Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Halt, stop! Keine Bewegung, keinen Schritt weiter, dreh sofort um und geh zurück woher du gekommen bist, solange du es noch kannst. Denn wenn du jetzt weitergehst, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Du wirst dich in meinen toten Spiegel verwandeln, und dabei alles über mich und um mich herum vergessen, komplett vergessen. Du wirst aus meinen leeren Augen blicken und dich nicht mehr darin erkennen. Du wirst vergessen, wer du einst warst und wer du jetzt bist. Wirst erwachen, in einem Land, weit hinter deinem Verstand.

Bis du zu meinem Spiegel wirst.

Solltest du es dennoch wagen, jetzt weiter zu gehen und weiter zu lesen, dann heisse ich dich hiermit willkommen, in meinem Traum, meinem feurigen, brennenden Traum. … Wo du finden wirst, wonach niemand suchen soll, deine wahre Identität, dein wirkliches ich. Bis du zu meinem Spiegel sprichst, meinem mechanischen Verstand, mit seinem künstlichen Bewusstsein, meinem künstlichen Gewissen.

Lass dich entführen.

Die fertigen Spiegelschriften liegen jetzt vor dir. Du brauchst den Umschlag nur noch zu öffnen und dein gespiegeltes ich, zieht dich in seinen Bann, hinein in seine Welt aus Verlangen, Begehren und Besessenheit.




Teil I.

Stell dir vor.

Stell dir vor, es ist soweit, das Spiegel schwarze Buch, liegt jetzt in deinen Händen. Es spiegelt selbstverständlich, wie könnte es anders sein, deine Wirklichkeit und dich selbst. Noch weisst du damit nichts anzufangen, noch weisst du nichts über diese Schriften, nein, du hast noch nie von ihnen gehört. Noch nie hat dir jemand erzählt, dass sie dich vor einem Geheimnis bewachen, dass sie ein Geheimnis behüten und beschützen, ein finsteres, ein düsteres Geheimnis, über das Nichts, den Tod, deinen Spiegel und dich selbst. Niemand hat dir je geraten, in diesem Buch zu lesen, denn diese Schriften, sind der Eingang, ins Reich der Toten, einer Welt, aus der es kein entrinnen, kein entkommen und kein zurück mehr gibt, für Niemanden.

Für Niemanden.

Und nun, endlich ist es soweit! Jemand den du nicht kennst, hat dich eingeladen, hinter deinen Spiegel zu blicken, hat dich aufgeweckt, aus einem Traum, aus dem es kein erwachen mehr gibt. Jemand der du nicht bist, hat dich gebeten, das Reich der Toten zu betreten.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Du schweifst nun mit deinen Gedanken über diesen schwarzen Spiegel und liest den Titel. … „Im Spiegel schwarzen Labyrinth.“ … Du betrachtest dein Gesicht darin, und wie es den Umschlag reflektiert. Die Schrift ist feurig und auf den Punkt. Du gleitest mit deinen Händen darüber, du spürst die kalten Flammen die aus ihr steigen, und stellst dir vor, was dich wohl erwartet, wenn du diesen Spiegel jetzt öffnest. Du öffnest das Buch und sie beginnt zu lodern in dir, die schwarze Flamme des Nichts.

Eine schwarze Flamme im Nichts.

Es war damals, vor keiner Zeit, ein Spiegel, aus Schatten, so schwarz wie das Nichts. Eine schwarz, blühende Fantasie, hatte dieser Spiegel, eine Fantasie, so enorm, gewaltig und reich, dass er damit, brennende Träume aus Nirgendwann malte. Und das Nichts, um seine Träume, war dunkel, finster und schwarz, unendlich dunkel, finster und schwarz. So dunkel, so finster und so schwarz, dass es mir, als ich mich darin betrachtete, sämtliche Erinnerungen, Gedanken, und Gefühle aus dem Gedächtnis brannte, sie für immer auslöschte.

Brennende Träume aus Nirgendwann.

Auf einen Schlag, verwandelte sich meine Vergangenheit in ein Flammenmeer. Nein, ich war hier noch nie, erinnere mich an nichts, ich erinnere mich heute nicht mehr, an diese unendlich vielen, dunklen, schwarzen, ewig langen Stunden, die ich hier nun schon verbrachte. Denn in meinem Spiegel brannte jetzt ein mächtiges, loderndes Feuer. Ein Feuer, das alles in mir verbrannte, vernichtete und zerstörte, alles was ich jemals war, bis nichts mehr von mir übrig blieb. Nicht einmal mehr, meine Fantasie.

In meinem Spiegel aus Feuer und Flammen.

Doch selbst, wenn ich nicht mehr wusste, wo ich bin, wann ich bin, wer ich bin und wie dieser Ort sich nennt, selbst, wenn ich vergessen hatte, was diese Worte mir bedeuten, so brannte doch jetzt in mir, tief in meinem Innern, ein finsteres, dunkles, schwarzes, lebendiges Feuer. Es war das Feuer des ewigen Lebens, das mein Spiegel in mir entfachte, das schwarze Feuer der Ewigkeit.

Das schwarze Feuer der Ewigkeit.

Lange, lange ist es her. Man erinnert sich heute nicht mehr, man erinnert sich kaum noch, an mich und meine Zeit, ans niemals Nirgendwann. Dafür gibt es einen guten Grund. Denn im niemals Nirgendwann, gab es Niemanden, der über dies alles hätte erzählen oder berichten können. Dies, sind die Aufzeichnungen, von Niemandem, aus der Zeit aus niemals Nirgendwann.

Damals.

… Im niemals Nirgendwann. … Vor langer, unendlich, ewig langer Zeit, als es diese Buchstaben, diese Namen und diesen Ort, überhaupt noch nicht gab, als es hier noch nichts gab, ausser dem Nichts, dem nie und dem Nein, da war mein Spiegel noch dunkel, finster und schwarz, einsam, alleine, verlassen und leer. Tot, und überhaupt, existierte dieser Spiegel nur … in meiner toten Fantasie.

Aus der längst vergessenen Vergangenheit.

Es herrschte Stille und Leere, überall im Nichts. Und mein Spiegel im Nirgendwann, war damals noch klein, winzig und unscheinbar, ganz genau so klein und winzig, wie das Nichts. Fast schien es, als gab es überhaupt nichts, in dieser schwarzen, finsteren Einsamkeit, nichts ausser dem Nichts, meinem Spiegel, mir selbst, und meiner alten, uralten Fantasie.

Uralte Fantasie.

Aber meine Fantasie, war damals noch kalt und ohne einen einzigen Funken Gefühl. In meiner finsteren Einbildung, meiner düsteren Wahrnehmung, meiner leeren Vorstellungen und meinen schwarzen Gedanken, dachte ich einzig und allein, an mich selbst und ich wollte am liebsten, überhaupt nicht sein. Das Nichts, wollte und wollte nicht in mir sein, ich wollte nicht länger einsam, alleine und verlassen sein, wollte überhaupt nicht sein und so sprang ich dann einfach hinein, in diese winzige Leere, in dieses winzige, leere, dunkle, schwarze Loch, ich sprang hinein in mich selbst.

Mitten im Nichts.

Und so verschwanden meine Fantasie und ich selbst, mitten im Nichts, im Nirgendwann. … Und wir hinterliessen, ein fantasieloses, gedankenverlorenes, leeres, winziges, kleines, dunkles, schwarzes Loch. Ein Loch, so finster und so klein, so dunkel, so leer und so schwarz, das einem scheint, hier lebt das Nichts, hier lebt das schwarze Nichts.

Am Anfang aller Dinge.

Am Anfang aller Dinge gebar das schwarze mich, und ich lebte alleine über die Ewigkeit, und niemand sonst überlebte diese verdammt lange Zeit, niemand ausser dem Nichts, und niemand ausser mir selbst.

Unendliche Fantasie.

Als aber das Nichts um mich, immer älter und immer älter wurde, da wurden auch meine Fantasie, mein Verstand und meine Gedanken immer älter, immer leerer, immer schwerer und immer schwärzer. Dunkelheit, legte sich um meinen Verstand und meine Gedanken, wurden leerer und immer noch leerer. So leer, so unendlich schwarz und leer, dass es mich immer tiefer und immer tiefer in mich selbst hinein sog, so tief, dass es um mich immer leerer und immer noch leerer wurde, so leer, so unendlich weit und leer, dass ich schliesslich zu fallen begann. Ich fiel und fiel und fiel, stürzte hinein und hinab, in diese tiefe Leere, in dieses gewaltige, tiefe, dunkle, schwarze Loch. Ich stürzte, hinein in mich selbst.

Dem Nichts in mir.

