Taln.Reich
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Die Reise der TMSC Belgrad Teil 4: Ankunft am Ende des Beginns
27.04.2013 um 11:01Ich fürchte, ich muss mich erneut dafür entschuldigen, dass es solange dauerte, bis ihr wieder einen Beitrag von mir lesen konntet. Grund dafür ist zu einem gewissen Teil, dass ich, aufgrund meines laufenden Physikstudiums, nicht viel Zeit dafür hatte, diese letzte Fortsetzung der TMSC Belgrad-Reihe zu schreiben. Aber nun ist es vollbracht, und die Saga findet ihr Ende. Ich hoffe, sie hat euch gefallen.
Personenliste: http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad__personenliste
Was bisher geschah: http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_i_:_der_belgradv
http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_1:_der_belgradvor
http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_2:_die_reise_ins_n
http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_3:_der_erste_konta
... Fortsetzung:
3896, TMSC Belgrad, nahe der Thomas-Finney-Dyson-Spähre
Francois kam zu Besuch in das Exobiologie-Labor. "Und, schon irgendeine Vorstellung von unseren neuen Alien-Freunden, John?" John blickte auf von dem Hologramm zur vergleichenden Analyse zwischen aforanischer, struvanischer und menschlicher Zellchemie. "Nein, wie den auch ohne Fakten? Ich meine, ich habe in den über 23 Jahren seit unserem ersten Kontakt mit den Afori genug über Exobiologie gelernt, dass ich selbst in der menschlichen Hegemonie nicht nur unterrichten könnte, sondern einer der größten Experten wäre. Aber auch ich brauche irgendwelche Fakten, um zu spekulieren. Und so begeistert und begabt Jeremy auch sein mag, er kann auch keine Fakten aus dem Nichts zaubern." "Ja, ja, ja." sagte Francois beschwichtigend. "Ich hab ja verstanden, aber die Aliens wollen wohl nicht, dass wir wissen, wie sie aussehen." "Ich würde dich bitten, sie in Zukunft als 'die Älteren' zu bezeichnen, dass ist der Name, den ich ausgesucht habe. Erschien mir passend." "Also gut, heißen die eben 'die Älteren'. Fakt ist aber, dass wir morgen bei deren Dyson-Spähre halten, und wir nicht den blassesten Schimmer von ihnen haben. Ich meine, die Afori haben uns damals zwar Angst gemacht, aber wir wussten wenigstens, womit wir es zu tun hatten. Und das finde ich besorgniserregend." Es folgte ein kurzes Schweigen. "Und, wie läuft es in der Schiffspolitik?" wollte John wissen. "Jean ist immer noch sauer auf mich, auch nach all den Jahren." "Komisch, dabei warst gar nicht du es, der damals bei der Abstimmung den Ausschlag gab, sondern die erwachsenen Kinder, die die Belgrad als ihre Heimat betrachteten." John merkte an "Ich gebe zu, ich hätte damals auch noch nicht gedacht, dass es schon soviele waren. Außerdem" setzte John fort "hättest du mehr Grund, sauer auf ihn zu sein, wenn ich seine Reaktion von damals bedenke." Francois fuhr sich mit den Fingern über die, nie ganz gerade verheilte, Nase. "Damit hast du zwar Recht, aber so stehen die Dinge nunmal."
Heute war der große Tag, heute würden sie neben der Dyson-Sphäre halten und vielleicht Aliens treffen, die so hoch entwickelt waren, dass es das menschliche Vorstellungsvermögen sprengte. Und John Evans, Chef-Exobiologe der TMSC Belgrad, des Schiffes, das diesen Kontakt herstellen würde - mistete seinen Holoprojektor aus. Zwar zeigte der erst seit wenigen Wochen erste Anzeichen von Senilität (das diese Eingetreten war, wunderte John nicht, schließlich war er bereits beim vierten Pad und hatte jedesmal, wenn ein Pad voll gewesen war, dessen Speicher zum Holoprojektor transferiert), aber John wollte ihn so lange wie möglich nutzen können (schließlich dauerte es mit den Uralt-Replikatoren der Belgrad Stunden einen neuen zu produzieren), ganz abgesehen davon das John sich für die Kontaktaufnahme 100%ig auf seinen Holoprojektor verlassen können musste. John kam zu den tiefsten Speicherschichten, den, was auf Johns erstem Pad gespeichert worden war, bevor seine Reise begonnen hatte. Und dabei fand John etwas, dass er schon vergessen hatte. Ein Photo mit Susanne und ihm fröhlich lächeln, mit Vanessa im Vordergrund. Und zum ersten mal seit Jahren dachte zum ersten mal seit Jahren wieder an sein altes leben (Die Holomails hatte er, ohne nachdenken zu müssen, in den 'Behalten'-Ordner verschoben). Hatte er Susanne verraten, als er dafür gestimmt hatte, die Reise fortzusetzen? Nein, sagte er sich. Ob er 300 oder 1000 Jahre nach ihrem Tod zurückkehrte, welche Rolle spielte das? Hatte John aufgehört, Susanne zu lieben? Nein, er hatte sein Versprechen nicht gebrochen. Er hatte zwar lange nicht mehr ans sie gedacht, aber nie aufgehört, sie zu lieben. John flücsterte noch ein letztes mal "ich werde dich immer lieben" und verschob das Photo in den 'Behalten'-Ordner. Dann musste er daran denken, wie er sie damals kennen gelernt hatte. Es war während der Aufnahmeprüfung der Raumfahrtakademie gewesen, Susanne atte auf den Stuhl direkt neben John gesessen, und John hatte sich auf dem ersten Blick in sie verliebt. Wahrscheinlich war das mit einer der Gründe dafür gewesen, dass er die Prüfung damals vermasselt hatte, doch das war ihm egal gewesen, den er hatte Susanne gewonnen. Doch nun fragte sich John, wie sein Leben verlaufen wäre, wäre Susanne damals nicht das gewesen. Vielleicht wäre John Mitglied der Forschungsraumflotte geworden, und hätte vom schrecklichen Schicksal der Belgrad erst bei der Rückreise von einer interstellaren Expedition erfahren. John wäre mit Sicherheit ein anderer gewesen, doch wäre er glücklicher gewesen? John bezweifelte es. Dann sah John auf die Uhr, erkannte, dass es schon fast so weit war, und ging auf die Brücke.
