Gwyddion
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Ein ganz normaler Tag
19.08.2012 um 22:13EIN GANZ NORMALER MORGEN
Der Wecker klingelt......reist mich aus meinem schönen Traum...endlich mal ein schöner Traum. Im Halbschlaf taste ich in der Dunkelheit nach dem Wecker. Meine Hand stößt an die Nachttischlampe die sofort Bodennahe Gefilde aufsucht und mir mit einem Klirren versichert, dass sie nun das Zeitliche gesegnet hat. Irgendwann ertaste ich doch noch den Wecker und stelle ihn aus. Der schrille Ton will nicht enden.....Oh Mann. Am frühen Morgen komme ich mit Getöse einfach nicht klar. Was soll das? Ich habe ihn doch ausgestellt? Aha, es ist der Wecker meines Handys... Mit müden Armen schlage ich die Bettdecke zurück und richte mich auf. Barfuss im Park ist ja noch in Ordnung. Barfuss in den glasigen Überresten der Nachttischlampe hingegen weniger. Shit.
Aber ich denke ja Positiv. Der Schmerz sorgt dafür dass ich endgültig wach bin, die Blutflecken auf dem Weg vom Schlafzimmer zum Bad sorgen auch dafür dass ich mich endlich wieder dazu überwinde, zu putzen.
Im Bad wasche ich ein Gesicht welches ich nicht kenne.....aber egal. Auch sehe ich aus als hätte ich mich mit einem Hammer gekämmt. Die Haare wollen nicht liegen.
Na, seis drum. Ich will keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Merke jedoch auch, dass es nicht gut ist im Halbschlaf Mundwasser zu benutzen, weil man feststellen kann, wie schlecht Rasierwasser schmeckt. Bin fast fertig.. muss nur noch die Wunden des Rasierens verpflegen. Bei der morgendlichen Toilettenbenutzung stelle ich müde fest, dass Toilettenpapier alle ist. Verdammt. Handtuch her.. Ist widerlich.
Aber ich denke ja Positiv. Heftpflaster benötige ich ja auch um die Wunden an den Füßen zu versorgen und das Handtuch war sowieso schon älter....und löchrig. Also noch mal Hände waschen.
Oje.....schon fast 7 Uhr. Nun muss ich aber reinhauen. Der Kaffee ist schon durchgelaufen. Prima. Die Kanne steht allerdings auf der Spüle sodass ich Schwierigkeiten bekomme den Kaffee in eine Tasse zu füllen. Etwas Küchenpapier hilft. Meine Super-Billigmarke hat auch die Saugfähigkeit eines Granitblocks. Ich brauche mehr .... habe auch noch Küchenpapier......Im Keller. Keine Zeit mehr. Die Stulle ist schnell zubereitet und wird von mir zwischendurch mal so eingeworfen , Steinhartes Brot belegt mit Salami und irgendetwas was wie Käse aussieht, aber wahrscheinlich eine mutierte Form des Aufschnitts ist. Die Küche riecht nach Kaffee.
Aber ich denke ja Positiv. Wenn ich Küchenpapier aus dem Keller hole kann ich auch direkt die Mülleimer rausstellen und beim Brotkaufen sehe ich die hübsche Bäckereifachverkäuferin wieder.
7 Uhr 15. Ich werfe mich in die Arbeitsklamotten und hechle aus der Wohnung. Unterwegs fällt mir ein dass im Bad noch das Licht brennt. Egal. Der Regenschirm befindet sich ja auch noch im Schirmständer. Ein gewaltiger Regenschauer begleitet meinen Weg zur Bushaltestelle. Klatschnass erreiche ich diese und sehe den Bus gerade abfahren. Der nächste kommt in 10 Minuten. Ich würde mich ja gerne unterstellen aber die potentiellen Mitfahrer stehen mitsamt ihren Regenschirmen im Wartehäuschen.
Aber ich denke ja Positiv. Meine Haare liegen nun endlich durch die Nässe und den nächsten Bus kann ich wohl als erster besteigen. Weil ich ja alleine ohne Schirm im Freien stehe. Geschichte wird fortgesetzt.