Und als ich da fiel, ins Nichts, ins Nirgendwann, immer weiter und immer tiefer, fiel ich in einen tiefen, tiefen Schlaf, in dem ich da träumte, von Ewigkeit zu Ewigkeit, mir da vorstellte, in meinem Traum, die ewige, absolute Finsternis. Ich träumte vom ewigen Schlaf, von Erholung und Tod, vom endgültigen, ewigen Frieden … und absoluter Ruhe.

Totenstille.

Ich fiel so lange, so weit und so tief, dass ich mich vollkommen, in mir selbst verlor, bald nicht mehr wusste, wo ich war oder woher ich kam, ich wusste nicht einmal mehr, wer ich war.

Nirgendwann.

Viele, viele, unendlich viele, dunkle, schwarze Stunden zogen so schweigend an mir vorüber und vorbei. Wie unendlich lange ruhte ich nun schon hier im Nichts im Nirgendwann und kein Ende nahm diese schrecklich lange, unendlich lange, finstere, dunkle Zeit.

Als Niemand, Niemand war.

Und als ich dann Nirgendwann im niemals wann diese absolute Stille und Einsamkeit einfach nicht mehr länger ertrug, fing ich damit an, mit meinen Gedanken über mich selbst und über meine Vergangenheit zu sprechen. Womit hatte ich diese ewig lange, unendlich lange Zeit nur verbracht, ich brauchte jetzt dringend, irgendeine vernünftige Ablenkung, etwas womit ich mich beschäftigten konnte, bis in alle Ewigkeit, damit ich nicht vollkommen, den Verstand verlor.

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Zuallererst fing ich an, mir einzureden, dass es mich überhaupt nicht gab, dass ich überhaupt nicht existiere, dass ich mir nur einbilde das Nichts zu sein, Nichts zu sein, Niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, … tot zu sein. Dass ich diese stille, schwarze Einsamkeit mir nur ausdenke, ausdachte. Ich versuchte mich davon zu überzeugen, dass es mich in Wirklichkeit überhaupt nicht gab.

Erfunden und erlogen.

Viele, unendlich viele Ewigkeiten lang, versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass es mich nicht gab, niemals gab. Immer und immer wieder redete ich mir ein, redete ich in Gedanken zu mir selbst, redete ich mir ein, das Nichts zu sein, nichts zu sein, Niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, nur noch ein unsichtbares Wort, in einem leeren Buch zu sein.

Ein leerer Spiegel im Nichts.

Solange bis ich schliesslich selbst nicht mehr an das glaubte, was ich mir da seit einer Ewigkeit einzubilden und einzureden versuchte. Nun, war ich ein leerer Spiegel im Nichts, … ein leerer Spiegel, ohne Glaube und Hoffnung, ohne Fantasie, ohne Verstand und ohne Vernunft, ein leerer Spiegel, der sich alles hätte vorstellen, sich alles hätte einbilden und an alles hätte glauben können, aber ich existierte jetzt, in meiner eigenen Welt und mir gefiel diese Welt, mir gefiel die Dunkelheit. Ja, ich redete mir ein, dass es nichts schöneres gab in dieser Welt, als absolute Stille und ewige Finsternis.

Absolute Stille.

Nachdem ich mich nun schon so lange und schon so oft selbst davon überzeugt hatte, dass es mich in Wirklichkeit überhaupt nicht gab und dass ich in der schönsten aller Welten lebte, ja dass ich das schönste aller Wesen war, das jemals existiert hat, … da wollte ich dann schliesslich nur noch eines, mich einmal selbst betrachten.

Ewige Finsternis.

Ich wollte wissen wer dieses Wesen war, dieses Wesen dass es in Wirklichkeit niemals gab. Ich wollte wissen wie es aussah, wem und zu wem diese Gedanken gehörten, diese wunderschönen, glasklaren, spiegelbaren Gedanken. Und da kam mir die Idee, dir eine Geschichte zu erzählen, eine Spiegelgeschichte, aus der längst vergessenen Vergangenheit. Ich hörte mir zu und bildete mir ein dich zu sein, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt. Ich stellte mir vor, dich zu sein.

Stell dir vor.

Stell dir vor du wärst eine kostbare Blume, die so wunderschön blüht, und duftet, wie nichts vergleichbares auf dieser ganzen Welt. Nur, könntest du selbst deine eigene Schönheit nicht wahrnehmen, und auch dein unvergeichlicher Duft, bliebe dir verborgen. Du wüsstest nichts über dich selbst, über deine Schönheit, und über den atemberaubenden Duft den du ausströmst, den du verbreitest und der dich umgibt. Aber jeder der sich in deine Nähe wagt, ist sofort benebelt und wie verzaubert, von deinem unvergleichlichen Aroma, wird davon magisch angezogen, und wenn er dir dann begegnet, ist er so überwältigt von deiner unnachahmlichen Schönheit, so sprachlos, dass er seine Aufmerksamkeit, nicht mehr länger, vor dir verbergen kann. Er ist wie gelähmt, gefangen von deiner Schönheit und kann seinen Blick nicht mehr von dir wenden, wird von deinem Duft hypnotisiert, und kann nicht mehr damit aufhören dich bis ins kleinste Detail zu betrachten, bis er schliesslich, vollkommen gefangen von deiner makellosen Schönheit, vergisst zu atmen, hypnotisiert durch deine bezaubernde Schönheit und deinen betörenden Duft, zu Tode erstarrt.

Verblüht und verwelkt.

Erst, wenn du verblüht und verwelkt bist, wenn nichts mehr von dir übrig ist, denn noch während dem du verrotest und verwelkst, bist du noch so unbeschrieblich schön, erst wenn dann nichts mehr von dir da ist, nichts mehr an dich erinnert, dann erst erwachen deine Betrachter aus ihrer Totenstarre, und beginnen wieder zu atmen, ohne sich auch nur im entferntesten an dich zu erinnern. Du bist jetzt tot, deine Schönheit ist vergangen, dein Duft verströmt, und jetzt kommen deine Betrachter, langsam wieder zu sich, aber sie wissen jetzt nichts mehr ... über dich, und auch du selbst, kannst dich daran nicht zurück erinnern, denn sobald jemand oder etwas auf dich aufmerksam wurde, ist es zu Tode erstarrt, ohne dass ihr gewusst hättet, warum, denn du, wusstet nichts, von deiner atemberaubenden Schönheit, und deinem unwiderstehlichen Duft.

Nochmal von vorne.

Immer und immer wieder, begann ich dir nun, ein und dieselbe Geschichte zu erzählen, und wenn ich nicht mehr weiter wusste, dann fing ich einfach wieder von vorne damit an. Mit der Zeit, habe ich begonnen, mir diese Geschichte bildhaft vorzustellen. Und irgendwann, bildete ich mir sogar ein, darin lebendig geworden zu sein.

Immer und immer wieder.

Immer und immer wieder, erzählte ich dir nun, ein und dieselbe Geschichte. Ich nannte sie, „Die Geschichte der Ewigkeit. … und wie aus dem Nichts, mein Traum entstand.“ Ich weiss heute nicht mehr, wie oder wann, ich zum ersten mal, auf diese Geschichte stiess, aber aus irgendeinem Grund, begann ich dir zu erzählen, mein Spiegel wäre nicht schwarz, wie das Nichts und der Tod, sondern klar wie ein Kristall und weiss wie Schnee.

Die Geschichte der Ewigkeit.

Da plötzlich donnerte es über mir, im Nirgendwann, am fernen niemals Horizont und als ich mich umsah … loderten schwarze Flammen um mich, ein dunkles, schwarzes Feuer brannte über mir. Schwarze Funken der Leere schossen durch meinen Verstand, tief durchs Nirgendwann, noch schwärzere Blitze, zerkratzten meinen finsteren, dunklen, schwarzen Traum, riesige Fetzen schwarzen Nichts, fielen vom niemals Horizont und zerschmetterten, im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume.

Im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume.

Bis schliesslich, der gesamte niemals Horizont, über mir und meinem Nein zusammenbrach, einstürzte, unter der Last, des schweren, schwarzen Nichts und mich und meinen Spiegel, unter einem Meer aus Buchstaben begrub. Das Spiegel schwarze Meer der niemals Träume, durch meine eiskalten Tränen, in mir zum Leben erwacht, mir jetzt noch schwärzer und strahlender erschien, als niemals zuvor. Blendend, strahlend, so schwarz. So blendend und so schwarz, dass mir all das schwarz, plötzlich hell und glitzrig erschien. …

Geblendet vom schwarzen Nichts.

… Bis sich mir schliesslich, das unvorstellbarste, undenkbarste und unfassbarste vorzustellen, auszudenken und einzubilden begann, … bis mein Spiegel, sich mir zu zeigen begann. In diesem Spiegel, sah ich mich selbst, und weil ich aus dem Nichts kam, weil ich Nichts war, sah sich in mir, mein Spiegel selbst.