John kam gerade noch rechtzeitig, Maurice, inzwischen Chefantriebstechnikerin, zählte vom Antriebskontrollraum inzwischen die Sekunden runter. "3...2...1...0!" Bei Null ging der Antrieb aus, und für einige Sekunden, bis die Rotationsschubdüsen das Raumschiff soweit in Drehung versetzt hatte, dass die Fliehkraft für künstliche Schwerkraft sorgte, herrschte Schwerelosigkeit. Nicht, dass das der Normalzustand wäre, aber die Konstrukteure des Schiffes hatten diesen Fall bedacht, und so konnten sich alle im Schiff an den, extra für die kurzen Phasen der Schwerelosigkeit vorhandenen, Haltestangen festhalten, um nicht unkontrollierbar durch den Raum zu schweben. Doch schließlich setzte die künstliche Schwerkraft ein, und die Besatzung stand wieder, jetzt an dem, was vorher die Wände waren. "Wir stehen." verkündete Maurice. Erwartungsvoll blickte die ganze Brückencrew zu dem Haupthologramm, der einen Ausschnitt der Dyson-Sphäre zeigte, den sie für eine Art Eintrittsluke hielten. Nichts passierte. "Tut sich was?" fragte Francois Finney, der sich, ausnahmsweise mal, aus dem Sensorkontrollraum auf die Brücke getraut hatte (Finney sah inzwischen mit seiner Glatze, seiner Brille und seiner gebückten Haltung locker 20 Jahre älter aus als der eigentlich ältere John - warum Finney nichts dagegen tat war John ein Rätsel. Wie so viele Eigenwilligkeiten Finneys.). "Nein, auf den Sensoren tut sich nichts. Jedenfalsl messen die Sensoren nichts." John war ziemlich überrascht, nicht darüber, was Finney gesagt hatte (John konnte von seinen Platz aus selbst die Sensorwerte sehen), sondern, wie John es gesagt hatte. John hatte Finney soeben zum ersten mal normal sprechen hören. "Vielleicht ist da niemand mehr, und wir müssen uns den Weg frei schießen." meinte Francois. John schüttelte den Kopf. "Also das halte ich für keine Gute Idee. Wer immer das hier gebaut hat, ist uns weit überlegen. Wir sollten keine Schritte unternehmen, die als aggressiv empfunden werden könnten. Zumindest nicht, bis wir alle Alternativen ausgeschöpft haben." "Na gut, John. Finney, senden sie!" "Was soll ich den senden?" erwiderte Finney. Francois kratzte sich am Kopf und dachte nach. "Was haben diese Aliens den damals gesendet?" fragte er nach einigen Minuten intensiven Nachdenkens. "Die ersten 124 Primzahlen." antwortete Finney. "Wieso eigentlich 124?" wandte John ein. Finney blickte ihn verwirrt an. "Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Es könnte sein, dass es deswegen ist, weil 124 die Summe von acht aufeinanderfolgenden Primzahlen ist, oder weil es das Produkt aus 4 und 31 ist, oder das Quadrat von 11,13552873 oder die Wurzel von 15376 oder..." Finney verfiel wieder in seine übliche Sprechweise. "Klappe zu Finney!" kam ihn, wie üblich wenn er dieser Sprechweise verfiel, entgegen. Francois fing als erster wieder an zu sprechen. "Ist es nicht völlig egal, warum sie diese Zahl gewählt haben? Sende es einfach zurück, und dann schauen wir mal, was passiert." Finney tippte in seinem Holointerface herum. "fertig." Noch immer passierte nichts. "Vielleicht haben die uns ja nicht gehört?" vermutete Francois. "Unmöglich. Finney hat mit maximaler Stärke gesendet. Selbst wenn deren Empfangsgeräte beim nächsten Stern sind, müssten die Älteren das empfangen haben." stellte John fest. "Was wohl heißt, dass da wirklich niemand ist, oder zumindest keine Radiowellen registrieren können. Wir sollten auf andere Weise auf uns Aufmerksam machen." schloss Francois, wobei John sich schon vorstellen konnte, woran Francois dabei dachte. "wie ich schon sagte, sollten wir erst alle Alternativen ausschöpfen." "Die da wären?" John dachte angestrengt nach. Warum war keine Reaktion erfolgt? Dann fiel in John der Groschen. "Vielleicht liegt es daran, dass wir einfach nur wiederholt haben? Eine einfache Wiederholung wirkt doch mehr oder weniger wie ein Automatismus. Vielleicht ist das eine Art Frage, und wir sollen antworten statt die Frage zu wiederholen?" John merkte, das Francois ihm nicht folgen konnte. Er wandte sich an Finney "Finney, du sagtest, 124 wäre die Summe von Acht aufeinanderfolgenden Primzahlen. Welche Zahl erhält man, wenn man die nächste Primzahl noch dazuadiert?" "155." meinte Finney aus dem Kopf heraus. "Dann sende, von der 124 Primzahl ausgehend die nächsten 155." Finney fing erneut an, im Holointerface herumzutippen. "Und wieso das?" fragte Francois verwirrt. "Ganz einfach, diese Reihe die wir senden, stellt in zweifacher Hinsicht eine Fortsetzung derjenigen da, die wir empfangen haben. Damit zeigen demonstrieren wir eine verstehende, nicht automatische Intelligenz." Finney fing an zu senden. Ein Zähler zählte herauf, wieivele der nachfolgenden Primzahlen bereits gesendet worden waren. John tat währenddessen so, als würde er auf das Haupthologramm, dass die Dyson-Sphäre zeigte, schauen. er erwartete nicht, dass irgendwas geschah, bevor nicht die ganze Sendung abgeschickt worden war. Doch just, als die 124 folgende Primzahl abgesandt worden war, tat sich plötzlich was. Als erstes flippte Finney buchstäblich aus. "Es tut sich was, ich kann es nicht beschreiben, aber alle Sensorwerte flippen aus, die reagieren tatsächlich, offenbar..." "Klappe zu, Finney!" kam es von der ganzen Brückencrew im Chor. Jetzt sah man schließlich, was passierte. Die Dyson-Sphäre öffnete sich. Vorher war keine Unregelmäßigkeit in der perfekten Kugelschale zu sehen gewesen, doch rasch wuchs ein Loch, das Problemlos ausreichte um die Belgrad hindurchzufliegen. "Bring uns da rein, ganz vorsichtig." sagte Francois zu seiner Tochter.