EIN GANZ NORMALER VORMITTAG
Da stehe ich nun vor dem Bus und komme nicht hinein...erst müssen alle aussteigen die aussteigen wollen oder gar hinausgepresst werden. Freundlich wie ich bin helfe ich einer jungen Mutter bei ihrem Kinderwagen und stelle fest, dass alle die mit ihren Schirmen im Regen das Wartehäuschen blockierten mittlerweile eingestiegen sind. Gottseidank findet sich noch für mich ein Plätzchen auf der Einstiegstreppe. Nun sind auch die Türen endlich zu und ich frage mich warum mein Jackett dazwischen eingeklemmt ist. Auch macht sich ein Schirm in meinem Auge nicht so gut aber ich kann die Arme nicht bewegen um mein Gesicht zu schützen. Schweißgeruch eines unsagbar fetten, ungewaschenen Menschen, der 3 Stellplätze beansprucht paart sich mit dem fast alles überlagernden Geruchs eines Frauenparfüms mit Knockout-Qualität.
Aber ich denke ja Positiv. Ich bin jetzt wenigstens im Trockenen und auch bald an der Arbeit, sobald der Verkehrsstau sich aufgelöst hat. Durch mein schmerzendes Auge merke ich auch nicht die Ellebogenstöße überall auf meinem Körper.
Ich zahle ich 60,- DM Geldstrafe an die sich durchdrängelnden Fahrscheinkontrolleure, da ich meinen Fahrausweis in den Teil des Jacketts mit mir führe.....der nun lustig außerhalb des Busses vor sich hinflattert. Nachdem nun der Bus endlich anhält werde ich auch schon rücklings hinausgedrängelt durch andere Fahrgäste. Endlich draußen. Ich erhebe mich und schaue dem davoneilenden Bus nach. 2 Stationen zu früh. Also nehme ich meine Beine in die Hand und renne in Richtung meines Büros. Dort angekommen wringe ich erst einmal mein Jackett aus und gebe dieses der Sekretärin um es einer Schnellreinigung zukommen zu lassen. Auch meine Hose gebe ich ihr.....und sitze nun an meinem Schreibtisch.....in Unterhosen.
Nach einiger Zeit erhalte ich meine nunmehr farblose und gebleichte Garderobe zurück, war wohl eine Chemische Reinigung, und erwarte von einer Kundin eine Anzeige wegen ungebührlichen Verhaltens......da ich ihr in Unterwäsche begegnet bin.
Aber ich denke ja Positiv. Mein Anzug wirkt irgendwie schriller und würde auch einige Punker durchaus erfreuen. Die Anzeige gibt mir endlich mal wieder die Gelegenheit mit meinem Anwalt einige Sätze zu sprechen...wir hatten ja lange nichts mehr voneinander gehört.
Es ist Frühstückszeit......ich nehme mein Brot und stelle verwundert fest, dass ich es mit rein gar nichts belegt habe. Was soll´s. Beim ersten Bissen merke ich dann, dass zum Anwaltstermin durchaus auch Zahnarzttermin passen würde. Den Schneidezahn operiere ich geschickt aus dem Brot und lege ihn vorsichtig als Corpus Delicti zur Seite und stelle auch erst viel später fest, dass Gebilde aus Kalk nicht kompatibel mit dem inneren einer Schreibmaschine sind. Bei der anschließenden stundenlangen Prozedur der Schreibmaschinenreparatur wechsele ich auch das Farbband direkt mit. Ob wohl die Druckerschwärze auch aus meinem ehemals blütenweißen Hemd zu entfernen ist?
Immerhin läuft die Schreibmaschine jetzt störungsfrei, auch wenn ich noch feststellen muß, dass ich in der Hektik einige wichtige Dokumente doppelt beschrieben habe.
Aber ich denke ja Positiv. Die Schrift der Schreibmaschine ist wieder gut zu erkennen und beim Zahnarzt könnte ich mir direkt mal den Zahnstein entfernen lassen. Zudem übt es mich in der Schreibmaschinenbenutzung, schon fertige Dokumente noch einmal zu tippen.