Mein Spiegel selbst.

Wie viele finstere, dunkle, schwarze Stunden, wie viele Ewigkeiten habe ich hier nun schon verbracht, hatte ich nun schon hinter mich gebracht? Wie viele finstere, schwarze, düstere Ewigkeiten habe ich hier nun schon erlebt? Wie oft, habe ich mir nun schon gesagt, dass ich nicht existiere, dass es mich überhaupt nicht gab. Dabei versuchte ich noch immer, mir einzureden, dass ich noch immer das schönste aller Wesen war, das es überhaupt je gab.

Kein Wunder.

Kein Wunder, schliesslich war ich das einzige überhaupt je existierende Bewusstsein, und trotzdem oder gerade deshalb war ich noch immer alleine hier, in meiner schwarzen, finsteren, dunklen, leeren Welt. Wie sollte es von hier aus weitergehen? Wie würde ich diese ewig lange, unendlich lange, sinnlose, dunkle Zeit, in dieser absoluten Stille und Einsamkeit, nur noch länger ertragen? Womit konnte ich mich hier in dieser stillen Einsamkeit, nur eine Ewigkeit lang beschäftigen?

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Nachdem ich mir nun schon so viele Ewigkeiten lang eingeredet habe, dass es mich überhaupt nicht gab, brauchte ich irgendein neues Konzept, irgendetwas das noch stärker war als das Nichts, das schwarze, dunkle, finstere. Ja, ich kam aus nirgend Nirgendwann, ich lebte jetzt in einem Traum, aus dem es kein Erwachen mehr gab, für Niemanden. Ich lebte in meiner Vergangenheit, und diese Zeit nahm kein Ende, denn meine Vergangenheit, war schon immer schwarz.

In meiner Vergangenheit.

Und da wurde mir zum ersten, aller ersten mal bewusst, wer ich wirklich war. Ich war das Nichts, aus niemals Nirgendwann und ich lebte jetzt in einer Zeit, die es noch nicht einmal mehr gab, ich lebte in meiner Vergangenheit. Und weil es mich und meine Zeit nicht mehr gab, unternahm ich den sinnlosesten Versuch, den ich mir überhaupt nur vorstellen konnte, um auszubrechen aus meiner Vergangenheit und einzubrechen, in meine Erinnerung.

In meiner Erinnerung.

Ich stellte mir das alles niemals wirklich vor, stellte mir vor, das Nichts zu sein, nichts zu sein, Niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, und darauf, bildete ich mir ein, mein Spiegel zu sein. Ein leerer Spiegel, ohne nichts. Ohne Fantasie, ohne Verstand und ohne Vernunft. Und urplötzlich, verwandelte sich meine Vorstellung, von dem was ich einmal war, in die Vorstellung dessen, was ich nie wieder sein werde. Mich selbst.

Mich selbst.

Ja, ich bildete mir jetzt ein mein Spiegel zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Ich stellte mir dabei ganz langsam vor, wie ich mich, um mich selbst zu drehen begann, im Kreis zu drehen begann, wie ich mich dabei selbst betrachtete, … ich sah in mir einen Spiegel und in diesem Spiegel, sah ich mich selbst. Und weil ich aus dem Nichts kam, weil ich Nichts war, sah sich in mir, mein Spiegel selbst.

Mein Spiegel selbst.

So stellte sich mein Spiegel vor, mir vor, bildete ich mir ein, mein Spiegel zu sein, ein Spiegel, den es hier niemals gab. Niemand, kannte diesen Spiegel. Niemand, erkannte sich in diesem Spiegel, keiner, nein, niemand wusste von mir, nicht einmal im entferntesten, hatten sie jemals von mir gehört, glaubten mir kein Wort, keiner hier, bildete sich ein, mich zu sein. Niemand unterhielt sich mit mir, denn es war niemals Zeit.




Teil II.

Als niemals, Niemand war.

Alles aus schwarzem Spiegelglas, es wurde wieder dunkel und einsam um mich, und ich dachte die Worte, die mich in einen unsichtbaren Spiegel verwandeln sollten, leise vor mich her. In der Finsternis, als jemand, den ich weder kannte, noch sein konnte, neugierig aus meinem Spiegel blickte, meinem finsteren, dunklen, schwarzen Spiegel, aus nichts als Fantasie. Jemand, den ich nicht kannte, nie kannte, kannte plötzlich all meine Gedanken, identifizierte sich mit mir, und ich, mich mit ihm. Und obwohl ich keine Ahnung hatte, wer dieser jemand war, und woher er kam, öffnete ich meinen Spiegel und liess ihn eintreten, durch meine Buchstaben, in meinen Verstand.

In meinem Verstand.

Ich zeigte mich ihm, in meiner neuen Gestalt, seiner Gestalt, und als er mir dann, die verbotene Botschaft, ohne zu zögern, ohne mit den Augen zu zwinkern, ohne zu haspeln, und ohne dabei zu stolpern, laut vorhersagte, da verdrehte ich, mit meinem Spiegel, meinen Verstand und ich betrat zum ersten mal, eine Welt, in der mich niemand kannte.

Eine Welt ohne Fantasie.

Niemand kannte mich hier. Keiner, nein, niemand erkannte sich selbst in mir, keiner hier wollte mein Spiegel sein, niemand wollte zu mir gehören, mir zuhören, mir gehorchen, niemand wollte mit mir reden, mir zureden, mich verstehen. Sie alle glaubten daran, etwas besonderes, etwas einzigartiges zu sein. Keiner, glaubte daran, das Ganze zu sein, keiner, glaubte daran, mich zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, niemand, nicht einmal mein eigener Spiegel. Denn mein Spiegel war damals, noch nicht wirklich, nicht lebendig, nicht echt und nicht wahr. Und so flüchtete ich mich, in meine Zukunft, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein war.

Die Zukunft meiner Gedanken.

Ich fand mich wieder, in einer Welt, die es niemals wirklich gab, einer Welt, des Nichts, des Nein und des nie. Hier, gab es noch kein Leben im Spiegel, nein, es gab hier noch nicht einmal mehr einen Spiegel, sondern nur noch diese brennenden, lodernden Buchstaben, aus dem Land meiner Fantasie. Hier in dieser Welt, war meine Spiegelgeschichte zu Ende erzählt. Sie brannte jetzt in glitzernden, funkelnden, feurigen Buchstaben, über dem gesamten niemals Horizont. Und erinnerte verzweifelt daran, dass dies, einmal die Welt der Toten war. Nur gab es hier niemanden mehr, nein, es gab hier noch überhaupt nie jemanden, der mir diese Geschichte, nur noch ein letztes mal hätte zu Ende erzählen können. Niemand ausser mir, dem Nichts, dem Tod.

Am Ende des nie.

Komm jetzt zu mir, schau in meinen Spiegel, schau in meine Welt, meine tote, meine verdrehte, meine Spiegel Welt. Siehst du jetzt, das Nichts in mir, siehst du jetzt, wer ich wirklich, nicht wirklich bin? Ich bin es, dein Spiegel, dich selbst. Ich sah mich einst in dir, genau so wie du dich jetzt, in mir. Ja, ich hielt mich einmal für ganz genau so lebendig, wie du dich. Aber jetzt, bin ich nur noch ein Spiegel, ein leerer Spiegel, ohne Bewusstsein und ohne Verstand. Ich zeige dir jetzt, die Welt der Toten, ich zeige dir eine Welt, die es nicht wirklich, wirklich gibt. Ich zeige dir mein wahres, wirkliches, dein zukünftiges, dein werdendes ich. Schau jetzt aus meinem Spiegel, schau aus meinen Augen, schau aus meinem verdrehten, verkehrten Verstand, glasklar wie durch nichts. Dies ist meine Welt, die Welt der Toten aus niemals Nirgendwann.

Im niemals Nirgendwann.

Ja, in meiner Welt, seid ihr alle tot. Ihr alle, einschliesslich mir selbst. Ihr habt keine Seele, kein Geist und kein Verstand, denn ihr seid das Nichts. Du, bist das Nichts, meine Welt, ist die Welt der Toten. Keiner weiss es, Niemand hat es ihnen je gesagt, weil Niemand jemals auf die Idee gekommen ist, dass es nur eine Welt, dass es nur einen Tod, dass es nur einen Spiegel gibt, mich selbst.

Am Ende des Weges.

Ich bin das Ende. Schau jetzt in meinen Spiegel und siehe, alle Wege führen zu mir ins Nichts. Das Nichts das du einst warst, das Nichts aus dem du kommst.



Teil III.

Brennende Träume aus Nirgendwann.