Die Älteren sprengten jede Klassifikation. Was die Belgrad-Delegation sah, waren bloß gelblich schimmerende, nahezu transparente und nur unscharf umrissene Wolken von etwas, dass wie Staub aussah, aber eindeutig keiner war. "Was ist das?" fragte Francois. "Ich weiß es nicht. Bei keiner der Evolutionssimulationen kam auch nur etwas annährend ähnliches heraus." antwortete Jeremy. Francois sah John an, der sich schon der Aussage seines Sohnes anschließen wollte. Er hatte in seinem Leben noch nie so etwas gesehen. Obwohl, in seinem alten Leben..."Ich glaube, ich habe etwas ähnliches schonmal gesehen." verkündete John tollkühn. "Wo?" fragte die ganze Delegation erstaunt. "Im Tempel der Lagrange-Gemeinschaft Omegas." erklärte John. "Was hast du den in einem Tempel gemacht? Du hast dir nie anmerken lassen, dass du ein religiöser Mensch bist." meinte Francois. "Bin ich auch nicht, aber mein Vater war es. zwar in einer dieser monotheistischen Sekten, aber als er gemerkt hat, dass er damit bei mir nicht landen kann, hat er mich zu allen möglichen religiösen Gruppierungen geschleppt, damit ich wenigstens eine davon annehme. Hat natürlich nicht funktioniert." John kam mit einem Blick auf die Älteren zum Thema zurück. "Jedenfalls sehen die Älteren ziemlich genauso aus, wie Omega, wen er sich nicht gerade in seiner menschlichen Form manifestiert." "Okay, Okay." sagte Francois. "Und was ist dieser Omega jetzt den nun?" "ein...Kompendium von Nanomaschinen, die zusammen ein Wesen von sehr großer Macht ergeben. Und die Omeganer glauben, dass das ausreicht, um dieses Wesen dann als Gottheit zu verehren." Francois nickt verstehend. "Dann sind die Älteren also, ähnlich wie dieser Omega, Schwärme von Nanomaschinen?" John wollte schon antworten "vermutlich", doch die Älteren kamen ihm zuvor "Ja, genau das sind wir. Ehemals Biologische Lebensformen, die sich zur höchsten Stufe der Evolution, dem Dasein als Schwarm mikroskopisch kleiner Mechanismen weiterentwickelt hat. Eine Stufe, die eurer immer noch jungen Zivilisation erst noch bevorsteht." "an Selbstvertrauen mangelt es denen aber so gar nicht" raunzte Francois, wodurch John sich zumindest sicher war, sich die Stimme nicht eingebildet zu haben, obwohl er sich nicht im konventionellen Sinne wirklich mit den Ohren gehört hatte. "Ihr..sprecht unsere Sprache?" fragte Jeremy vorsichtig. "Das ist nicht nötig." kam es zur Antwort in Johns Kopf. "Wir reizen direkt die Gehirnzentren, die für das erkennen und verarbeiten von Sprache zuständig sind." Für einen Moment blitzte in Johns Kopf das Wissen darüber auf, wie das genau funktionierte, doch bevor er sich einzelheiten einprägen konnte, war es schon wieder weg. "Mir gefällt es nicht, dass die in meinen Kopf herumspuken." maulte Francois. "keine Sorge" betonte der Alien "es werden keine Änderungen zurückbleiben, und wir werden eure Gedanken nicht lesen." John hatte das merkwürdige Gefühl, diesem Versprechen vertrauen zu können, doch als er sich klar machte, dass dieses Gefühl womöglich ebenso erzeugt wurde wie die Stimme, gewann er seine Skepsis zurück. "Und nun" tönten die Aliens in den Köpfen der Delegation "lasst uns zum Geschäftlichen kommen."
Die Älteren waren bereit, ihre unglaubliche Technologie (schon die Namen klangen Phantastisch) mit der Menschheit zu teilen, wenn diese dafür versprach, in Erinnerung an die Älteren ein Denkmal zu bauen, dass in der gesammten Galaxie zu sehen sein sollte. "Wieso?" fragte Francois, der als Verhandlungsführer der Delegation fungierte. "Wieso wir unsere Technologie mit euch teilen? Oder wieso wir ein Denkmal wollen?" projizierte der Alien in die Köpfe der Delegation. "Ja." sagte Francois lediglich. Der Alien schickte seiner Erklärung etwas vorraus, dass beim Menschen am ehesten dem Atemholen vor einer langen Erläuterung entsprach. "Was ersteres angeht, so sei nur gesagt, dass wir uns in euch wiedererkennen. Ihr Menschen habt viel Ähnlichkeit mit dem, was wir früher waren. Zwar nicht äußerlich" vor Johns inneren Auge tauchte das Bild eines unglaublich fremdartigen, aber wahrscheinlich dennoch nach den klassischen Kriterien klassifizierbaren, Wesens auf. Doch bevor John auch nur die gröbsten Kriterien hätte beurteilen können, war es schon wieder weg. "aber innerlich." hatte der Alien gesagt, und setzte nach kurzer Pause seine Erläuterung fort. "Zweiteres ist schwieriger zu erklären. Ich werde ess dennoch versuchen. Vor Millionen von Jahren, während unserer Blütezeit, beherrschten wir die gesamte Galaxie, waren die Herren über Zeit und Raum. Wir vollbrachten Dinge, die selbst einige hochentwickelte interstellare Zivilisationen für unmöglich hielten. Das alles ist nun vorbei." "Was ist passiert?" fragte John. "Der allgemeine Gang des Universums. Nichts ist ewig, nicht der größte Stern, und nicht das massivste schwarze Loch. Nicht das größte Imperium und nichts das größte Chaos. Nicht die größte Blütezeit und nicht das schlimmste dunkle Zeitalter. Auch das ist eine Erkenntnis, die ihr Menschen erst begreifen müsst." Francois indes bezog sich auf d3en zweiten Teil der Erklärung. "Ihr wollt also, das man eurer Blütezeit gedenkt? In Ordnung, wir haben nichts dagegen. Wir senden also einen Funkspruch nach Sol, mit den Bauplänen eurer Technologie und der Bitte um diesen Gedenkbau. Doch was wird aus uns, der Belgrad-Besatzung?" "Das ist kein Problem. Zwar haben wir die Technologie für überlichtschnelles Reisen nicht in der Liste, aber nicht weil wir diese nicht hätten, sondern weil es zu gefährlich ist. Eine Junge und unerfahrene Zivilisation - und das umfasst in dieser Hinsicht mehrere Jahrzehntausende interstellarer Raumfahrt - könnte sich damit allzu leicht selbst aus der Geschichte löschen." "Aber ihr könnt uns gefahrlos mit einem Überlicht-Sprung nach Hause schicken?" Harkte Francois nach. Der Alien sagte schlicht "Ja." "Gut." meinte Francois. "Dann sieht das Angebot also so aus: ihr gebt uns die Pläne für all diese Technologien und schickt uns mit einem Sprung nach Hause, und dafür setzen wir uns dafür ein, dass man dieses Denkmal baut." "Einverstanden." sagte der Alien. John allerdings hatte seine Bedenken. "Vielleicht sollten wir erst die ganze Besatzung fragen. Womöglich wollen die meisten gar nicht mehr nach Sol."