EIN GANZ NORMALER MITTAG
Die Aufregung des Vormittages hat mir auf den Magen geschlagen, ich habe Hunger. Also beende ich meine Arbeit Dreißig Minuten vor der Mittagspause und gehe zur Kantine. Die befindet sich im 10 Stock, ich selbst arbeite im ersten. Naja was solls. Da die Aufzüge mal wieder nicht funktionieren benutze ich die Treppen und schaffe wild nach Luft keuchend die Neun Etagen in zehn Minuten. Ich hätte es eher geschafft aber irgendwie bin ich zwischendurch auf irgendetwas glibberigen, verwesten in einer braunen Tüte mit Gelben M befindlichen etwas ausgerutscht und habe mir daraufhin den Fuß verstaucht. Als ich endlich zwanzig Minuten vor der Zeit in der Kantine ankomme, merke ich, dass die Kollegen schon alle in der Schlange stehen......
Aber ich denke ja positiv. Es ist nicht mehr lange bis ich etwas zwischen die Zähne bekomme und außerdem brauche ich nicht mehr zum Zahnarzt, da der Sturz auf der Treppe mir den jämmerlichen Zahn und auch noch einige andere genommen hat.
Als ich nach Vierzig Minuten an der Reihe bin und der dämlich schauenden Küchenhilfe meinen Menüschein vorlege, erwidert sie mit einem Achselzucken dass es dieses Menü nicht mehr gibt, es wurde zuwenig geliefert. Meine Augen erfassen die sowieso schon gähnende Leere der Theke und fokussieren ein dahinsiechendes Stück Kuchen und ein Brötchen was aussieht wie eine Frikadelle.....oder umgekehrt. Ich brauch etwas handfestes und nehme mir also die Frikadelle. Immerhin...essbar ist die nicht. Sie reicht gerade um damit etwas Flummi zu spielen. Also lutsche ich den Senf aus der Tüte...und wische mit einer Serviette Senfüberreste von meiner Hose und auch von meinem Hemd.
Aber ich denke ja positiv. Die Zwangsdiät am Mittag tut meinem geschundenen Körper mit Sicherheit gut und von der Reinigung bekomme ich bestimmt nun endlich die goldene Kundenkarte und ein kleines, unbrauchbares, selbstgedrucktes Aktienpaket.
Also humpele ich die Neun Etagen wieder runter in mein Büro...welches jedoch inzwischen von einem Kollegen besetzt wurde. Meine persönlichen Dinge liegen mit einem Entlassungsschreiben zusammen in einem Karton der vor der Bürotüre steht. Meine Sekretärin verabschiedet mich wenigstens noch freundlich mit einem „Endlich haut der Sack ab“. Und ich denke, zur Feier des Tages werde ich mir etwas Sekt oder Bier oder sogar einen Strick gönnen. Beim ersten Geschäft jedoch bekomme ich kein Bier, weil die unter einem Schwarzlicht erkannt haben, dass mein gesamtes Bares gefälscht ist.
Wenig später nimmt mich die Polizei fest, weil ich wieder einmal den Bus verpasst habe und die Bushaltestelle befindet sich nun mal vor dem Kiosk mit dem Schwarzlicht. Die Beamten sind sehr freundlich. Immerhin packen sie nicht zu fest und heben mich nach der etwas rustikalen Durchsuchung wieder auf die Beine. Den Bus brauche ich nicht im Moment. Ich fahre Grüne Minna. Auch erfreue ich mich an den strahlenden Kinderaugen die endlich einer richtigen Verhaftung beiwohnen konnten. Irgendwie fühle ich mich als Krimineller.
Aber ich denke ja Positiv. In der Arrestzelle kann ich mich etwas ausruhen und bis meine Personalien festgestellt sind, bekomme ich hoffentlich etwas Kaffee und etwas zu beissen.
Und ich erspare mir Telefonkosten, da ich ja sowieso meinen Anwalt anrufen wollte. Na, zudem kann ich meinen Freunden wieder eine tolle Geschichte erzählen was mir so alles passiert ist, die letzte tolle Geschichte von mir liegt ja auch erst 10 Jahre zurück.