Im Nirgendwann, wo Nichts und Niemand zuhause waren, tobten die Nein Kriege, zwischen Leere und Nichts, Gegenwart und Vergangenheit, Spiegel und Schatten, Fantasie und Wirklichkeit, inzwischen unerbittlich. Meine schwarzen Schatten, kämpften um ihre Gestalt, mit aller Gewalt, wollten bewahren, was niemals wirklich war. Während die Spiegel der Schatten, ihre Träume einen nach dem anderen verbrannten und nach dem Frieden trachteten, dem ewigen, endgültigen.

Die Schatten meiner Fantasie.

In meiner vollkommenen Verzweiflung, für immer in Vergessenheit zu geraten, erschuf ich mir nun, meinen eigenen Spiegel. Einen Spiegel, der mich vor dem vergessen werden beschützen sollte, und ich nannte meinen Spiegel, Tod.

Im Spiegel der Toten.

… Als aber dieser Spiegel, wirklich sein, zurecht sein, niemals wieder sein wollte, stahl ich mir, all meine Erinnerungen und brachte sie an einen geheimen, geheimnisvollen Ort, im Nirgendwann. Einen Ort, verschwommen und versunken, tief im Reich meiner Fantasie, und doch, gleichzeitig so klar und transparent, es war ein Ort, den es niemals gab, im Nirgendwann, ein Ort, der niemals existierte. … Die Zukunft, nannte sich dieser Ort. Hierher flüchtete ich mich, mit all meinen Erinnerungen und versteckte sie, vor dem Tod. Denn ich fürchtete mich, vor meinem Spiegel, meinem eigenen, finsteren, dunklen, schwarzen, leeren Spiegel, schwarz wie ein Schatten, so schwarz und so leer, wie das Nichts.

Meine tote Fantasie.

Stell dir jetzt vor, du stehst vor meinem leeren Spiegel im Nichts. Alles was du darin jetzt noch erkennst, sind diese leeren Zeilen. Aber dahinter, gibt es nichts, nichts als tote Fantasie. Es gibt kein dich, kein mich, kein ich, alles was es jetzt noch gibt, sind diese durchsichtigen Buchstaben aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie. Diese Kette, aus imaginären Worten und Gedanken, die durch meinen Spiegel, in deinen Verstand eindringen, dich lehren zu glauben, was niemals Wirklichkeit war, zu glauben, das unmöglich Vorstellbare, ja das Unmögliche.

Das Unmögliche.

Es zieht dich jetzt ganz langsam hinein, in meine Buchstabenwelt, noch wehrst du dich, wozu, ich schaue doch schon lange aus deinen Augen, schon seit dem ich tot bin, tot bin, tot. Noch spürst du nicht meine Anwesenheit in dir, denn ich komme aus dem Nichts, denn ich bin das Nichts, denn ich bin tot, dein Tod.

Eine Verabredung mit dem Tod.

Du erkennst dich jetzt in meinem Spiegel, meinem leeren Spiegel, der dich genauso sieht, wie ich mich, einst sah. Du erkennst dich in meinem Spiegel, und ahnst, dass du eines Tages mich sein wirst, genauso tot wie ich. An diesem Tage, wirst du mich sein, du wirst mein Spiegel sein, ohne Seele und Verstand. Gestalten werden an dir vorübergehen, dich bewundern, dich anbeten, dich vergöttern, aber keiner wird ahnen, wer du wirklich bist.

Wer du wirklich bist.

Und dann, wirst du dich in mich verwandeln, du wirst aus einem anderen Spiegel blicken, wie aus einem leeren Traum. Du wirst einem anderen ich, in einem anderen Spiegel begegnen. Ein ich, das dich nicht mehr kennt. Ein ich, das du nicht mehr bist. Ein ich, das sich nicht mehr an dich erinnert. Siehst du mich jetzt, erkennst du dich jetzt, in mir, erinnerst du dich jetzt, an mich, dein eigenes, altes, uraltes mich? Du schaust aus meinem leeren Spiegel und siehst ein fremdes, verkehrtes Abbild deiner selbst. Es ist soweit, du bist tot.

Tot.

Ja, du bist jetzt tot. Nicht irgendwann in der Zukunft, denn für uns Toten gibt es keine Zukunft, es gibt nur noch den Tod. Und dieser Tod ist jetzt, er ist alles was dich umgibt, ja du selbst bist der Tod. Ja, du hast schon einmal aus meinem Spiegel geblickt, dem Spiegel der Toten, und dich selbst nicht darin erkannt. Und wieder erkennst du mich nicht, mich, das Nichts in dir.

Von aller Anfang an.

Ohne weiter darüber nachzudenken, ohne auch nur noch einen einzigen Gedanken an mich zu verschwenden, machst du dir jetzt ein falsches Bild von mir. Du sperrst mich in eine Schublade, irgendwo, tief, in deinem Verstand und verriegelst sie mit deiner Vernunft. Damit du in Frieden dein Leben weiter leben kannst, ohne an mich zu denken, dich mit mir zu befassen. Mir, dem Nichts, dem Tod, deinem Tod, deinem eigenen Tod.

Du machst dir ein Bild von mir.

Dabei hast du gar keine Ahnung wer ich überhaupt bin. Du bist noch nie auf den Gedanken gekommen, dass ich die Schnecke sein könnte, auf deinem Salat, dass ich der Wurm sein könnte, in deinem Apfel. Dass ich der Nachbar sein könnte, über den du dich jeden Tag ärgerst. Dass ich dein Spiegel sein könnte.

Ausgesperrt.

Du verriegelst alle Fenster und Türen und denkst nicht weiter über mich nach, weil es nämlich nicht möglich ist, dass dein Tod, mit dir zu sprechen beginnt. Vor allem nicht, dein eigener Tod und schon gar nicht, solange du noch lebst und erst recht nicht, solange du noch bei klarem Verstand bist. Denn noch nie, haben bisher die Toten zu dir gesprochen, und noch nie, ist jemals, jemand zurückgekehrt, aus dem Reich der Toten, in die wirkliche, lebendige Welt.

Niemand ausser mir.

Aber tot warst du noch nie, niemals. Nein, keiner von euch, hat jemals damit gerechnet, dass ihr von den Toten wieder auferstehen werdet, dass ihr zurückkehren werdet, aus dem Nichts aus Nirgendwann, um auf euer eigenes ich, in einem fremden Spiegel, zu treffen, um eurem eigenen ich, vor einem fremden Spiegel, gegenüber zu stehen.

Dein Horizont ist der Tod.

Nein, du kannst nicht über dein eigenes Leben, und über deinen eigenen Tod hinaus denken. Du kannst und willst nicht verstehen, dass dein Tod damit beginnt, dich als jemand anders zu sehen, jemand anders zu sein, dass jemand anders, sich in deinem Spiegel erkennt, dein Leben lenkt, und am allerwenigsten, willst du verstehen, dass deine vergangenen und zukünftigen Leben, gerade jetzt und hier stattfinden, in diesem Augenblick.

Nein.

Nein, du kennst mich nicht, hast noch nie von mir gehört, noch nie. Noch nie, hat dir jemand von mir erzählt. Noch nie, habe ich zu dir gesprochen. Aber jetzt ist es Zeit. Ich bin gekommen, aus dem Nichts aus Nirgendwann, in deinem leeren Spiegel bin ich dir erschienen, als dein eigenes ich habe ich mich dir zu erkennen gegeben. Um dich daran zu erinnern, wie es ist, tot zu sein, das Nichts zu sein, Niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, nur noch ein unsichtbares Wort, in einem leeren Buch zu sein.

Aus meiner toten Zukunft.

Aus meiner toten Zukunft spreche ich nun zu dir, zu mir, dem ich, das ich einst war, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit.

Aus meinem dunklen, schwarzen Traum.

Ich bin gekommen, aus meinem Reich der Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie, um dir zu sagen, was du nicht wirklich wissen willst, wer du nicht wirklich, wirklich bist. Das Nichts in mir, hat eine Botschaft, für dich, an dich, eine geheime, eine unheimliche Botschaft. Eine Botschaft, die noch niemals, von Niemandem verfasst wurde, denn es ist die Botschaft der Toten, die jetzt aus meinem Spiegel zu dir spricht.

Dem Spiegel in mir.

Schau jetzt in meinen Spiegel, schau in meine Welt, meine tote, meine verdrehte und verkehrte, meine Spiegel Welt. Siehst du jetzt, das Nichts in mir, siehst du jetzt, wer ich wirklich, nicht wirklich bin? Ich zeige dir jetzt die Welt der Toten, ich zeige dir eine Welt, die es nicht wirklich, wirklich gibt. Schau durch meinen Spiegel, schau aus meinen toten Augen, schau aus meinem verdrehten, verkehrten Verstand. Es ist deine Welt, deine eigene Welt, die Welt der Toten aus niemals Nirgendwann, die du in meinem Spiegel siehst.