John hatte mit seinen Bedenken völlig recht gehabt. Schon Francois schaffte es kaum, die Heimkehroption ausreichend positiv darzustellen. "Aber genau dafür sind wir doch hier hergeflogen!" rief er, in einen, wenig überzeugenden Versuch, für die Heimkehr zu argumentieren. Die versammelte Besatzung, die inzwischen Mehrheitlich aus Personen bestand, die erst nach dem Verlassen des Solsystems geboren waren, nahm diesen halbherzigen Versuch mit Schweigen auf. Francois sah sich schweigend um. "Okay, ich begreife meinen Fehler. Ihr wollt gar nicht mehr nach Sol, die Heimat, dass ist für euch die TMSC Belgrad. Ich gebe zu, ich denke eigentlich ähnlich. Ich wollte nur ausloten, wie die Stimmung ist." Damit wirkte er nicht sehr überzeugend. Dann betrat Jean plötzlich den Versammlungsraum. "Hast du es immer noch nicht verstanden, Francois? Zuhause heißt jetzt Belgrad. Das habe ich bei der letzten Vollversammlung gelernt." Francois war sprachlos, und Jean nahm das Mikrophon an sich. "Ich verstehe, warum ihr nicht nach Sol wollt.n Wir alle" Jean machte eine Geste, die alle Versammelten einschloss "haben entweder einen Großteil unseres oder unser ganzes Leben hier verbracht. Selbst für die älteren von Uns ist Sol nur noch eine ferne Erinnerung." Jean sah jeden einzelnen an. "Und wie wird sich das erst umgekehrt darstellen? Während wir bei den Afori waren, hatten die bei Sol 10 Jahre Zeit, um uns einzuholen. 10 Jahre, passiert ist nichts. Das sagt mir, man hat uns vergessen. Wer wären wir den, wenn wir jetzt zurückkehren würden? Irgendwelche Prähistorischen Gestalten, die zufällig etwas durch das Universum getingelt sind." Jean machte eine Pause, und übergab das Mikrophon an Francois, der nur noch sagte "wer für den Überlichtsprung nach Sol ist, soll sich Links, wer für den weiterflug ins All ist Rechts aufstellen." John ging nach Rechts, ebenso die beiden Remy's, Finney, Christine und Hoshi. Und dann folgte, einer nach dem anderen, die ganze Besatzung. "Ich glaube, du musst bald wieder ein neues Reiseziel raussuchen." sagte John zu Finney, während er etwas sah, das er nie für möglich gehalten hatte. Francois und Jean umarmten sich brüderlich, nach Jahrzehnten des Streits hatten sie sich endlich vertragen.
Als schließlich bekannt gegeben wurde, dass sich die gesamte Besatzung einstimmig dafür entschlossen hatte, nicht mit einem Überlichtsprung zurückzukehren, meinte Francois zu John "Ich schätze, die Älteren werden sich den Überlichtsprung sparen können." "Heißt dass, du lässt sie billiger davon kommen?" "Aber nein! Dafür knöpfe ich ihnen eine dieser Trägheitsunterdrückungsanlagen ab."
"Ist die Trägheitsunterdrückungsanlage bereit?" fragte Jean Maurice von der Brücke. "Bereit und geprüft bis eine millionen G. Und dabei werden unsere Triebwerke nur normal belastet, und wir werden auch nur ein G spüren." antwortete sie. "Wie lange werden wior brauchen?" fragte Jean, worraufhin man von Maurice nur noch hörte, wie sie auf der Taschenrechnerfunktion ihres Kommunikators hin- und hertippte. Finney antwortete, nach kurzen Kopfrechnen "20 Minuten für uns, über 200 Jahre für den Rest des Universums." "Wow." sagten Jean und John gleichzeitig, was sie schmunzeln ließ. Indes hatte auch Maurice das Ergebnis raus. "20 Minuten, Finney hat recht. Wie könnte es auch anders sein." sagte sie vom Antriebskontrollraum aus. "Okay." sagte Jean. "Dann wollen wir mal." Langsam wendete die Belgrad, bis sie mit dem Heck zur Dyson-Sphäre stand. Und dann wurde der Antrieb, größer als alles, was die Menschheit zum Zeitpunkt der Abreise der Belgrad hingekriegt hätte, wurde so schnell kleiner wie eine Murmel, die man sich erst dicht vors Auge hält und dann mit voller Kraft wegwirft. '20 Minuten' dachte John, 'genug Zeit, für einen Abstecher in den Antriebskontrollraum.'
Epilog
John betrat, anders als sonst in den Museumstechniker-Overall (natürlich war es nicht derselbe, den John bei der Abreise getragen hatte) gekleidet den Antriebskontrollraum. Maurice war gerade abwesend, sodass John sich gut vorstellen konnte, dass die gesamte Reise der TMSC Belgrad nichts als ein Traum gewesen wäre, und gleich der andere, der helfen sollte den Hauptantrieb trocken zu legen, eintreffen würde. Es sah sogar alles aus, wie früher. John glaubte sogar schon, dass Parfüm von Susanne, von dessen Duft sich damals bei ihrer letzten Umarmung ein winziger Teil übertragen hatte, zu riechen. Und dann kam auch der andere. John drehte sich um, doch es war Maurice. "Kann ich dir helfen?" fragte sie.n "Nein." sagte John, und schalte sich innerlich einen Narren. Er war schon deutlich älter als damals, schon bald würde er seinen 60. Geburtstag - natürlich nach Eigenzeit gemessen - feiern. Damals war er, nach seinen heutigen Maßstäben, ein Kind gewesen, nur wenige Jahre älter als Jeremy jetzt. Die Belgrad ist zu Johns Leben geworden, und wenn er eines Tages sterben würde, würde man ihn wohl eher ls John, den Antriebstechniker oder John, den Exobiologen in Erinnerung halten, als als John, den Museumstechniker. Und doch, John fragte sich, was gewesen wäre, wäre die Belgrad nie verschwunden. Er sah ihn fast vor sich, den anderen John, der nie aus seinen Leben gerissen worden war. Er wäre von TSS-6 auf TSS-7 umgezogen, hätte noch viele Raumschiffe für das Museum trockengelegt hätte bestimmt noch sehr oft Susanne geliebt und den Sohn (in Johns Vorstellung sah er aus wie Jeremy) großgezogen, und hätte versucht, den Krieg (über den die Belgrad-Besatzung nur schehmenhaft Bescheid wusste) über sich hinwegschwappen zu lassen. Kurz gesagt: sein Leben wäre in sehr viel geordneteren Bahnen verlaufen. Doch wenn er die Chance hätte, mit dem anderen John Evans zu tauschen, würde er es tun? Darüber brauchte John erst gar nicht nachzudenken. "Nein, alles ist gut." wiederholte John.
Ende
Diese Woche stehe ich bei 130 Din-4-Seiten bzw. 260 Buchseiten für Kapitel 5, also 1117 Din-4-Seiten bzw. 2234 Buchseiten für den Gesamtroman. Dies stellt gegenüber dem letzten Beitrag vom 1. September letzten Jahres ein Wachstum um 57 Din-4 bzw. 114 Buchseiten da, was, wenn man es auf das Wachstum pro Woche runterbricht knapp 1,7 Din-4 bzw. 3,45 Buchseiten wären, was, wie man erwarten kann, ein ziemlich schwaches Wachstum ist. Ich hoffe aber, in Zukunft mehr zu schaffen, und regelmäßiger zu schreiben.