Der Wecker klingelt......reist mich aus meinem schönen Traum...endlich mal ein schöner Traum. Im Halbschlaf taste ich in der Dunkelheit nach dem Wecker. Meine Hand stößt an die Nachttischlampe die sofort Bodennahe Gefilde aufsucht und mir mit einem Klirren versichert, dass sie nun das Zeitliche gesegnet hat. Irgendwann ertaste ich doch noch den Wecker und stelle ihn aus. Der schrille Ton will nicht enden.....Oh Mann. Am frühen Morgen komme ich mit Getöse einfach nicht klar. Was soll das? Ich habe ihn doch ausgestellt? Aha, es ist der Wecker meines Handys... Mit müden Armen schlage ich die Bettdecke zurück und richte mich auf. Barfuss im Park ist ja noch in Ordnung. Barfuss in den glasigen Überresten der Nachttischlampe hingegen weniger. Shit.
Aber ich denke ja Positiv. Der Schmerz sorgt dafür dass ich endgültig wach bin, die Blutflecken auf dem Weg vom Schlafzimmer zum Bad sorgen auch dafür dass ich mich endlich wieder dazu überwinde, zu putzen.
Im Bad wasche ich ein Gesicht welches ich nicht kenne.....aber egal. Auch sehe ich aus als hätte ich mich mit einem Hammer gekämmt. Die Haare wollen nicht liegen.
Na, seis drum. Ich will keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Merke jedoch auch, dass es nicht gut ist im Halbschlaf Mundwasser zu benutzen, weil man feststellen kann, wie schlecht Rasierwasser schmeckt. Bin fast fertig.. muss nur noch die Wunden des Rasierens verpflegen. Bei der morgendlichen Toilettenbenutzung stelle ich müde fest, dass Toilettenpapier alle ist. Verdammt. Handtuch her.. Ist widerlich.
Aber ich denke ja Positiv. Heftpflaster benötige ich ja auch um die Wunden an den Füßen zu versorgen und das Handtuch war sowieso schon älter....und löchrig. Also noch mal Hände waschen.
Oje.....schon fast 7 Uhr. Nun muss ich aber reinhauen. Der Kaffee ist schon durchgelaufen. Prima. Die Kanne steht allerdings auf der Spüle sodass ich Schwierigkeiten bekomme den Kaffee in eine Tasse zu füllen. Etwas Küchenpapier hilft. Meine Super-Billigmarke hat auch die Saugfähigkeit eines Granitblocks. Ich brauche mehr .... habe auch noch Küchenpapier......Im Keller. Keine Zeit mehr. Die Stulle ist schnell zubereitet und wird von mir zwischendurch mal so eingeworfen , Steinhartes Brot belegt mit Salami und irgendetwas was wie Käse aussieht, aber wahrscheinlich eine mutierte Form des Aufschnitts ist. Die Küche riecht nach Kaffee.
Aber ich denke ja Positiv. Wenn ich Küchenpapier aus dem Keller hole kann ich auch direkt die Mülleimer rausstellen und beim Brotkaufen sehe ich die hübsche Bäckereifachverkäuferin wieder.
7 Uhr 15. Ich werfe mich in die Arbeitsklamotten und hechle aus der Wohnung. Unterwegs fällt mir ein dass im Bad noch das Licht brennt. Egal. Der Regenschirm befindet sich ja auch noch im Schirmständer. Ein gewaltiger Regenschauer begleitet meinen Weg zur Bushaltestelle. Klatschnass erreiche ich diese und sehe den Bus gerade abfahren. Der nächste kommt in 10 Minuten. Ich würde mich ja gerne unterstellen aber die potentiellen Mitfahrer stehen mitsamt ihren Regenschirmen im Wartehäuschen.
Aber ich denke ja Positiv. Meine Haare liegen nun endlich durch die Nässe und den nächsten Bus kann ich wohl als erster besteigen. Weil ich ja alleine ohne Schirm im Freien stehe. Geschichte wird fortgesetzt.