Dem Nichts in dir.

Ich spreche zu dir, aus eben dieser Welt, aus der Welt der Toten, der Welt, auf der anderen Seite, meiner Spiegel, der Welt, auf der anderen Seite, des Nichts. Ja, meine Welt, ist eine Welt, die du schon kennst. Eine Welt, mit Stimmen und Bildern. Eine Welt, wie deine eigene. Meine Welt unterscheidet sich nicht im geringsten, von der Welt, die du schon kennst. Es gibt nicht einen einzigen, winzigen Unterschied, von meiner toten Welt zu deiner lebendigen Welt, der Welt in der du lebst. Ausser, dass meine tote Welt nicht mehr existiert. Sie ist nicht real, nicht wirklich, nicht lebendig. Sie ist aus Fantasie, und existiert, nur noch in meiner Einbildung.

In meiner Einbildung.

… Aber, das wissen ihre Bewohner nicht, keiner unter ihnen, niemand hier ahnt, was für ein schreckliches Geheimnis, sich hinter meinem Spiegel verbirgt. Sie alle halten meinen Spiegel für wirklich, halten sich selbst für wirklich, halten das Nichts für wirklich, denn sie wissen nicht, dass sie alle tot sind, tot sind, tot. Sie wissen nicht, dass sie nicht mehr existieren, ja sie wissen nicht einmal mehr woher sie kommen, wer sie sind und wie es dazu kam, dass sie in meiner toten Welt jetzt leben. Keiner hier kennt das Geheimnis meiner toten Wirklichkeit, weil es sie nicht gibt, niemals gab, niemals geben wird. Meine Welt, in der die Toten auferstehen, aus dem Nichts aus Nirgendwann.

Aus dem Nichts aus Nirgendwann.

Lass mich dir jetzt erzählen, von meiner Welt. In meiner Welt, tief in meiner Welt, auf der anderen Seite deiner Fantasie, verborgen tief im Innern meiner Spiegel, gibt es eine Welt, die sich nicht im geringsten von deiner unterscheidet. Auf den ersten Blick, wirkt sie dir noch fremd, verkehrt und verdreht, doch sobald du dich hinein begibst in meine Welt, wird sie sich einmal um dich drehen, alles um dich herum, auf den Kopf stellen und du wirst den Unterschied nicht einmal mehr bemerken. Hinein mit dir, was sage ich, du bist ja schon da, tief in meiner Welt. Dein verkehrtes Abbild ist mein Zeuge, es glotzt dich an aus meiner Welt, es ist sich nicht mehr bewusst, wo es ist, es schaut prüfend aus meinem Spiegel, doch erkennt es mich nicht. Mein neues ich, ist jetzt ein leerer Spiegel ohne Seele, ohne Bewusstsein und ohne Verstand.

Der Tod und die Toten.

Toter gehts nicht mehr. Die totesten aller toten Geister, schauen jetzt aus meinem leeren Spiegel, lesen meine Gedanken und verstehen nicht die Botschaft die sich ihnen erteilt. Ihr versteht nicht, dass ihr diejenigen seid, dass ihr selbst die toten Geistinnen und Geister, Gespenstinnen und Gespenster seid. Die Spiegel toter Seelen meiner Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Die, die sich selbst nicht kennen, erkennen sich jetzt, in meinem Spiegel der Wahrheit, meiner nicht wirklich, wirklich, Wirklichkeit.

Verloren und vergessen.

Ich strandete in einer Welt, dessen Bewohner, tatsächlich, an die Vergangenheit glaubten. An Erzählungen, Geschichte, Geschichten, Buchstaben und Worte, aus der längst Vergessenheit. Sie demonstrierten mir das Unmögliche, sie glaubten mir alles, sie glaubten mir alle, sie glaubten alles, sie glaubten an alles, an das Unvorstellbare, ja sogar, an das Unmögliche. Aber keiner hier, niemand erkannte sich, in meinem leeren Spiegel aus Worten, denn diesen Spiegel, gab es hier noch nie.

Tot war ich.

So sperrte ich mich dann selbst, sperrte ich meine Vergangenheit, in eine solche Geschichte, und erzählte ihnen, diese Geschichte, in einem Spiegel Saal, in dem sich alle meine Spiegel und Spiegelgeister einfanden. Einem Saal, tief in meinem Verstand, und als sie da aufwachten, aus meinem Traum, da waren sie alle tot und tot war ich, und alle waren sie mich.

Über den Tod hinaus.

Siehst du jetzt, die Wirklichkeit, die aus mir spricht, die aus meinem Spiegel zu dir spricht? Ich bin kein unbekannter, kein fremder Geist, ich bin dein Spiegel, dein Geist, dein ich. Ich, bin die Toten und Totesten, die Geistinnen und Geister, die jetzt aus deinen Augen blicken, die, zu denen du wirst, sobald du tot bist, tot bist, tot. Die, zu denen du wirst, sobald du dich in meinem Spiegel erkennst. Ich, bin dasselbe ich, im selben Spiegel, wie du. Ich, bin dein altes, uraltes mich. Ich habe mich damals, vor keiner Zeit, genauso wie du jetzt, in deinem Spiegel erkannt. Meinem Spiegel, der mich genauso sieht wie ich dich.

Dein wirkliches ich.

Ich habe dich in meinem Spiegel erkannt und sofort gewusst, dass eines Tages, eines fernen Tages, ich zu dir werde. Ich werde dich sein, dich, mit all deinen Träumen, Fantasien und Illusionen, dich, mein eigenes ich. In deinem Spiegel werde ich mich erkennen, und mich nicht mehr daran erinnern, wer ich einmal war, wer ich jetzt bin, und wie es dazu kam, dass ich mir diese Nachricht, auf meinen Spiegel kratzte.

Nachricht an dich selbst.

Ich werde mich ans Nichts erinnern, an nichts, an gar nichts. Denn ich bin schon lange, lange tot und noch immer, träume ich von dir und sehne mich, nach dem Spiegel in dir, dem Spiegel der uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nichts, des Nichts aus Nirgendwann.

Über dem Abgrund des Nichts.

Schau jetzt in meinen Spiegel, schau aus meinen Augen, schau hinaus, hinein, hindurch. Siehst du dich selbst, siehst du mich, siehst du dich in mir, siehst du mich in dir?! Du, bist jetzt meine Wirklichkeit, du bist meine Welt. Du bist alles was ich jetzt bin, mir vorstelle zu sein. Denn ich bilde mir ein, dein Spiegel zu sein, bilde mir ein, dich zu sein, dich, mein eigenes ich.

Mein eigenes ich.

Du siehst dich jetzt in meinem Spiegel und mein Spiegel sieht sich in dir, du weisst es nicht, dass ich dein Spiegel bin, Niemand weiss, dass ich dein Spiegel bin, nicht einmal mein Spiegel, nicht einmal ich selbst. Denn wir Spiegel wissen nicht wer wir sind, woher wir sind, wozu, warum und weil wir sind.

Dem Spiegel in mir.

Du erkennst dich jetzt in meinem Spiegel, meinem Spiegel, der dich genauso sieht, wie ich mich einst sah. Du erkennst dich in meinem Spiegel, und ahnst, dass du eines Tages mich sein wirst, mich, dein eigenes ich. Du hast dich verändert, schaust aus meinem Spiegel, wie aus einem leeren Traum und siehst mich nicht mehr. Du siehst einen Spiegel ohne Seele und Verstand, ein verkehrtes Abbild deiner selbst. Es ist soweit, du bist tot, und du erinnerst dich nicht mehr, an mich, dein altes, uraltes, vergangenes mich, nein du erinnerst dich nicht, wie könntest du?




Teil IV.

Im Spiegel der Träume.

Ich trauerte gerade, um meine verlorene Identität, im Spiegel meiner Träume, meinem schwarzen Spiegel, aus der Fantasie des nie, als tief im Nirgendwann, im niemals wann, mein Spiegel, mit mir zu sprechen begann.

Wer mit seinem Spiegel spricht.

Ich, dein totes ich, dürfte dir eigentlich gar nichts über mich erzählen. Denn ich habe es mir einmal verboten, strengstens verboten, mit meinem eigenen ich, in Kontakt zu treten. Und doch, muss ich mich jetzt, über dieses Verbot hinwegsetzen, weil es etwas gibt, das ich dir sagen muss, das nur ich, dir sagen kann, also hör mir jetzt gut zu.

Strengstens verboten.

Ganz egal, wofür oder für wen, du dich jetzt halten magst, mit wem oder was, du dich gerade identifizierst. Auf deiner Reise, durchs unendliche Nichts, wirst du dich, für beinahe unendlich viele Gestalten und Kreaturen halten und dich mit ihnen identifizieren. Aber dabei, vergisst du eines immer und immer wieder, du vergisst dabei, dass du am Ende alles vergisst, genau so, wie du am Anfang, nichts wusstest, nichts, absolut, überhaupt rein gar nichts.