Personenliste: http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad__personenliste
Was bisher geschah: http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_i_:_der_belgradv
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http://www.allmystery.de/blogs/taln.reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_3:_der_erste_konta
... Fortsetzung:
3896, TMSC Belgrad, nahe der Thomas-Finney-Dyson-Spähre
Francois kam zu Besuch in das Exobiologie-Labor. "Und, schon irgendeine Vorstellung von unseren neuen Alien-Freunden, John?" John blickte auf von dem Hologramm zur vergleichenden Analyse zwischen aforanischer, struvanischer und menschlicher Zellchemie. "Nein, wie den auch ohne Fakten? Ich meine, ich habe in den über 23 Jahren seit unserem ersten Kontakt mit den Afori genug über Exobiologie gelernt, dass ich selbst in der menschlichen Hegemonie nicht nur unterrichten könnte, sondern einer der größten Experten wäre. Aber auch ich brauche irgendwelche Fakten, um zu spekulieren. Und so begeistert und begabt Jeremy auch sein mag, er kann auch keine Fakten aus dem Nichts zaubern." "Ja, ja, ja." sagte Francois beschwichtigend. "Ich hab ja verstanden, aber die Aliens wollen wohl nicht, dass wir wissen, wie sie aussehen." "Ich würde dich bitten, sie in Zukunft als 'die Älteren' zu bezeichnen, dass ist der Name, den ich ausgesucht habe. Erschien mir passend." "Also gut, heißen die eben 'die Älteren'. Fakt ist aber, dass wir morgen bei deren Dyson-Spähre halten, und wir nicht den blassesten Schimmer von ihnen haben. Ich meine, die Afori haben uns damals zwar Angst gemacht, aber wir wussten wenigstens, womit wir es zu tun hatten. Und das finde ich besorgniserregend." Es folgte ein kurzes Schweigen. "Und, wie läuft es in der Schiffspolitik?" wollte John wissen. "Jean ist immer noch sauer auf mich, auch nach all den Jahren." "Komisch, dabei warst gar nicht du es, der damals bei der Abstimmung den Ausschlag gab, sondern die erwachsenen Kinder, die die Belgrad als ihre Heimat betrachteten." John merkte an "Ich gebe zu, ich hätte damals auch noch nicht gedacht, dass es schon soviele waren. Außerdem" setzte John fort "hättest du mehr Grund, sauer auf ihn zu sein, wenn ich seine Reaktion von damals bedenke." Francois fuhr sich mit den Fingern über die, nie ganz gerade verheilte, Nase. "Damit hast du zwar Recht, aber so stehen die Dinge nunmal."
Heute war der große Tag, heute würden sie neben der Dyson-Sphäre halten und vielleicht Aliens treffen, die so hoch entwickelt waren, dass es das menschliche Vorstellungsvermögen sprengte. Und John Evans, Chef-Exobiologe der TMSC Belgrad, des Schiffes, das diesen Kontakt herstellen würde - mistete seinen Holoprojektor aus. Zwar zeigte der erst seit wenigen Wochen erste Anzeichen von Senilität (das diese Eingetreten war, wunderte John nicht, schließlich war er bereits beim vierten Pad und hatte jedesmal, wenn ein Pad voll gewesen war, dessen Speicher zum Holoprojektor transferiert), aber John wollte ihn so lange wie möglich nutzen können (schließlich dauerte es mit den Uralt-Replikatoren der Belgrad Stunden einen neuen zu produzieren), ganz abgesehen davon das John sich für die Kontaktaufnahme 100%ig auf seinen Holoprojektor verlassen können musste. John kam zu den tiefsten Speicherschichten, den, was auf Johns erstem Pad gespeichert worden war, bevor seine Reise begonnen hatte. Und dabei fand John etwas, dass er schon vergessen hatte. Ein Photo mit Susanne und ihm fröhlich lächeln, mit Vanessa im Vordergrund. Und zum ersten mal seit Jahren dachte zum ersten mal seit Jahren wieder an sein altes leben (Die Holomails hatte er, ohne nachdenken zu müssen, in den 'Behalten'-Ordner verschoben). Hatte er Susanne verraten, als er dafür gestimmt hatte, die Reise fortzusetzen? Nein, sagte er sich. Ob er 300 oder 1000 Jahre nach ihrem Tod zurückkehrte, welche Rolle spielte das? Hatte John aufgehört, Susanne zu lieben? Nein, er hatte sein Versprechen nicht gebrochen. Er hatte zwar lange nicht mehr ans sie gedacht, aber nie aufgehört, sie zu lieben. John flücsterte noch ein letztes mal "ich werde dich immer lieben" und verschob das Photo in den 'Behalten'-Ordner. Dann musste er daran denken, wie er sie damals kennen gelernt hatte. Es war während der Aufnahmeprüfung der Raumfahrtakademie gewesen, Susanne atte auf den Stuhl direkt neben John gesessen, und John hatte sich auf dem ersten Blick in sie verliebt. Wahrscheinlich war das mit einer der Gründe dafür gewesen, dass er die Prüfung damals vermasselt hatte, doch das war ihm egal gewesen, den er hatte Susanne gewonnen. Doch nun fragte sich John, wie sein Leben verlaufen wäre, wäre Susanne damals nicht das gewesen. Vielleicht wäre John Mitglied der Forschungsraumflotte geworden, und hätte vom schrecklichen Schicksal der Belgrad erst bei der Rückreise von einer interstellaren Expedition erfahren. John wäre mit Sicherheit ein anderer gewesen, doch wäre er glücklicher gewesen? John bezweifelte es. Dann sah John auf die Uhr, erkannte, dass es schon fast so weit war, und ging auf die Brücke.