EIN GANZ NORMALER VORMITTAG
Da stehe ich nun vor dem Bus und komme nicht hinein...erst müssen alle aussteigen die aussteigen wollen oder gar hinausgepresst werden. Freundlich wie ich bin helfe ich einer jungen Mutter bei ihrem Kinderwagen und stelle fest, dass alle die mit ihren Schirmen im Regen das Wartehäuschen blockierten mittlerweile eingestiegen sind. Gottseidank findet sich noch für mich ein Plätzchen auf der Einstiegstreppe. Nun sind auch die Türen endlich zu und ich frage mich warum mein Jackett dazwischen eingeklemmt ist. Auch macht sich ein Schirm in meinem Auge nicht so gut aber ich kann die Arme nicht bewegen um mein Gesicht zu schützen. Schweißgeruch eines unsagbar fetten, ungewaschenen Menschen, der 3 Stellplätze beansprucht paart sich mit dem fast alles überlagernden Geruchs eines Frauenparfüms mit Knockout-Qualität.
Aber ich denke ja Positiv. Ich bin jetzt wenigstens im Trockenen und auch bald an der Arbeit, sobald der Verkehrsstau sich aufgelöst hat. Durch mein schmerzendes Auge merke ich auch nicht die Ellebogenstöße überall auf meinem Körper.
Ich zahle ich 60,- DM Geldstrafe an die sich durchdrängelnden Fahrscheinkontrolleure, da ich meinen Fahrausweis in den Teil des Jacketts mit mir führe.....der nun lustig außerhalb des Busses vor sich hinflattert. Nachdem nun der Bus endlich anhält werde ich auch schon rücklings hinausgedrängelt durch andere Fahrgäste. Endlich draußen. Ich erhebe mich und schaue dem davoneilenden Bus nach. 2 Stationen zu früh. Also nehme ich meine Beine in die Hand und renne in Richtung meines Büros. Dort angekommen wringe ich erst einmal mein Jackett aus und gebe dieses der Sekretärin um es einer Schnellreinigung zukommen zu lassen. Auch meine Hose gebe ich ihr.....und sitze nun an meinem Schreibtisch.....in Unterhosen.
Nach einiger Zeit erhalte ich meine nunmehr farblose und gebleichte Garderobe zurück, war wohl eine Chemische Reinigung, und erwarte von einer Kundin eine Anzeige wegen ungebührlichen Verhaltens......da ich ihr in Unterwäsche begegnet bin.
Aber ich denke ja Positiv. Mein Anzug wirkt irgendwie schriller und würde auch einige Punker durchaus erfreuen. Die Anzeige gibt mir endlich mal wieder die Gelegenheit mit meinem Anwalt einige Sätze zu sprechen...wir hatten ja lange nichts mehr voneinander gehört.
Es ist Frühstückszeit......ich nehme mein Brot und stelle verwundert fest, dass ich es mit rein gar nichts belegt habe. Was soll´s. Beim ersten Bissen merke ich dann, dass zum Anwaltstermin durchaus auch Zahnarzttermin passen würde. Den Schneidezahn operiere ich geschickt aus dem Brot und lege ihn vorsichtig als Corpus Delicti zur Seite und stelle auch erst viel später fest, dass Gebilde aus Kalk nicht kompatibel mit dem inneren einer Schreibmaschine sind. Bei der anschließenden stundenlangen Prozedur der Schreibmaschinenreparatur wechsele ich auch das Farbband direkt mit. Ob wohl die Druckerschwärze auch aus meinem ehemals blütenweißen Hemd zu entfernen ist?
Immerhin läuft die Schreibmaschine jetzt störungsfrei, auch wenn ich noch feststellen muß, dass ich in der Hektik einige wichtige Dokumente doppelt beschrieben habe.
Aber ich denke ja Positiv. Die Schrift der Schreibmaschine ist wieder gut zu erkennen und beim Zahnarzt könnte ich mir direkt mal den Zahnstein entfernen lassen. Zudem übt es mich in der Schreibmaschinenbenutzung, schon fertige Dokumente noch einmal zu tippen.