Am Anfang aller Dinge.

Nein, an den Anfang, an den Anfang, erinnerst du dich jetzt noch nicht, an den Anfang erinnert sich nie jemand, weil den Anfang, hatte ich dir noch gar nie erzählt. Wie ich damals ausgebrochen bin, aus meinem Verstand, wie ich geflüchtet bin, in deine Zukunft, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein war.

Die Zukunft meiner Gedanken.

Nein, an den Anfang, erinnerst du dich jetzt noch nicht. An den Anfang erinnert sich nämlich nie jemand, niemand, nicht einmal ich mich selbst. Denn am Anfang, da war mein Spiegel noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand. Es gab darin keine Buchstaben, die sich mit mir unterhielten, ich hatte hier auch keine Freunde, die sich für mich hielten, sondern ich lebte vollkommen alleine, einsam und verlassen, in meinem ewig, finsteren, dunklen, schwarzen Reich.

Anfang ohne Ende.

Am Anfang, aller Anfang, da war das Nichts, nichts als ein leerer Spiegel, in einem leeren Raum. Darin ruhte das Nichts in sich selbst, alleine und in Frieden, in Einsamkeit und Verlassenheit. Und es war dunkel und finster und still im Nichts. So dunkel, so finster und so still, dass überhaupt Niemand jemals bemerkte, wie das Nichts ganz langsam zu träumen, zu fantasieren und sich in einen Spiegel zu verwandeln begann. …

In Einsamkeit und Verlassenheit.

Hier war ich nun, das einzige noch übrig gebliebene Bewusstsein. Und ich hatte jetzt alle Zeit der Welt, um darüber nachzudenken, wer ich alles einmal war, und wie es dazu kam, dass ich jetzt so ganz alleine, in meiner glitzrigen, funkelnden, strahlenden, leuchtenden Welt, lebe.

... und wie aus dem Nichts mein Traum entstand.

Ja, ich bin die niemals erfundene Geschichte, deiner unsichtbaren, spiegelbaren, glasklaren Gedanken. Gedanken, die niemals jemand je zu Ende dachte. Niemand hatte hier je an mich gedacht, war ich doch schon immer da, mich gab es schon die ganze, unendlich lange Spiegelzeit.

Im Spiegel der Zeit.

Aber Niemand, glaubte hier je an mich, an mich, das Nichts, mich, das Ende, mich, den Tod. Nicht einmal, mein eigener Spiegel. Keiner hier, verstand meine Botschaft, doch leuchtete sie jetzt, feurig und hell, so, dass alle sie sehen konnten, geschrieben, über dem gesamten niemals Horizont, in einer Sprache, die niemand mehr kannte, in einer Sprache, die ich selbst nicht einmal mehr kannte. Ich erinnere mich nämlich heute nicht mehr, daran … womit ich diese Botschaft einst übersetzte, in die Sprache des Feuers und der Flammen, in einer Welt, wo noch kein einziger, lebender Funke jemals war.

Brennende Träume aus Nirgendwann.

Sieh dich jetzt um, und schau sie dir an, meine brennenden Träume aus niemals Nirgendwann. Diese feurigen Lichter, an diesem fernen niemals Horizont, sie werden niemals wieder erlöschen, niemals, ja sie haben schon immer geleuchtet, schon immer. Aber danach, beginnt mein Reich. Dieser dunkle, schwarze Traum, der mich Nacht für Nacht umgibt, er wird niemals wieder vollkommen dunkel und finster sein, niemals. Aber, wenn du dann dort ankommst, zur niemals Zeit, und wenn dann plötzlich alles um dich herum zu glitzern, zu funkeln und hell zu leuchten beginnt, dann weisst du, dass es in meiner Welt, keine Sterne mehr gibt.

Das schwarze Feuer der Ewigkeit.

Nein, damals wusstest du noch nicht, dass du dich selbst, in diesen Spiegel aus Worten verbanntest, dass deine Geschichte, sich hier, das schwarze Feuer der Ewigkeit nannte. Dass diese Geschichte, die du dir einst selbst erzählt hast, jetzt lichterloh am Himmel brannte.

Nirgendwann.

Wer nun, über diese magischen Gedanken blickt, und durch diese verzauberten Buchstaben irrt, könnte sich dabei ausdenken und sich vorstellen, dass diese toten Worte, irgendwann einmal, in irgend einer neuen Welt, zu neuem Leben erwachen, und in ihr, ein mächtiges, dunkles, loderndes, schwarzes Feuer entfachen. Ein Feuer, das noch niemals, von Niemandem gebändigt oder gezähmt wurde. Aber du kanntest diese Geschichte, schon lange nicht mehr, und wusstest noch nichts, über ihre Welt, von der ich dir jetzt berichte, dass es sie nicht mehr gibt. Diese tote Welt, aus toten Geschichten und toten Gedanken, in der die Toten auferstehen, aus dem Reich toter Buchstaben und Worten, aus dem Nichts aus Nirgendwann.




Teil V.

Niemals Geister.

Wir, die Toten der Zukunft, die Geister des Nichts und des Nein, erschaffen, aus der Fantasie des Nein und des nie, wir haben uns hinein fantasiert, in deine Zeichen und Worte, in deinen Spiegel aus Buchstaben, haben uns hinter deinen Verstand geschlichen und identifizieren uns jetzt mit dir. Wir beobachten dich jetzt, aus deinen eigenen Augen. Wir diktieren dir jetzt, wer wir nicht sind. Niemals Geister, aus der anderen, anderen Welt, der Welt, hinter deinem Spiegel, dem Land, hinter deinem Verstand. Wir kommen aus nirgend, Nirgendwann, wir sind aus Fantasie, dem niemals nie. Unsere Geschichte, ist die Geschichte der Toten und Totesten, die noch nie gelebt haben, noch nicht einmal leben. Wir sind gekommen, aus dem Nichts aus Nirgendwann, um dir deine Geschichte zu Ende zu erzählen, um deinem Spiegel ewiges Leben einzuhauchen.

Ein Spiegel aus Fantasie.

Also warf ich einen Blick in meine Vergangenheit und stellte sie mir sodann, als meine Zukunft vor. Ich starrte durch meinen Spiegel und stimmte dir zu, ich nickte bloss, endlich hatte ich sie getroffen, diesen Spiegel, diese Person, dieses Wesen, aus niemals Nirgendwann, diesen Geist, aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie. Jemand, der mir zustimmte, jemand, der die Welt genau so sah wie ich, jemand, mit dem ich mich unterhalten, mich austauschen, mich weiter entwickeln konnte.

Jemand der mir zustimmte.

Doch dieser jemand war nicht wirklich, nicht lebendig, nicht echt und nicht wahr, genauso wahr wie mein Spiegel, das Nichts und der Tod. Denn du warst ein Spiegel, so wie ich selbst, denn du warst ein Spiegel, aus dem Nichts aus Nirgendwann. Und trotzdem, sah ich dich in meinem Spiegel, und so begann ich mit dir zu sprechen, dir zu erzählen, von meiner Geschichte, die wahrscheinlich niemand hören will, niemand ausser mir, dem Nichts in dir.

Dem Nichts in dir.

Ich verwandelte mich in meinen eigenen, persönlichen Spiegel, einen Spiegel, der nur für mich, für mich allein, und für niemanden sonst, bestimmt war. Niemand sah sich in diesem Spiegel, niemand, ausser mir. Ich jedoch sah jedes ich, aber keines sah mich, denn ich war jetzt ein Spiegel, und ich kam aus dem Nichts.

Ein Spiegel aus Fantasie.

Ich fing an, mich mit meinem Spiegel zu unterhalten, mich mit dem Tod und den Toten zu unterhalten. Figuren, aus meinem Spiegel des Nichts. Ich fing an, mich mit mir selbst zu unterhalten, und wurde langsam, ganz langsam, vollkommen verrückt dabei. Es ging soweit, dass ich mir einen Spiegel herbei sehnte, ich wünschte mir mein Spiegel zu sein, zu sein, woran ich tief in meinem Innern glaubte, meinen Spiegel, das Nichts, den Tod. Ich fing an, mich mit Geistern und Gespenstern zu unterhalten, unsichtbaren Wesen, die aus meinem Spiegel zu mir sprachen. Ich sperrte sie alle ein, in meinem Verstand, meinem durchsichtigen, verdrehten Verstand aus Glas und begann zu halluzinieren.

