Flederfunzls Brief an mich


Als ich heute Morgen aufgewacht bin, bin ich zu tiefst erschrocken. Auf dem Küchentisch lag ein Brief, von meinem kleinen Flatter-Terroristen. Ich dachte schon es ist ein Abschiedsbrief…aber lest selbst was er mir geschrieben hat:

Hallo Hausherr Funzl,
jetzt wo du krank bist und ich dich pflegen kann…oder besser muss habe ich endlich auch mal die Zeit dir etwas mehr über mich zu erzählen. Wir Fleders sind schon sehr alt, es gibt uns schon sehr sehr lange, länger als du dir vorstellen kannst. Unsere Aufgabe ist es, sobald wir erwachsen sind uns ein menschlichen Hausherren zu suchen der uns mag und dem wir helfen können bzw. müssen wo wir nur können. Das ist nun mal so. Das machen wir auch gerne. Wenn wir so einen Menschen gefunden haben nehmen wir auch dessen Namen an, deshalb heiße ich ja jetzt auch Flederfunzl. Wie du ja sicherlich noch weißt hast du mich vor vielen Monaten völlig erschöpft und ausgezehrt im Park gefunden und mich mit zu dir nach Hause genommen, mir das Leben gerettet. Heute möchte ich dir erzählen, wie es dazu gekommen ist. Der „Mensch“ bei dem ich vorher war, war nur zu Anfangs lieb und nett zu mir, mit der Zeit wurde er immer bösartiger und gemeiner. Zum Schluss hat er mich sogar in einem dicken Eisenkasten eingesperrt gehabt, der unter Strom stand. Da konnten noch nicht mal meine Fledersuperkräfte was ausrichten. Gehauen und hungern lassen hat er mich auch…eines abends, ich war schön völlig entkräftet weil ich schon ganz lange nichts mehr zu essen hatte – passte dieser böse Mensch nicht richtig auf, und ich konnte durch ein weit geöffnetes Fenster fliehen. Ich flog Richtung Stadtpark, wo ich dann plötzlich irgendwo bewusstlos zu Boden fiel. Da bist du dann zum Glück gekommen und hast mich aufgehoben und mit zu Dir mit nach Hause genommen und mir zu essen und zu trinken gegeben…wobei ich mich immer noch frage was du da in dieser Nacht mitten im Stadtpark zu suchen hattest…aber ich bin flederfroh, das du da gewesen bist….sonst gäbe es mich wahrscheinlich nicht mehr.
Manches Mal bin ich etwas schusselig und drömelig, und mach dir auch mal irgendwelche Sachen kaputt – dafür kann ich aber nichts, wir sind so, wir Fleders…das liegt in unserer Natur. Leider habe ich öfters das Gefühl das du mich dann nicht mehr magst, richtig böse auf mich bist. Da habe ich dann Angst vor dir, weil mich das an den bösen Hausherren erinnert bei dem ich vorher gewesen bin. Wenn du also nicht mehr möchtest dass ich bei dir bleibe, dann musst du mir das sagen, dann bin ich weg. Du weißt doch sicherlich auch noch, das ich mal für drei Tage spurlos verschwunden war….als ich wieder richtig kräftig gewesen bin, meine ich. Das war die Zeit wo ich nochmal zu dem bösen Menschen musste um meinen Rucksack zu holen. Jeder von uns Fleders hat so einen kleinen Rucksack, da sind die Dinge drin die für uns ganz wichtig, aber für euch Menschen ganz streng geheim sind. Deshalb war ich damals dann auch so böse auf dich, als du bei mir in meinem Schrankquartier gewühlt hast – so was macht man nicht, das hat mir in meinem kleinen Herzen sehr weh getan!
Ich fühle mich bei dir kleinem Dickerchen richtig wohl und würde mich freuen wenn ich bei dir bleiben darf. Normalerweise ist es nämlich so dass wir ein ganzes Hausherrenleben bei den Menschen bleiben, den wir uns ausgesucht haben. Wenn das zu Ende ist bleiben wir eine Weile alleine, und suchen uns dann einen neuen Hausherrn. Nur einmal im Jahr müssen wir für ein paar Tage verschwinden, da treffen sich dann alle Fleders aus unserer großen Familie zu einem geheimen Treffen wo wir dann auch alle Freunde und Verwandte wiedersehen. Das ist aber erst im Sommer wieder so weit, wenn die dicken Käfer und Nachtschwärmer unterwegs sind, da können wir dann im Flug fressen – die kleinen Brummer jagen macht richtig Spaß.
Du bist immer so brummelig und still deshalb weiß ich noch nicht genau ob du mich genauso in dein Herz geschlossen hast wie ich dich. Wenn du also willst dass ich gehe, sag es.

Flederfunzl


Als ich das gelesen habe hat es mir richtig den Hals zugeschnürt. Ach herrjeh, wie kommt der kleine Racker nur darauf das ich ihn nicht mögen würde, richtig lieb gewonnen habe ich den kleinen Gesellen, schon gleich in den ersten Tagen als ich ihn aufgepäppelt habe….
Ich geh mal schauen wo er ist….ah, er schnarcht mal wieder in seinem Schrankquartier, das kann ich deutlich hören…..na, dann will ich ihn auch mal ein paar Zeilen schreiben, dann hat er es schriftlich:

Mein kleiner Flederfunzl,
Dein Brief hat mich zu tiefst bewegt, Das was dir widerfahren ist hat mich richtig wütend, und traurig zugleich gemacht. Aber du sollst gleich zu Anfang dieses Briefes erfahren das ich dich sehr tief in mein Herz geschlossen habe und möchte das du nie mehr von mir weggehst. Wie kannst Du nur auf solche dummen Gedanken kommen das ich dich nicht mögen könnte. Es ist nur, genauso wie du etwas drömelig bist – so bin ich immer etwas brummelig…so bin ich eben – ich habe auch schon schlimme Dinge mitmachen müssen in meinem Leben, genau wie Du. Klar bin ich sauer, wenn du mal was kaputt machst, aber das ist keine tiefe Wut – das ist nur der dumme, momentane Schmerz über einen materiellen Verlust, der aber ganz schnell wieder weg ist weil Freundschaft und Liebe viel wichtiger ist als ne dumme, 1500€ teure antike Vase ^^.
Ich möchte nicht mehr das du Angst vor mir hast, denke immer an diese Zeilen – ich könnte dir niemals was böses antun –oder dir weh tun. Vergiss das bitte nie!!!

Dein dicker Hausherr Funzl

PS: Gugg mal was ich dir um den Hals gehängt habe – das ist für dich. Ich habe diesen Anhänger 40 Jahre lang um den Hals getragen, er bedeutet mir sehr viel…jetzt ist es an der Zeit das Du ihn bekommst, den besten Freund den ich je hatte im Leben.



So, jetzt hoffe ich all seine Zweifel für immer zerstreut zu haben - ich muß mich jetzt aber wieder ins Bett legen,wenn er aufwacht und Dr. Flederfunzl sieht das ich nicht schlafe, bindet er mich mit Sicherheit wieder am Bett fest - die Seile von seiner Beinrasieraktion hat er ja noch in seinem Flederfunzlmaterialdepot.