Baron Samedi.
24.05.2012 um 11:09Der Wind durchs Nachtgesimse singt,
Die Ratte sich durchs Spundloch zwingt,
Die Krähe auf dem Kirchturmdach
Denkt über Ziegenbraten nach.
Die Fledermaus die Motte frisst,
Der Mehlwurm sich vor Angst verpisst,
Die Mücke zwickt den Mann ins Ohr,
Das bringt aus ihm kein Kind hervor.
Das Mühlrad just ein Kalb erschlägt,
Das nun zum Ritual beiträgt.
Die Tafel ist schon reich gedeckt!
Wir hoffen, dass es allen schmeckt!
Die Nacht Spiralenkreise dreht
Bis ihr dazu die Lust vergeht.
Die Geister auf dem Friedhof tanzen
Und Knochen sich zu Mehl zerstanzen.
Die Knochenasche Suppen würzt
Und so des Lebens Not verkürzt.
Die Toten ziehen bei mir ein.
Es trügt sie mancher graue Schein.
Der Toten Zug sich vorwärts drängt
Bis sich der letzte Raum verengt.
So mancher denkt sich dann „ O weh!
Was drückt mich hier mein großer Zeh?
Hätt `ich doch bloß die Lebenszeit
Genutzt, statt ödem Zeitvertreib!
Die kalte Reue macht mich stumm.
Ein weitres Mal bin ich nicht dumm.
Wenn Samedi die Hand mir reicht
Und mich mit viel Humor einweicht.
Dann spitze ich ganz schnell mein Ohr
Und stimme ein in seinen Chor,
Der munter um die Tafel springt,
und lustig freche Reime singt,
Sich eifrig manchen Scherz ausdenkt,
Und so die Menschenkinder lenkt.“
Die Welt sich nun noch schneller dreht,
Bis jeder nach dem Tode fleht,
Der ihn mit freier Hand dann pflückt
Und ihn nach meinem Reich entrückt.
Dort wird ihm dann viel schneller klar
Wie es früher einmal war.
Und in die Zukunft blickt er rein
Dort wird so manches besser sein,
Wenn er sich selber packt am Schopf
Und lässt Verstand in seinen Kopf.
Zum neuen Spiel wird aufgemischt,
Die Karten neu verteilt.
Der Sekt jetzt aus den Flaschen zischt,
Nicht länger mehr wird hier verweilt.
Wer immer noch nicht schnell begreift,
Wie man sein zartes Seelchen feilt,
Dem bellt der Höllenhund entgegen
Und wehe ihm, er fragt weswegen.
Doch Samedi hilft seinen Kindern
Und kein Dämon kann ihn hindern!
Rudolf Mentges