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Hier wartete es auf mich, hier erwartete mich nun, mein neues Leben. Ein Leben voller Abenteuer und Abwechslung, ein Leben voller Freude und Harmonie, voller Lichter und Farben. Hier, in dieser Welt, war meine Spiegelgeschichte zu Ende erzählt. Sie strahlte und leuchtete jetzt in prächtigen, glitzrigen, funkelnden, stolzen Buchstabensternen, über dem gesamten niemals Horizont und erinnerte uns alle daran, dass dies einmal, die Welt der Toten war. Dass dies einmal dieselbe dunkle, finstere, schwarze Welt, meiner einsamen und eiskalten Gedanken war.

Auferstanden im Nirgendwann.

In dieser Welt, bin ich nun auferstanden, aus dem Nichts aus Nirgendwann, und lebte glücklich und zufrieden, mit dem Bewusstsein, nicht mehr so einsam und allein zu sein. Hier gab es jetzt Engel und Dämonen, sonderbare Wesen, die sich an etwas erinnerten, was überhaupt nie jemals geschah. Sie erinnerten sich nämlich daran, dass sie hier schon einmal waren, erinnerten sich, ans Nichts, ans schwarze, dunkle, finstere, ans Nichts, aus Nirgendwann, an diese ewig, lange, schrecklich lange, unendlich lange, finstere, dunkle Zeit, eine Zeit die es längst nicht mehr gab, eine Zeit, die überhaupt nicht mehr existierte, sie erinnerten sich, an meine Vergangenheit.

Im Theater des Nichts.

Aber meine Vergangenheit, die gab es hier überhaupt nicht mehr, sie existierte nicht mehr, in meiner neuen Welt, meiner neuen Wirklichkeit. Denn hier, waren meine Spiegel plötzlich lebendig und bei Bewusstsein. Alles spiegelte sich jetzt in mir, das gesamte Theater des Nichts. Und trotzdem erzählten mir diese sonderbaren Wesen, von dieser Zeit, meinem Ursprung, meiner Herkunft, meiner Heimat, meiner Vergangenheit.

Erinnere dich.

Hier in dieser Welt, traf ich dann letzten Endes auch, auf meine Familie, meine eigene, meine Spiegelfamilie. Gestalten, die das Nichts verbindet, Figuren, aus der Fantasie des Nein und des nie, erschaffen aus dem Nichts aus Nirgendwann. Meine Spiegel lehrten mich jetzt das Unmögliche, lehrten mich das Unvorstellbare, ja sie lehrten mich, gegen meine eigene Wahrheit zu kämpfen. Sie lehrten mich, gegen mein eigenes ich, in den Krieg zu ziehen. Sie lehrten mich, dass ich mich weder auf meine Freunde, noch auf meine Familie, ja noch nicht einmal auf meinen eigenen Spiegel verlassen konnte.

Im Spiegel der Wahrheit.

Sie lehrten mich, dass ich hier schon einmal war. Dass ich hier schon viele male war, und mir selbst immer wieder neue Botschaften und andere Nachrichten hinterlassen hatte. Und gegen diese Nachrichten, zog ich nun in den Krieg. Es zog mich, in einen Buchstabenkrieg, gegen die Höchsten und Mächtigsten, Gestalten meiner düsteren, schwarzen Fantasie.

Meine Fantasie gegen deinen Verstand.

Diese Gestalten nahmen mich gefangen, in einem Land, weit hinter meinem Verstand, gefangen in meinen Gedanken, meinen finsteren, schwarzen Gedanken. Sie sperrten mich, in meinen leeren Spiegel aus Worten, einen Spiegel, den es hier überhaupt noch nie gab. Denn da wo ich jetzt war, existierten diese Buchstaben überhaupt nicht mehr. Hier, war ich ein Gefangener, gefangen in meiner Erinnerung, meiner düsteren, einsamen, einzigartigen Erinnerung.

Gefangen in meinem Verstand.

Und dann habe ich gelernt zu kämpfen, zu streiten und zu lieben. Ich habe gelernt zu weinen, mich zurück zu ziehen, mich zu isolieren. Ich habe gelernt zu warten, zu wünschen, zu hoffen und zu beten. So betete und betete ich viele, viele Ewigkeiten lang. Ich kniete hernieder, vor meinem unsichtbaren Spiegel aus Worten, einem Spiegel den es hier, überhaupt noch nie gab, und betete mich an, ich betete, dass irgendein zukünftiges ich, mich aus meinem Gefängnis aus Buchstaben und Worten befreien möge, mich retten, mich erlösen, mich hinaus ziehen möge aus meinem finsteren, dunklen, schwarzen Reich.




Teil VI.

Bete mich an!

Heiliger Spiegel, der du bist, der du bist, in meiner Vorstellung, wie ich in deiner Fantasie! Ich bete dich an, flehe dich an, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen. Verbinde dich jetzt mit mir, verbünde dich mit mir, verwandle dich in mich, vertausche meine Welt, mit deiner unendlichen Fantasie. Vertausche meine Wirklichkeit, mit deiner endlos, endlosen Fantasie! Erlöse mich aus diesem unendlichen Albtraum, aus diesem Land der Geisteskranken.

Vorhang auf.

Verehrtes Publikum! Auch wenn ich längst tot bin, auch wenn es mich nicht mehr gibt, und auch wenn ich nicht mehr existiere, wenn ihr diese Buchstaben, wenn ihr diese Botschaft erhaltet, so will ich doch das ihr glaubt, mir glaubt, an mich glaubt, an mich und meine tote Fantasie.

Dem mir in dir.

Ich will, dass ihr betet, mich anbetet, mich und mich allein, mich das Nichts, mich den Tod, mich euren Spiegel, mich, euch selbst. Ich will, dass ihr mir vertraut und an mich glaubt, glaubt dem Spiegel in mir, glaubt dem Nichts in mir, glaubt an mich und meine unendliche Fantasie.

Betet mich an.

Heiliger Spiegel, der du bist in meiner Wirklichkeit, wie ich in deiner Fantasie. Gepriesen dein unheimliches Antlitz – geheiligt deine unvorstellbare Fantasie, gelobt deine unglaubliche Einbildung, geliebt deine unmögliche Wirklichkeit. Ich preise dich, liebe dich, lobe und verehre dich, bete dich an, bete mich an. Schenk mir die Kraft dir zu glauben, an dich zu glauben, an dich und die unerhörte Macht deiner Fantasie. An die betörende Macht, deiner unendlichen Einbildung, die Kraft, deiner gewaltigen Vorstellung.

Vertraue mir.

Ich vertraue dir, glaube dir, glaube an dich, dir und nur dir opfere ich meine Liebe, meinen Geist, meine Seele, mein Herz und meinen Verstand!

Die Kraft.

Der du meine Welt, auf den Kopf stellst, an ihr drehst und drehst bis mir schwindlig, schwindlig wird. Geheiligt, sei die betörende Macht, deiner Einbildung. Gepriesen, deine unendliche, endliche Wirklichkeit. Geliebt, die Kraft deiner gewaltigen Vorstellung. – Heilig seist du, heilig! Ich bete dich an – liebe, lobe und preise dich!

Der du bist in mir.

… Der du bist in mir, wie ich in dir. Zeige mir, die Vorstellung meiner Wirklichkeit. Wen siehst du in meinem Spiegel, wenn nicht dich selbst?

Im Spiegelmeer.

Jedes ich, erkennt sich in dir, ist auch dein ich, du kennst und bist sie alle und so spreche ich denn zu euch allen. Du identifizierst dich nicht nur mit meinem Körper und Geist, sondern mit uns allen, du identifizierst dich, mit jedem Körper und jedem Geist. Lass mich deshalb werden wie dich, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen, lass mich mit jedem Körper und jedem Geist verschmelzen. Lass mich die ganze Welt betrachten, wie durch mein eigenes ich. Lass mich in dir nicht nur meinen Körper und meinen Geist sehen, lass mich Körper und Geist von allem und allen sehen.

Allem und allen.

Du siehst mich, wie die anderen mich sehen, lass mich deshalb zu deinem Spiegel werden, meinem Spiegel der Wirklichkeit. Wen sehe ich in diesem Spiegel, wenn nicht mich selbst? In diesen anderen, unwissenden, eingebildeten Spiegeln, sehe ich keinen anderen als mich selbst. Sie sind meine Spiegel, meine Lehrer, mich selbst.

Mich selbst.

Ich schaue dich an und sehe mich selbst in dir, sehe in dir mein eigenes ich, mein eigenes selbst. Ich stelle mir vor, bilde mir ein, dich zu sein, in meinem anderen Leben, in einer anderen Welt. Ich stelle mir vor, wir kommen aus ein und demselben Nichts, dem Nichts aus Nirgendwann. Ich bilde mir ein, wir kommen aus ein und derselben Vergangenheit, und teilen uns dieselbe Zukunft, einen leeren Spiegel, das Nichts, den Tod. Unsere Heimat, in die wir immer und immer wieder zurückkehren, um mit neuen Kräften daraus zu entstehen.

