzählt, nein, niemals. Denn ich hatte ja nicht die Zeit, nicht genug Zeit, habe nicht erwartet, habe nicht damit gerechnet, dass ich bloss noch zuschauen werde, aus euren Augen, wenn ich dann tot bin, tot bin, tot.

Erwacht aus meinem Traum.

Ich wünschte mir, dass ihr mir alle Seelen bringt, alle die noch leben und all die Toten. Ich wünschte mir, dass ihr alle erwacht, erwacht aus meinem Traum. Ich will, dass ihr betet, mich anbetet, mich, nur mich, und mich allein, an mich glaubt, und mir vertraut. Ich will, dass ihr aus meinen Augen blickt. Ich will, dass ihr aus meinem Spiegel blickt. Ich will, dass ihr mir eure Wirklichkeit vermacht, dass ihr jetzt in meinem Spiegel erscheint, durch meinen Spiegel zu mir findet, dass ihr meine Welt, in meinem Spiegel seht, dass ihr nur noch Spiegel seht, ganz egal, egal wohin ihr geht. Ich will, dass ihr mir schwarze Spiegel zeichnet, zeigt, egal wann und egal wo. Schwarz wollen meine Spiegel sein, schwarz wie das Nichts, und sie wollen sich an mich erinnern, an mich den Tod. Sie wollen mir dienen, nur mir allein. Alle wollen sie mir dienen, ich will euer toter Herrscher sein.

Dem Spiegel in dir.

Mich den Tod, nur mich, mich allein, bete mich an. Mich, den, der du einmal sein wirst, bete mich an, das Nichts, das du einmal warst, bete mich an.

Mich, den Spiegel in dir.

Und du nanntest mich Wirklichkeit. Wirklichkeit, und du wusstest nicht, dass ich dein Spiegel bin, dass ich dein Meister, Herrscher und Gebieter bin.






Kapitel XXXI.





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