John kam gerade noch rechtzeitig, Maurice, inzwischen Chefantriebstechnikerin, zählte vom Antriebskontrollraum inzwischen die Sekunden runter. "3...2...1...0!" Bei Null ging der Antrieb aus, und für einige Sekunden, bis die Rotationsschubdüsen das Raumschiff soweit in Drehung versetzt hatte, dass die Fliehkraft für künstliche Schwerkraft sorgte, herrschte Schwerelosigkeit. Nicht, dass das der Normalzustand wäre, aber die Konstrukteure des Schiffes hatten diesen Fall bedacht, und so konnten sich alle im Schiff an den, extra für die kurzen Phasen der Schwerelosigkeit vorhandenen, Haltestangen festhalten, um nicht unkontrollierbar durch den Raum zu schweben. Doch schließlich setzte die künstliche Schwerkraft ein, und die Besatzung stand wieder, jetzt an dem, was vorher die Wände waren. "Wir stehen." verkündete Maurice. Erwartungsvoll blickte die ganze Brückencrew zu dem Haupthologramm, der einen Ausschnitt der Dyson-Sphäre zeigte, den sie für eine Art Eintrittsluke hielten. Nichts passierte. "Tut sich was?" fragte Francois Finney, der sich, ausnahmsweise mal, aus dem Sensorkontrollraum auf die Brücke getraut hatte (Finney sah inzwischen mit seiner Glatze, seiner Brille und seiner gebückten Haltung locker 20 Jahre älter aus als der eigentlich ältere John - warum Finney nichts dagegen tat war John ein Rätsel. Wie so viele Eigenwilligkeiten Finneys.). "Nein, auf den Sensoren tut sich nichts. Jedenfalsl messen die Sensoren nichts." John war ziemlich überrascht, nicht darüber, was Finney gesagt hatte (John konnte von seinen Platz aus selbst die Sensorwerte sehen), sondern, wie John es gesagt hatte. John hatte Finney soeben zum ersten mal normal sprechen hören. "Vielleicht ist da niemand mehr, und wir müssen uns den Weg frei schießen." meinte Francois. John schüttelte den Kopf. "Also das halte ich für keine Gute Idee. Wer immer das hier gebaut hat, ist uns weit überlegen. Wir sollten keine Schritte unternehmen, die als aggressiv empfunden werden könnten. Zumindest nicht, bis wir alle Alternativen ausgeschöpft haben." "Na gut, John. Finney, senden sie!" "Was soll ich den senden?" erwiderte Finney. Francois kratzte sich am Kopf und dachte nach. "Was haben diese Aliens den damals gesendet?" fragte er nach einigen Minuten intensiven Nachdenkens. "Die ersten 124 Primzahlen." antwortete Finney. "Wieso eigentlich 124?" wandte John ein. Finney blickte ihn verwirrt an. "Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Es könnte sein, dass es deswegen ist, weil 124 die Summe von acht aufeinanderfolgenden Primzahlen ist, oder weil es das Produkt aus 4 und 31 ist, oder das Quadrat von 11,13552873 oder die Wurzel von 15376 oder..." Finney verfiel wieder in seine übliche Sprechweise. "Klappe zu Finney!" kam ihn, wie üblich wenn er dieser Sprechweise verfiel, entgegen. Francois fing als erster wieder an zu sprechen. "Ist es nicht völlig egal, warum sie diese Zahl gewählt haben? Sende es einfach zurück, und dann schauen wir mal, was passiert." Finney tippte in seinem Holointerface herum. "fertig." Noch immer passierte nichts. "Vielleicht haben die uns ja nicht gehört?" vermutete Francois. "Unmöglich. Finney hat mit maximaler Stärke gesendet. Selbst wenn deren Empfangsgeräte beim nächsten Stern sind, müssten die Älteren das empfangen haben." stellte John fest. "Was wohl heißt, dass da wirklich niemand ist, oder zumindest keine Radiowellen registrieren können. Wir sollten auf andere Weise auf uns Aufmerksam machen." schloss Francois, wobei John sich schon vorstellen konnte, woran Francois dabei dachte. "wie ich schon sagte, sollten wir erst alle Alternativen ausschöpfen." "Die da wären?" John dachte angestrengt nach. Warum war keine Reaktion erfolgt? Dann fiel in John der Groschen. "Vielleicht liegt es daran, dass wir einfach nur wiederholt haben? Eine einfache Wiederholung wirkt doch mehr oder weniger wie ein Automatismus. Vielleicht ist das eine Art Frage, und wir sollen antworten statt die Frage zu wiederholen?" John merkte, das Francois ihm nicht folgen konnte. Er wandte sich an Finney "Finney, du sagtest, 124 wäre die Summe von Acht aufeinanderfolgenden Primzahlen. Welche Zahl erhält man, wenn man die nächste Primzahl noch dazuadiert?" "155." meinte Finney aus dem Kopf heraus. "Dann sende, von der 124 Primzahl ausgehend die nächsten 155." Finney fing erneut an, im Holointerface herumzutippen. "Und wieso das?" fragte Francois verwirrt. "Ganz einfach, diese Reihe die wir senden, stellt in zweifacher Hinsicht eine Fortsetzung derjenigen da, die wir empfangen haben. Damit zeigen demonstrieren wir eine verstehende, nicht automatische Intelligenz." Finney fing an zu senden. Ein Zähler zählte herauf, wieivele der nachfolgenden Primzahlen bereits gesendet worden waren. John tat währenddessen so, als würde er auf das Haupthologramm, dass die Dyson-Sphäre zeigte, schauen. er erwartete nicht, dass irgendwas geschah, bevor nicht die ganze Sendung abgeschickt worden war. Doch just, als die 124 folgende Primzahl abgesandt worden war, tat sich plötzlich was. Als erstes flippte Finney buchstäblich aus. "Es tut sich was, ich kann es nicht beschreiben, aber alle Sensorwerte flippen aus, die reagieren tatsächlich, offenbar..." "Klappe zu, Finney!" kam es von der ganzen Brückencrew im Chor. Jetzt sah man schließlich, was passierte. Die Dyson-Sphäre öffnete sich. Vorher war keine Unregelmäßigkeit in der perfekten Kugelschale zu sehen gewesen, doch rasch wuchs ein Loch, das Problemlos ausreichte um die Belgrad hindurchzufliegen. "Bring uns da rein, ganz vorsichtig." sagte Francois zu seiner Tochter.