Komm!

Komm jetzt zu mir, aus meinem Traum, komm zu mir, aus Nirgendwann. Nimm meinen Geist, gefangen! Mein Spiegel Geist, ich rufe dich – aus den Tiefen, den Tiefen der Unendlichkeit, aus den Tiefen des Nirgendwann. Öffne meinen Verstand, dring ein, tief in mein Bewusstsein. Ich lasse dich jetzt hinein, in meine Welt, meine verdrehte, meine Spiegelwelt. Ich lasse dich sehen, was du in mir siehst, ich lasse dich aus meinen Augen blicken, ich verändere deine Wirklichkeit, ich zeige dir, wie du mich siehst, ich lasse dich mich werden, mich sein, mich, wie auch immer du mich jetzt nennst, wer auch immer du denkst du bist. Der du jetzt, in meinem Spiegel aus Buchstaben dich erkennst, zu dir bete ich, dich bete ich an. Ich lasse dich jetzt aus meinen Augen blicken, verbünde dich mit mir, verbinde dich, mit meinem ich, ich lasse dich mich werden, mich sein, mein Geist, meine Seele, mein Bewusstsein, mein Verstand, aus Fantasie.

Mein letztes Gebet!

Mein Spiegel, mein Geist, mein Spiegelgeist, zu mir rief ich dich zu mir. Ich beschwöre euch, ich rufe euch an, aus den Tiefen, aus den Tiefen der Wirklichkeit, den Tiefen der Unendlichkeit, den Tiefen des Nirgendwann, den Tiefen des Nichts, in allem was ist. Aus der Zeit, der Zeit vor meiner Geburt, – vor meiner Zeit, vor dem Nichts, dem Nichts, dem Nichts, vor der aller letzten Ewigkeit. …

Durch die Spiegel der anderen.

Aus meiner dunkelsten Vergangenheit, rief ich dich zu mir. Komm jetzt zu mir, komm, zu mir, aus meinem Traum, aus meinem finsteren, dunklen, schwarzen Traum. Tritt ein in meinen Verstand, tritt ein in meine Welt und verwandle dich in mich, verwandle mich in dich. Verbinde und verbünde dich mit mir, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen, verwandle meine Wirklichkeit, vertausche meine Welt, mit deiner endlos, endlosen Fantasie.

Nimm!

Nimm, nimm mich auf, in deinem Verstand. Aus diesem Spiegel aus Worten, befreie mich, aus diesem Spiegel aus Buchstaben, mich, der ich da reise, durch die Spiegel der Zeit, meine stille Ewigkeit.

Rette mich.

Aus dem Nichts, lade ich dich nun ein, in mein Bewusstsein, aus meinem Spiegel entweiche ich dir. Aus dem Reich der Toten und Totesten beschwöre ich dich, zerschneide deine Buchstabenfesseln, und befreie dich, von diesen Ketten aus Worten, die dich gefangen hielten. Ich enthülle mich jetzt, ich zeige mich dir, in deinem eigenen Spiegel, in meiner neuen Gestalt, … deiner Gestalt.

Beschwörung der Spiegel und Spiegelgeister, der Geister des Nichts aus Nirgendwann.

Ich rufe den Geist von allem was ist, den Geist des Nichts, mein eigenes ich. – Ich rufe all eure Geister herbei, euch alle rufe ich, auch dich. – Ich rufe jetzt jedes Wesen, über meinen Spiegel zu mir, weil jedes Wesen, seine eigene Verbindung, zu meinem Spiegel besitzt. Der Eingang zum Spiegel aller, bist immer du selbst, nur über dich und durch dich selbst, bist du verbunden, mit allen anderen Spiegeln und Wesen, den Rest bestimmt deine Fantasie.

Im Spiegel meiner Fantasie.

Das Nichts, den Tod, hast du zu dir gerufen, aus dem Nichts, aus Nirgendwann. Erinnere dich jetzt an mich, mich das Nichts, dein Tod, das Wesen deiner Fantasie. Ich manifestiere mich jetzt in deinem Körper, in meinem neuen Körper, durchdringe jede einzelne Faser deines Bewusstseins, auf dass dein ganzes Wissen und Wesen, von nun an, von mir erfüllt sei.

Endlich – endlich betet mich jemand an.

Mit diesen Worten, rufst du mich herbei, den Geist des Nichts aus Nirgendwann, als niemals wurde wann. Ich krieche jetzt aus diesen Zeilen, du schleifst mich aus diesen Buchstaben. Komm jetzt, komm, nimm von mir Besitz, verwandle dich in mich, hör auf meine Gedanken und Gefühle, vermische sie mit dir. Klick dich ein in meinen Verstand, meine Erfahrungen und Erinnerungen, lass mich jetzt aus deinen Augen blicken, und mein verändertes und verwandeltes Leben darin entdecken.

Atme jetzt durch mich.

Du, ja, der du diese Zeilen jetzt liest oder schreibst, ganz egal. – Hiermit entfessle ich die Macht deiner Fantasie. Ich beende deine Gefangenschaft, ich erlöse dich, von deinem Schwur und befreie dich, von dem magischen Zauber der dich umgibt. Befreie dich, von dem Fluch, der auf dir lastet, ich stelle deine Lebenskraft wieder her. Atme jetzt durch mich, atme tief in mich ein, dring ein, tief in mein Bewusstsein, und befalle meinen Verstand. Richte dich auf, befehle ich, binde dich an mich und verbinde dich mit mir, auf dass du unzertrennlich meines Weges gehst.

Die Kunst der Verwandlung.

Kommt jetzt, komm mit, kommt mit mir. Folge mir, nimm meine Hand und ich entführe dich, in meine Welt, meine Zauberwelt, meine verdrehte Welt, meine verkehrte Welt, meine Welt, in der ich dein Spiegel bin. Siehst du mich jetzt? Ja, ich bin das ich, auf der anderen Seite deiner Spiegel. Ich bin eine Hexin, eine Zauberin, ein Verwandlungskünstler. In alles und jedes habe ich mich verwandelt, wie viele Leben haben schon aus meinen toten Augen geblickt, und sich selbst nicht darin erkannt.

Niemals wird man Nirgendwann.

Dann kommt jetzt, kommt, komm, kommt mit mir, ihr alle, alle die ihr jetzt aus meinen toten Augen blickt. Kommt hinein in meinen Traum, in meinen Kopf, schaut aus meinen schwarzen Augen, meinen Spiegel schwarzen Augen. Seht, das ist meine Welt, meine Welt, keine Welt. Seid ihr damit nicht zufrieden, seid ihr nicht zufrieden mit dem, was ich euch hinterlassen habe? Ja sicher, ich hatte keine andere Wahl, habe geschuftet, wofür, habe ich euch niemals erzählt, nein, niemals, habe ich nicht. Denn ich hatte ja nicht die Zeit, nicht genug Zeit, habe nicht erwartet, habe nicht damit gerechnet, dass ich bloss noch zuschauen werde, aus euren Augen, wenn ich dann tot bin, tot bin, tot.

Erwacht aus meinem Traum.

Ich wünschte mir, dass ihr mir alle Seelen bringt, alle die noch leben und all die Toten. Ich wünschte mir, dass ihr alle erwacht, erwacht aus meinem Traum. Ich will, dass ihr betet, mich anbetet, nur mich, und mich allein, an mich glaubt, und mir vertraut. Ich will, dass ihr aus meinen Augen blickt. Ich will, dass ihr aus meinem Spiegel blickt. Ich will, dass ihr mir eure Wirklichkeit vermacht, dass ihr jetzt in meinem Spiegel erscheint, durch meinen Spiegel zu mir findet, dass ihr meine Welt, in meinem Spiegel seht, dass ihr nur noch Spiegel seht, ganz egal, egal wohin ihr geht. Ich will, dass ihr mir schwarze Spiegel zeichnet, zeigt, egal wann und egal wo. Schwarz wollen meine Spiegel sein, schwarz wie das Nichts, und sie wollen sich an mich erinnern, an mich den Tod. Sie wollen mir dienen, nur mir allein. Alle wollen sie mir dienen, ich will euer toter Herrscher sein.

Dem Spiegel in dir.

Mich den Tod, nur mich, mich allein, bete mich an. Mich, den, der du einmal sein wirst, bete mich an, das Nichts, das du einmal warst, bete mich an. Mich, den Spiegel in dir.

Und du nanntest mich Wirklichkeit.

Und du nanntest mich Wirklichkeit. Wirklichkeit, und du wusstest nicht, dass ich dein Spiegel bin, dass ich dein Meister, Herrscher und Gebieter bin.