EIN GANZ NORMALER MITTAG
Die Aufregung des Vormittages hat mir auf den Magen geschlagen, ich habe Hunger. Also beende ich meine Arbeit Dreißig Minuten vor der Mittagspause und gehe zur Kantine. Die befindet sich im 10 Stock, ich selbst arbeite im ersten. Naja was solls. Da die Aufzüge mal wieder nicht funktionieren benutze ich die Treppen und schaffe wild nach Luft keuchend die Neun Etagen in zehn Minuten. Ich hätte es eher geschafft aber irgendwie bin ich zwischendurch auf irgendetwas glibberigen, verwesten in einer braunen Tüte mit Gelben M befindlichen etwas ausgerutscht und habe mir daraufhin den Fuß verstaucht. Als ich endlich zwanzig Minuten vor der Zeit in der Kantine ankomme, merke ich, dass die Kollegen schon alle in der Schlange stehen......
Aber ich denke ja positiv. Es ist nicht mehr lange bis ich etwas zwischen die Zähne bekomme und außerdem brauche ich nicht mehr zum Zahnarzt, da der Sturz auf der Treppe mir den jämmerlichen Zahn und auch noch einige andere genommen hat.
Als ich nach Vierzig Minuten an der Reihe bin und der dämlich schauenden Küchenhilfe meinen Menüschein vorlege, erwidert sie mit einem Achselzucken dass es dieses Menü nicht mehr gibt, es wurde zuwenig geliefert. Meine Augen erfassen die sowieso schon gähnende Leere der Theke und fokussieren ein dahinsiechendes Stück Kuchen und ein Brötchen was aussieht wie eine Frikadelle.....oder umgekehrt. Ich brauch etwas handfestes und nehme mir also die Frikadelle. Immerhin...essbar ist die nicht. Sie reicht gerade um damit etwas Flummi zu spielen. Also lutsche ich den Senf aus der Tüte...und wische mit einer Serviette Senfüberreste von meiner Hose und auch von meinem Hemd.
Aber ich denke ja positiv. Die Zwangsdiät am Mittag tut meinem geschundenen Körper mit Sicherheit gut und von der Reinigung bekomme ich bestimmt nun endlich die goldene Kundenkarte und ein kleines, unbrauchbares, selbstgedrucktes Aktienpaket.
Also humpele ich die Neun Etagen wieder runter in mein Büro...welches jedoch inzwischen von einem Kollegen besetzt wurde. Meine persönlichen Dinge liegen mit einem Entlassungsschreiben zusammen in einem Karton der vor der Bürotüre steht. Meine Sekretärin verabschiedet mich wenigstens noch freundlich mit einem „Endlich haut der Sack ab“. Und ich denke, zur Feier des Tages werde ich mir etwas Sekt oder Bier oder sogar einen Strick gönnen. Beim ersten Geschäft jedoch bekomme ich kein Bier, weil die unter einem Schwarzlicht erkannt haben, dass mein gesamtes Bares gefälscht ist.
Wenig später nimmt mich die Polizei fest, weil ich wieder einmal den Bus verpasst habe und die Bushaltestelle befindet sich nun mal vor dem Kiosk mit dem Schwarzlicht. Die Beamten sind sehr freundlich. Immerhin packen sie nicht zu fest und heben mich nach der etwas rustikalen Durchsuchung wieder auf die Beine. Den Bus brauche ich nicht im Moment. Ich fahre Grüne Minna. Auch erfreue ich mich an den strahlenden Kinderaugen die endlich einer richtigen Verhaftung beiwohnen konnten. Irgendwie fühle ich mich als Krimineller.
Aber ich denke ja Positiv. In der Arrestzelle kann ich mich etwas ausruhen und bis meine Personalien festgestellt sind, bekomme ich hoffentlich etwas Kaffee und etwas zu beissen.
Und ich erspare mir Telefonkosten, da ich ja sowieso meinen Anwalt anrufen wollte. Na, zudem kann ich meinen Freunden wieder eine tolle Geschichte erzählen was mir so alles passiert ist, die letzte tolle Geschichte von mir liegt ja auch erst 10 Jahre zurück.