Die Älteren sprengten jede Klassifikation. Was die Belgrad-Delegation sah, waren bloß gelblich schimmerende, nahezu transparente und nur unscharf umrissene Wolken von etwas, dass wie Staub aussah, aber eindeutig keiner war. "Was ist das?" fragte Francois. "Ich weiß es nicht. Bei keiner der Evolutionssimulationen kam auch nur etwas annährend ähnliches heraus." antwortete Jeremy. Francois sah John an, der sich schon der Aussage seines Sohnes anschließen wollte. Er hatte in seinem Leben noch nie so etwas gesehen. Obwohl, in seinem alten Leben..."Ich glaube, ich habe etwas ähnliches schonmal gesehen." verkündete John tollkühn. "Wo?" fragte die ganze Delegation erstaunt. "Im Tempel der Lagrange-Gemeinschaft Omegas." erklärte John. "Was hast du den in einem Tempel gemacht? Du hast dir nie anmerken lassen, dass du ein religiöser Mensch bist." meinte Francois. "Bin ich auch nicht, aber mein Vater war es. zwar in einer dieser monotheistischen Sekten, aber als er gemerkt hat, dass er damit bei mir nicht landen kann, hat er mich zu allen möglichen religiösen Gruppierungen geschleppt, damit ich wenigstens eine davon annehme. Hat natürlich nicht funktioniert." John kam mit einem Blick auf die Älteren zum Thema zurück. "Jedenfalls sehen die Älteren ziemlich genauso aus, wie Omega, wen er sich nicht gerade in seiner menschlichen Form manifestiert." "Okay, Okay." sagte Francois. "Und was ist dieser Omega jetzt den nun?" "ein...Kompendium von Nanomaschinen, die zusammen ein Wesen von sehr großer Macht ergeben. Und die Omeganer glauben, dass das ausreicht, um dieses Wesen dann als Gottheit zu verehren." Francois nickt verstehend. "Dann sind die Älteren also, ähnlich wie dieser Omega, Schwärme von Nanomaschinen?" John wollte schon antworten "vermutlich", doch die Älteren kamen ihm zuvor "Ja, genau das sind wir. Ehemals Biologische Lebensformen, die sich zur höchsten Stufe der Evolution, dem Dasein als Schwarm mikroskopisch kleiner Mechanismen weiterentwickelt hat. Eine Stufe, die eurer immer noch jungen Zivilisation erst noch bevorsteht." "an Selbstvertrauen mangelt es denen aber so gar nicht" raunzte Francois, wodurch John sich zumindest sicher war, sich die Stimme nicht eingebildet zu haben, obwohl er sich nicht im konventionellen Sinne wirklich mit den Ohren gehört hatte. "Ihr..sprecht unsere Sprache?" fragte Jeremy vorsichtig. "Das ist nicht nötig." kam es zur Antwort in Johns Kopf. "Wir reizen direkt die Gehirnzentren, die für das erkennen und verarbeiten von Sprache zuständig sind." Für einen Moment blitzte in Johns Kopf das Wissen darüber auf, wie das genau funktionierte, doch bevor er sich einzelheiten einprägen konnte, war es schon wieder weg. "Mir gefällt es nicht, dass die in meinen Kopf herumspuken." maulte Francois. "keine Sorge" betonte der Alien "es werden keine Änderungen zurückbleiben, und wir werden eure Gedanken nicht lesen." John hatte das merkwürdige Gefühl, diesem Versprechen vertrauen zu können, doch als er sich klar machte, dass dieses Gefühl womöglich ebenso erzeugt wurde wie die Stimme, gewann er seine Skepsis zurück. "Und nun" tönten die Aliens in den Köpfen der Delegation "lasst uns zum Geschäftlichen kommen."
Die Älteren waren bereit, ihre unglaubliche Technologie (schon die Namen klangen Phantastisch) mit der Menschheit zu teilen, wenn diese dafür versprach, in Erinnerung an die Älteren ein Denkmal zu bauen, dass in der gesammten Galaxie zu sehen sein sollte. "Wieso?" fragte Francois, der als Verhandlungsführer der Delegation fungierte. "Wieso wir unsere Technologie mit euch teilen? Oder wieso wir ein Denkmal wollen?" projizierte der Alien in die Köpfe der Delegation. "Ja." sagte Francois lediglich. Der Alien schickte seiner Erklärung etwas vorraus, dass beim Menschen am ehesten dem Atemholen vor einer langen Erläuterung entsprach. "Was ersteres angeht, so sei nur gesagt, dass wir uns in euch wiedererkennen. Ihr Menschen habt viel Ähnlichkeit mit dem, was wir früher waren. Zwar nicht äußerlich" vor Johns inneren Auge tauchte das Bild eines unglaublich fremdartigen, aber wahrscheinlich dennoch nach den klassischen Kriterien klassifizierbaren, Wesens auf. Doch bevor John auch nur die gröbsten Kriterien hätte beurteilen können, war es schon wieder weg. "aber innerlich." hatte der Alien gesagt, und setzte nach kurzer Pause seine Erläuterung fort. "Zweiteres ist schwieriger zu erklären. Ich werde ess dennoch versuchen. Vor Millionen von Jahren, während unserer Blütezeit, beherrschten wir die gesamte Galaxie, waren die Herren über Zeit und Raum. Wir vollbrachten Dinge, die selbst einige hochentwickelte interstellare Zivilisationen für unmöglich hielten. Das alles ist nun vorbei." "Was ist passiert?" fragte John. "Der allgemeine Gang des Universums. Nichts ist ewig, nicht der größte Stern, und nicht das massivste schwarze Loch. Nicht das größte Imperium und nichts das größte Chaos. Nicht die größte Blütezeit und nicht das schlimmste dunkle Zeitalter. Auch das ist eine Erkenntnis, die ihr Menschen erst begreifen müsst." Francois indes bezog sich auf d3en zweiten Teil der Erklärung. "Ihr wollt also, das man eurer Blütezeit gedenkt? In Ordnung, wir haben nichts dagegen. Wir senden also einen Funkspruch nach Sol, mit den Bauplänen eurer Technologie und der Bitte um diesen Gedenkbau. Doch was wird aus uns, der Belgrad-Besatzung?" "Das ist kein Problem. Zwar haben wir die Technologie für überlichtschnelles Reisen nicht in der Liste, aber nicht weil wir diese nicht hätten, sondern weil es zu gefährlich ist. Eine Junge und unerfahrene Zivilisation - und das umfasst in dieser Hinsicht mehrere Jahrzehntausende interstellarer Raumfahrt - könnte sich damit allzu leicht selbst aus der Geschichte löschen." "Aber ihr könnt uns gefahrlos mit einem Überlicht-Sprung nach Hause schicken?" Harkte Francois nach. Der Alien sagte schlicht "Ja." "Gut." meinte Francois. "Dann sieht das Angebot also so aus: ihr gebt uns die Pläne für all diese Technologien und schickt uns mit einem Sprung nach Hause, und dafür setzen wir uns dafür ein, dass man dieses Denkmal baut." "Einverstanden." sagte der Alien. John allerdings hatte seine Bedenken. "Vielleicht sollten wir erst die ganze Besatzung fragen. Womöglich wollen die meisten gar nicht mehr nach Sol."
