Aquablu
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Sage aus Vorarlberg 2 (Das goldene Kegelspiel)
17.02.2012 um 11:35DAS GOLDENE KEGELSPIEL
Auf dem Bregenzer Schloßberg ist ein Sumpf voll Fröschen und Kröten, und dort flimmert am Abend, ich weiß nicht wie, ein Lichtle. Das Lichtle kommt immer, wenn es vom Turm in der Pfarre Mitternacht geschlagen hat, zwischen den Tannen und Buchen, bald beim Kirchenstift herauf an den Eichen vorbei und bald aus dem Erawald über den Ölrain rauf und durch die Lärchen zum Sumpf, dort bleibt es stehen und brennt bis um zwei. Das ist das Geisten von dem Unhold, der das wehrhafte Bregenz an die Schweden verraten hat. Die Schweden sind, wie in der Chronik zu lesen ist, im Dreißigjährigen Krieg gen Bregenz gekommen mit Schwertern und Kanonen und Lunten. Zwar haben sich zuerst die Bürger von Bregenz, als die Schweden von Lindau angeruckt kamen, wacker gewehrt, und bei der Straßenenge am Bodensee haben die Schweden wieder müssen fliehen zurück gegen Lochau. Aber zu Lochau kommt bei der Nacht ein Mann in das schwedische Lager und verspricht dem General Gustav Wrangel (heißt es in den Büchern), wie er die Schweden heimlich auf Ab- und Umwegen will führen in das Bregenzer Städtlein, aber versteht sich, nur um einen guten Lohn. Die Schweden gehen es ein, und drauf führt sie der Spitzbub über die Klause und den Pfänder hinab ins Tal vor das Städtle. Jetzt da kommt der Verräter zum Wrangel und bettelt: "Gebt mir meinen Lohn!" Aber der Schwed schüttelt den Kopf und sagt ernstlich zum Lumpen: "Der Taglohn soll dir nicht fehlen; auf dem Schloßberg hinter dem Felsen ist ein Sumpf, dort haben, wie ich mir habe sagen lassen, die Herren Grafen von Bregenz im Appenzellerkrieg ein goldenes Kegelspiel vergraben, und das ist dein Lohn; so geh mit Spaten und Schaufel und such es." So, der geht zum Sumpf und gräbt und gräbt immerzu, findet aber freilich kein "guldigs" Kegelspiel; auch keine Ruh hat er nach dem Tod mehr gefunden, und geisten muß er noch zur Stund dort und zu ewigen Zeiten graben und graben. Immer um Mitternacht wankt der Kerle, in der Hand eine Schaufel und eine Laterne, trübselig an die Arbeit und gräbt, bis es zwei schlägt, da verlöscht ihm sein Lichtlein, und was er gegraben hat, fällt wieder zusammen.
Auf dem Bregenzer Schloßberg ist ein Sumpf voll Fröschen und Kröten, und dort flimmert am Abend, ich weiß nicht wie, ein Lichtle. Das Lichtle kommt immer, wenn es vom Turm in der Pfarre Mitternacht geschlagen hat, zwischen den Tannen und Buchen, bald beim Kirchenstift herauf an den Eichen vorbei und bald aus dem Erawald über den Ölrain rauf und durch die Lärchen zum Sumpf, dort bleibt es stehen und brennt bis um zwei. Das ist das Geisten von dem Unhold, der das wehrhafte Bregenz an die Schweden verraten hat. Die Schweden sind, wie in der Chronik zu lesen ist, im Dreißigjährigen Krieg gen Bregenz gekommen mit Schwertern und Kanonen und Lunten. Zwar haben sich zuerst die Bürger von Bregenz, als die Schweden von Lindau angeruckt kamen, wacker gewehrt, und bei der Straßenenge am Bodensee haben die Schweden wieder müssen fliehen zurück gegen Lochau. Aber zu Lochau kommt bei der Nacht ein Mann in das schwedische Lager und verspricht dem General Gustav Wrangel (heißt es in den Büchern), wie er die Schweden heimlich auf Ab- und Umwegen will führen in das Bregenzer Städtlein, aber versteht sich, nur um einen guten Lohn. Die Schweden gehen es ein, und drauf führt sie der Spitzbub über die Klause und den Pfänder hinab ins Tal vor das Städtle. Jetzt da kommt der Verräter zum Wrangel und bettelt: "Gebt mir meinen Lohn!" Aber der Schwed schüttelt den Kopf und sagt ernstlich zum Lumpen: "Der Taglohn soll dir nicht fehlen; auf dem Schloßberg hinter dem Felsen ist ein Sumpf, dort haben, wie ich mir habe sagen lassen, die Herren Grafen von Bregenz im Appenzellerkrieg ein goldenes Kegelspiel vergraben, und das ist dein Lohn; so geh mit Spaten und Schaufel und such es." So, der geht zum Sumpf und gräbt und gräbt immerzu, findet aber freilich kein "guldigs" Kegelspiel; auch keine Ruh hat er nach dem Tod mehr gefunden, und geisten muß er noch zur Stund dort und zu ewigen Zeiten graben und graben. Immer um Mitternacht wankt der Kerle, in der Hand eine Schaufel und eine Laterne, trübselig an die Arbeit und gräbt, bis es zwei schlägt, da verlöscht ihm sein Lichtlein, und was er gegraben hat, fällt wieder zusammen.