John hatte mit seinen Bedenken völlig recht gehabt. Schon Francois schaffte es kaum, die Heimkehroption ausreichend positiv darzustellen. "Aber genau dafür sind wir doch hier hergeflogen!" rief er, in einen, wenig überzeugenden Versuch, für die Heimkehr zu argumentieren. Die versammelte Besatzung, die inzwischen Mehrheitlich aus Personen bestand, die erst nach dem Verlassen des Solsystems geboren waren, nahm diesen halbherzigen Versuch mit Schweigen auf. Francois sah sich schweigend um. "Okay, ich begreife meinen Fehler. Ihr wollt gar nicht mehr nach Sol, die Heimat, dass ist für euch die TMSC Belgrad. Ich gebe zu, ich denke eigentlich ähnlich. Ich wollte nur ausloten, wie die Stimmung ist." Damit wirkte er nicht sehr überzeugend. Dann betrat Jean plötzlich den Versammlungsraum. "Hast du es immer noch nicht verstanden, Francois? Zuhause heißt jetzt Belgrad. Das habe ich bei der letzten Vollversammlung gelernt." Francois war sprachlos, und Jean nahm das Mikrophon an sich. "Ich verstehe, warum ihr nicht nach Sol wollt.n Wir alle" Jean machte eine Geste, die alle Versammelten einschloss "haben entweder einen Großteil unseres oder unser ganzes Leben hier verbracht. Selbst für die älteren von Uns ist Sol nur noch eine ferne Erinnerung." Jean sah jeden einzelnen an. "Und wie wird sich das erst umgekehrt darstellen? Während wir bei den Afori waren, hatten die bei Sol 10 Jahre Zeit, um uns einzuholen. 10 Jahre, passiert ist nichts. Das sagt mir, man hat uns vergessen. Wer wären wir den, wenn wir jetzt zurückkehren würden? Irgendwelche Prähistorischen Gestalten, die zufällig etwas durch das Universum getingelt sind." Jean machte eine Pause, und übergab das Mikrophon an Francois, der nur noch sagte "wer für den Überlichtsprung nach Sol ist, soll sich Links, wer für den weiterflug ins All ist Rechts aufstellen." John ging nach Rechts, ebenso die beiden Remy's, Finney, Christine und Hoshi. Und dann folgte, einer nach dem anderen, die ganze Besatzung. "Ich glaube, du musst bald wieder ein neues Reiseziel raussuchen." sagte John zu Finney, während er etwas sah, das er nie für möglich gehalten hatte. Francois und Jean umarmten sich brüderlich, nach Jahrzehnten des Streits hatten sie sich endlich vertragen.
Als schließlich bekannt gegeben wurde, dass sich die gesamte Besatzung einstimmig dafür entschlossen hatte, nicht mit einem Überlichtsprung zurückzukehren, meinte Francois zu John "Ich schätze, die Älteren werden sich den Überlichtsprung sparen können." "Heißt dass, du lässt sie billiger davon kommen?" "Aber nein! Dafür knöpfe ich ihnen eine dieser Trägheitsunterdrückungsanlagen ab."
"Ist die Trägheitsunterdrückungsanlage bereit?" fragte Jean Maurice von der Brücke. "Bereit und geprüft bis eine millionen G. Und dabei werden unsere Triebwerke nur normal belastet, und wir werden auch nur ein G spüren." antwortete sie. "Wie lange werden wior brauchen?" fragte Jean, worraufhin man von Maurice nur noch hörte, wie sie auf der Taschenrechnerfunktion ihres Kommunikators hin- und hertippte. Finney antwortete, nach kurzen Kopfrechnen "20 Minuten für uns, über 200 Jahre für den Rest des Universums." "Wow." sagten Jean und John gleichzeitig, was sie schmunzeln ließ. Indes hatte auch Maurice das Ergebnis raus. "20 Minuten, Finney hat recht. Wie könnte es auch anders sein." sagte sie vom Antriebskontrollraum aus. "Okay." sagte Jean. "Dann wollen wir mal." Langsam wendete die Belgrad, bis sie mit dem Heck zur Dyson-Sphäre stand. Und dann wurde der Antrieb, größer als alles, was die Menschheit zum Zeitpunkt der Abreise der Belgrad hingekriegt hätte, wurde so schnell kleiner wie eine Murmel, die man sich erst dicht vors Auge hält und dann mit voller Kraft wegwirft. '20 Minuten' dachte John, 'genug Zeit, für einen Abstecher in den Antriebskontrollraum.'
Epilog
John betrat, anders als sonst in den Museumstechniker-Overall (natürlich war es nicht derselbe, den John bei der Abreise getragen hatte) gekleidet den Antriebskontrollraum. Maurice war gerade abwesend, sodass John sich gut vorstellen konnte, dass die gesamte Reise der TMSC Belgrad nichts als ein Traum gewesen wäre, und gleich der andere, der helfen sollte den Hauptantrieb trocken zu legen, eintreffen würde. Es sah sogar alles aus, wie früher. John glaubte sogar schon, dass Parfüm von Susanne, von dessen Duft sich damals bei ihrer letzten Umarmung ein winziger Teil übertragen hatte, zu riechen. Und dann kam auch der andere. John drehte sich um, doch es war Maurice. "Kann ich dir helfen?" fragte sie.n "Nein." sagte John, und schalte sich innerlich einen Narren. Er war schon deutlich älter als damals, schon bald würde er seinen 60. Geburtstag - natürlich nach Eigenzeit gemessen - feiern. Damals war er, nach seinen heutigen Maßstäben, ein Kind gewesen, nur wenige Jahre älter als Jeremy jetzt. Die Belgrad ist zu Johns Leben geworden, und wenn er eines Tages sterben würde, würde man ihn wohl eher ls John, den Antriebstechniker oder John, den Exobiologen in Erinnerung halten, als als John, den Museumstechniker. Und doch, John fragte sich, was gewesen wäre, wäre die Belgrad nie verschwunden. Er sah ihn fast vor sich, den anderen John, der nie aus seinen Leben gerissen worden war. Er wäre von TSS-6 auf TSS-7 umgezogen, hätte noch viele Raumschiffe für das Museum trockengelegt hätte bestimmt noch sehr oft Susanne geliebt und den Sohn (in Johns Vorstellung sah er aus wie Jeremy) großgezogen, und hätte versucht, den Krieg (über den die Belgrad-Besatzung nur schehmenhaft Bescheid wusste) über sich hinwegschwappen zu lassen. Kurz gesagt: sein Leben wäre in sehr viel geordneteren Bahnen verlaufen. Doch wenn er die Chance hätte, mit dem anderen John Evans zu tauschen, würde er es tun? Darüber brauchte John erst gar nicht nachzudenken. "Nein, alles ist gut." wiederholte John.
Ende
Diese Woche stehe ich bei 130 Din-4-Seiten bzw. 260 Buchseiten für Kapitel 5, also 1117 Din-4-Seiten bzw. 2234 Buchseiten für den Gesamtroman. Dies stellt gegenüber dem letzten Beitrag vom 1. September letzten Jahres ein Wachstum um 57 Din-4 bzw. 114 Buchseiten da, was, wenn man es auf das Wachstum pro Woche runterbricht knapp 1,7 Din-4 bzw. 3,45 Buchseiten wären, was, wie man erwarten kann, ein ziemlich schwaches Wachstum ist. Ich hoffe aber, in Zukunft mehr zu schaffen, und regelmäßiger zu schreiben.